Carolus Vocke

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Carolus Vocke (1977)

Carolus Vocke (* 23. Juni 1899 in Heilbronn; † 6. Januar 1979 in Mannheim; eigentlich Karl Vocke) war ein deutscher Kunstmaler, Bildhauer, Grafiker, Karikaturist und Restaurator. Er war ein Großneffe des deutschen Finanzfachmannes und Bankdirektors Wilhelm Vocke.

Vocke wuchs die ersten Lebensjahre in derselben Straße in Heilbronn auf, wie der spätere Bundespräsident Theodor Heuss, mit dem er ab 1950 mehrfach im Briefkontakt stand.

Nach dem Ersten Weltkrieg (1914–1918), in welchem Vocke als Freiwilliger diente, besuchte er die Kunstakademie Karlsruhe als Schüler des Malers Walter Georgi, des Keramikers Carl Kornhaas sowie des Bildhauers Georg Schreyögg. Dort berief ihn Akademieprofessor Hans Adolf Bühler 1923 bereits zum Meisterschüler und zog ihn zur Ausmalung des Karlsruher Rathaussaals heran.[1]

Für diese Zeit ist seine Teilnahme (als Carl Vocke) an 11 großen Ausstellungen sicher belegt[2], darunter 1941 die Große Deutsche Kunstausstellung in München mit dem Ölgemälde Soldat zweier Kriege, einem Selbstporträt in Uniform, das die Stadt Bitterfeld für 1100 RM für das Kreismuseum Bitterfeld erwarb.[3] 1939 erhielt Vocke – seit 1935 Träger des Badischen Staatspreises Bildnis – nach einer Ausschreibung gemeinsam mit Peter Jakob Schober den Zuschlag, das sog. Hecht-Gebäude in Tuttlingen auszumalen. So entstand ein erstes, monumentales Wandgemälde mit dem Titel Symphonie der Technik.

Im Zweiten Weltkrieg geriet Vocke in Kriegsgefangenschaft und wurde ins Lager Mühlau bei Tuttlingen eingewiesen. Bereits während seiner Internierung verschaffte er sich als Maler die Anerkennung der französischen Militärverwaltung. Sie beauftragte ihn, ein großes Altarbild und den Kreuzweg für die Lagerkirche (1964 abgerissen) zu malen. Dies ermöglichte ihm ein eigenes Atelier außerhalb des Lagers, die Schaffung zahlreicher Portraitaufträge sowie Fresken im Raum Bodensee, im Hegau[4] und in Oberschwaben.

Nach der Befreiung lebte und arbeitete er bis 1957 weiterhin im Raum Tuttlingen, daraufhin erfolgte der Umzug nach Mannheim.

In Mannheim erhielt Vocke – auf Betreiben des Oberregierungsbaudirektors Karl Kölmel und des Regierungsbaudirektors Ernst Throm – den Auftrag, die einst von Cosmas Damian Asam geschaffenen Deckengemälde des Mannheimer Schlosses und der Schlosskirche, welche im Krieg nahezu vollständig zerstört worden waren, wiederherzustellen.[5] Sie sind als Neuschöpfungen und nicht als Rekonstruktionen zu verstehen. Als einzige überlieferte Vorlagen dienten ihm hier einige wenige schwarz/weiß-Fotografien.[6] Die über Fachkreise hinaus hoch gelobte Ausführung dieser komplizierten wie langwierigen bis 1973 andauernden Arbeiten verschaffte ihm nicht nur überregionale Bekanntheit, sondern in der Folge auch weitere Aufträge ähnlicher Art, u. a. die Ausmalung der Decke des Auditoriums im Rokokotheater des Schwetzinger Schlosses.

Aufgrund eines irreparablen Feuchtigkeitsschadens musste die überdimensionale Leinwand im Rahmen einer Sanierung des Theaters um das Jahr 2003 jedoch abgenommen werden.[7] Über deren weiteren Verbleib ist aktuell nichts bekannt.

Weitere Decken- und Wandarbeiten entstanden von 1947 bis 1966 in Mühlhausen, Überlingen, Ravensburg, Konstanz, Meersburg, Stuttgart, Frankfurt, Berlin sowie in Italien, bei Como (Schloss Lazzago).[8]

In seinen Ölgemälden, Porträts und Blumenstilleben blieb Vocke der figürlichen Darstellung mit impressionistisch irisierendem Pinselduktus treu. Allseits geschätzt wird auch die locker-duftige Atmosphäre seiner zahlreichen Landschaftsaquarelle. Da Vocke sich nicht als monumentaler Barockmaler reduziert sehen wollte, persiflierte er als Karikaturist mit viel Humor in ungezählten Blättern das Klein- und Großbürgertum sowie die Politik und das Militär.

