Caroline Mathilde

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Caroline Mathilde, Königin von Dänemark und Norwegen. Porträt von Jens Juel (1771)

Caroline Mathilde von Hannover (englisch Caroline Matilda, deutsch auch Karoline Mathilde) (* 11. Julijul. / 22. Juli 1751greg. im Leicester House, London; † 10. Mai 1775 in Celle), war eine englische Prinzessin und von 1766 bis 1772 als Ehefrau von Christian VII. Königin von Dänemark und Norwegen. Anfang 1772 wurde sie wegen ihrer Affäre mit dem Leibarzt Johann Friedrich Struensee geschieden und nach Celle verbannt, wo sie von ihren Kindern getrennt bis zu ihrem frühen Tod lebte.

Englische Prinzessin

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Caroline Mathilde wurde als letztes von neun Kindern des Prince of Wales, Friedrich Ludwig von Hannover, posthum fast vier Monate nach dem Tod des Vaters geboren. Ihre Mutter war Augusta von Sachsen-Gotha. Caroline Mathildes ältester Bruder wurde 1751 Prince of Wales und folgte 1760 als König Georg III. von Großbritannien und Irland seinem Großvater. Sie erblickte das Licht der Welt in Leicester House, einem gemieteten Stadtpalais in Westminster, nördlich des heutigen Leicester Square, wo der Kronprinz und seine Frau lebten, nachdem der König sie nach einem Streit aus der königlichen Residenz verbannt hatte.[1] Obwohl ihr Vater vor ihrer Geburt gestorben und sein Titel auf ihren Bruder Georg übergegangen war, wurde sie nicht als Schwester, sondern als Tochter des Prince of Wales bezeichnet. Am 1. August 1751 wurde sie im Leicester House vom Bischof von Norwich auf den Namen Caroline Matilda getauft. Ihre Paten waren ihr älterer Bruder Prinz Georg, ihre Tante Prinzessin Caroline, und ihre Schwester Prinzessin Augusta.[2]

Während der verbleibenden Jahre der Regierungszeit Georgs II. entschied sich Augusta dafür, mit ihren Kindern zurückgezogen zu leben und sie weit weg vom englischen Hofe und den Verderbungen des Hoflebens aufwachsen zu lassen.[3] Infolgedessen wurde Augusta für die Art und Weise der Erziehung der Kinder kritisiert, da sie sie in einer abgeschiedenen familiären Umgebung, in der sie selten Menschen außerhalb der Familie trafen, von der Außenwelt isolierte.[4] Aus Caroline Mathildes Jugend sind nur zwei öffentliche Auftritte, 1761 bei der Krönung ihres Bruders zum König und 1764 als Brautjungfer bei der Heirat ihrer ältesten Schwester Augusta mit dem braunschweigischen Erbprinzen Karl Wilhelm Ferdinand, bekannt,[5] ansonsten weiß man wenig über ihre Jugend. Sie wuchs in Leicester House und in Kew an der Themse westlich von London auf, wo ihre Mutter Gärten anlegte und pflegte. Diese Leidenschaft teilte ihre Mutter mit dem Premierminister Lord Bute, zu dem ihr ein Verhältnis nachgesagt wurde. Caroline Mathilde – meist nur „Matilda“ genannt, während der volle Name in offiziellen Papieren erschien – wurde puritanisch erzogen. Sie erhielt eine gute Ausbildung, sprach nach zeitgenössischen Berichten Englisch, Französisch, Deutsch, Dänisch und Italienisch, spielte Cembalo und las gern und viel.[6] Da ihre Mutter schon bei ihrer Geburt nicht mehr Frau des Thronfolgers, sondern nur noch dessen Witwe war, war Mathilde für Heiratsambitionen wenig interessant.

Dänische Königin

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Christian VII. und Caroline Mathilde

Im Alter von 13 ½ Jahren wurde Caroline Mathilde ohne ihr Wissen mit dem zwei Jahre älteren dänisch-norwegischen König Christian VII., ihrem Cousin ersten Grades, verlobt. Diese Ehe war von dem dänischen Staatsminister Johann Hartwig Ernst von Bernstorff eingefädelt worden, dem es darum ging, das gute Verhältnis Dänemark-Norwegens zu Großbritannien zu festigen. Bereits Caroline Mathildes frühverstorbene Schwiegermutter Louise war eine englische Prinzessin gewesen. Am 14. Juli 1766 wurde nach langen Verhandlungen der Ehevertrag unterschrieben. Caroline Mathilde schied mit der Eheschließung aus dem englischen Königshaus aus. Ihre Mitgift ging vollständig in den Besitz der dänischen Krone über.[7]

