Burkhardt Leitner
Burkhardt Leitner (* 19. Februar 1943 in Strelno) ist ein deutscher Designer von Messe- und Ausstellungssystemen. Er war Inhaber der Firma Burkhardt Leitner constructiv, entwickelte seit 1966 modulare Bausysteme und gestaltet nebenbei seit 1971 die limitierte Jahresgabe „non art“.[1]
Leben und Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Geboren wurde Leitner auf der Flucht. Die Familie stammte aus Königsberg und floh während der Kriegswirren Richtung Westen. Geboren wurde der jüngste von vier Geschwistern auf der Flucht in Strelno im Wartheland. Die Familie siedelte zunächst bei Güstrow, wo der Vater das Landwirtschaftliche Gut Steinhagen bewirtschaftete. Dort besuchte Leitner die Grundschule. 1955 floh die Familie dann nach Westdeutschland.
In Esslingen am Neckar machte er einen Hauptschulabschluss in der Silcherschule. Anschließend ging Leitner in die Lehre zum Schaufensterdekorateur (Schauwerbegestalter) bei dem Herrenausstatter Knagge & Peitz in Stuttgart.
Am 1. März 1963, meldete Burkhardt Leitner seine erste Firma in Stuttgart an: Burkhardt Leitner Werbegestaltung. 1966 entwickelte er das erste Knoten-Platten-System „Leitner 1“. 1967 erfolgte die Gründung der Leitner Ausstellungsysteme GmbH. Es folgte die Entwicklung von mehreren modularen Ausstellungssystemen. 1980 wurden die Systeme „Leitner 1“, „Leitner 4“, „Leitner 14“ sowie „non art“ in das Museum die Neue Sammlung, das weltweit erste Designmuseum, aufgenommen. Er verließ 1989 die von ihm gegründete Firma Leitner Ausstellungsysteme GmbH. Zwei Jahre später gründete er das Unternehmen Burkhardt Leitner constructiv (1993–2015).
Seit 2016 wird das Unternehmen unter dem neuen Namen burkhardt leitner modular spaces[2] mit neuen Inhabern weiter geführt.
2015 zog sich Burkhardt Leitner ins Privatleben zurück.
Ausstellungssysteme von Burkhardt Leitner
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zwischen 1966 und 1989 entwickelte Burkhardt Leitner u. a. die Ausstellungssysteme: „Leitner 1“, „Leitner 4“, „Leitner 6“, „Leitner 10“, „Leitner 14“ (entwickelt für Festo), „Leitner 15“, „Leitner 30“ (entwickelt für AEG) und „Leitner 50“.
Zwischen 1993 und 2013 folgten die Systeme: „primus“, „pila“, „max“, „sixo“, „junior“, „pila petit“, „clic“[3], „pon“, „pila IV“ und „otto“ (Office-System).
Ausstellungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ausstellungseinsätze von Leitner-Systemen:
- „Antifaschistischer Widerstand 1933–1945“[4] – Die Ausstellung wurde 1971 in der Frankfurter Paulskirche eröffnet. Es war die erste bundesweite Schau zu diesem Thema und wurde vom Studienkreis Deutscher Widerstand 1933–1945 e.V. gezeigt. Gestaltet wurde sie von dem Grafiker Michael Dohmen.
- „Entwicklung des Ausstellungssystems für das Bauhaus-Archiv Berlin“
- „Design: Vorausdenken für den Menschen“[5] – Eine Ausstellung der Bundesrepublik Deutschland, eingerichtet vom Rat für Formgebung in Darmstadt in Zusammenarbeit mit dem Amt für industrielle Formgestaltung der Deutschen Demokratischen Republik, im Internationalen Handelszentrum in Berlin vom 4. bis 20. Dezember 1984 und im Frühjahr 1985 in Leipzig. Darmstadt.
