Chanel Miller
Chanel Miller (* 12. Juni 1992 in Palo Alto, Kalifornien) rückte als Opfer von sexueller Gewalt durch Brock Allen Turner in der Nacht vom 17. auf den 18. Januar 2015 in den öffentlichen Fokus. Das von ihr verfasste Victim Impact Statement, das sie bei der Urteilsverkündigung ihres Angreifers im darauffolgenden Jahr vorlas, erreichte weltweite Bekanntheit, nachdem es von Buzzfeed online veröffentlicht wurde. Es wurde innerhalb von vier Tagen 11 Millionen Mal gelesen.[1] Miller wurde in Gerichtsdokumenten und Medienberichten Emily Doe genannt, bis sie im September 2019 ihre Anonymität aufhob und ihre Memoiren „Know My Name“ veröffentlichte. Ihr Werk gewann 2019 den National Book Critics Circle Award in der Kategorie Autobiographie.[2] Miller entfachte in den USA eine nationale Diskussion über den Umgang mit Fällen sexueller Übergriffe von College Campi und des Gerichtssystems. Sie ist außerdem eine öffentliche Rednerin.[3]
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Chanel Miller wurde 1992 in Palo Alto, Kalifornien, USA, geboren. Ihr chinesischer Name lautet Zhang Xiao Xia.[4] Sie besuchte die University of California, Santa Barbara´s College of Creative Studies und erreichte 2014 ihren Abschluss in Literatur.[5][6] Im Jahr 2014 überlebte sie den Amoklauf von Elliot Rodger.[7]
Sexueller Übergriff 2015
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am Abend des 17. Januars 2015 ging Miller zu einer Kappa Alpha Burschenschaftsparty an der Stanford University. Gegen 1 Uhr nachts wurde sie von zwei Stanford Studenten auf dem Boden hinter einem Müllcontainer gefunden, während der 19-jährige Stanford Student Brock Allen Turner sie sexuell nötigte.[8] Miller war nicht bei Bewusstsein.[9] Turner versuchte zu fliehen, aber wurde von den beiden Studenten festgehalten, bis die Polizei eintraf.[10] Er wurde verhaftet und in fünf Anklagepunkten der sexuellen Gewalt angeklagt, zu denen er nicht schuldig plädierte.[11] 2016 wurde er in drei der Anklagepunkte für schuldig befunden und zu einer sechs-monatigen Gefängnisstrafe verurteilt. Das Gerichtsurteil traf aufgrund seiner Milde auf öffentliche Entrüstung.[12]
Millers Erfahrung und der Gerichtsprozess entfachten einen U.S.-weiten Diskurs über sexuelle Gewalt, Sexismus und sexuelles Fehlverhalten, sowie auch darüber, dass Überlebenden von sexueller Gewalt nicht zugehört wird.[13] Diese Debatten fanden im zeitlichen Rahmen der Me Too Bewegung statt.[14]
Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]2016 wurde Miller vom Glamour Magazin zur Frau des Jahres ernannt, weil sie die Konversation über sexuelle Gewalt für immer verändert hat.[15] Miller nahm an der Preisverleihung anonym teil.[16] 2019 nahm Miller erneut an der Preisverleihung von Glamour statt, bei welcher sie erneut als Frau des Jahres anerkannt wurde. Sie trug ein Gedicht vor, in welchem sie sich für das Wohlergehen von Überlebenden sexueller Gewalt aussprach.[16] Im selben Jahr wurde sie als einflussreicher Mensch der Time 2019 100 Next list gelistet.[17]
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Millers Memoiren Know my Name, herausgegeben von Viking Books,[18] wurden ein Bestseller.[19][20][21] Das Buch wurde in deutscher Sprache unter dem Titel Ich habe einen Namen veröffentlicht.[22] Die Washington Post ernannte es zu den besten zehn Büchern 2019[23] und im selben Jahr wurde es bei den Goodreads Choice Awards in der Kategorie Beste Memoiren und Autobiografie nominiert.[24] Millers Werk wurde außerdem von der New York Times in die Liste der 100 Bedeutenden Bücher des Jahres 2019 aufgenommen.[25] Es wurde mit dem Ridenhour Book Prize 2020 ausgezeichnet.[26]
2020 wurde ein von Miller geschaffenes Wandgemälde im Asian Art Museum in San Francisco veröffentlicht. Das Wandgemälde ist 21 m lang und 4 m hoch, es zeigt drei Skizzen einer Cartonfigur und die Sätze „Ich war“, „Ich bin“, und „Ich werde sein“.[27]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Chanel Miller: Ich habe einen Namen : eine Geschichte über Macht, Sexualität und Selbstbestimmung, Berlin : Ullstein 2019, ISBN 978-3-550-20080-9. (Autobiographie)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Stanford sexual assault: Chanel Miller reveals her identity. In: BBC. 4. September 2019, abgerufen am 4. Oktober 2020.
