COVID-19-Pandemie in Venezuela

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Die COVID-19-Pandemie in Venezuela tritt als regionales Teilgeschehen des weltweiten Ausbruchs der Atemwegserkrankung COVID-19 auf und beruht auf Infektionen mit dem Ende 2019 neu aufgetretenen Virus SARS-CoV-2 aus der Familie der Coronaviren. Die COVID-19-Pandemie breitet sich seit Dezember 2019 von China ausgehend aus.[1] Ab dem 11. März 2020 stufte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Ausbruchsgeschehen des neuartigen Coronavirus als Pandemie ein.[2]

Die von den venezolanischen Behörden erhobenen Statistiken sind anzuzweifeln (siehe: Anmerkungen zu Statistiken).[3]

Hintergrund und Prognosen

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Venezuela gilt aufgrund einer anhaltenden sozioökonomischen und politischen Krise als besonders anfällig für die COVID-19-Pandemie, da bereits vor der Pandemie ein massiver Mangel an Grundnahrungsmitteln und sonstigen Versorgungsgütern, einschließlich medizinischer Versorgung, herrschte. Die Massenemigration venezolanischer Ärzte führte bereits vor der Corona-Krise zu einem chronischen Personalmangel in Krankenhäusern.[4]

Am 13. März 2020 wurden die ersten beiden COVID-19-Fälle in Venezuela bestätigt.[5][6] Am 26. März 2020 wurde der erste COVID-19-bedingte Todesfall gemeldet.[7]

Im Januar kündigte das venezolanische Gesundheitsministerium an, dass das Nationale Hygieneinstitut Rafael Rangel (spanisch: Instituto Nacional de Higiene Rafael Rangel) in Caracas als Beobachtungsstelle für nicht influenza-bedingte Atemwegsviren, einschließlich Coronaviren beim Menschen, fungieren werde. Es ist die einzige Gesundheitseinrichtung des Landes, die in der Lage ist, Atemwegsviren zu diagnostizieren und logistisch über die 23 Bundesstaaten, den Hauptstadtdistrikt und die föderalen Dependancen Venezuelas hinweg zu operieren.

Im Februar 2020 gab die venezolanische Regierung bekannt, dass das Land eine epidemiologische Überwachung, Einschränkungen und einen Plan zum Nachweis von Personen mit COVID-19 auf dem internationalen Flughafen Simón Bolívar in Maiquetía, dem wichtigsten internationalen Flughafen Venezuelas, eingeführt hat. Des Weiteren wurde ausgeführt, dass Venezuela von der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (PAHO) Diagnostik-Kits für den Virusstamm erhalten würde.

Am 7. März berichtete Radio "Fe y Alegría", dass ein medizinischer Verdachtsfall in Maracaibo registriert wurde. Es handelte sich um einen 31-jährigen Nicht-Venezolaner, der in das Krankenhaus Dr. Pedro Iturbe in Zulia eingeliefert und in das Universitätskrankenhaus von Maracaibo verlegt wurde. Der Patient wies offensichtliche Symptome auf und wurde Tage später entlassen.[8] Der Gouverneur des Staates, Omar Prieto, bat das Ministerium für Öffentlichkeitsarbeit, den Professor der Universität Zulia, Freddy Pachano, zu untersuchen, weil er die Aufmerksamkeit auf den Verdachtsfall im Staat gelenkt hatte. Die NGO Espacio Público verurteilte Prieto dafür, dass er eine Untersuchung des Professors angeordnet hatte.[9]

Am 13. März wurde bestätigt, dass die Coronavirus-Pandemie auf Venezuela übergegriffen hat, als die venezolanische Regierung die ersten beiden Fälle verkündete, die sich im Bundesstaat Miranda befanden. Der kolumbianische Präsident Iván Duque schloss die Grenze zu Venezuela mit Wirkung zum 14. März.[10]

Am 14. März erklärte Kommunikationsminister Jorge Rodríguez, dass acht neue Fälle in den Staaten Miranda, Apure, Aragua und Cojedes entdeckt wurden[20]. Er sagte, dass Flüge aus Panama und der Dominikanischen Republik ab dem 15. März für 30 Tage ausgesetzt würden.