Ball bei der Hochzeit von Caroline Mathilde und Christian VII. im Rittersaal von Schloss Christiansborg

Bernstorff, der um die beginnende Geisteskrankheit des jungen Königs wusste und hoffte, dass die Ehe dessen Ausschweifungen Einhalt gebieten würde, drängte auf eine baldige Hochzeit, obwohl Georg III. seine Schwester noch für zu jung hielt.[8] Am 1. Oktober 1766 fand in London die Trauung „per procurationem“ statt. Anschließend reiste die junge Braut ab und wurde in Altona den dänischen Behörden übergeben. Dabei wurde auch der gesamte Hofstaat ausgetauscht. Ihre Kammerfrau wurde Louise von Plessen. Die eigentliche Hochzeit folgte am 8. November 1766 im Schloss Christiansborg in Kopenhagen. Am 1. Mai 1767 wurden Caroline Mathilde und Christian VII. gekrönt.

Christian nahm kaum Notiz von seiner jungen Frau, sondern vergnügte sich zusammen mit seinem Günstling Conrad Holck weiter bei den zahlreichen Hoffesten und mit seiner sado-masochistischen Geliebten Anna Cathrine Benthagen. Die junge Königin bemühte sich, ihre neue Heimat kennenzulernen, litt aber zunehmend unter der Missachtung ihres Mannes und der strengen Hofetikette. Auf die traditionelle Reise eines neugekrönten Königs durch sein Land im Sommer 1767 nahm Christian VII. sie nicht mit.[9] Am 28. Januar 1768 brachte sie im Alter von sechzehn Jahren ihr erstes Kind zur Welt, den Kronprinzen und späteren König von Dänemark und Norwegen Friedrich VI. Kurz danach entließ der König ihre Oberhofmeisterin Louise von Plessen, weil diese ihn zu einer freundlicheren Behandlung seiner jungen Frau gemahnt hatte. Ausgerechnet Holcks Schwester Margrethe von der Lühe wurde ihre Nachfolgerin. Im Mai desselben Jahres brach Christian VII. zu einer längeren Reise durch Europa mit Aufenthalten in Altona, Paris und London auf. Caroline Mathilde durfte ihn nicht begleiten, obwohl sie gerne ihre Mutter besucht hätte. Sie verbrachte den Sommer auf Schloss Frederiksborg mit ihrem Sohn. Während dieser Zeit begann sie, sich in das Hofleben einzufügen.

Der König kehrte am 12. Januar 1769 nach Kopenhagen zurück. Er brachte Johann Friedrich Struensee als Leibarzt an seinen Hof und ernannte ihn später zum Minister. Er hatte Struensee zu Beginn seiner Reise in Altona kennengelernt. Struensee war offenbar in der Lage, mit der geistigen Labilität des Königs umzugehen, und der König entwickelte ein besonderes Vertrauen zu ihm. Seinem Wunsch, dass auch seine Frau den neuen Vertrauten kennenlernen sollte, begegnete Caroline Mathilde zunächst mit Misstrauen, da sie Christians sonstige Günstlinge nicht schätzte.[10]

Struensee-Affäre

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Das Bild von Zahrtmann spielt auf die angenommene Vaterschaft Struensees an Louise Auguste von Dänemark, der Tochter Caroline Mathildes, an

Caroline Mathilde war unglücklich in ihrer Ehe mit Christian, der sie wenig beachtete und dessen Geisteskrankheit sich immer deutlicher ausprägte. Während eines Aufenthaltes auf Schloss Frederiksberg im Sommer 1769 empfahl Struensee dem Königspaar zur Förderung der Gesundheit und der Gemeinsamkeit zusammen auszureiten. Die 19-jährige Königin fand großes Gefallen an den von Struensee vorgeschlagenen Ausritten. Dass sie dafür um der besseren Beweglichkeit willen in Hosen im Herrensattel saß, erregte großes Aufsehen und Anstoß und wurde bald Inhalt zahlreicher nach der Einführung der Pressefreiheit erscheinenden Flugblätter.[11] Nach Aussage ihrer Kammerfrau Elisabeth von Eyben begann das Liebesverhältnis zu Struensee bereits während dieser Reise.[12]