- ↑ Beth Parker: Announcing the 2019 Award Winners. In: www.bookcritics.com. Abgerufen am 4. Oktober 2020.
- ↑ EXECUTIVE SPEAKERS BUREAU https://www.executivespeakers.com: Chanel Miller. Abgerufen am 4. Oktober 2020 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Jennifer Weiner: ´Know My Name´, a Sexual Assault Survivor Tells the World. In: The New York Times. 24. September 2019, abgerufen am 4. Oktober 2020.
- ↑ Bill Whitaker: Know My Name: Author and sexual assault survivor Chanel Miller´s full "60 minutes" interview. In: 60 minutes. 22. September 2019, abgerufen am 4. Oktober 2020.
- ↑ CCS Attendee Chanel Miller Announces Forthcoming Memoir Know My Name. UC Santa Barbara College of Creative Studies, 11. September 2019, abgerufen am 5. Oktober 2020.
- ↑ Leonie Feuerbach: Sie hat nun einen Namen, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22. Oktober 2019, Seite 7
- ↑ Victor Xu: Brock Turner sentenced to six months in county jail, three years probation. In: The Stanford Daily. Stanford, California: The Stanford Daily Publishing Corporation, 2. Juni 2016, abgerufen am 5. Oktober 2020.
- ↑ Kate J.M. Baker: Here´s the Powerful Letter the Stanford Victim Read to her Attacker. In: Buzzfeed. New York City: Buzzfeed Media Group, 3. Juni 2016, abgerufen am 5. Oktober 2020.
- ↑ Scott Herhold: Herhold: Thanking two Stanford Students who subdued campus sex assault suspect. In: The Mercury News. San Jose, California: MediaNews Group, 21. März 2016, abgerufen am 5. Oktober 2020.
- ↑ Stacey Kaplan: Former Stanford swimmer pleads not guilty to rape charges. In: The Mercury News. San Jose, California: MediaNews Group, 2. Februar 2015, abgerufen am 5. Oktober 2020.
- ↑ Liam Stack: Light Sentence for Brock Turner in Stanford Rape Case Draws Outrage. 6. Juni 2016, abgerufen am 4. Oktober 2020.
- ↑ Tom Cleary: Chanel Miller: Stanford Rape Survivor Wants You To Know Her Name. In: Heavy. 6. September 2019, abgerufen am 5. Oktober 2020.
- ↑ Concepción de León: You Know Emily Doe´s Story, Now Learn Her Name. In: The New York Times. 4. September 2019, abgerufen am 5. Oktober 2020.
- ↑ Anonymous: Stanford Sexual Assault Case Survivor Emily Doe Speaks Out. Abgerufen am 5. Oktober 2020 (amerikanisches Englisch).
- ↑ a b Brittany Shammas: Once an unnamed sexual assault victim, Chanel Miller accepts woman of the year award - this time, herself. 12. November 2019, abgerufen am 5. Oktober 2020.
- ↑ Breaking News Staff: Chanel Miller, survivor in Brock Turner assault, makes Time magazine’s 100 Next list. Abgerufen am 5. Oktober 2020 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Concepción de León: It Will Always Be a Part of My Life: Chanel Miller is Ready to Talk. In: The New York Times. New York: The New York Times Company, 22. September 2019, abgerufen am 5. Oktober 2020.
- ↑ Neal Wyatt: New Bestsellers, Oct. 3, 2019 | Book Pulse. Abgerufen am 5. Oktober 2020.
- ↑ Hardcover Nonfiction Books - Best Sellers - Oct. 13, 2019 - The New York Times. In: The New York Times. ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 5. Oktober 2020]).
- ↑ Best-Selling Books Week Ended September 28. In: Wall Street Journal. 3. Oktober 2019, ISSN 0099-9660 (wsj.com [abgerufen am 5. Oktober 2020]).
- ↑ FOCUS Online: Früheres Vergewaltigungsopfer Chanel Miller will mit Buch jungen Frauen Mut machen. Abgerufen am 8. Oktober 2020.
- ↑ The best books of 2019. Abgerufen am 5. Oktober 2020 (englisch).
- ↑ Announcing the Goodreads Choice Winner in Best Memoir & Autobiography! Abgerufen am 5. Oktober 2020.
- ↑ 100 Notable Books of 2019. In: The New York Times. 25. November 2019, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 5. Oktober 2020]).
- ↑ Ridenhour Book Prize Recipient 2020: Chanel Miller. In: ridenhour.org, abgerufen am 10. Februar 2021.
- ↑ Tood Plummer: Chanel Miller on her art debut, I never thought I would have so much space to be seen. In: Los Angeles Times. 17. August 2020, abgerufen am 5. Oktober 2020.
Personendaten | |
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NAME | Miller, Chanel |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanische Frau |
GEBURTSDATUM | 12. Juni 1992 |
GEBURTSORT | Palo Alto, Kalifornien, Vereinigte Staaten |