Bundesweite Arbeitsgemeinschaft der psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer
Bundesweite Arbeitsgemeinschaft der Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer (BAfF) | |
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Rechtsform | eingetragener Verein |
Gründung | 1996 |
Sitz | Berlin (⊙ ) |
Zweck | Psychosoziale Unterstützung für geflüchtete Menschen, die extreme Gewalt überlebt haben[1] |
Vorsitz | Ulrike Schneck |
Geschäftsführung | Lukas Welz |
Umsatz | 1.380.064 Euro (2020) |
Beschäftigte | 18 (2024) |
Mitglieder | 48 Mitgliedszentren (2024) |
Website | www.baff-zentren.org |
Die Bundesweite Arbeitsgemeinschaft der Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer (kurz: BAfF e.V.) ist der Dachverband der Psychosozialen Zentren, Einrichtungen und Initiativen, die sich die psychosoziale und therapeutische Versorgung von Geflüchteten in Deutschland zur Aufgabe gemacht haben. Seit 1996 engagiert sich die BAfF für vollen Schutz und gleiche Rechte für Geflüchtete und Überlebende von Folter und anderer Gewalt.
Geleitet wird die BAfF durch das Recht aller Menschen auf Gesundheit. Dieses wurde in zahlreichen internationalen Übereinkommen ausdrücklich anerkannt, wie beispielsweise in der Genfer Flüchtlingskonvention, der EU-Grundrechtecharta und der UN-Antifolterkonvention.
Leitbild
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wahrung der Menschenrechte, insbesondere des Rechtes auf Leben, körperliche Unversehrtheit und Gesundheit der in Deutschland Hilfe suchenden Menschen.
Entstehung der BAfF
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der eingetragene Verein ging 1996 aus einer Reihe von nationalen Treffen und Fachtagungen hervor, in welchen die Idee eines bundesweiten Bündnisses der Psychosozialen Zentren in Deutschland befürwortet wurde. Die BAfF nimmt Aufgaben wahr, die allen Mitgliedsorganisationen gemeinsame Anliegen sind und die die Wirkungs- und Einflussmöglichkeiten der einzelnen Organisationen sinnvoll erweitern, so u. a.
- gemeinsame Projekte und Evaluation der psychosozialen Begleitung von geflüchteten Menschen in Deutschland
- Erfahrungs- und Informationsaustausch zwischen den Zentren und mit externen Fachkräften
- Arbeitsgruppen zu Standards in der Therapie und Begutachtung psychotraumatisierter Flüchtlinge
- Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit
- europäische und internationale Vernetzung
- Fortbildungen und eine jährliche Bundesfachtagung.
Die Geschäftsstelle hat ihren Sitz in Berlin. Der Vorstand besteht aus einem geschäftsführenden Vorstand (Vorsitz, stellv. Vorsitz und Schatzmeister) sowie einem erweiterten Vorstand aus ehrenamtlichen Beisitzern. 27 Jahre stand Gründungsmitglied Elisabeth Bittenbinder an der Spitze des Verbandes. 2021 ging sie als Geschäftsleiterin in den Ruhestand und beendete 2023 auch ihre Tätigkeit als ehrenamtliche Vorsitzende. Ulrike Schneck wurde auf der Mitgliederversammlung in Frankfurt am Main zu ihrer Nachfolgerin gewählt.
Finanzierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neben den Mitgliedsbeiträgen finanziert sich die BAfF hauptsächlich aus Projektmitteln und durch Spenden. Die BAfF hat sich der Initiative Transparente Zivilgesellschaft angeschlossen und veröffentlicht wichtige Daten zum Verein, der Herkunft der Hauptfinanzierungen sowie weitere Daten, um Transparenz, Vertrauen und Glaubwürdigkeit zu schaffen – nicht nur für die Mitglieder, sondern auch für die Öffentlichkeit, Spendern, Fördernde und alle Interessierte.