Während einer Pockenepidemie in Kopenhagen 1770 impfte Struensee auch den Kronprinzen Friedrich gegen die Pocken. Damit gewann er endgültig die Zuneigung und das Vertrauen der Königin. Sie verliebte sich in Struensee und begann spätestens im Frühling des Jahres 1770 eine Liebesbeziehung mit ihm, die dem König anscheinend gleichgültig, vielleicht sogar willkommen war. So ergab sich eine harmonische Ménage à trois. Im Sommer 1770 war auch Struensee dabei, als der Hof von Frederiksberg über Schloss Gottorf nach Schloss Traventhal reiste. Auf der gesamten Reise war Caroline Mathilde nach den späteren Aussagen ihrer Kammerfrauen häufig krank, habe keine Nacht mit dem König verbracht, aber dafür umso mehr die Gesellschaft des Leibarztes gesucht.[13]

Mathildenorden

Auf der Rückreise verkaufte die Königin in Hamburg einen Teil ihres Schmucks, um einen neuen Orden, den Mathildenorden, zu stiften.[14] Zu den zwölf Empfängern des am Geburtstag des Königs am 29. Januar 1771 verliehenen Ordens gehörten neben dem Königspaar, der Königinwitwe Juliane von Braunschweig-Wolfenbüttel und ihrem Sohn Erbprinz Friedrich auch Struensee, Enevold von Brandt, Schack Carl von Rantzau, Louise von Plessen, die sich inzwischen in Celle niedergelassen hatte, und Caroline von Schimmelmann, die Ehefrau des Schatzmeisters Heinrich Carl von Schimmelmann.[15]

Am 7. Juli 1771 kam Prinzessin Louise Augusta auf Schloss Hirschholm zur Welt. Ihr Vater war mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht der König, sondern Struensee. Christian VII. erkannte Louise Augusta aber allen Zweifeln zum Trotz an. Anlässlich ihrer Taufe erhob er Struensee zum Lehnsgrafen.

Gerüchte über das Verhältnis der Königin mit Struensee mehrten sich und gingen bis zu dem Verdacht, das Paar wolle den König und dessen Stiefmutter beseitigen, um heiraten zu können. Diese Gerüchte wurden von Struensees Gegnern bewusst im Volk ausgestreut, denn als Minister wirkte er im Sinne der Aufklärung und minderte die Macht des Adels.

Verhaftung und Scheidung

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Flugblatt von 1772 mit Spottbild der reitenden Königin, links Struensee im Gefängnis und die Amme mit Louise Auguste

Interessierte Adelige spielten der Stiefmutter des Königs, Juliane von Braunschweig-Wolfenbüttel, ein Dokument zu, das über ein Komplott berichtete, mit dem der König zur Abdankung gezwungen werden sollte. Struensee solle den Staatsstreich genauestens vorbereitet haben, bei dem Christian VII. am 28. Januar 1772 verhaftet und zur Abdankung gezwungen werden solle. Der offizielle Hofberichterstatter Peter Suhm überreichte Juliane Marie die Kopie des angeblich geheimen Papiers, das aus Struensees Tresor sein sollte. Auf Grundlage dieses Dokuments wurde Struensee nach einem im Kopenhagener Schloss veranstalteten Maskenball am 17. Januar 1772 um 4 Uhr morgens verhaftet, die Königin kam in Schutzhaft nach Schloss Kronborg.

Die gesamte Korrespondenz der Königin wurde beschlagnahmt und nach Spuren einer Verschwörung untersucht. Eine eigene Kommission wurde eingesetzt, um ihr Verhalten zu untersuchen.[16] Auch über den verkauften Schmuck wurde verhandelt. Am 8. März 1772, Caroline Mathilde war noch nicht 21 Jahre alt, wurde ihr ein Geständnis Struensees vorgelegt und sie selber unterschrieb ein bereits vorbereitetes Geständnis, nachdem man ihr Hoffnung gemacht hatte, dass sie damit möglicherweise Struensees Leben retten könne. Der damalige britische Botschafter Oberst Keith bezweifelte bis an sein Lebensende die Echtheit dieser Signatur – diese sei höchstens unter Drohung und Erpressung zustande gekommen.[17]

