Chihmingit

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Chimingit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

IMA 2022-010[1][2]

IMA-Symbol

Cim[3][2]

Chemische Formel Ni2+Al2O4[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
Kristallographische Daten
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse; Symbol hexakisoktaedrisch; 4/m32/m
Raumgruppe Fd3m (Nr. 227)Vorlage:Raumgruppe/227
Gitterparameter a = 8,04622(5) (synthetisch, 800 °C)[4]
natürlich: 8,059(5) Å[2]
Formeleinheiten Z = 8[2]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte nicht publiziert
Dichte (g/cm3) nicht publiziert
Spaltbarkeit nicht publiziert
Bruch; Tenazität nicht publiziert
Farbe nicht publiziert
Strichfarbe nicht publiziert
Transparenz nicht publiziert
Glanz nicht publiziert
Kristalloptik
Brechungsindex n = nicht publiziert

Das Mineral Chimingit ist ein sehr selten vorkommendes Oxid aus der Spinell-Supergruppe mit der Endgliedzusammensetzung Ni2+Al2O4. Es kristallisiert mit kubischer Symmetrie.

Typlokalität ist der Ugelvik Peridotit auf der Insel Øtrøy in der Gemeinde Midsund der Provinz Møre og Romsdal, Norwegen.[2]

Etymologie und Geschichte

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Spinelle sind wegen ihrer einfachen Struktur bei gleichzeitig hoher chemischer Variabilität ein beliebtes Modellsystem, um kristallchemische Gesetzmäßigkeiten oder elektrische und magnetische Eigenschaften zu studieren. Die Verteilung der Kationen auf die zwei Kationenpositionen der Spinellstruktur beeinflusst verschiedene, technisch interessante Eigenschaften und synthetische Nickel-Aluminat-Spinelle wurden, neben vielen anderen Spinellen, bereits seit Mitte des 20. Jahrhunderts untersucht.[5][6][7][8][4]

Erste Hinweise auf ein natürliches Vorkommen von nickelreichen Aluminatspinellen fanden niederländische Wissenschaftler im Jahr 2000 in Granaten aus Granat-Peridotiten aus West-Norwegen. Diese Granate enthalten Einschlüsse aus fast reinen, metallischen Nickel, umgeben von einem feinkristallinen Reaktionssaum, den sie nicht genauer untersucht hatten. Sie vermuteten eine Reaktion des pyropreichen Granats mit Nickel zu nickelreichen Spinell, Pyroxen sowie Quarz.[9]

Als neues Mineral beschrieben wurde Chimingit schließlich im Jahr 2022 in Proben aus dem Ugelvik Peridotit auf der Insel Øtrøy in Norwegen.[2]

Die strukturelle Klassifikation der International Mineralogical Association (IMA) zählt den Chimingit zur Spinell-Supergruppe, wo er zusammen mit Chromit, Cochromit, Coulsonit, Cuprospinell, Dellagiustait, Deltalumit, Franklinit, Gahnit, Galaxit, Guit, Hausmannit, Hercynit, Hetaerolith, Jakobsit, Maghemit, Magnesiochromit, Magnesiocoulsonit, Magnesioferrit, Magnetit, Manganochromit, Spinell, Thermaerogenit, Titanomaghemit, Trevorit, Vuorelainenit und Zincochromit die Spinell-Untergruppe innerhalb der Oxispinelle bildet.[10][2] Ebenfalls in diese Gruppe gehören die nach 2018 beschriebenen Oxispinelle Chukochenit[11] sowie der Nichromit, dessen Name von der CNMNC der IMA noch nicht anerkannt worden ist.[12]

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz ist der Chimingit ebenso wenig verzeichnet, wie im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, dessen „Lapis-Systematik“ sich im Aufbau noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet.[13]

Die von 2001 bis 2009 von der IMA verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik kennt den Chimingit ebenfalls noch nicht.[14]

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana führt den Chimingit noch nicht auf.

Die von der Mineraldatenbank „Mindat.org“ weitergeführte Strunz-Klassifikation, die sich im Aufbau nach der 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik richtet, ordnet den Chimingit in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung „Metall : Sauerstoff = 3 : 4 und vergleichbare“ (englisch Metal : Oxygen = 3 : 4 and similar) ein. Diese ist weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und Chimingit ist entsprechend seiner Zusammensetzung in die Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen“ (englisch With only medium-sized cations) mit der Systemnummer 4.BA. eingeordnet worden (vergleiche dazu die gleichnamige Unterabteilung in der Klassifikation nach Strunz (9. Auflage)). Eine weitergehende Einordnung in eine bestimmte Mineralgruppe gibt es bisher nicht.[15]

Reiner Chimingit hat die Endgliedzusammensetzung Ni2+Al2O4. Die empirische Zusammensetzung des Nickel-Aluminium-Spinell aus der Typlokalität wurde noch nicht publiziert.[2]