Am 15. März bestätigte Nicolás Maduro sieben weitere Fälle und ordnete an, dass die Venezolaner in sechs Staaten und in Caracas zu Hause bleiben und alle damit verbundenen Geschäfte mit Wirkung vom nächsten Tag geschlossen werden müssen. Die "kollektive Quarantäne" machte Ausnahmen für den Transport, die Gesundheit und die Lieferung von Lebensmitteln.[11]

Am 16. März wurde der argentinische Botschafter in Venezuela, Eduardo Porretti, positiv auf das Virus getestet. Am selben Tag gab Maduro bekannt, dass 16 neue Fälle bestätigt wurden, so dass sich die Gesamtzahl auf 33 erhöhte. Er ordnete eine "soziale Quarantäne" auf dem gesamten Staatsgebiet an.[12]

Am 17. März schlossen die brasilianischen Behörden ihre Grenze zu Venezuela teilweise. Der brasilianische Gesundheitsminister Luiz Henrique Mandetta hatte wegen des zusammenbrechenden Gesundheitssystems Venezuelas auf die Schließung der Grenze gedrängt.[13] Die venezolanische Vizepräsidentin Delcy Rodríguez kündigte am selben Tag drei weitere Fälle an.[14] Am Nachmittag floh ein Patient, der später positiv auf das Coronavirus getestet werden sollte, ohne die Genehmigung des medizinischen Personals aus einem Krankenhaus in Propatria im Westen von Caracas.[15]

Am 18. März berichtete Delcy Rodríguez, dass sich die Zahl der Fälle seit dem Vortag nicht geändert habe.[16]

Am 19. März kündigte Jorge Rodríguez weitere 6 Fälle an, womit sich die Gesamtzahl auf 42 erhöht.[17]

Am 21. März berichtete die Regierung über 70 bestätigte Fälle im Land, von denen zwei in kritischem Zustand waren und 15 als geheilt bezeichnet wurden (und nach fünf Tagen keine Symptome mehr zeigten).[18] Rodríguez sagte, dass die beiden kritischen Fälle in privaten Zentren im Bundesstaat Miranda stationär behandelt wurden und die Behandlung durch das Gesundheitsministerium kostenlos erfolgte, obwohl es sich um Privatkliniken handelte.

Am 22. März kündigte Maduro insgesamt 77 Fälle im Land an und kündigte neue wirtschaftliche Maßnahmen an, um den Folgen der Pandemie zu begegnen. Die Miet- und Kreditzahlungen wurden für sechs Monate ausgesetzt, begleitet von Entschädigungen in Landeswährung für Eigentümer und mittelständische Unternehmen. Außerdem wurde eine Politik für 2015 verlängert, die Unternehmen daran hindert, Mitarbeiter bis Dezember 2020 zu entlassen.[19]

Am 26. März gab Delcy Rodríguez den ersten Todesfall durch die Coronavirus-Krankheit bekannt.[20]

Am 27. März prangerte Provea an und gab bekannt, dass etwa neunzig Personen aus Cúcuta, Kolumbien, am 25. März von der Nationalgarde in Barquisimeto, Bundesstaat Lara, ohne Nahrung und ohne angemessene sanitäre Bedingungen gewaltsam isoliert wurden. Kommunikationsminister Jorge Rodríguez kündigte einen zweiten Todesfall an. Delcy Rodríguez traf sich mit dem Premierminister von Trinidad und Tobago, Keith Rowley, wobei sich das Treffen auf die Strategie konzentrierte, die in beiden Ländern zur Bekämpfung der Pandemie eingesetzt wird.[21]