Vocke war ein Meister des großen Formats und der verschiedensten Kunsttechniken. Er gestaltete zahlreiche öffentliche Gebäude und restaurierte historische Fresken, Decken- und Wandgemälde, wobei er den Stil der jeweiligen Epoche aufgriff. Seine nicht auftragsgebundenen Arbeiten standen zu Lebzeiten im Schatten der Großformate. Posthum rückte sein persönliches künstlerisches Werk jedoch zunehmend in das Interesse des Kunsthandels.

In Mannheim-Feudenheim ist seit 1984 der „Carolus-Vocke-Ring“ nach ihm benannt.[9]

Derzeit ist kein Werkkatalog von Vocke bekannt.

Vocke war verheiratet mit Lilian, einer ehemaligen Hofdame des Prinzen Max von Baden. Die Ehe ging später auseinander, wurde jedoch bis zu seinem Tode nie geschieden.

Aus der Verbindung ging 1929 der gemeinsame Sohn Jürgen Vocke (†) hervor.

Carolus Vocke ruht in einem Ehrengrab auf dem Friedhof Mannheim-Feudenheim.[10] Sein Grabstein wurde gestaltet von dem Ladenburger Steinmetz und Bildhauer Hans Volker Dursy (†).

Bilder im öffentlichen Auftrag (Auswahl)

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Gedächtnishalle in Tuttlingen
  • 1923: Ausmalung des Karlsruher Rathaussaals als Meisterschüler
  • 1936: Altarbild der Lutherkirche in Bruchsal. Erneuert und umgestaltet 1949[11]
  • 1937: Wandbilder im Operationsbau der Chirurgie der Heidelberger Universität (Volksheilkunde, nicht mehr erhalten)[12]
  • 1939: Ausmalung des Hecht-Gebäudes in Tuttlingen[13]
  • 1946: Ausmalung der Kuppel der Gedächtnishalle auf dem Friedhof Tuttlingen
    • Gestaltung u. a. der Altarwand (Auferstehung) und eines Glasfensters der Tuttlinger Lagerkirche (Holzbau, 1964 abgerissen; der Tabernakel mit der von Vocke gestalteten Türe befindet sich heute in der Kirche St. Gallus in Tuttlingen; das Triptychon Kommet her zu mir Alle wird in der katholischen Kirchengemeinde Maria Königin ebd. aufbewahrt)[14][15]
  • 1947: Ausmalung des überdimensionalen Chorbogens in der neugotischen Pfarrkirche Lippertsreute[16]
  • 1948: Wandbild in der Kirche Schlatt unter Krähen[17]
  • 1955: Gestaltung der Kuppel des Café Droste, Meersburg[18]
  • 1955–1961: Ausmalung des Rittersaales, des Roten Saales, des Haupt-Treppenhauses und der Schlosskirche im wieder aufgebauten Mannheimer Residenzschloss[19][20][21]
    • Großes Deckengemälde im Rokokotheater Schwetzingen (vermutlich nicht mehr erhalten)
  • 1958: Restaurierung des Freskos über dem Altar der Christuskirche, Mannheim
  • 1959: Mahnmal: „Gedanke des Friedens“ – Bronzeplastik in Graben-Neudorf
  • 1964: Ausmalung des Gartensaals auf Schloß Lazzago, der ehemaligen Sommerresidenz Papst Innozenz XI (heute Villa Giulini)
  • 1966: Gestaltung des Herzog-Ulrich-Saals auf Burg Stettenfels, Untergruppenbach
  • 1965: Wandgemälde zur Geschichte des Bauernkrieges am Rathaus Herdwangen
  • 1977: Restaurierung der – seinerzeit umbaubedingt beschädigten – Fresken Carl von Häberlins im Kreuzgang des Dominikanerklosters Konstanz (heute Inselhotel)[22]

Ausstellungen (Auswahl)

