Camilla Göbl
Camilla (Kamilla) Göbl, auch Göbl-Wahl (* 27. Januar 1871 in Wien; † 26. Oktober 1965 ebenda), war eine österreichische Malerin, Grafikerin und Kunstpädagogin.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Camilla Göbl erhielt ihre erste künstlerische Ausbildung an einer Schule des Wiener Frauen-Erwerb-Vereins. Zu ihren Lehrern gehörte Rudolf Geyling (1839–1904), langjähriger Leiter des zum Verein gehörenden Ateliers für kunstgewerbliche Maltechniken. 1891 präsentierte sie bei einer Schulausstellung Fruchtstillleben auf Leinwand und Porzellan.[1] Von 1893 bis 1898 war sie eine Schülerin von Olga Wisinger-Florian. Kurzzeitig wurde sie auch von Alexander Demetrius Goltz unterrichtet.[2]
1895 debütierte Göbl im Wiener Künstlerhaus mit dem Gemälde Novemberstrauß, weitere Ausstellungen dort folgten. 1903 wurde eine Reihe ihrer Werke im Salon Pisko präsentiert, darunter 24 Blumenstücke und Landschaften in Öl und Pastell.[3] Bei Pisko stellte sie zudem mehrfach als Gast der Acht Künstlerinnen aus. 1911 zeigte sie bei einer Kollektivausstellung mit Leo von Littrow in der Galerie Arnot Blumenbilder und Landschaftspastelle.[4] International nahm sie unter anderem an Ausstellungen in München, Berlin und Turin teil.[5]
An der Wiener Kunstgewerbeschule absolvierte Göbl die Staatsprüfung für den Zeichen- und Malunterricht. Ab 1900 führte sie ein Schüleratelier.[6] Ihre wohl prominenteste Schülerin war Erzherzogin Marie Theresia, die sie 1902 zwei Monate lang auf Schloss Saybusch im Malen unterrichtete. Während des Aufenthalts schuf auch Göbl einige Werke, unter anderem eine polnische Landschaft, die sie 1904 bei einer Ausstellung in Czernowitz zeigte.[7]
Später unterrichtete Göbl als Lehrerin am Mariahilfer Mädchenlyzeum im 4. Bezirk. 1914 wurde ihr der Berufstitel Professor verliehen.[8] 1936 erhielt sie als Wirkliche Bundeslehrerin am Mädchen-Realgymnasium im 6. Bezirk den Titel Regierungsrat.[9] Zu dieser Zeit legte sie das Lehramt nieder.[10]
Göbl trat 1909 dem Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen Wien bei. Von 1926 bis 1937 amtierte sie als Vizepräsidentin und von 1948 bis 1965 als Präsidentin des Vereins.[11] Sie war zudem Mitglied der Wiener Frauenkunst.[12]
Göbl verbrachte ihr Leben – bis auf gelegentliche Reisen, die sie unter anderem nach Dalmatien und Galizien führten – in ihrer Geburtsstadt Wien. Ihr Atelier befand sich zwischenzeitlich in der Neustiftgasse 31 und nach einigen Umzügen ab ca. 1910 viele Jahre in der Lerchenfelder Straße 50. 1965 starb sie im Alter von 94 Jahren in Wien.[2] Sie wurde am Friedhof der Feuerhalle Simmering bestattet.[13]
Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Camilla Göbl malte hauptsächlich Blumenstücke und andere Stillleben, außerdem Landschaften und Interieurs in Öl und Pastell. Auch mit floralen Darstellungen bemalte Glasgefäße gehören zu ihrem Gesamtwerk.[14] Ihr Stil wurde von holländischen und flämischen Blumenmalern beeinflusst. Zum Teil weisen ihre Blumendarstellungen zeichnerische Formen und kräftige Farben auf, zum Teil einen aufgelockerten Pinselduktus auf zumeist dunklem Grund. Ihre wenigen Landschaftsbilder zeichnen sich durch klare, detaillierte Formen und warme Brauntöne aus.[2]
Juliane Ludwig-Braun beschrieb das Werk Amaryllis, das Göbl 1952 bei einer Ausstellung zeigte, als „preziös im Pinselstrich, mit Farben, die Leidenschaft verraten und doch wieder ins Dunkel der Schwermut biegen“.[15]
- Werke (Auswahl)
- Novemberstrauß, Öl, 1895 Ausstellung Wiener Künstlerhaus
- Frühlingsblüten, 1897 Ausstellung Wiener Künstlerhaus[16]