Kristallstruktur

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Natürlicher Chimingit kristallisiert mit kubischer Symmetrie der Raumgruppe Fd3m (Raumgruppen-Nr. 227)Vorlage:Raumgruppe/227 und dem Gitterparameter a = 8,059(5) Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle mit der Struktur von Spinell.[2]

In diesem inversen Spinell ist die Tetraederposition vorwiegend mit Aluminium (Al3+) besetzt und die Oktaederposition ist gemischt besetzt mit Nickel (Ni2+) und Aluminium.[8]

Bildung und Fundorte

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Typische Fjelllandschaft auf Øtrøy

Chimingit ist ein extrem seltenes Mineral und weltweit nur an der Typlokalität, dem Ugelvik Peridotit auf der Insel Øtrøy in der Gemeinde Midsund der Provinz Møre og Romsdal, Norwegen, beschrieben worden.[16] Die Paragenese des Chimingit wurde noch nicht publiziert.[2]

Einzelnachweise

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  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. a b c d e f g h i j S.-L. Hwang, P. Shen, T.-F. Yui, H.-T. Chu, Y. Iizuka, H.-P. Schertl, D. Spengler: Chihmingite, IMA 2022-010. In: CNMNC Newsletter 67, European Journal of Mineralogy. Band 34, 2022, S. 359–364 (englisch, ejm.copernicus.org [PDF; 113 kB; abgerufen am 23. Januar 2024]).
  3. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 23. Januar 2024]).
  4. a b Jeanette N. Roelofsen, Ronald C. Peterson, Mati Raudsepp: Structural variation in nickel aluminate spinel (NiAl2O4). In: American Mineralogist. Band 77, Nr. 5-6, 1992, S. 522–528 (englisch, minsocam.org [PDF; 806 kB; abgerufen am 21. Februar 2024]).
  5. H. Schmalzried: Röntgenographische Untersuchung der Kationenverteilung in Spinellphasen. In: Zeitschrift für Physikalische Chemie. Band 28, Nr. 3-4, 1961, S. 203–219, doi:10.1524/zpch.1961.28.3_4.203.
  6. Richard F. Cooley, James S. Reed: Equilibrium Cation Distribution in NiAl2O4, CuAl2O4, and ZnAl2O4 Spinels. In: Journal of The American Ceramic Society. Band 55, Nr. 8, 1972, S. 395–398, doi:10.1111/j.1151-2916.1972.tb11320.x (englisch).
  7. Hugh St. C. O’Neill and Alexandra Navrotsky: Simple spinels:crystallographic parameters, cation radii, lattice energies, and cation distribution. In: American Mineralogist. Band 68, 1983, S. 181–194 (englisch, minsocam.org [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 24. Februar 2024]).
  8. a b H. St. C. O’Neill, W. A. Dollase & C. R. Ross II: Temperature dependence of the cation distribution in nickel aluminate (NiAl2O4) spinel: a powder XRD study. In: Physics and Chemistry of Minerals. Band 18, 1991, S. 302–319, doi:10.1007/BF00200188 (englisch).
  9. H. L. M. Van Roermund, M. R. Drury, A. Barhoorn and A. De Ronde: Non-silicate inclusions in garnet from an ultra-deep orogenic peridotite. In: Geological Journal. Band 35, 2000, S. 209–229 (englisch, researchgate.net [PDF; 653 kB; abgerufen am 24. Februar 2024]).}
  10. Ferdinando Bosi, Cristian Biagioni, Marco Pasero: Nomenclature and classification of the spinel supergroup. In: European Journal of Mineralogy. Band 31, Nr. 1, 12. September 2018, S. 183–192, doi:10.1127/ejm/2019/0031-2788 (englisch).
  11. Can Rao, Xiangping Gu, Rucheng Wang, Qunke Xia, Yuanfeng Cai, Chuanwan Dong, Frédéric Hatert, Yantao Hao: Chukochenite, (Li0.5Al0.5)Al2O4, a new lithium oxyspinel mineral from the Xianghualing skarn, Hunan Province, China. In: American Mineralogist. Band 107, Nr. 5, 2022, S. 842–847, doi:10.2138/am-2021-7932 (englisch).
  12. Cristian Biagioni, Marco Pasero: The systematics of the spinel-type minerals: An overview. In: American Mineralogist. Band 99, Nr. 7, 2014, S. 1254–1264, doi:10.2138/am.2014.4816 (englisch, Vorabversion online bei minsocam.org [PDF; 4,6 MB; abgerufen am 23. Januar 2024]).
  13. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  14. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  15. Classification of Chihmingite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 23. Januar 2024 (englisch, siehe auch Anker „Strunz-Mindat“).
  16. Fundortliste für Chihmingit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 20. Januar 2024.