Carl Joseph Chwatal
Carl Joseph Chwatal (* 13. Januar 1811 in Rumburg, Böhmen; † 12. April 1887 in Merseburg, Provinz Sachsen) war ein deutscher Orgelbauer böhmischer Herkunft.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Chwatal ist der Sohn des Orgelbauers Joseph Chwatal († 1836), der mit seiner Familie aus dem katholischen Böhmen ausgewandert war und sich um 1820 in Merseburg niedergelassen hatte. In der aufstrebenden preußischen Kreisstadt richtete er eine Orgelbauwerkstatt ein. Bereits frühzeitig lernte dort sein Sohn Carl Joseph Chwatal den Orgelbau, sodass er nach dem Tod des Vaters dessen Werkstatt übernehmen konnte. Die von ihm gebaute Orgel in Sylda war nach dem Urteil des ortsansässigen Kantors ein „halbvollendetes Kunstwerk“, sodass Chwatal 1855 einen großen Umbau auf Kosten der Syldaer Kirchgemeinde vornehmen musste. Am 20. März 1850 meldete er ein Patent auf eine als neu und eigenthümlich anerkannte Anordnung der Traktur für Orgelwerke an.[1] Weitere Orgeln baute er für Kirchen im Umkreis von Merseburg, darunter für die Kirchen in Gleina (1867) und Lunstädt (1873).
Söhne
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Chwatals Söhne August Bernhard Chwatal und Carl Otto Chwatal wurden ebenfalls Orgelbauer: 1870 wurde der älteste Sohn Bernhard Chwatal (1844 Merseburg–1912 Merseburg) Teilhaber der Orgelbau-Werkstatt – nun als Unternehmen „Chwatal und Sohn“ – und schuf Orgelbauten im Merseburger Umland. Sohn Carl Otto Chwatal (1848–1902) machte sich 1884 in Merseburg selbstständig[2] und spezialisierte sich auf die Produktion von Zulieferteilen.[3]
Familie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sein Bruder war Franz Xaver Chwatal (* 19. Juni 1808 Rumburg/Böhmen; † 24. Juni 1879 Salzelmen), der Musikerzieher und Komponist war.[4]
Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Größe der Instrumente wird in der fünften Spalte durch die Anzahl der Manuale und die Anzahl der klingenden Register in der sechsten Spalte angezeigt. Ein großes „P“ steht für ein selbstständiges Pedal, ein kleines „p“ für ein angehängtes Pedal. Eine Kursivierung zeigt an, dass die betreffende Orgel nicht mehr bzw. nur noch das Gehäuse erhalten ist.
Jahr | Ort | Gebäude | Bild | Manuale | Register | Bemerkungen |
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1829 | Bad Lauchstädt | Stadtkirche | II/P | 18 | bis Dezember 2013 durch Orgelwerkstatt Scheffler restauriert[5][6][7] → Orgel | |
1830 | Sylda | Dorfkirche | 1855 erneuter Umbau durch Chwatal; 1888 abgerissen für Neubau von Rühlmann | |||
1843 | Hohenziatz | St. Stephanus | [8] | |||
1849 | Magdeburg-Neustadt | Hospitalkirche | Umbau der Orgel | |||
1858 | Esperstedt | St. Petri | eventuell schon 1852 gebaut für Kirche in Jüdendorf; 2018 nach Esperstedt verbracht[9][10] | |||
1867 | Gleina | St. Trinitatis | II/P | [11] | ||
1871 | Roßbach | St. Heinrich | [12] | |||
1872 | Wittenberge | Stadtkirche | 1935 abgebaut[13] | |||
1873 | Lunstädt | St. Margarete | II/P | 13 | Teile der Orgel von 1775 verwendet[14] → Orgel | |
1880/1881 | Möllensdorf | Dorfkirche | ursprünglich in Mägdesprung[15] | |||
1880 | Burgliebenau | St. Philippus und Jacobus | I/P | 6 | vollendet von Bernhard Chwatal[16] → Orgel | |
1882 | Weisen | Dorfkirche | restauriert 1995 durch Orgelbau Reinhard Hüfken[17] | |||
1888 | Kirchfährendorf | vollendet von Bernhard Chwatal[18] | ||||
1890–1896 | Kreypau | Dorfkirche | gebaut von Bernhard Chwatal[19] | |||
1892 | Legde | Dorfkirche | II/P | 10 | gebaut von Bernhard Chwatal[20] | |
1905 | Merseburg | St. Viti | II/P | 18 | Bernhard Chwatal erneuerte das Instrument umfassend (zehn der jetzt 18 Register stammen von ihm) und stellte es auf pneumatische Traktur um, 2011 von Firma Scheffler aus Sieversdorf restauriert[21]Orgel | |
1912 | Zeuchfeld | Dorfkirche | gebaut von Bernhard Chwatal[22] |
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Thilo Lützkendorf: Die Merseburger Orgelbauerfamilie Chwatal. S. 28–30 in: Merseburger Kreiskalender 2003[23]
- Horst Wingrich: Festschrift zur Orgelweihe der restaurierten Chwatal-Orgel in der evangelischen Stadtpfarrkirche der Goethestadt Bad Lauchstädt. Herausgeber: Förderkreis Chwatal-Orgel im Auftrag des Gemeindekirchenrates der Evangelischen Kirchgemeinde Bad Lauchstädt. Bad Lauchstädt o. J. (2013 oder später), Format A5, 21 Seiten, ohne ISBN[24]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Personendossier bei musicamigrans.de (pdf; 761 kB), abgerufen am 27. April 2021
- Familie Chwatal auf www.orgelbauanstalt-ruehlmann.de
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Amtsblatt der Preussischen Regierung zu Königsberg Band 40.Königsberg 1850, S. 96.