Missbrauch von Staatsgewalt unter Nicolás Maduro während der Pandemie

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Laut der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch wurden willkürlich Verhaftungen, Verfolgungen und Misshandlungen von Oppositionellen angeordnet, nachdem der zur Disposition stehende Staatspräsident Nicolás Maduro die Verhängung des Ausnahmezustands angeordnet hat. So gab es laut einer Zählung der venezolanischen Menschenrechtsorganisation Foro Penal von Januar bis einschließlich Juli 2020 insgesamt 281 politisch motivierte Festnahmen. Unter den Festgenommenen waren Ärzte, Krankenpfleger, Journalisten oder Oppositionelle, die die von venezolanischen Behörden erhobenen Statistiken in Zweifel zogen oder vor einem Kollaps des venezolanischen Gesundheitssystems warnten. Teilweise wurde diesen Festgenommenen „Diffamierung staatlicher Autoritäten“, „Destabilisierung der Regierung durch Falschinformation“ und „Terrorismus“ vorgeworfen.[3] Laut Berichten des Spiegel sind aus Sorge um eigene Mitarbeiter manche Tageszeitungen in Venezuela zur Selbstzensur übergegangen.[3]

Personen die in Verdacht stehen an Covid-19 erkrankt zu sein, werden laut „Spiegel “in gefängnisartige Isolationszentren eingesperrt, in denen es teilweise an Trinkwasser und Desinfektionsmittel fehlt.[3] Im Juni 2020 ordnete der Oberste Gerichtshof an, die Führungspositionen von zwei der wichtigsten Oppositionsparteien mit regimetreuen Politikern zu besetzen.[3]

Über 100.000 Venezulaner haben während der Pandemie ihre prekäre Beschäftigung verloren.[3]

Internationale Reaktionen

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Um die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern, haben die Regierungen Brasiliens und Kolumbiens vorübergehend ihre Grenzen zu Venezuela geschlossen.[22][23]

Statistiken (Ohne Gewähr auf Richtigkeit: siehe Anmerkungen zu Statistiken)

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Die Fallzahlen entwickelten sich während der COVID-19-Pandemie in Venezuela wie folgt:

Bestätigte Infizierte in der Venezuela nach Daten der WHO. Oben kumuliert, unten Tageswerte[24][Anm. 1]
Bestätigte Todesfälle in der Venezuela nach Daten der WHO. Oben kumuliert, unten Tageswerte[24][Anm. 1]