- „Experiment Bauhaus Dessau“ – Die Ausstellung wurde vom 30. Juli bis September 1988 gezeigt. Das Bauhaus-Archiv Berlin (West) präsentierte seine Sammlung im Bauhaus Dessau mit Ausstellungssystem „Leitner 1“, mit dem es schon seine ständige Ausstellung auf rund tausend Quadratmetern ausgestattet hatte.
- „Design – USA“ – Am 5. September 1989 eröffnete der amerikanische Botschafter Jack Matlock die Ausstellung „Design – USA“ in Moskau. Die seit 1959 von der United States Information Agency (USIA) organisierten insgesamt neunzehn amerikanischen Ausstellungen in der UdSSR waren das Herzstück der Vereinbarung der beiden Weltmächte über den Kulturaustausch. Gezeigt wurden Erzeugnisse aus den Vereinigten Staaten – von Technologie, Landwirtschaft, Medizin bis zu Grafikdesign. Die Ausstellung „Design – USA“ war die letzte dieser Art. Die Leitner USA, Inc. Exhibit Systems in Chicago wurde damit beauftragt, eine Fläche von viertausend Quadratmetern zu bespielen. Gezeigt wurde US-Design aus diversen Gebieten. Die Wanderausstellung begann in Moskau und führte danach in neun andere Städte: Donezk, Chișinău, Duschanbe, Almaty, Nowosibirsk, Wolgograd, Baku, Wladiwostok und Chabarowsk.
- „Less and More. Das Designethos von Dieter Rams.“[6] – Die Wanderausstellung (Design: Keiko Ueki-Polet vom Santory Museum, Osaka; Kurator: Klaus Klemp) des Museums Angewandte Kunst (MAK) in Frankfurt wurde neben Frankfurt auch im Suntory Museum in Osaka, im Fuchu Art Museum in Tokio, im Daelim Contemporary Art Museum in Seoul und im Museum of Modern Art (MoMA) in San Francisco gezeigt. Hierbei kam das Ausstellungssystem „constructiv clic“ zum Einsatz.
Persönlich gewidmete Ausstellungen:
- „thank you burkhardt, Burkhardt Leitner's 50 years in design“[7] war der Titel der persönlichen und umfangreichen Hommage von Akin Nalça, Geschäftsführer von burkhardt leitner modular spaces. Mit dieser Ausstellung im Rahmen der Reihe „Einsichten“ würdigte das Design Center Baden-Württemberg das Lebenswerk des Designers.
Engagement und Projekte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]„Ausstellung im Kabinett“ (1998–2002)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]„Ausstellung im Kabinett“ war eine Non-Profit-Galerie im Stuttgarter Bohnenviertel. Der eher private Charakter eines „Kabinetts“ sollte das Anliegen unterstreichen, Kunst in persönlich geprägter Atmosphäre öffentlich zu machen. Das Kabinett verstand sich als Forum für die Begegnung von Kunstinteressierten und Fachpublikum, Künstlern und Galeristen, Kunstkritik und Kulturinstitutionen. Jede Ausstellung war auf wenige Quadratmeter und auf drei Wochenenden begrenzt.
Als reine Non-Profit-Galerie, die keinerlei kommerzielle Interessen verfolgte, unterstützten Burkhardt Leitner und seine Frau vornehmlich junge oder auf dem Kunstmarkt noch wenig erfahrene Künstler, um ihnen den Eintritt in den Kulturbetrieb zu erleichtern und weiterführende Kontakte zu ermöglichen. Aber auch Künstler, die in Vergessenheit gerieten, oder überraschende Werke bekannter Künstler, die der Öffentlichkeit noch unbekannt waren, wurden ausgestellt.
