Chaetomium globosum

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Chaetomium globosum
Systematik
Klasse: Sordariomycetes
Unterklasse: Sordariomycetidae
Ordnung: Sordariales
Familie: Chaetomiaceae
Gattung: Chaetomium
Art: Chaetomium globosum
Wissenschaftlicher Name
Chaetomium globosum
Kunze
Befall nach Wasserschaden

Chaetomium globosum ist ein cellulosezersetzender Schimmelpilz aus der Gattung Chaetomium. Die Art ist weit verbreitet und zeigt zwei verschiedene Vorkommensschwerpunkte: Einerseits im Inneren von Blättern lebender Pflanzen (endophytisch), andererseits frei lebend auf abgestorbener pflanzlicher Biomasse aller Art, so in Böden, im Kot von Pflanzenfressern und in Totholz. Als ubiquistische Art ist er auch in Innenräumen von Gebäuden anzutreffen. Er kommt in Innenräumen nach Wasserschäden,[1] in Archiven sowie als Moderfäulepilz in Holz (besonders Holz mit hoher Feuchte) vor.[2] Chaetomium globosum ist ein verbreitetes Allergen.[3][4]

Chaetomium globosum wächst optimal bei Temperaturen zwischen 18 und 24 °C und einem pH-Wert von 7,3. Nach Kulturexperimenten besitzt er die Enzymausstattung zum Abbau einer Reihe von pflanzlichen Polysacchariden, zum Beispiel Glucose, Cellulose und Xylan. Zum Abbau von Pektin, einem wichtigen Bestandteil der Mittellamelle des Zellgewebes lebender Blätter, gibt es widersprüchliche Angaben.[5] Die Cellulase-Aktivität wird für den biotechnologischen Einsatz getestet.[6] Endophytisch ist er bei einer Vielzahl von Pflanzen nachgewiesen worden, so zahlreichen Baum- und Straucharten, wichtigen Kulturpflanzen wie Weizen, aber auch marinen Rotalgen. Er wächst hier in der extrazellulären Matrix. Nach allen bisherigen Erkenntnissen fügt der Pilz seinem Wirtsorganismus keinen Schaden zu. Es scheint im Gegenteil so zu sein, dass die Pflanze von der Anwesenheit des Pilzes profitiert, weil dessen sekundäre Metabolite ihr Schutz gegen eine Reihe pflanzenfressender Schädlinge verleihen. Die Art wird deshalb für den Einsatz in der biologischen Schädlingsbekämpfung getestet.[7] Angestrebt wird vor allem ein Einsatz gegen saugende Arten wie Blattläuse, gegen die der verbreitete Einsatz des Bt-Toxins keine Wirkung zeigt.[8]

Der Pilz bildet Mykotoxine,[1] wie z. B. Emodin, diverse Cytochalasane, das antibiotisch aktive Chaetomin[3] und Chaetomugilin.[9]

Die frei lebenden, saprotrophen und die endophytischen Stämme des Pilzes sind morphologisch, genetisch und nach ihrer Enzymausstattung miteinander verglichen worden.[5], zwischen ihnen besteht demnach kein Unterschied. Im Gegensatz zu den ebenfalls endophytischen, vor allem in Grasblättern verbreiteten Pilzen der Gattung Neotyphodium, die ebenfalls für die Resistenz gegenüber Pflanzenfressern bedeutsam sind, wird Chaetomium globosum nicht über Weitergabe mit dem Samen (vertikal), sondern durch Neuinfektion aus der Umgebung (horizontal) übertragen.[5]

Einzelnachweise

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  1. a b M. R. Fogle, D. R. Douglas, C. A. Jumper, D. C. Straus: Growth and mycotoxin production by Chaetomium globosum is favored in a neutral pH. In: International Journal of Molecular Sciences. Band 9, Nummer 12, Dezember 2008, S. 2357–2365, doi:10.3390/ijms9122357, PMID 19330080, PMC 2635641 (freier Volltext).
  2. Narayan Parameswaran, Walter Liese: Wandstrukturen der Perithecium-Haarhyphen von Chaetomium globosum. In: Archiv für Mikrobiologie. Band 86, Nr. 3, Juni 1972, S. 225, doi:10.1007/bf00425235.
  3. a b schimmel-schimmelpilze.de: Chaetomium globosum
  4. Guido Fischer: Allergene von Schimmelpilzen – Stand des Wissens und innenraumhygienische Bedeutung (Memento des Originals vom 26. Februar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gesundheitsamt-bw.de
  5. a b c Naveed A. Syed, David J. Midgley, Pearl K.C. Ly, Jennifer A. Saleeba and Peter A. McGee (2009): Do plant endophytic and free-living Chaetomium species differ? Australasian Mycologist 28: 51–55.
  6. P. Longoni, M. Rodolfi, L. Pantaleoni, E. Doria, L. Concia, A. M. Picco, R. Cella: Functional Analysis of the Degradation of Cellulosic Substrates by a Chaetomium globosum Endophytic Isolate. In: Applied and Environmental Microbiology. Band 78, Nr. 10, 24. April 2012, S. 3693, doi:10.1128/AEM.00124-12 (englisch).
  7. Hongsheng Yu, Lei Zhang, Lin Li, Chengjian Zheng, Lei Guo, Wenchao Li, Peixin Sun, Luping Qin: Recent developments and future prospects of antimicrobial metabolites produced by endophytes. In: Microbiological Research. Band 165, Nr. 6, August 2010, S. 437, doi:10.1016/j.micres.2009.11.009 (englisch).
  8. G. Qi, N. Lan, X. Ma, Z. Yu, X. Zhao: Controlling Myzus persicae with recombinant endophytic fungi Chaetomium globosum expressing Pinellia ternata agglutinin. In: Journal of Applied Microbiology. Band 110, Nr. 5, Mai 2011, S. 1314, doi:10.1111/j.1365-2672.2011.04985.x (englisch).
  9. Jian-Chun Qin, Ya-Mei Zhang, Jin-Ming Gao, Ming-Sheng Bai, Sheng-Xiang Yang, Hartmut Laatsch, An-Ling Zhang: Bioactive metabolites produced by Chaetomium globosum, an endophytic fungus isolated from Ginkgo biloba. In: Bioorganic & Medicinal Chemistry Letters. Band 19, Nr. 6, März 2009, S. 1572, doi:10.1016/j.bmcl.2009.02.025 (englisch).