Bufotes surdus
Bufotes surdus | ||||||||||||
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B. surdus, Museumsexemplar in Haltung (November 2008) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Bufotes surdus | ||||||||||||
(Boulenger, 1891) |
Bufotes surdus (Boulenger, 1891),[1] Synonyme: Bufotes surdus annulatus, Bufo persicus, Pseudepidalea surda, Bufo viridis var. persica, ist ein Froschlurch aus der Gattung Bufotes innerhalb der Familie der Kröten (Bufonidae). Ein deutscher Name existiert nicht. Frei übersetzt könnte er beispielsweise "Taube Kröte" (surdus lat. = taub) lauten[2], da das Gehör zurückgebildet ist. Annulus tympanicus (ringförmiger Gehörknorpel) sowie das bei Froschlurchen äußerlich erkennbare Trommelfell (Tympanum) fehlen. Die im Iran und stellenweise in Pakistan lebende Kröte ist bislang nur selten beschrieben.
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die kleinwüchsige (Kopf-Rumpf Länge 3 bis 6 cm), hellpigmentierte Kröte weist auf ihrer Hautoberfläche nur ein schwach gefärbtes olivgrünes Muster auf. Rücken und Beine tragen zahlreiche kleine (ca. 1 mm im Durchmesser) bräunliche Tuberkel. Kurze quadratische Parotiden sind vorhanden, das Tympanum ist, wie bereits erwähnt, durch einen Hautüberzug geschlossen. Als typischer Bodenbewohner gleicht das Tier das eingeschränkte Gehör durch ein feines Gespür für Bodenerschütterungen aus. Die Subartikular-Tuberkel unter den vierten Zehen sind gut sichtbar.
Gemäß den genetischen Untersuchungsergebnissen von Christophe Dufresnes et al. (2019) ist die diploide B. surdus die unmittelbare Schwesterart (Schwerstertaxon) zur Lorestan-Kröte, innerhalb der 2019 taxonomisch neu eingeteilten Gruppe der Wechselkröten.[3] Im Gegensatz zu B. surdus verfügt B. luristanicus aber über ein Gehör.
Lebensraum, Lebensweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Terra typica: Sarbaz im Osten Irans an der Grenze zu Pakistan. Stellenweise auch am iranisch-pakistanischen Küstenstreifen des Golfs von Oman. Weitere Vorkommen wurden 1973 belegt von Josef Eiselt & Josef F. Schmidtler im heutigen Landschaftsschutzgebiet Geno, ca. 50 km nördlich von Bandar Abbas (persisch بندر عباس) unterhalb des Kuh-e Geno (Palmenhain mit wasserführenden Kaskaden im Muschelkalk). Daneben existiert noch ein isoliertes Vorkommen im Südwesten in der Provinz Fars, im Umfeld des Zāgros-Gebirge, syntop mit der Lorestan-Kröte. Der besiedelte Höhenbereich im Iran reicht vom Meeresspiegel bis etwa 2250 m ü.N.N.
B. surdus ist ausgesprochen nachtaktiv und verbringt den Tag versteckt unter Steinen oder bodenbedeckender Vegetation (sofern vorhanden). Mit ihrer hellen Haut muss die Kröte sich vor intensiver Sonneneinstrahlung schützen. Bei Trockenheit und Wassermangel, die meist in ihren Lebensräumen vorherrscht, zieht sie sich in tiefere Boden- und Felsspalten zurück. B. surdus laicht während des Monsuns (März/April). Im Gegensatz zur Nominatform Bufotes viridis werden die Eier in Einzelschnüren abgelegt, wenn möglich um Vegetation gewickelt.[4] Aus den Eizellen schlüpfen schwarze Larven, deren Entwicklung nach ca. 4 Wochen abgeschlossen ist. In landwirtschaftlichen Gebieten wird die Kröte als Schädlingsbekämpfer geschätzt. Sie findet sich gelegentlich auch in der Nähe von Siedlungen. Dort nutzt sie Wasserstellen wie Zisternen oder Brunnen.
Gefährdung und Schutz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Laut IUCN gilt die Art nicht als bedroht (Least Concern, Stand: 2008/2015). Es wird davon ausgegangen, dass sich die Bestandssituation verschlechtert hat.[5] Vor Ort gibt es für die Art keine spezifischen Erhaltungsmaßnahmen. Entlang des Sarboz-Flusses im Iran befinden sich die Lebensräume in einem Krokodilschutzgebiet. Die am Taftan-Berg gefundene Population liegt ebenfalls in einem Schutzgebiet. Durch den Klimawandel bedingten zeitweisen Ausfall des Monsuns, sind Rückgänge durch lang anhaltende Trockenperioden möglich.
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Boulenger, G. A. (1891): Descriptions of new Oriental reptiles and batrachians. Annals and Magazine of Natural History, Series 6, 7: 279–283.
- Josef Eiselt & Josef F. Schmidtler (1973): Froschlurche ans dem Iran unter Berücksichtigung außeriranischer Populationsgruppen. Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien, 77: 181–243 (zobodat.at [PDF]).
- Parvaresh, Z.; N. Seddighi; F. Roushenas; S. Rahimi; E. Hasani; Z. Mossadeghi; M. Nokhbatolfoghahai (2016). "Reproductive strategy and embryonic development of Bufotes surdus annulatus in Iran". Salamandra. 52 (3): pp. 230–242.
- M. Rais, W. Ahmed, A. Sajjad, A. Akram, M. Saeed, H.N. Hamid & A. Abid (2021): Amphibienfauna Pakistans mit Hinweisen zu zukünftigen Forschungs- und Erhaltungsperspektiven. ZooKeys Bd. 1062, pp. 157–175.
- M. Stöck, R. Günther & W. Böhme (2001). Progress towards a taxonomic revision of the Asian Bufo viridis group: current status of nominal taxa and unsolved problems (Amphibia: Anura: Bufonidae). Zoologische Abhandlungen – Staatliches Museum für Tierkunde in Dresden. 51: 253–319.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ ITIS - Website Citation www.itis.gov, CC0 doi:10.5066/F7KH0KBK, abgerufen am 25. Dezember 2021
- ↑ Josef Eiselt & Josef F. Schmidtler (1973): Froschlurche ans dem Iran unter Berücksichtigung außeriranischer Populationsgruppen. Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien, 77: 181–243 (zobodat.at [PDF]).
- ↑ C. Dufresnes, G. Mazepa, D. Jablonski, R. Oliveira, T. Wenseleers, D.A. Shabanov, M. Auer, R. Ernst, C. Koch, H.E. Ramírez-Chaves, K.P. Mulder, E. Simonovo, A. Tiutenko, D. Kryvokhyzhar, P.L. Wennekes, O. Zinenko, A. Korshunov, A. M. Al-Johany, E.A. Peregontsev, R. Masroor, C. Betto-Colliard, M. Denoël, L.J. Borkin, D.V. Skorinov, R. Pasynkova, L.F Mazanaeva, J. M. Rosanov, S. Dubey & S. Litvinchuk (2019): Fifteen shades of green: The evolution of Bufotes toads revisited. Molecular Phylogenetics and Evolution. Vol. 141: 106615, Elsevier. doi:10.1016/j.ympev.2019.106615
- ↑ Schmidtler, J. J. & J. F. Schmidtler (1969): Über Bufo surdus mit einem Schlüssel und Anmerkungen zu den übrigen Kröten Irans und West-Pakistans. Salamandra Bd. 5, S. 113–123.
- ↑ Rote Liste IUCN [1], abgerufen am 27. Dezember 2021.