Carl Benjamin

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Carl Benjamin
Carl Benjamin (2018)
Carl Benjamin (2018)
Allgemeine Informationen
Sprache Englisch
Genre Politik, Philosophie
YouTube
Kanal Sargon of Akkad
Gründung 13. Oktober 2010
Abonnenten über 887.000
Aufrufe über 308.902.575
Videos über 1.198
Follower über 675
(Stand 2024)

Carl Benjamin (* September 1979), auch bekannt unter seinem Online-Pseudonym Sargon of Akkad, ist ein britischer rechtsgerichteter YouTuber und politischer Kommentator. Als Kandidat der euroskeptischen UK Independence Party (UKIP) trat er außerdem bei der Europawahl im Vereinigten Königreich 2019 an.

Benjamin erstellte seinen YouTube-Kanal 2010 und veröffentlichte sein erstes Video 2013. Im Jahr 2014 erklärte Benjamin, er habe seinen Kanal Sargon von Akkad genannt, weil er „ein Liebhaber der Geschichte und der Lektionen, die sie uns lehren kann“ sei. Benjamins Kanal wuchs in diesem Jahr deutlich durch die Gamergate-Kontroverse.[1] Hierbei stellte er die These auf, dass Feministinnen sich mit politischen Aktivisten verschworen hätten, um die Videospielindustrie zu beeinflussen. Er behauptete, die Digital Games Research Association DiGRA „wurde von Feministinnen vereinnahmt und zu einer Denkfabrik, in der Gender-Ideologen ihre Ideologie in der Spielepresse und letztlich bei den Spielern verbreiten können“. Er veröffentlichte mehrere Videos, welche die feministische Bloggerin Anita Sarkeesian kritisierten.[2][3] Sarkeesian kritisierte ihn dafür und warf ihm vor, eine Kampagne von Cyber-Mobbing gegenüber ihr losgetreten zu haben. Sarkeesian bezeichnete Benjamin als einen ihrer Serienbelästiger und nannte ihn einen „Müllmenschen“.[4]

Als Antwort auf Aussage der Labour-Abgeordneten Jess Phillips, dass Vergewaltigungsdrohungen für sie alltäglich seien, sagte Benjamin im Mai 2016: „Ich würde dich nicht einmal vergewaltigen“. Er wiederholte diese Aussage später auf Twitter.[5] Für diesen Kommentar wurde Benjamin später von der Polizei untersucht und von Politikern kritisiert.[6] Benjamin lehnte es später ab, sich für seinen Kommentar über Phillips zu entschuldigen, indem er sagte, dass „ein anständiger Mensch nicht über Selbstmord von Männern lacht“ und dass er sich entschuldigen würde, wenn Phillips sich für ihre Haltung gegenüber Männern entschuldigen würde.[7] Erst 2024 entschuldigte er sich für die Aussage.[8]

Im März 2018 störten Antifa-Demonstranten eine geplante Diskussion zwischen Benjamin und Yaron Brook, die von der Libertarian Society des King’s College London veranstaltet wurde. Maskierte Demonstranten griffen das Sicherheitspersonal an, zündeten Rauchbomben, zerschlugen Fenster und lösten einen Feueralarm aus. Die Organisatoren der Veranstaltung riefen die Polizei, sagten die Veranstaltung ab und evakuierten das Gebäude. Nach Angaben des Veranstalters wurden zwei Sicherheitskräfte ins Krankenhaus eingeliefert.[9][10]

Patreon sperrte Benjamin im Dezember 2018, wobei er über 12.000 US-Dollar pro Monat durch Spenden verdiente.[11] Die Plattform warf ihm die Verwendung von homophoben und rassistischen Schimpfwörtern vor. Eine Reihe von Nutzern, darunter Sam Harris, Jordan Peterson und Dave Rubin, verließen die Plattform nach dem Deplatforming von Benjamin,[12] wobei Benjamin und Rubin zu Petersons Dienst Thinkspot wechselten.[13] Im Mai 2019 wurde Benjamin von Twitter suspendiert, sein Account wurde aber später wieder hergestellt.