Am 14. März wurde das Scheidungsverfahren eröffnet, bei dem Caroline Mathilde allerdings nicht aussagen durfte und dessen Urteil schon vor Beginn feststand. Auch der König, der möglicherweise nicht einmal vom Scheidungsverfahren informiert worden war, war dabei nicht anwesend. Im Verfahren konnte die Schuld der Angeklagten nicht bewiesen werden; wie der Rechtsbeistand der Königin Dr. Uldall (auch Uhdall) in einer Verteidigungsrede darlegte, seien all die dargelegten Beweise lediglich Gerüchte, Verdächtigungen und Klatsch aus zweiter und dritter Hand sowie böswillige Unterstellungen. Bemerkenswert ist dabei, dass Uldall ein Näheverhältnis zur Königswitwe Juliane hatte und von dieser als Verteidiger der Königin ausgesucht worden war. Am 6. April wurde die Scheidung ausgesprochen. Überraschenderweise wurde Louise Augusta, als deren Vater stets Struensee galt, als königliche Prinzessin anerkannt – obwohl die Königin zu diesem Zeitpunkt bereits ein Verhältnis mit Struensee gehabt hatte. Louise Augusta heiratete später Friedrich Christian II., Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg. Wäre es nach Juliane gegangen, wären beide Kinder für illegitim erklärt worden, um ihrem eigenen Sohn Friedrich den Weg zum dänischen Thron zu ermöglichen.[18]

Das offizielle Verfahren gegen Struensee begann am 21. April 1772. Ihm wurden neben dem Verhältnis zu Caroline Mathilde Hochverrat, Amtsanmaßung und Bereicherung vorgeworfen. Am Ausgang des Prozesses gab es keinen Zweifel, denn schon am 15. April (sechs Tage vor Beginn des Verfahrens) war er schuldig gesprochen worden. Die Hinrichtung erfolgte am 28. April 1772.[19]

Caroline Mathilde sollte zunächst nach Aalborg gebracht werden, doch ihr Bruder, der englische König Georg, verlangte, dass Dänemark ihre gesamte Mitgift zurückzahlen und sie in sein Herrschaftsgebiet umziehen sollte, wo sie auf seine Kosten versorgt werden sollte. Am 31. Mai 1772 musste sie sich von ihrer Tochter, die sie bis dahin bei sich gehabt hatte, verabschieden und verließ Dänemark. In Dänemark wurde sie nach ihrer Abreise vollkommen totgeschwiegen. Die von ihr gestifteten Orden wurden wieder eingefordert und die Edelsteine neu verwendet. Selbst das nach ihr benannte Linienschiff Dronning Caroline Mathilde der dänisch-norwegischen Marine wurde in Øresund umbenannt.

Verbannung und Lebensende

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Schloss Celle
1775 von Ernst zu Mecklenburg errichtetes Denkmal im Park vom Palais Mecklenburg in Celle
Sarg der Königin Caroline Mathilde in der Fürstengruft der Stadtkirche St. Marien, Celle

Nachdem ihre Ehe mit dem König aufgelöst worden war, wurde Caroline Mathilde von ihren Kindern getrennt und ins Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg, das Georg III. in Personalunion mit Großbritannien regierte, verbannt. Zunächst brachte man sie im Jagdschloss Göhrde unter, wo sie von ihrer Schwester Augusta, die gleichzeitig ihre Patin war, gleich nach ihrer Ankunft besucht wurde.[20] Während des Sommers wurde das seit fast siebzig Jahren ungenutzte Schloss Celle für sie renoviert und neu möbliert. Das Theater wurde ganz neu gestaltet.[21] Im Oktober 1772 zog sie nach Celle, wo sie mit großer Freude und Festlichkeiten empfangen wurde.

Mit Ernst zu Mecklenburg, dem Gouverneur von Celle, und dessen Bruder Karl, den Schwägern ihres Bruders, verband sie bald eine Freundschaft. Täglich besuchte sie die Stadt, nur in Begleitung ihrer einzigen Hofdame Louise von Plessen, und suchte den Kontakt zu den verschiedensten Menschen. Auch Georg Christoph Lichtenberg gehörte zu ihren Besuchern. Sie praktizierte in Celle, was sie in Kopenhagen von Struensee gelernt hatte – ihr kleiner Hof stand allen Schichten der Bevölkerung weit offen und ihre Gesellschaften wurden durch interessante Persönlichkeiten aus dem Bürgerstand belebt. Daneben förderte ihr Aufenthalt das kulturelle Leben der Stadt. Wie aus Leihzetteln der Königlichen Bibliothek in Hannover ersichtlich, las sie in ihrem Exil viel, neben Gellert auch Werke französischer Philosophen und historische und politische Abhandlungen.[22] Nach dem Vorbild ihrer Mutter legte sie Gärten an.[23] Die zuvor für ihre Schönheit bekannte Caroline Mathilde flüchtete sich in das Essen und nahm stark zu.