- ↑ Ein historisches Foto zeigt die „Otto Chwatal Orgelbauanstalt“ in Merseburg.
- ↑ https://web.archive.org/web/20160523145923/http://www.musicamigrans.de/pages/inc/generatePdf.php?personId=topic-209788&filename=Chwatal_CarlJoseph.pdf, S. 3, abgerufen am 27. April 2021
- ↑ http://www15.ovgu.de/mbl/Biografien/0749.htm, abgerufen am 27. April 2021
- ↑ http://www.orgelwerkstatt.de/index.php?option=com_content&view=article&id=156&Itemid=164
- ↑ Horst Wingrich: Festschrift zur Orgelweihe der restaurierten Chwatal-Orgel in der evangelischen Stadtpfarrkirche der Goethestadt Bad Lauchstädt. Herausgeber: Förderkreis Chwatal-Orgel im Auftrag des Gemeindekirchenrates der Evangelischen Kirchgemeinde Bad Lauchstädt. Mit Orgeldispositionen von 1829, 2010 und 2014 (S. 19), Bad Lauchstädt o. J. (2013 oder später), Format A5, 21 Seiten, ohne ISBN
- ↑ http://www.orgelwerkstatt.de/index.php?option=com_content&view=article&id=156&Itemid=164
- ↑ https://www.ekmd.de/kirche/kirchenkreise/elbe-flaeming/moeckern/hohenziatz/dorfkirche-st-stephanus/
- ↑ https://evkirchspielquerfurt.de/onewebmedia/Gemeindebriefe/Brief%203.18%20Querfurt%20Juni-Aug.pdf
- ↑ Archivierte Kopie ( des vom 12. Mai 2021 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Orgel Gleina bei www.stiftung-orgelklang.de
- ↑ https://www.ekmd.de/kirche/kirchenkreise/merseburg/geiseltal-bad-lauchstaedt/braunsbedra/rossbach-groest/st-heinrich/
- ↑ https://www.kirchenkreis-prignitz.de/wittenberge.html
- ↑ Steffan Bruns: Geiseltalchroniken Geschichte des Geiseltales und seiner Umgebung. TWENTYSIX, 2020, S. 319.
- ↑ https://www.komoot.de/highlight/266001
- ↑ https://www.architektur-blicklicht.de/kirchen/burgliebenau-merseburg-kirche-halle-saale/
- ↑ https://www.kirchenkreis-prignitz.de/weisen.html
- ↑ https://www.architektur-blicklicht.de/kirchen/kirchfaehrendorf-kirche/
- ↑ https://www.orgelbauanstalt-ruehlmann.de/chwatald760fed5
- ↑ http://twhk.de/kirchenorgeln/legde.htm
- ↑ https://www.wochenspiegel-web.de/wisl_s-cms/_wochenspiegel/7409/Merseburg/45365/24__Merseburger_Orgelsommer.html
- ↑ Händel-Hausmitteilungen 1999. Freundes- und Förderkreis des Händel-Hauses zu Halle, Halle 1999, S. 41f.
- ↑ https://www.saalekreis.de/de/datei/download/id/433957,1002/merseburger_kreiskalender_jahrgaenge_1989_bis_2021.pdf, abgerufen am 27. April 2021
- ↑ Publikation liegt vor; aus der Kirche Bad Lauchstädt
Personendaten | |
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NAME | Chwatal, Carl Joseph |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Orgelbauer böhmischer Herkunft |
GEBURTSDATUM | 13. Januar 1811 |
GEBURTSORT | Rumburg, Böhmen |
STERBEDATUM | 12. April 1887 |
STERBEORT | Merseburg, Provinz Sachsen |