„Freistempel – Kunst auf Zeit“ (1984–2013)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Statt die anonym-bürokratischen Freistempel der Post zu verwenden, drückt das Unternehmen seiner Geschäftskorrespondenz buchstäblich einen ganz persönlichen Stempel auf. Die Endlichkeit des auf ein Vierteljahr begrenzten Einsatzzeitraums wie die Flüchtigkeit des Briefumschlags, an sich ein Wegwerfartikel der Unternehmenskommunikation, als Transportmedium werden zu Bedingung und Wesen einer sich temporär verstehenden Kunst. In diesem Selbstverständnis trifft sie sich mit der temporären Architektur Burkhardt Leitners und wird so selbstverständlicher Bestandteil der Unternehmenskultur.[8][9]
„non art“ (1971–2017)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]„non art“ war erdacht als ein neues Medium, um die Corporate Identity von Burkhardt Leitners Unternehmen zu transportieren. Als solches wurde „non art“ 1982 aufgenommen in die Neue Sammlung staatlicher Museen für angewandte Kunst in München und 1999 ausgezeichnet für höchste Designqualität beim Deutschen Preis für Kommunikationsdesign. „non art“ wollte ein neuartiges Kommunikationsmittel sein, um die Unternehmensphilosophie handgreiflich vor Augen zu führen: den Willen zu purer Ästhetik im Messe – und Ausstellungsdesign sichtbar und die Materialsorgfalt spürbar zu machen. Die „non art“-Objekte sind aus Modulen aufgebaut. Den Spieltrieb des Empfängers benutzt Leitner als Gestaltungsprinzip. Seiner Individualität verantwortet er die endgültige Gestalt. Es ist im Grunde die im Kleinen verdichtete Idee seiner Ausstellungssysteme – das modulare Bauprinzip mit seinen unendlichen Variationen. „non art“ (1971–2000) erschien als kleines Buch bei avedition.[10]
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zwischen 1963 und 2014 gewannen die von Burkhardt Leitner und seinem Team entwickelten Ausstellungssysteme „Leitner 47“ nationale und internationale Design Auszeichnungen, darunter
- viermal Designpreis der Bundesrepublik Deutschland, zuletzt 2012[11],
- achtmal iF Design Award[12],
- fünfmal Red Dot Design Award und
- zweimal Best of Show Award des EuroShop Exhibitor Magazins[13].
Mitgliedschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- aed Stuttgart e.V.; dort Firmenmitglied und Beirat bis 2006
- Deutscher Werkbund bis 2001
- FAMAB Verband Direkte Wirtschaftskommunikation e.V.
- Rat für Formgebung; dort Präsidiumsmitglied 1998–2014
- aktiv im Förderkreis der Merz Akademie
- Jury des Mia-Seeger-Preises; dort Jurymitglied bis 2005
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Burkhardt Leitner. In: Hans Wichmann: Industrial Design, Unikate, Serienerzeugnisse. Die Neue Sammlung, ein neuer Museumstyp des 20. Jahrhunderts. Neue Sammlung, Staatliches Museum für Angewandte Kunst, Prestel Verlag, München 1985, S. 504. ISBN 978-3-7913-0684-1
- Walter Hönscheidt: über Burkhardt Leitner. In: form – Zeitschrift für Gestaltung, Nr. 149, Verlag form, Frankfurt am Main 1995.
- Firmenportrait: Burkhardt Leitner Constructive. In: Arch+, Nr. 146 „Die Debatte“, April 1999, S. 103 ff.
- Burkhardt Leitner. In: Marion Godau: Design Directory Germany. Pavilion, 2000, S. 235.