Die Trennung von den Kindern machte ihr schwer zu schaffen, und so lud sie immer häufiger Kinder ein, mit denen sie spielte und für die sie Feste veranstaltete. Sie lebte in der Hoffnung, ihr geschiedener Mann werde aufgrund seiner Geisteskrankheit des Thrones enthoben und sie werde nach Dänemark zu ihren Kindern zurückkehren dürfen. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Schließlich nahm sie die vierjährige Halbwaise Sophie von Bennigsen (1769–1850) in Pflege. Sophies Vater Levin August von Bennigsen hatte Celle 1773 nach dem Tod seiner ersten Frau verlassen, um in russischen Dienst zu treten. Auf Vermittlung von Sophia von Steinberg, der Stiefmutter der verstorbenen Friederike Amalie Louise von Bennigsen, kam das kleine Mädchen in Caroline Mathildes Obhut.[24] Sie wurde zusammen mit der sechsjährigen Amalia von Ompteda, der Tochter ihrer Oberhofmeisterin, aufgezogen und milderte den Schmerz der Königin über den Verlust ihrer Kinder.

Schon drei Jahre später starb Caroline Mathilde, noch nicht 24 Jahre alt, nach sechstägiger Krankheit am 10. Mai 1775 überraschend, vermutlich an Scharlach. In diesem Frühjahr grassierte eine Scharlachepidemie in Celle und Umgebung, und Caroline Mathilde hatte am Vortag noch den ganzen Tag am Bett ihrer Pflegetochter verbracht, die erkrankt war. Möglicherweise litt sie aber auch wie ihr Bruder Georg III. an Porphyrie.[25] Ihr Leichnam wurde wegen der Infektionsgefahr noch in derselben Nacht in der Fürstengruft in der Stadtkirche St. Marien in Celle[26] neben dem Grab ihrer Urgroßmutter Sophie Dorothea beigesetzt.[25] Der Prunksarg, den Georg III. für seine Schwester in Auftrag gab, wurde erst 1789 fertiggestellt.[27]

Obwohl Caroline Mathilde kein Testament hinterlassen hatte, erhielt Sophie von Bennigsen, deren Unterhalt sie aus ihrer Privatschatulle bestritten hatte, von Georg III. eine jährliche, lebenslange Pension von 400 Reichstalern und erbte Schmuck und Möbel aus dem Nachlass der Königin. 1786 heiratete Sophie von Bennigsen den lüneburgschen Landrat Karl von Lenthe (1746–1815). Karl und Adolf Carl Daniel von Auersperg waren ihre Enkel.[28]

Caroline-Mathilde-Denkmal aus Crottendorfer Marmor im Französischen Garten in Celle

Caroline Mathildes Schicksal wurde schon bald zur Legende. Schon 1773 erschien eine Sammlung fingierter Briefe, in denen sie ihre und Struensees Unschuld beteuert.[29] Nach ihrem frühen Tod erschienen weitere Veröffentlichungen, die das Bild einer der Staatsräson geopferten, unschuldig Leidenden verbreiteten und ihr Schicksal romantisch verklärten.[30]

Caroline Mathildes Beliebtheit im Kurfürstentum zeigte sich daran, dass Ritterschaft und Landstände nur wenige Wochen nach ihrem Tod um Erlaubnis baten, ihr ein Denkmal errichten zu dürfen, das bei dem Bildhauer Adam Friedrich Oeser in Auftrag gegeben und 1784 im Französischen Garten von Celle aufgestellt wurde. Einen weiteren Gedenkstein ließ Ernst von Mecklenburg aufstellen.[27]

Ihre tragische Liebesaffäre mit Johann Friedrich Struensee ist Inhalt mehrerer Romane (siehe Lit.) und wurde mehrfach verfilmt. 1923 entstand der deutsche Spielfilm Die Liebe einer Königin mit Henny Porten in der Hauptrolle. In dem britischen Spielfilm The Dictator von 1935 wurde sie von Madeleine Carroll verkörpert. In dem deutschen Historiendrama Herrscher ohne Krone (1957) übernahm die französische Schauspielerin Odile Versois an der Seite von O. W. Fischer und Horst Buchholz die Rolle der dänischen Königin. Im April 2012 kam der Film Die Königin und der Leibarzt, ein dänischer Historienfilm, in die deutschen Kinos. Das Filmdrama ist eine Literaturverfilmung eines Romans von Bodil Steensen-Leth. Die schwedische Schauspielerin Alicia Vikander spielt darin Caroline Mathilde.

