Bruttoersatzquote

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Bruttoersatzquote bezeichnet im Zusammenhang mit Daten und Statistiken zur Altersvorsorge das Verhältnis zwischen den Bruttoeinkommen und den Brutto-Altersrenten[1] – also die Höhe der Rentenbezüge aus gesetzlichen öffentlichen sowie privaten Rentenversicherungen im Verhältnis zur Höhe des Verdiensts während der jeweiligen Erwerbstätigkeit.[2]

Anfang Juli 2019 gab die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) die künftige Bruttoersatzquote für Durchschnittsverdienende mit ungebrochener Erwerbsbiografie im Durchschnitt der 35 OECD-Länder mit 53 % für Männer und 52 % für Frauen an; dabei bestünden zwischen den Ländern große Unterschiede: Am unteren Ende der Skala das Vereinigte Königreich, wo Menschen, die damals dort mit 20 Jahren zu arbeiten begönnen hätten, künftige Bruttoersatzquoten von 22 % des Durchschnittsverdiensts erwarten hätten können, während in den Niederlanden am oberen Ende der Skala mit Ersatzquoten von fast 97 % zu rechnen gewesen sei.[3]

Ende März 2024 gab der Freiburger Soziologie-Professor Berthold Dietz in einem Zeitungsinterview an, dass die Bruttoersatzquote in Deutschland bei fast 39 % liege, in Österreich bei über 77 und im OECD-Schnitt bei knapp 70 % – „ein deutlicher Unterschied mit gewaltiger sozialer Sprengkraft“.[1]

Nettoersatzquote

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Nettoersatzquote wiederum berechnet sich nach dem „individuellen Netto-Rentenanspruch dividiert durch das Nettoarbeitsentgelt vor dem jeweiligen Renteneintritt, unter Berücksichtigung der von Erwerbstätigen und Rentnern zu leistenden Einkommensteuern und Sozialversicherungsbeiträge“: Sie gibt also das Verhältnis der Altersrente zum Nettolohn vor Renteneintritt wieder.[4]

Laut dem Bericht Pensions at a Glance 2017 – OECD and G20 Indicators („Renten auf einen Blick 2017 – OECD- und G20-Indikatoren“) lag die die Nettoersatzquote für Durchschnittsverdienende im öffentlichen und gesetzlich vorgeschriebenen privaten Altersvorsorgesystem im OECD-Durchschnitt bei 63 %; bei Hinzurechnung der freiwilligen privaten Altersvorsorge bei 69 % und unter Berücksichtigung der freiwilligen privaten Systeme in acht OECD-Ländern, in denen solche Systeme etabliert sind, bei 74 % im Vergleich zu 62 % damals nach Bruttowerten.[5][6]

2021 verglich die OECD die Nettoersatzquoten von 27 Ländern: Die Türkei lag dort mit über 103 % an der Spitze, vor Ungarn mit 94 %; Schlusslicht bildete Litauen mit fast 31 nach Estland mit knapp 34 %, Deutschland lag mit knapp 53 % auf dem sechstletzten Platz.[4]

  • Hans-Böckler-Stiftung, Wirtschafts- und sozialwissenschaftliches Institut (WSI, Hrsg.), Florian Blank, Camille Logeay, Erik Türk, Josef Wöss, Rudolf Zwiener: RENTEN IN DEUTSCHLAND UND ÖSTERREICH – Fragen und Antworten. In: Policy Brief Nr.64 12/2021[7]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Badische Zeitung: Freiburger Soziologe: "Immer mehr Ältere haben im Rentenalter noch Mini- oder Teilzeitjobs". 20. Februar 2024, abgerufen am 31. März 2024.
  2. OECD: Bruttoersatzquoten. OECD, Paris 6. Juli 2018, S. 112–113 (oecd-ilibrary.org [abgerufen am 31. März 2024]).
  3. OECD: Bruttoersatzquoten. OECD, Paris 6. Juli 2018, S. 112–113, doi:10.1787/pension_glance-2017-12-de (oecd-ilibrary.org [abgerufen am 31. März 2024]).
  4. a b So viel Geld bleibt deutschen Rentnern im europäischen Vergleich. 1. Oktober 2022, abgerufen am 1. April 2024.
  5. oecd-ilibrary.org: RENTEN AUF EINEN BLICK 2017: OECD- UND G20-LÄNDER – INDIKATOREN © OECD 2018; 4. 4. RENTENANSPRÜCHE; NETTOERSATZQUOTEN: GESETZLICH VORGESCHRIEBENE UND FREIWILLIGE SYSTEME (.pdf, 1. April 2024)
  6. OECD: Pensions at a Glance 2017: OECD and G20 Indicators (= OECD Pensions at a Glance). OECD, 2017, ISBN 978-92-64-28749-5, doi:10.1787/pension_glance-2017-en (oecd-ilibrary.org [abgerufen am 1. April 2024]).
  7. [1] (.pdf, S. 6; 31. März 2024)