Anmerkungen zu Statistiken

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  1. a b Hier sind Fälle aufgelistet, die der WHO von nationalen Behörden mitgeteilt wurden. Da es sich um eine sehr dynamische Situation handelt, kann es zu Abweichungen bzw. zeitlichen Verzögerungen zwischen den Fällen der WHO und den Daten nationaler Behörden sowie den Angaben anderer Stellen, etwa der Johns Hopkins University (CSSE), kommen.
    Stand September 2020 existierten lediglich zwei staatlich anerkannte Labore in Venezuela, die Covid-19-Tests analysieren. Die Kapazitäten dieser Einrichtungen sind aber so begrenzt, dass die Ergebnisse oft erst nach Wochen vorliegen. Die in Venezuela erhobenen Statistiken zur Covid-19-Pandemie sind laut Berichten stark anzuzweifeln, da Recherchen von Investigativjournalisten offenbarten, dass nur ein Bruchteil aller Toten, die im Verdacht stehen an Covid-19 gestorben zu sein, in die Statistiken einflossen. Quelle: Spiegel.de
Commons: COVID-19-Pandemie in Venezuela – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Lungenärzte im Netz: Covid-19: Ursachen (Memento des Originals vom 5. Juli 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lungenaerzte-im-netz.de. Online unter www.lungenaerzte-im-netz.de. Abgerufen am 14. April 2020.
  2. Tagesschau: „Tief besorgt“. WHO spricht von Corona-Pandemie. 11. März 2020. Online unter www.tagesschau.de. Abgerufen am 14. April 2020.
  3. a b c d e f Marian Blasberg, DER SPIEGEL: Verfolgte in Venezuela Wie Maduro die Coronakrise missbraucht – Der Spiegel – Politik. Abgerufen am 2. Oktober 2020.
  4. Doctors fear pandemic will overwhelm wrecked hospitals. In: bloomberg.com. 12. März 2020, abgerufen am 31. März 2020 (englisch).
  5. Régimen de Maduro confirma dos primeros casos de coronavirus. In: www.ntn24.com. 13. März 2020, abgerufen am 28. April 2020 (spanisch).
  6. Venezuela confirms coronavirus cases amid public health concerns. In: Reuters. 13. März 2020, abgerufen am 31. März 2020 (englisch).
  7. Venezuela confirms first coronavirus death: official. In: Reuters. 26. März 2020, abgerufen am 31. März 2020 (englisch).
  8. Silvia González: Detectan un caso sospechoso de Coronavirus en Maracaibo. In: Radio Fe y Alegría Noticias. 7. März 2020, abgerufen am 8. April 2020 (spanisch).
  9. Omar Prieto pide investigar a profesor por denunciar casos sospechosos de coronavirus. In: Efecto Cocuyo. 9. März 2020, abgerufen am 8. April 2020 (englisch).
  10. Casa Editorial El Tiempo: Duque ordena cerrar los pasos fronterizos con Venezuela. 13. März 2020, abgerufen am 8. April 2020 (spanisch).
  11. Diego Torrealba: Suben a 10 los casos por coronavirus en Venezuela. In: El Pitazo. 15. März 2020, abgerufen am 8. April 2020 (spanisch).
  12. [Infografía] Maduro confirma 33 casos de coronavirus en Venezuela y ordena "cuarentena total" #16Mar. In: Runrun. 17. März 2020, abgerufen am 8. April 2020 (spanisch).
  13. Brazil partially closing Venezuela border, allowing trucks. In: Reuters. 18. März 2020 (Online [abgerufen am 8. April 2020]).
  14. Quarantine threatens to deepen Venezuelan crisis as roadblocks snarl food supplies. In: Reuters. 18. März 2020 (Online [abgerufen am 8. April 2020]).
  15. Paciente portador de COVID-19 huyó de CDI en Propatria donde permanecía aislado. In: El Carabobeño. 19. März 2020, abgerufen am 8. April 2020 (spanisch).
  16. El Nacional: Delcy Rodríguez: No se confirmaron nuevos casos de coronavirus en las últimas 24 horas. In: EL NACIONAL. 18. März 2020, abgerufen am 8. April 2020 (spanisch).
  17. Venezuela lifts coronavirus cases to 42, thanks China for aid. In: Reuters. 19. März 2020 (Online [abgerufen am 8. April 2020]).
  18. Venezuela usará cuartos de hotel para aislar casos suaves de coronavirus: ministro - Reuters. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. März 2020; abgerufen am 8. April 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/lta.reuters.com
  19. Venezuela prohibits company layoffs and suspends credit collections over coronavirus. In: Reuters. 23. März 2020 (Online [abgerufen am 8. April 2020]).
  20. Venezuela confirms first coronavirus death: official. In: Reuters. 26. März 2020 (Online [abgerufen am 8. April 2020]).
  21. Prime Minister Meets with Venezuelan Vice President | Trinidad and Tobago Government News. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. September 2020; abgerufen am 8. April 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.news.gov.tt
  22. Duque ordena cerrar los pasos fronterizos con Venezuela. In: www.eltiempo.com. 14. März 2020, abgerufen am 31. März 2020 (spanisch).
  23. Venezuela, already in crisis, reports 1st coronavirus cases. In: Associated Press. 14. März 2020, abgerufen am 31. März 2020 (englisch).
  24. a b WHO Coronavirus Disease (COVID-19) Dashboard; oben rechts auf der Seite ist ein Link zum Download der Daten im CSV-Format