Im Februar 2020 gründete Benjamin zusammen mit dem rechten Aktivisten Tommy Robinson und ehemaligen UKIP-Mitgliedern die Gruppe Hearts of Oak. Die Mitglieder der Gruppe geben an, keine politische Partei zu sein, sondern eine „kulturelle Bewegung“, die sich auf „starke Grenzen, Einwanderung und nationale Identität“, „Behörden, die nur den Islam privilegieren und schützen“, und „Redefreiheit“ konzentriert.[14]

Im November 2020 startete Benjamin Lotus Eaters, eine Podcast-Plattform, die ihren Namen auf Homers Odyssee bezieht. Im Mai 2024 war die ehemalige Premierministerin Liz Truss als Gast auf einem Podcast der Plattform. Aufgrund von Kommentaren, die Benjamin in der Vergangenheit gemacht hatte, wurde dies von Jess Phillips kritisiert.[15]

2023 schloss Benjamin ein Studium der Philosophie an der University of London mit einem Bachelor of Arts ab.[16] Benjamin ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er lebt mit seiner Familie in Swindon.

Politische Karriere

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Im Juni 2018 trat Benjamin der UK Independence Party (UKIP) bei, zusammen mit dem YouTuber Mark Meechan, besser bekannt unter seinem Online-Namen Count Dankula, und dem rechtsextremen Verschwörungstheoretiker Paul Joseph Watson. Die Mitgliedschaft des Trios wurde von politischen Analysten als Teil einer Verlagerung der UKIP nach rechts unter der Führung von Gerard Batten beschrieben.[17]

Bei den Wahlen zum Europäischen Parlament 2019 im Vereinigten Königreich stand Benjamin auf Platz 2 der UKIP-Liste für den Wahlkreis Südwestengland, wurde aber nicht gewählt, da seine Partei in diesem Wahlkreis nur 3,22 % der Stimmen erhielt.[18]

Politische Ausrichtung

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Carl Benjamin und sein YouTube-Kanal wurde als antifeministisch und rechts bzw. rechtsextrem (far right) eingestuft.[19][20][21] Er wurde als Mitglied der Alt-Right bezeichnet.[22] Er ist ein Befürworter des Brexit und ein Kritiker des Islam[23], und hat sich für eine Reduzierung der Einwanderung aus mehrheitlich islamischen Ländern in das Vereinigte Königreich ausgesprochen. Benjamin hat verschiedene Aspekte moderner linker Politik in westlichen Ländern kritisiert, darunter politische Korrektheit und Feminismus. Benjamin bezeichnete "Soziale Gerechtigkeits-Feminismus" als „Krankheit des modernen Zeitalters“, die junge Männer entrechten und radikalisieren würde.[24]

Benjamin stufte sich selbst als Anhänger des Klassischen Liberalismus ein, der gegen „Totalitarismus, Identitätspolitik und Islamismus“ und für Meinungsfreiheit sei.[25] Er bezeichnete sich 2020 als Atheist und Anhänger des Skeptizismus.

