Bureau of American Ethnology
Das Bureau of American Ethnology (Abk. BAE; deutsch Bureau für amerikanische Ethnologie u. a.[1]) wurde im Jahr 1879 in der US-amerikanischen Hauptstadt Washington, D.C. vom US-Kongress gegründet und ist der Smithsonian Institution angegliedert.
Kurzeinführung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Institution des BAE beschäftigt sich mit der indianischen Urbevölkerung und ihrer Kultur, um damit in Zusammenhang stehende Daten, Aufzeichnungen und Materialien des Ministeriums für Innere Angelegenheiten der Vereinigten Staaten an die US-Smithsonian Institution in Washington, D.C. zu übertragen, wo sich bis heute der Sitz befindet.
Das BAE spielte eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung der amerikanischen Anthropologie und hat sich „namentlich um die Erhaltung der Reste der Indianerkultur verdient gemacht[2]“. Sein erster Direktor war der amerikanische Geologe John Wesley Powell, der vom Präsidium aus die Organisation der anthropologischen Forschung in Amerika übernahm.
Unter der Leitung von John Wesley Powell betrieb das BAE von Anfang an nicht nur umfangreiche ethnographische und archäologische Forschungen, sondern organisierte auch Ausstellungen und sammelte anthropologische Proben für das Nationalmuseum der Vereinigten Staaten. Darüber hinaus wurde das BAE der offizielle Aufbewahrungsort von Dokumenten im Zusammenhang mit den geologischen Expeditionen der USA in die Indianer-Gebiete, insbesondere dem Geographical and Geological Survey of the Rocky Mountain Region und dem Geological Survey of the Territories.
Es legte im Archiv eine große Bibliothek an und trug Fotos zusammen (einschließlich der von Edward S. Curtis).
Im Jahr 1965 fusionierte das Amt mit dem Institute of Ethnology (Institut für Ethnologie) der Smithsonian Institution, um im Rahmen des US-amerikanischen National Museums das Smithsonian Anthropologie Management (Smithsonian Office of Anthropology) zu bilden (heute das National Museum of Natural History (Washington)). Im Jahr 1968 wurden die Archive im Nationalen Anthropologischen Archiv neu organisiert.
Mitarbeiter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu den Mitarbeiter des BAE zählten viele prominente Archäologen und Anthropologen, darunter Frank Hamilton Cushing (1847–1900), Jesse Walter Fewkes (1850–1930), Alice Cunningham Fletcher (1838–1923), John Peabody Harrington (1884–1961), William C. Sturtevant (1926–2007), und es gewährte Zuschüsse für Forschungen von Franz Boas (1858–1942), Frances Densmore, Garrick Mallery (1831–1894), Washington Matthews, Paul Radin, Cyrus Thomas und T. T. Waterman.
Verschiedenes
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vom BAE wurde z. B. der Beweis erbracht, dass die Erbauer zahlreicher Hügel in den Vereinigten Staaten ausschließlich Indianer waren, und diese nicht von anderen Nationen stammten (wie den Wikingern, dem Volk des Buches Mormon usw., wie viele in der Mitte des 19. Jahrhunderts glaubten). Zum letztgenannten Streitpunkt entstand ein umfangreiches Werk zur Überprüfung dieser Hügel, das im Jahr 1894 von Cyrus Thomas veröffentlicht wurde.[3]
Publikationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Institution veröffentlichte die Publikationsreihen Annual Report[4] (ein Jahresbericht an den Sekretär der Smithsonian Institution) und die Bulletins (darin die Anthropological Papers – mit einer zusätzlichen Nummerierung) und eine Reihe wichtiger Nachschlagewerke: die Handbücher über amerikanische Ureinwohner nördlich von Mexiko, amerikanische Ureinwohnersprachen, Altertümer der amerikanischen Ureinwohner, südamerikanische Ureinwohner und die Ureinwohner Kaliforniens.
Übersicht (Auswahl) Übersicht zu den Publikationen des BAE (mit Digitalisaten)
- Annual Reports
- Bulletins (darin die Anthropological Papers und verschiedene Handbücher)
Die veröffentlichten Handbücher sind:
- Frederick Webb Hodge: Handbook of American Indians north of Mexico (2 Bde., 1907–11)
- Franz Boas (Hrsg.): Handbook of American Indian Languages (2 Bde., 1911–22) (mit Beiträgen (teils mehrfach) von P. E. Goddard, J. R. Swanton, Franz Boas, Roland B. Dixon, William Jones, William Thalbitzer, Edward Sapir, Leo. J. Frachtenberg, Waldemar Bogoras u. a. über die Sprachen (der) Athapascan (Hupa), Tlingit, Haida, Tsimshian, Kwakiutl, Chinook, Maidu, Algonquian (Fox), Siouan (Dakota), Eskimo, Takelma, Coos, Siuslawan, Chukchee)
- William Henry Holmes: Handbook of aboriginal American antiquities (1919)
- Julian H. Stewart: Handbook of South American Indians (6 Bde. plus Index, 1946–1950 u. 1959)
- Alfred L. Kroeber: Handbook of the Indians of California. 1929
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Neil M. Judd: The Bureau of American Ethnology. A Partial history. University of Oklahoma Press. 1967.
- The Smithonian Institution 1846–1899 (Washington 1901)
- Jacqueline Holzer: Linguistische Anthropologie: Eine Rekonstruktion. 2005 (Online-Auszug)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- List of Publications of the Bureau of American Ethnology
- National Anthropological Archives, Smithsonian Institution
- Digitized copies of the BAE Annual Reports at Gallica
- Bureau of American Ethnology, Bulletin 161: Seminole Music, Frances Densmore
- Register to the Papers of the Bureau of American Ethnology, National Anthropological Archives, Smithsonian Institution
Einzelnachweise und Fußnoten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Das Bureau of American Ethnology (BAE) ist im Deutschen unter verschiedenen Bezeichnungen bekannt: Bureau für amerikanische Ethnologie; Amt für amerikanische Ethnologie; Behörde für amerikanische Ethnologie usw.
- ↑ Museumskunde. Zeitschrift für Verwaltung und Technik öffentlicher und privater Sammlungen. Berlin 1905, Band 1, S. 117 (Digitalisat)
- ↑ Thomas, Cyrus. Report on the mound explorations of the Bureau of Ethnology. Pp. 3–730. Twelfth annual report of the Bureau of Ethnology to the Secretary of the Smithsonian Institution, 1890–91, by J. W. Powell, Director. XLVIII+742 pp., 42 pls., 344 figs. 1894.
- ↑ Annual Report of the Bureau of Ethnology to the Secretary of the Smithsonian Institution