Ahnentafel Caroline Mathilde
Ururgroßeltern

Kurfürst
Ernst August von Braunschweig-Lüneburg
(1629–1698)
⚭ 1658
Sophie von der Pfalz
(1630–1714)

Fürst
Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg
(1624–1705)
⚭ 1676
Eleonore d’Olbreuse
(1639–1722)

Markgraf
Albrecht II. von Brandenburg-Ansbach
(1620–1667)
⚭ 1651
Sophie Margarete zu Oettingen-Oettingen
(1634–1664)

Herzog
Johann Georg I. von Sachsen-Eisenach
(1634–1686)

Johanetta von Sayn-Wittgenstein
(1626–1701)

Herzog
Ernst I. von Sachsen-Gotha-Altenburg
(1601–1675)
⚭ 1636
Elisabeth Sophia von Sachsen-Altenburg
(1619–1680)

Herzog
August von Sachsen-Weißenfels
(1614–1680)
⚭ 1647
Anna Maria von Mecklenburg
(1627–1669)

Fürst
Johann VI. von Anhalt-Zerbst
(1621–1667)
⚭ 1649
Sophie Auguste von Schleswig-Holstein-Gottorf
(1630–1680)

Urgroßeltern

Britische Tudor-Krone
König Georg I.
(1660–1727)
⚭ 1682
Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg
(1666–1726)

Markgraf
Johann Friedrich von Brandenburg-Ansbach
(1654–1686)
⚭ 1681
Eleonore von Sachsen-Eisenach
(1662–1696)

Herzog
Friedrich I. von Sachsen-Gotha-Altenburg
(1645–1691)
⚭ 1669
Magdalena Sibylle von Sachsen-Weißenfels
(1648–1681)

Fürst
Karl Wilhelm von Anhalt-Zerbst
(1652–1718)
⚭ 1676
Sophia von Sachsen-Weißenfels
(1654–1724)

Großeltern

Britische Tudor-Krone
König Georg II. (1683–1760)
⚭ 1705
Caroline von Brandenburg-Ansbach
(1683–1727)

Herzog
Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1676–1732)
⚭ 1696
Magdalena Augusta von Anhalt-Zerbst (1679–1740)

Eltern

Prinz Friedrich Ludwig (1707–1751)
⚭ 1736
Augusta von Sachsen-Gotha-Altenburg (1719–1772)

Caroline Mathilde

Die Affäre Struensee in künstlerische Adaptionen

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Kristian Zahrtmann: Szene vom Hof Christians VII. (1873). Caroline Mathilde und Struensee spielen Schach, während König Christian VII. den Papagei mit seinem Degen neckt (Sammlung Hirschsprung).

Belletristik (Auswahl)