- Ulrich Fleischmann (Hrsg.): Burkhardt Leitner – non art, 1971–2000. Av edition, Ludwigsburg 2000. ISBN 978-3-929638-39-4
- Ulrich Fleischmann: Constructiv CLIC from Burkhardt Leitner constructiv. Verlag form, Frankfurt am Main 2001. ISBN 978-3-7643-6788-6
- Ulrich Fleischmann (Hrsg.): Burkhardt Leitner - System Designer. Festschrift zum 70. Geburtstag, zu 50 Jahren Selbständigkeit und 20 Jahren Burkhardt Leitner constructiv. Av edition, Ludwigsburg 2013, ISBN 978-3-89986-182-2
- Burkhardt Leitner Constructiv GmbH (Hrsg.): Temporary architecture: Burkhardt Leitner - global network. Av edition, Ludwigsburg 2011, ISBN 978-3-89986-147-1
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Burkhardt Leitner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Burkhardt Leitner modular spaces, Website des Unternehmens
- Oliver Ruf: Abgestempelt, Taz, 15. Juli 2002
- 7 Fragen an Burkhardt Leitner, Newsletter Nr. 26, Deutscher Werkbund
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Burkhardt Leitner. In: Andrej Kupetz (Hrsg.): Günter Kupetz – Industrial Design. Walter de Gruyter 2006, S. 145. ISBN 978-3-7643-7814-1 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- ↑ burkhardt leitner modular spaces GmbH: Firmengeschichte. In: burkhardt leitner modular spaces GmbH. Abgerufen am 22. November 2017.
- ↑ Fleischmann, Ulrich: constructiv CLIC from Burkhardt Leitner constructiv. Birkhäuser Verlag, 2002, ISBN 3-7643-6788-1.
- ↑ Dohmen, Wolfgang (Hrsg.): Ausstellung Antifaschistischer Widerstand 1933–1945. Studienkreis zur Erforschung und Vermittlung der Geschichte des Deutschen Widerstandes 1933–1945, Frankfurt, M. 1973 (d-nb.info).
- ↑ Rat für Formgebung: Design: Vorausdenken für den Menschen : e. Ausstellung aus d. Bundesrepublik Deutschland ; Berlin, Internat. Handelszentrum 4. - 20. Dezember 1984 ; Leipzig, Frühjahr 1985 / eingerichtet vom Rat für Formgebung, Darmstadt in Zusammenarbeit mit d. Amt für Industrielle Formgestaltung d. Dt. Demokrat. Republik. Hrsg.: Rat für Formgebung. Planung, Red. u. Design: Eckhard Neumann mit Ronald Cornelius.
- ↑ Dieter Rahms: Less and more : the design ethos of Dieter Rams [Ausstellung "Less and More: The Design Ethos of Dieter Rams" vom Suntory Museum, Osaka und Fuchu Art Museum, Tokio, 2008/2009 initiiert und entwickelt, 15 November 2008–25 January 2009; das vorliegende Buch begleitet die gleichnamige Ausstellung im Design Museum, London, vom 18. November 2009 bis zum 7. März 2010 und im Museum für Angewandte Kunst, Frankfurt am Main, vom 22. Mai bis zum 5. September 2010] / [catalogue ed.: Keiko Ueki-Polet; Klaus Klemp. Transl.: Jeremy Gaines ...] Hrsg.: Ueki-Polet, Keiko. 2009, ISBN 978-3-89955-277-5.
- ↑ Design Center Baden-Württemberg: Bekanntmachung und Text zur Ausstellung. In: Design Center Baden-Württemberg. Design Center Baden-Württemberg, 22. November 2017, abgerufen am 22. November 2017.
- ↑ Uwe Lohrer (Hrsg.): Kunst auf Zeit: Freistempel 1993 - 2001. 2002, ISBN 3-935293-11-9.
- ↑ Oliver Ruf: Abgestempelt, Taz, 15. Juli 2002
- ↑ Burkhardt Leitner: non art 1971-2000. avedition, 2000, ISBN 978-3-929638-39-4.
- ↑ Designpreis der Bundesrepublik Deutschland 2012
- ↑ if world design guide. Abgerufen am 12. November 2017.
- ↑ Best of Show (Medium Booth). Abgerufen am 12. November 2017.
Personendaten | |
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NAME | Leitner, Burkhardt |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Designer von Messe- und Ausstellungssystemen |
GEBURTSDATUM | 19. Februar 1943 |
GEBURTSORT | Strelno |