Handlungsfelder der BAfF
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vernetzung
- Vernetzung der Mitgliedzentren (Psychosoziale Zentren) untereinander und auf europäischer und internationaler Ebene
- Stärkung des fachlichen Austauschs mittels der Entwicklung, Sammlung und Weitergabe von bspw. professionellen Standards, neuster Forschungsergebnisse, rechtlicher Veränderungen
Fachliche Expertise
- Stärkung des fachlichen Austauschs in Hinblick auf Erfahrung, Wissen und Information zwischen den Mitgliedszentren
- Entwicklung und Dokumentation von ethischen und professionellen Standards für eine angemessen Behandlung von traumatisierten Geflüchteten und Opfern organisierter Gewalt sowie die Bekanntmachung
- Impulse für die wissenschaftliche Forschung, zur Klärung von Fragen zu Folgen von organisierter Gewalt auf den Menschen sowie zur Entwicklung von Methoden zu ihrer ganzheitlichen Behandlung
- Dokumentation von Forschungsergebnissen für die Fachöffentlichkeit
- Dokumentation, Analyse und Verbreitung von rechtlichen Veränderungen in der Asyl- und Migrationspolitik sowie in Bezug auf aufenthaltsrechtliche Fragen
- Expertise für Tagungen, Expertenrunden, Politik, Verwaltung, Fachleute u. a.
Weiterbildung
- Entwicklung und Förderung von Qualifizierungsmaßnahmen innerhalb der Behandlungszentren (Fortbildung, Fachtagungen, Zusammenarbeit mit Ausbildungsinstituten)
- Angebot von Qualifizierungsmaßnahmen für Fachleute außerhalb der Behandlungszentren
Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit
- Veröffentlichung und Verbreitung gemeinsamer Anliegen der Psychosozialen Zentren gegenüber der Öffentlichkeit und politischen Entscheidungsträgern auf lokaler, regionaler, bundesweiter und internationaler Ebene
- Förderung der Zusammenarbeit mit Wohlfahrtsverbänden, Ärzte- und Psychotherapeutenkammern, Entscheidungsträgern im Gesundheits- und Sozialwesen sowie weiteren öffentlichen Interessenvertretern und europäischen Institutionen
- Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Fundraising.
Der Versorgungsbericht der BAfF
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einmal im Jahr veröffentlicht die BAfF den Versorgungsbericht mit Zahlen aus den Psychosozialen Zentren. Dazu wird eine Onlinebefragung bei allen Mitgliedszentren durchgeführt, um Daten zur Versorgung geflüchteter Menschen in den Psychosozialen Zentren zu erheben. Dies ist die einzige regelmäßig stattfindende und bundesweite Erhebung von Daten zur psychosozialen Versorgung geflüchteter Menschen.
Mit rund 25.000 Klienten, die ein psychosoziales und/oder therapeutisches Angebot in 2019 in Anspruch genommen haben, zeigt sich ein Anstieg von knapp 10 Prozent im Vergleich zu 2018. Wie schon in den Jahren zuvor wird dadurch die Dringlichkeit psychosozialer Hilfe für geflüchtete Menschen in Deutschland deutlich. Die Daten zeigen so auch den ungedeckten Versorgungsbedarf, den es in Deutschland für die psychosoziale Begleitung von geflüchteten Menschen gibt – über 11.800 Personen konnten 2019 nicht versorgt werden. Die Gründe dafür sind vor allem Kapazitätsgrenzen und fehlende finanzielle Mittel.
Mitglieder der BAfF
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Derzeit sind 47 Psychosozialen Zentren aus ganz Deutschland Mitglied in der BAfF (Stand November 2021). Neben den Psychosozialen Zentren sind dies auch Einrichtungen und zivilgesellschaftliche Initiativen, darunter alle größeren Einrichtungen zur Rehabilitation von Flüchtlingen und Folteropfern in Deutschland sowie einige Flüchtlingsberatungsstellen, die auch psychologische Angebote bereithalten.
Außerdem sind andere Menschenrechtsorganisationen (bspw. PRO ASYL und Flüchtlingsräte) sowie Einzelpersonen Fach- oder Fördermitglieder.
Die Psychosozialen Zentren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Psychosozialen Zentren bieten ein niedrigschwelliges, multiprofessionell organisiertes Leistungsspektrum an. Menschen mit Fluchterfahrung werden durch die in den Zentren vorhandene psychotherapeutische, sozialarbeiterische, rechtliche und ärztliche Expertise individuell je nach Bedarf unterstützt.
Die meisten Zentren bieten darüber hinaus Fortbildung und Fachberatung für medizinische, psychotherapeutische und pädagogische Fachkräfte an und setzen sich auch auf politischer Ebene für die Belange von Überlebenden von Krieg, Folter und Flucht ein.