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  • Arvid Ahnfelt: Från Europas hof, dess furstehus och aristokrati: skildringar hemtade i nya specialverk samt svenska och utländska arkiv. Band 1. Oscar L. Lamms förlag, Stockholm 1883, S. 3–103 (schwedisch, runeberg.org).
  • Asser Amdisen: Til nytte og fornøjelse. Akademisk Forlag, Kopenhagen 2002, ISBN 87-500-3730-7 (dänisch).
  • Paul Barz: Doktor Struensee : Rebell von oben. Kabel Ernst Verlag, München 1985, ISBN 3-8225-0001-1.
  • Michael Bregnsbo: Danish Absolutism and Queenship: Louisa, Caroline Matilda, and Juliana Maria. In: Clarissa Campbell Orr (Hrsg.): Queenship in Europe 1660-1815: The Role of the Consort. Cambridge University Press, 2004, ISBN 0-521-81422-7, S. 344–367 (englisch).
  • Michael Bregnsbo: Caroline Mathilde: magt og skæbne: en biografi. Aschehoug Verlag, Kopenhagen 2007, ISBN 978-87-11-11856-6 (dänisch).
  • Steffen Heiberg (Hrsg.): Danske dronninger i tusind år. 3. Auflage. Gyldendal, Kopenhagen 2004, ISBN 87-02-02946-4 (dänisch, 388 S.).
  • Edvard Holm: Caroline Mathilde. In: Carl Frederik Bricka (Hrsg.): Dansk biografisk Lexikon. Tillige omfattende Norge for Tidsrummet 1537–1814. 1. Auflage. Band 3: Brandt–Clavus. Gyldendalske Boghandels Forlag, Kopenhagen 1889, S. 392–396 (dänisch, runeberg.org).
  • Hans Jensen: Caroline Mathilde. In: Povl Engelstoft und Svend Dahl (Hrsg.): Dansk Biografisk Leksikon. 2. Auflage. Band 4. J.H. Schultz Forlag, Kopenhagen 1934, S. 540–544 (dänisch, rosekamp.dk [PDF]).
  • Harald Jorgsen: The unfortunate Queen. Caroline Mathildas’s last years 1772-75. Copenhagen 1989.
  • Martin Krieger: Caroline Mathilde in Celle (1772-1775). Einblicke in Alltags- und Hofkultur, in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte, 95 (2023), S. 125–139.
  • Thea Leitner: Skandal bei Hofe – Frauenschicksale an europäischen Königshöfen. München: Piper Verlag, 1993, ISBN 3-8000-3492-1 (romantisierende Darstellung)
  • Carolin Philipps: Königin Caroline Mathilde von Dänemark. Die Geliebte des Leibarztes. Piper München Zürich 2005
  • Juliane Schmieglitz-Otten, Norbert Steinau: Caroline Mathilde. Von Kopenhagen nach Celle – Das kurze Leben einer Königin. Hrsg. vom Bomann-Museum Celle. Celle 2001 (Ausstellungsbegleitband)
  • Rainer Schlösser: Struensee in der deutschen Literatur. Altona: Hermann Lorenzen, 1931
  • Ulrike Weiß: Man sieht ihr Mut und Entschlossenheit an. Caroline Mathilde. In: Ulrike Weiß: Dame, Herzog, Kurfürst, König. Das Haus der hannoverschen Welfen 1636-1866. Hannover: Historisches Museum 2008 (Ausstellungsbegleitband)
Commons: Caroline Mathilde – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Adolphus William Ward: Caroline Matilda. In: Dictionary of National Biography, 1885-1900. Band 9. Smith, Elder, & Co., London 1887, S. 145–150 (englisch, wikisource.org).
  2. Yvonne's Royalty Home Page: Royal Christenings. Archiviert vom Original am 6. August 2011; abgerufen am 23. Juni 2009 (englisch).
  3. Hans Jensen: Caroline Mathilde. In: Povl Engelstoft und Svend Dahl (Hrsg.): Dansk Biografisk Leksikon. 2. Auflage. Band 4. J.H. Schultz Forlag, Kopenhagen 1934, S. 540–544 (dänisch, rosekamp.dk [PDF]).
  4. Barbara Clay Finch: Lives of the princesses of Wales. Band III. Remington & co., London 1883 (englisch, archive.org).
  5. Philipps: Königin Coroline Mathilde von Dänemark. Die Geliebte des Leibarztes; S. 19.
  6. Matthias Wehry: Die Fernleihen der dänischen Königin. In: Mbmagazin. Hannover 2012, 150/51, S. 20–23; S. 20.
  7. Philipps: Königin Caroline Mathilde von Dänemark. Die Geliebte des Leibarztes; S. 24–28.
  8. Philipps: Königin Caroline Mathilde von Dänemark. Die Geliebte des Leibarztes; S. 32.
  9. Philipps: Königin Caroline Mathilde von Dänemark. Die Geliebte des Leibarztes; S. 60f.
  10. Mathias Hattendorff: Ihr "Wesen ist frey und ungezwungen und es scheint dass Sie die genirte Lebens Arth nicht liebet" – Caroline Mathilde und Johann Friedrich Struensee. In: Caroline Mathilde. Von Kopenhagen nach Celle – Das kurze Leben einer Königin (Lit.), S. 27–70; S. 28.