- Pilzlinge, 1902 München Glaspalast[17]
- Atelierfenster (Hyazinthen und Ausblick auf beschneite Dächer), Am Fenster (Pelargonienstöcke) und Callablüthen (in Vase),[14] Delphinium und Spireaen, Malven, Datura, Tor (Landschaft), 1903 Ausstellung Salon Pisko[3]
- Schierlingswiese, 1904 München Glaspalast[18]
- Veilchen, Öl, 1904 Ausstellung Albrecht-Dürer-Verein und Ankauf Ministerium für Kunst und Unterricht[19]
- Weihnachtsstrauß, Öl, Rosen und Pflaumen (Stillleben), Pastelle, 1906 Ausstellung Österreichischer Kunstverein[20]
- Kupfer und Zwiebeln, 1906 Ausstellung Acht Künstlerinnen[21]
- Levkojen, Pastell, 1909 Ausstellung Acht Künstlerinnen[22]
- Interieur aus Schloß Saybusch, 1910 Ausstellung Wiener Frauenklub[23]
- Schlehdornblüte in Sievering, Granatäpfel, In den Feldern, 1911 Ausstellung Galerie Arnot[24]
- Aufgehender Mond und Lagune, Pastelle, 1911 Ausstellung Galerie Arnot[4]
- Glockenblumen, 1930 Ausstellung Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs[25]
- Pappelrosen und Bunte Blumen, 1937 Ausstellung Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen Wien[26]
- Amaryllis, 1952 Ausstellung Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen Wien
Ausstellungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1895, 1897, 1901, 1902, 1903, 1904, 1908: Wiener Künstlerhaus
- 1898, 1899, 1902, 1904: Glaspalast, München
- 1902, 1904, 1906, 1909, 1912: Acht Künstlerinnen und ihre Gäste, Salon Pisko, Wien
- 1903, 1905: Kollektivausstellung Salon Pisko, Wien
- 1904, 1907: Albrecht-Dürer-Verein, Wien
- 1906, 1908, 1910, 1913: Österreichischer Kunstverein, Wien
- 1904, 1905, 1906: Gesellschaft der Kunstfreunde, Czernowitz
- 1907: Kunstverein Kärnten
- 1910: Neuer Frauenclub, Wien
- 1911: Kollektivausstellung Camilla Göbl – Leo Littrow, Galerie Arnot, Wien
- 1928, 1937 (Kollektivausstellung), 1952: Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen Wien
- 1930: Zwei Jahrhunderte Kunst der Frauen Österreichs, Jubiläumsausstellung der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs, Wien
- 2013: Die „Malweiber“ Frauenkunst und Frauenabbild, Alte Kunst Galerie Reich
- 2016: Die schaffende Österreicherin. 90 Jahre „Vereinigung Wiener Frauenkunst“, Museum Zinkenbacher Malerkolonie
- 2016: Galerie Kovacek, Wien[27]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ida Foges: Die Blumenmalerin. Ein Besuch im Atelier Kamilla Göbls. In: Neues Wiener Journal, 3. Mai 1918, S. 3–4 (online bei ANNO).
- Göbl, Camilla. In: Ulrich Thieme, Fred. C. Willis (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 14: Giddens–Gress. E. A. Seemann, Leipzig 1921, S. 303 (Textarchiv – Internet Archive).
- Rose Poor Lima: Die Präsidentinnen der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen erzählen ... Bei Dora Stockert-Meynert und Kamilla Goebl-Wahl. In: Neues Wiener Journal, 15. April 1933, S. 5 (online bei ANNO).
- Dankmar Trier: Göbl (Goebl; G.-Wahl), Camilla. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 56, Saur, München u. a. 2007, ISBN 978-3-598-22796-7, S. 488.
- Göbl-Wahl Camilla;. In: Ilse Korotin (Hrsg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 1. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2016, ISBN 978-3-205-79590-2, S. 1042.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Camilla Göbl-Wahl bei „Frauen in Bewegung 1848–1938“ (mit Foto)
- Bericht über Camilla Göbl in Sport & Salon (mit Foto, 1905)
- Werke von Camilla Göbl-Wahl bei artnet
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Die Ausstellung des Wiener Frauenerwerbvereins. In: Neue Freie Presse, 25. November 1891, S. 19 (online bei ANNO).