Die Psychosozialen Zentren finden sich in allen Bundesländern:
Baden-Württemberg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Nadia Murad Zentrum
- PSZ Nordbaden
- Verein zur Unterstützung traumatisierter Migranten e. V. Karlsruhe
- Refugium Freiburg – Psychosoziale und medizinische Beratung und Koordinierung für Geflüchtete
- refugio Stuttgart e.V. – Psychosoziales Zentrum für traumatisierte Flüchtlinge
- PBV Stuttgart – Psychologische Beratungsstelle für politisch Verfolgte und Vertriebene
- BFU Ulm – Behandlungszentrum für Folteropfer Ulm
- REFUGIO Villingen-Schwenningen – Kontaktstelle für traumatisierte Flüchtlinge
- Traumanetzwerk Lörrach
Bayern
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- REFUGIO München – Beratungs- und Behandlungszentrum für Flüchtlinge und Folteropfer
- PSZ Nürnberg – Psychosoziales Zentrum für Flüchtlinge
Berlin
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Zentrum Überleben gGmbH
- XENION Berlin – Psychotherapeutische Beratungsstelle für politisch Verfolgte
- MeG betreutes Wohnen gGmbH, Psychosoziale Unterstützung und Therapie für Migranten erster Generation
- Fachstelle für LSBTI_ Geflüchtete
Brandenburg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Behandlungsstelle für traumatisierte Flüchtlinge, Fürstenwalde
Bremen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- REFUGIO Bremen – Psychosoziales Zentrum für ausländische Flüchtlinge
Hamburg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- haveno – Psychotherapie und interkulturelle Kommunikation
- SEGEMI – Seelische Gesundheit Migration und Flucht e.V.
- Lichtpunkt. Traumatherapie und Psychosoziales Zentrum
- PSB Flucht – Psychosoziale Beratung für Flüchtlinge
Hessen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- FATRA Frankfurt/M. – Frankfurter Arbeitskreis Trauma und Exil e.V.
- Ev. Zentrum für Beratung und Therapie Frankfurt/M. – Haus am Weißen Stein – Beratung und Therapie für Flüchtlinge
Mecklenburg-Vorpommern
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Psychosoziales Zentrum für Migranten in Vorpommern, Greifswald
- Psychosoziales Zentrum Rostock für Geflüchtete & Migrant*innen
Niedersachsen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Netzwerk für traumatisierte Flüchtlinge in Niedersachsen e.V., Hildesheim
- IBIS – Interkulturelle Arbeitsstelle e.V., Oldenburg
Nordrhein-Westfalen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Caritas Therapiezentrum für Menschen nach Folter und Flucht
- Refugio Münster – Psychosoziale Flüchtlingshilfe
- PSZ für Flüchtlinge Diakonie Mark-Ruhr
- Psychosoziales Zentrum für Flüchtlinge Düsseldorf
- Psychosoziales Zentrum für Flüchtlinge Dortmund
- PSZ Bielefeld – Psychosoziales Zentrum für Flüchtlinge
- PSZ Aachen – Psychosoziales Zentrum für Flüchtlinge in der Städteregion Aachen (PÄZ Aachen e.V.)
- MFH Bochum – Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum e.V.
Rheinland-Pfalz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- PSZ Montabaur
- Psychosoziales Zentrum für Flucht und Trauma
- Psychosoziales Zentrum Pfalz
- Ökumenische Beratungsstelle für Flüchtlinge, Trier
- IN TERRA – Psychosoziales Zentrum für Flüchtlinge, Mayen
Saarland
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- PSZ Saarbrücken – Psychosoziales Beratungszentrum des Deutschen Roten Kreuzes
Sachsen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Psychosoziales Zentrum - Beratungsstelle Chemnitz
- Psychosoziales Zentrum Dresden
- Psychosoziales Zentrum für Geflüchtete Leipzig
Sachsen-Anhalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Psychosoziales Zentrum für Migrantinnen und Migranten (Standorte in Halle (Saale) und Magdeburg)
Schleswig-Holstein
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Brücke Schleswig-Holstein, Kiel
- Psychosoziale Anlaufstelle für Geflüchtete
Thüringen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Refugio Thüringen – Psychosoziales Zentrum für Flüchtlinge (Standorte in Jena und Erfurt)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Leitlinien der BAfF zur Organisation der Beratung und Behandlung von Flüchtlingen und Opfern organisierter Gewalt. Abschnitt „1.3 Selbstverständnis und Aufgaben“. Bundesweite Arbeitsgemeinschaft der Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer (BAfF), abgerufen am 22. Dezember 2024.