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  • Arbeiten im Mannheimer Schloss und Karikaturen, Vereinshaus des Vereins für Ortsgeschichte Feudenheim e.V., Mannheim-Feudenheim (2018)
  • Entwürfe zu Wandgemälden, Museum Fruchtkasten, Tuttlingen (2012)[23]
  • Vocke-Gedächtnisausstellung zum 90. Geburtstag, Reiß-Museum, Mannheim (1989)[24]
  • Posthume Ehrung im Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Mannheim-Feudenheim (1982)
  • Sonderschau In Memoriam Carolus Vocke, Reiß-Museum, Mannheim (1979)
  • Kunsthaus K. Ferd. Heckel, Mannheim (1975)
  • Volksbank Mannheim (1973)
  • Ausstellung im Gartensaal des Mannheimer Schlosses (1969)
  • Glasfensterentwürfe und Mannheimer Bilder anlässlich des Mannheimer Landeslehrertages im großen Saal des Gewerkschaftshauses (1966)[24]
  • Carolus Vocke im Spendhaus Reutlingen (1954)[14]
Commons: Carolus Vocke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Carolus Vocke. In: zum.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. Juni 2018; abgerufen am 30. Januar 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.zum.de
  2. Martin Papenbrock, Gabriele Saure (Hrsg.): Kunst des frühen 20. Jahrhunderts in deutschen Ausstellungen. Teil 1. Ausstellungen deutscher Gegenwartskunst in der NS-Zeit. VDG, Weimar, 2000
  3. Soldat zweier Kriege — Die Großen Deutsche Kunstausstellungen 1937 – 1944/45. Abgerufen am 21. März 2024.
  4. HEGAU Jahrbuch 2016. MarkOrPlan, ISBN 978-3-933356-88-8.
  5. Landeskunde am Oberrhein. In: zum.de. Abgerufen am 5. April 2018.
  6. Karl J. Svoboda: Residenz aus Trotz- und Trotzdem. Südwestdeutsche Verlagsanstalt, Mannheim 1977, ISBN 978-3-87804-050-7.
  7. Carthalia – Schwetzingen: Rokokotheater. Abgerufen am 5. April 2018.
  8. Kriegsgefangenenlager in Tuttlingen: Cage d Armée N o 2 Cage C.S.T.O N o 2 Dépôt de transit N o 2 Bureau de Contrôle et Démobilisation. (PDF) Abgerufen am 5. April 2018.
  9. A 3/109 Denkschrift Carolus-Vocke-Ring, Ernst-Throm-Straße zu einer Feierstunde im Dietrich Bonhoefer Haus aus Anlaß der Widmung neuer Straßen im Neubaugebiet Mannheim-Feudenheim Süd-Ost (Bibliothek) (Memento des Originals vom 14. Juni 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/findstar.scopearchiv.ch In: scopearchiv.ch, abgerufen am 13. Juni 2018.
  10. Ehrengrab, S. 16. (PDF) Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 7. April 2018.@1@2Vorlage:Toter Link/www.stadtteil-portal.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  11. Lutherkirche Bruchsal – Stadtwiki Karlsruhe. Abgerufen am 6. April 2018.
  12. Peter Anselm Riedl: Die künstlerische Ausstattung der Universität seit 1945. In: Die Gebäude der Universität Heidelberg. Springer, Berlin und Heidelberg 1985, ISBN 978-3-662-36931-9, S. 587–598.
  13. Gedenkpfad Lager Mühlau | Stadt Tuttlingen. Abgerufen am 6. April 2018.
  14. a b Johannes Gutenberg-Universität Mainz: Univ.-Prof. Dr. Michael Bringmann | FB 07 − IKM Abteilung Kunstgeschichte. Abgerufen am 5. April 2018.
  15. Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene, Flüchtlinge – Neues Buch stellt Geschichte des Lagers Mühlau dar | Stadt Tuttlingen – Informationen für unterwegs. Abgerufen am 6. April 2018.
  16. Erholungsort Lippertsreute. Abgerufen am 5. April 2018.
  17. Helmut Fluck: Das Wirken des Malers Carolus Vocke (1899-1979) am westlichen Bodensee. In: Hegau: Zeitschrift für Geschichte, Volkskunde und Naturgeschichte des Gebietes zwischen Rhein, Donau und Bodensee. Band 73. MarkOrPlan Agentur & Verlag, Singen (Hohentwiel) / Bonn 2016, S. 157–170.
  18. Droste-Café in Meersburg hat neu eröffnet. In: Schwäbische. (schwaebische.de [abgerufen am 6. April 2018]).
  19. Rittersaal: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Abgerufen am 6. April 2018.
  20. Landeskunde am Oberrhein. In: zum.de. Abgerufen am 6. April 2018.
  21. Karl J. Svoboda: Das Mannheimer Schloß. Geschichte des Wiederaufbaus. München. Hrsg.: Bayerische Vereinsbank. Bavaria, München 1990.
  22. Carl von Haeberlin und die Historienmalerei, Dr. J. Schuhmacher. Abgerufen am 6. April 2018.
  23. Triptychon bereichert Vocke-Ausstellung im Fruchtkasten. 18. Juli 2012, abgerufen am 5. April 2018.
  24. a b MARCHIVUM: Chronikstar. 12. Juli 1989, abgerufen am 30. September 2018.
  25. MARCHIVUM: Mannheimer Straßennamen, Carolus-Vocke-Ring. Abgerufen am 30. September 2018.
  26. Universität Mannheim – Ehrungen. Abgerufen am 5. April 2018.