  11. Struensee. Der Fall. Diffamierung und Sturz eines Reformers. Hannover 2011; S. 15f.
  12. Hattendorff: Ihr "Wesen ist frey und ungezwungen und es scheint dass Sie die genirte Lebens Arth nicht liebet" – Caroline Mathilde und Johann Friedrich Struensee; S. 31f.
  13. Hattendorff: Ihr "Wesen ist frey und ungezwungen und es scheint dass Sie die genirte Lebens Arth nicht liebet" – Caroline Mathilde und Johann Friedrich Struensee; S. 42.
  14. Porträt einer der Ordensträgerinnen (vermutlich die Königin selbst)
  15. Hattendorff: Ihr "Wesen ist frey und ungezwungen und es scheint dass Sie die genirte Lebens Arth nicht liebet" – Caroline Mathilde und Johann Friedrich Struensee; S. 58.
  16. Diese Akten wurden erst 1966 freigegeben und in Deutschland kaum rezipiert (Mathias Hattendorff: Ihr "Wesen ist frey und ungezwungen und es scheint dass Sie die genirte Lebens Arth nicht liebet" – Caroline Mathilde und Johann Friedrich Struensee. In: Caroline Mathilde. Von Kopenhagen nach Celle – Das kurze Leben einer Königin (Lit.), S. 27–70; S. 28).
  17. Der Oberst Keith (der spätere Sir Robert Murrov) war in jener Zeit Englands Gesandter in Kopenhagen.
  18. Thea Leitner: Skandal bei Hof, 1993.
  19. Ausführlich: Matthias Blazek: Die Hinrichtung der Grafen Enevold Brandt und Johann Friedrich Struensee im Jahre 1772 – In zwei offenen Wagen, von 400 Mann Dragonern gedeckt, zum Hochgericht gefahren, Sachsenspiegel 25, Cellesche Zeitung vom 25. Juni 2011.
  20. Norbert Steinau: Caroline Mathilde im Kurfürstentum Hannover 1772–1775. In: Caroline Mathilde. Von Kopenhagen nach Celle – Das kurze Leben einer Königin (Lit.), S. 127–154; S. 130
  21. Helmut Rüggeberg: Das Celler Schloss zur Zeit der Königin Caroline Mathilde. In: Caroline Mathilde. Von Kopenhagen nach Celle – Das kurze Leben einer Königin (Lit.), S. 157–170 (einschließlich Inventarliste)
  22. Matthias Wehry: Die Fernleihen der dänischen Königin. In: Mbmagazin. Hannover 2012, 150/51, S. 20–23
  23. Steinau: Caroline Mathilde im Kurfürstentum Hannover 1772–1775; S. 135
  24. Jürgen Huck: Sophie von Bennigsen (1769–1850) – Pflegetochter der Königin Caroline Mathilde In: Caroline Mathilde. Von Kopenhagen nach Celle – Das kurze Leben einer Königin (Lit.), S. 201–214; S. 205
  25. a b Steinau: Caroline Mathilde im Kurfürstentum Hannover 1772–1775; S. 140
  26. Die Fürstengruft und die Grabplatten der Herzöge zu Braunschweig-Lüneburg in der Stadtkirche St. Marien Celle, mit Fotos von Dietrich Klatt, Friedrich Kremzow und Ralf Pfeiffer, illustriertes Faltblatt im Format DIN A5 (4 Seiten, o. O., o. D.) von Heide Kremzow gestaltet, nach: Dietrich Klatt: Kleiner Kunstführer Schnell & Steiner Nr. 1986, 2008
  27. a b Steinau: Caroline Mathilde im Kurfürstentum Hannover 1772–1775; S. 142
  28. Jürgen Huck: Sophie von Bennigsen (1769–1850) – Pflegetochter der Königin Caroline Mathilde In: Caroline Mathilde. Von Kopenhagen nach Celle – Das kurze Leben einer Königin (Lit.), S. 201–214; S. 208. 210–212
  29. Zuverlässige Nachricht von der letztern Staatsveränderung in Dänemark von Ihro Majestät der Königin Caroline Mathilde während ihrer Gefangenschaft auf dem Schlosse zu Kronenburg eigenhändig entworfen und ohnlängst dem Grafen von *** zur Prüfung zugesandt. Nach dem Original aus dem Englischen übersetzt. Rotterdam bey J. F. Ebert, 1772.
  30. Juliane Schmieglitz-Otten: Aus dem Leben einer Königin. Dichtung und Wahrheit im Bild Caroline Mathildes. In: Caroline Mathilde. Von Kopenhagen nach Celle – Das kurze Leben einer Königin (Lit.), S. 15–25; S. 19.
  31. Die Liebe einer Königin bei filmportal.de ; Die Liebe einer Königin bei IMDb
  32. The Dictator bei IMDb
  33. Herrscher ohne Krone bei IMDb
  34. http://presse.phoenix.de/dokumentationen/2013/06/20130615_Affaere/20130615_Affaere.phtml
  35. Berlinale-Programm
VorgängerinAmtNachfolgerin
Juliane von Braunschweig-WolfenbüttelKönigin von Dänemark und Norwegen
1766–1772
Marie von Hessen-Kassel