Commons: Carl Benjamin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Matthew Rozsa: A deep dive into the alt-right's greatest YouTube hits. In: The Daily Dot. 7. September 2016, abgerufen am 20. November 2024 (amerikanisches Englisch).
  2. Torill Elvira Mortensen: Anger, Fear, and Games: The Long Event of #GamerGate. In: Games and Culture. Band 13, Nr. 8, Dezember 2018, ISSN 1555-4120, S. 787–806, doi:10.1177/1555412016640408 (sagepub.com [abgerufen am 20. November 2024]).
  3. Shira Chess, Adrienne Shaw: We Are All Fishes Now: DiGRA, Feminism, and GamerGate. In: Transactions of the Digital Games Research Association. Band 2, Nr. 2, 5. April 2016, ISSN 2328-9422, doi:10.26503/todigra.v2i2.39 (todigra.org [abgerufen am 20. November 2024]).
  4. Colin Campbell: Anita Sarkeesian's astounding 'garbage human' moment. In: Polygon. 27. Juni 2017, abgerufen am 20. November 2024 (amerikanisches Englisch).
  5. Jamie Macwhirter: ‘Racist’ troll who sent rape tweet addresses Ukip members. 22. September 2018, abgerufen am 20. November 2024 (englisch).
  6. Wiltshire Police investigated MEP candidate over 'rape' tweet. 17. April 2019, abgerufen am 20. November 2024 (englisch).
  7. Samuel Port: Jess Phillips' childhood friend stands up to UKIP's Carl Benjamin. 29. April 2019, abgerufen am 20. November 2024 (englisch).
  8. Carl Benjamin apologises to Jess Phillips over rape comments: ‘I want to set a better example’. Abgerufen am 20. November 2024 (englisch).
  9. Fights break out at King's College London as masked anti-fascist protesters storm talk The Independent
  10. Camilla Turner, Helena Horton: Violence breaks out as protesters storm King’s College London event featuring controversial YouTuber. In: The Telegraph. 6. März 2018, ISSN 0307-1235 (telegraph.co.uk [abgerufen am 20. November 2024]).
  11. Patreon Bars Anti-Feminist for Racist Speech, Inciting Revolt. In: New York Times. Abgerufen am 20. November 2024 (englisch).
  12. Benjamin Goggin: Crowdfunding platform Patreon defends itself from protests by 'intellectual dark web,' publishes slur-filled posts from banned YouTuber. Abgerufen am 20. November 2024 (amerikanisches Englisch).
  13. Matthew Weaver: Jordan Peterson launches anti-censorship site Thinkspot. In: The Guardian. 13. Juni 2019, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 20. November 2024]).
  14. New Far-Right Group 'Going Nowhere' as London Protest Draws Small Crowd. In: Vice. 1. Oktober 2020, abgerufen am 20. November 2024.
  15. Liz Truss: Rishi Sunak facing call to de-select former PM over appearance on 'hateful platform'. Abgerufen am 20. November 2024 (englisch).
  16. Humanities. Abgerufen am 20. November 2024 (englisch).
  17. Jason Lemon Senior Politics Editor, Weekend: Controversial Alt-Right Linked Activists Join UKIP. In: Newsweek. 25. Juni 2018, abgerufen am 20. November 2024 (englisch).
  18. Dan Bloom, Oliver Milne: European election results in full - summary and breakdown for where you live. 27. Mai 2019, abgerufen am 20. November 2024 (englisch).
  19. “Who’s your 4chan correspondent?” (and other questions Storyful thinks newsrooms should be asking after the French election). In: Nieman Lab. Abgerufen am 20. November 2024.
  20. How a right-wing troll and a Russian Twitter account created 2016's biggest voter fraud story. 30. Oktober 2018, abgerufen am 20. November 2024 (englisch).
  21. Information sources shared on Facebook and Networking by Nigel Farage and the UKIP Party in the UK. In: Studia Politica Slovaca. Band XIV, Nr. 2-3, 2021, ISSN 1337-8163, S. 127–146 (ceeol.com [abgerufen am 20. November 2024]).
  22. Rosemary Bennett, Education Editor: Smoke bomb protest halts ‘alt‑right’ speaker ‘Sargon of Akkad’ at university. 6. März 2018, abgerufen am 20. November 2024 (englisch).
  23. Josh Halliday, Josh Halliday North of England correspondent: Anti-Islam activists get key roles in 'family-friendly' Brexit march. In: The Guardian. 7. Dezember 2018, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 20. November 2024]).
  24. Peter Walker, Peter Walker Political correspondent: Ukip MEP candidate blamed feminists for rise in misogyny. In: The Guardian. 22. April 2019, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 20. November 2024]).
  25. Damien Gayle: Thousands march in 'free speech' protest led by rightwing figures. In: The Guardian. 6. Mai 2018, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 20. November 2024]).