Chiwi al-Balkhi

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Chiwi al-Balkhi (hebr. חיוי אל-בלכי) war ein – je nach Forschungsmeinung – jüdischer oder gnostisch-christlicher Exeget und Bibelkritiker in Balch (Persien), vermutlich gegen Ende des 9. nachchristlichen Jahrhunderts.

Er formulierte (im Original nicht vollständig, nur etwa zur Hälfte[1], überlieferte bzw. rekonstruierbare) 200 in Reimform formulierte Einwände gegen den göttlichen Ursprung der Bibel. Sein Werk wurde als das erste bekannte Beispiel nichtliturgischer mittelalterlicher hebräischer Poesie bezeichnet.[2] Es ist ein hebräisches, gereimtes Fragment aus der Kairoer Geniza überliefert. Das Werk soll aber in arabischer Sprache in hebräischer Schrift verfasst, also auch islamischen Theologen zugänglich gewesen sein.[3] Das Werk wurde weit verbreitet und rief den Zorn sowohl von Rabbinen wie Karäern hervor.[4] Balkhis „Fragen“ schlagen z. B. Umdeutungen von „Wundern“ in Phänomene auf Basis von Naturerscheinungen vor. Der Inhalt ist durch diverse Gegenschriften, u. a. auch von Abū ʿImrān al-Tiflīsī, Salmon b. Yeruḥim, Samuel ben Chofni, erschließbar. Saadja b. Josef Gaon erwiderte ihm sogar in einer eigenen Streitschrift.[5] Chiwis Beiname wurde von Ibn Esra aus Verachtung in al-Kalbi („Hiwi der Hund“) umgebildet.[6]

Ferner sind Fragmente anderer Werke bekannt.

Literatur (Auswahl)

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  • Israel Davidson: Saadia’s polemic against Hiwi al-Balkhi, New York 1915.
  • Henry Malter: Saadia Gaon, his life and works, Morris Loeb Series, Jewish Publication Society of America, Philadelphia 1921 (div. Nachdrucke, u. a. Hildesheim 1978), S. 384ff et passim.
  • Isaak Markon: Artikel CHIWI ALBACHI, in: Jüdisches Lexikon, Berlin 1927, Bd. 1.
  • Judah Rosenthal: Hiwi al-Balkhi. A Comparative Study, in: The Jewish Quarterly Review (New Series) 38 (1947–48), S. 317–341.419-430; 39 (1948–49), 79-94.
  • Solomon Schechter: The oldest collection of bible difficulties, by a Jew. In: The Jewish Quarterly Review. 13. Jahrgang, 1901, S. 345–374 (jewishintellectualtimeline.com [PDF]).
  • David E. Sklare: Samuel ben Ḥofni Gaon and his cultural world. Texts and studies, Leiden, Brill 1996, s.v.
  • Sarah Stroumsa: Freethinkers of medieval Islam, Leiden, Brill 1999, s.v.
  • Dominique Urvoy: Les penseurs libres de l’islam classique, L’interrogation sur la religion dans l’Islam classique, Paris 1996, s.v.
  • Georges Vajda: À propos de l’attitude religieuse de Hivi al-Balkhi, in: Revue des études juives 99 (1934), S. 81–91.
  • Josef van Ess: Theologie und Gesellschaft im 2. und 3. Jahrhundert Hidschra, Bd. 4, de Gruyter, Berlin 1997, S. 339, 346–348.

Einzelnachweise

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  1. van Ess 1997, 347.
  2. Sklare 1996, 125.
  3. van Ess 1997, 347; anders z. B. Stroumsa 1999, 220.
  4. Rosenthal 1947, 319.
  5. Vgl. