Chicart Bailly

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Vorderseite eines Memento mori in Berlin (um 1520)

Chicart Bailly († 1533 in Paris) war Leiter einer Elfenbeinschnitzer-Werkstatt und Händler.

Leben und Wirken

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Chicart Bailly war ab etwa 1490[1] in der französischen Hauptstadt als Gildenmitglied („maistre tabletier et bourgeois de Paris“) in der Verarbeitung von Elfenbein zu Luxusobjekten tätig. Dort besaß er, von seinem Vater, dem tabletier Martin Bailly, vererbt, zwei Häuser in der Rue Saint-Denis und der Rue de la Tabletterie.[2] Seine erste Frau und Mutter mehrerer Kinder starb und Bailly ging eine zweite Ehe ein, der die Tochter Genevieve entstammte.[3] 1533 starb er am Ort seines Schaffens und hinterließ eine große Menge Elfenbeinobjekte, die mit der übrigen Erbmasse in einem Inventar vom 16. Juni desselben Jahres (Pierrefitte-sur-Seine, Archives nationales, Minutier central des notaires de Paris, ET/XIX/16. Juni 1533) gelistet wurde.[4] Zumindest ein Teil der gelisteten Objekte scheint für den Weiterverkauf von Bailly erworben worden zu sein, was wiederum angesichts der Menge der Objekte in Kombination mit den aufgelisteten Werkzeugen eine eigene Werkstatttätigkeit in Baillys Räumlichkeiten nahelegt. Neben Elfenbein waren auch Kunstgegenstände aus Bein und wertvollen Hölzern und deren Ausgangsmaterial in dem Haus in der Rue Saint-Denis.[5]

Rückseite eines Memento mori in Berlin (um 1520)

Chicart Bailly ist durch die ihm zugeschriebenen Objekte vor allem als Schnitzer von Objekten mit Vergänglichkeitsthematik bekannt. Die Vanitas- oder Memento mori-Darstellungen umfassen Ketten- und Rosenkranzanhänger, doppelseitige Statuen und miniaturisierte Transis. Als Vorlagen für Elfenbeinschnitzereien dienten in dieser Zeit und auch bei Bailly im Speziellen oft Druckvorlagen in Form von Einzelblättern oder auch gedruckten Stundenbüchern.[6][7]

Zugeschriebene Werke

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Memento mori (um 1520/30) im Museum Schnütgen
  • Raymond Koechlin: Les Ivoires Gothiques Français. 3 Bände. Picard, Paris 1924.
  • Timothy B. Husband, Jane Hayward (Hrsg.): The Secular Spirit. Life and Art at the End of the Middle Ages. Ausstellungskatalog. Dutton, New York 1975.
  • Peter Barnet (Hrsg.): Images in Ivory. Precious Objects of the Gothic Age. Ausstellungskatalog. Princeton 1997.
  • Christine Vogt (Hrsg.): Vanitas Vanitatum! Das Tödlein aus der Sammlung Ludwig. Todesdarstellungen in der frühen Neuzeit. Ausstellungskatalog. Kerber, Bielefeld 2012.
  • Stephen Perkinson (Hrsg.): The Ivory Mirror. The Art of Mortality in Renaissance Europe. Ausstellungskatalog. Brunswick 2017.
  • Katherine Eve Baker: ‚La Chambre aux dentz d'yvoire‘. An Introduction to the Inventory of Chicart Bailly. In: Catherine Yvard (Hrsg.): Gothic Ivory Sculpture. Content and Context. London 2017, S. 68–75.
  • Moritz Woelk, Manuela Beer (Hrsg.): Museum Schnütgen. Handbuch zur Sammlung. Hirmer, München 2018.
  • Katherine Baker: A Merchant of Ivory in 16th-Century Paris. The Estate Inventory of Chicart Bailly (= AVISTA Studies in the History of Medieval Technology, Science and Art. Band 17). Brill, Leiden/Boston 2023.

Einzelnachweise

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  1. a b Memento Mori. In: Sammlungen Online. Staatliche Museen zu Berlin, abgerufen am 18. Oktober 2024.
  2. Pierrefitte-sur-Seine, Archives nationales, Minutier central des notaires de Paris, S 99A, no. 18 [1524].
  3. Baker 2017, S. 69.
  4. Baker 2017, S. 68.
  5. Baker 2017, S. 70.
  6. Baker 2017, S. 72.
  7. Catherine Yvard: Translated Images. From Print to Ivory in the Late FIfteenth and Early Sixteenth Century. In: Dies. (Hrsg.): Gothic Ivory Sculpture. Content and Context. London 2017, S. 57–67.
  8. Base for a Statuette. In: The Collection. Metropolitan Museum of Art New York, abgerufen am 19. Oktober 2024 (englisch).
  9. Pendant to a Rosary or Chaplet. In: Collection. Detroit Institute of Arts, abgerufen am 18. Oktober 2024 (englisch).
  10. Rosary bead, 2 faces. In: Gothic Ivories. The Courtauld Institute of Art, abgerufen am 19. Oktober 2024 (englisch).
  11. Rosary Terminal Bead with Lovers and Death's Head. In: The Collection. Metropolitan Museum of Art New York, abgerufen am 18. Oktober 2024 (englisch).
  12. Pommel (for a walking stick?) or rosary bead. In: Gothic Ivories. The Courtauld Institute of Art, abgerufen am 19. Oktober 2024 (englisch).
  13. Woelk / Beer 2018, S. 364 f. (Iris Metje).