- ↑ a b c Dankmar Trier: Göbl (Goebl; G.-Wahl), Camilla. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 56, Saur, München u. a. 2007, ISBN 978-3-598-22796-7, S. 488.
- ↑ a b Aus der Frauenwelt. In: Wiener Hausfrauen-Zeitung, Jahrgang 1903, S. 96 (online bei ANNO).
- ↑ a b Galerie Arnot. In: Die Zeit, 25. Jänner 1911, S. 4 (online bei ANNO).
- ↑ Göbl, Camilla. In: Ulrich Thieme, Fred. C. Willis (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 14: Giddens–Gress. E. A. Seemann, Leipzig 1921, S. 303 (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ Göbl-Wahl Camilla;. In: Ilse Korotin (Hrsg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 1. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2016, S. 1042.
- ↑ Camilla Göbl. In: Czernowitzer Tagblatt, 22. November 1904, S. 4 (online bei ANNO).
- ↑ Weibliche Professoren. In: Fremden-Blatt. Abendausgabe, 29. Dezember 1914, S. 17 (online bei ANNO).
- ↑ Personalnachrichten. In: Salzburger Chronik, 6. August 1936, S. 5 (online bei ANNO).
- ↑ Die Malerin Camilla Göbl-Wahl. In: Österreichische Kunst. VIII. Jg. 1937, S. 22.
- ↑ Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen, Wien. In: fraueninbewegung.onb.ac.at. Abgerufen am 23. September 2023.
- ↑ Goebl-Wahl, Camilla. In: fraueninbewegung.onb.ac.at. Abgerufen am 23. September 2023.
- ↑ Camilla Wahl. In: friedhoefewien.at. Abgerufen am 23. September 2023.
- ↑ a b Bericht über Kollektiv-Ausstellungen bei Pisko. In: Neues Wiener Tagblatt, 17. Februar 1903, S. 9 (online bei ANNO).
- ↑ Juliane Ludwig-Braun: Kunst schenkt Freude. In: W(iene)r.-Neustädter Zeitung. Organ des Vereines zur Wahrung bürgerlicher und gewerblicher Interessen, 31. Mai 1952, S. 8 (online bei ANNO).
- ↑ Künstlerhaus. In: Wiener Zeitung, 19. Dezember 1897, S. 5 (online bei ANNO).
- ↑ Offizieller Katalog der Münchener Jahres-Ausstellung 1902 im Kgl. Glaspalast. Verlag der Münchener Künstlergenossenschaft, München 1904 S. 46 (PDF).
- ↑ Offizieller Katalog der Münchener Jahres-Ausstellung 1904 im Kgl. Glaspalast. 2. Ausgabe. Verlag der Münchener Künstlergenossenschaft, München 1904, S. 43 (PDF).
- ↑ Albrecht-Dürervereinsausstellung. In: Das Vaterland, 28. Dezember 1904, S. 11 (online bei ANNO).
- ↑ Katalog der Weihnachts-Ausstellung – 419. Ausstellung ; November - Dezember 1906. In: digitale-bibliothek.belvedere.at. Abgerufen am 23. September 2023.
- ↑ 8 Künstlerinnen und ihre Gäste. In: digitale-bibliothek.belvedere.at. Abgerufen am 23. September 2023.
- ↑ 8 Künstlerinnen und ihre Gäste. In: digitale-bibliothek.belvedere.at. Abgerufen am 23. September 2023.
- ↑ Theater und Kunst. In: Sport & Salon, 9. April 1910, S. 17 (online bei ANNO).
- ↑ Kunst und Wissenschaft. In: Sport & Salon, 11. Februar 1911, S. 17 (online bei ANNO).
- ↑ Zwei Jahrhunderte Kunst der Frauen Österreichs. In: Deutsch-Österreichische Tageszeitung, 28. Mai 1930, S. 9 (online bei ANNO).
- ↑ Frauen als Künstlerinnen. In: Neues Wiener Journal, 21. April 1937, S. 10 (online bei ANNO).
- ↑ Göbl-Wahl, Camilla. In: archiv.belvedere.at. Abgerufen am 23. September 2023.
Personendaten | |
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NAME | Göbl, Camilla |
ALTERNATIVNAMEN | Göbl-Wahl, Camilla; Göbl, Kamilla; Goebl, Camilla |
KURZBESCHREIBUNG | österreichische Malerin, Grafikerin und Kunstpädagogin |
GEBURTSDATUM | 27. Januar 1871 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 26. Oktober 1965 |
STERBEORT | Wien |