Catherine Millet

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Catherine Millet in ihrer Wohnung (2013)

Catherine Millet (* 1. April 1948 in Bois-Colombes) ist eine Expertin für Moderne Kunst und Chefredakteurin der Kunstzeitschrift art press. Bekannt wurde sie durch ihr autobiografisches Buch Das sexuelle Leben der Catherine M., in dem sie ihr freizügiges Sexualleben schildert.

Aufgewachsen in Bois-Colombes, wurde sie ohne eine akademische Ausbildung eine anerkannte Expertin für Kunstkritik. Dabei orientierte sie sich an US-amerikanischer formalistischer Kunstkritik. Sie ist seit 1991 mit dem französischen Fotografen und Schriftsteller Jacques Henric verheiratet, den sie 1972 kennenlernte.[1] Das kinderlose Paar lebt im 12. Pariser Arrondissement.

Autobiografisches

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ihre Bücher sind nach eigener Aussage faktisch deskriptiv und basieren auf genauer Beobachtung. 2001 erschien ihr autobiografisches Buch La vie sexuelle de Catherine M. (2001); es war in vielen Ländern ein Skandalerfolg. Die deutsche Übersetzung (Das sexuelle Leben der Catherine M.) machte Millet auch im deutschsprachigen Raum bekannt.

Millets Buch ist ein emotionslos präziser Bericht über ihr libertinäres Sexualleben, darunter Gruppensex mit mehreren, ihr meist unbekannten Partnern beiderlei Geschlechts. In ihrem liberalen Milieu brauchte sie es nicht zu verbergen; sie beschrieb es als angenehm. Das Buch gibt Einblicke in die französische Swingerszene von etwa 1970 bis 2000. Es galt als vielgelesener Titel des Jahres 2001 und wurde von einigen als pornografisch eingeschätzt. Edmund White bezeichnete es als „das expliziteste Buch über Sex, das jemals von einer Frau geschrieben wurde“.[2]

In ihrem autobiografischen Buch Eifersucht (Originalausgabe 2008) beschrieb sie ihre tiefe Krise, nachdem sie entdeckt hatte, dass ihr Mann Jacques Henric eine Affäre hatte.

In Traumhafte Kindheit schildert sie aus ihrer schwierigen Kindheit u. a. ihre Wahrnehmung des Leids ihrer Eltern und die Zerrissenheit ihrer Familie. Ihre Mutter hatte eine psychische Störung und beging schließlich Suizid.[3] Offen spricht sie von ihrer Einsamkeit und ihren Ängsten; ihre Familie sei ein „Glutofen der Hölle“ gewesen. Sie habe auf dem Schulhof versucht, die unschönen Ereignisse, das alltägliche Elend der Eltern, umzudrehen und durch Witz interessant zu machen.[4]

Im Januar 2018 mischte sie sich mit dem in Le Monde veröffentlichten Text Wir verteidigen die Freiheit, lästig zu sein in die MeToo-Debatte ein.[5]

Werke (auf Deutsch)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Jacques Henric: Die Legende der Catherine M. Ullstein, München 2001, ISBN 3-548-25377-6.
  • Colette Sarrey: Französische Schriftstellerinnen der 80er und 90er Jahre und die écriture féminine. In: Wolfgang Asholt (Hrsg.): Interpretationen. Französische Literatur, 20. Jahrhundert: Roman. Stauffenburg, Tübingen 2007, ISBN 978-3-86057-909-1, S. 365ff.
Commons: Catherine Millet – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Faithless Love. The New York Times, 31. Januar 2010, abgerufen am 12. Dezember 2013.
  2. Leslie Camhi: Sex Obsession By the Numbers. 22. Juni 2002, archiviert vom Original am 5. Februar 2010; abgerufen am 16. Januar 2016.
  3. The double life of Catherine M
  4. Mein sexuelles Leben war angenehm. Ingeborg Harms über ein Gespräch mit Catherine Millet. In: Zeit Literatur Nr. 41, Oktober 2017.
  5. Interview mit Annabelle Hirsch, in: F.A.S. Nr. 2, 14. Januar 2018, S. 50.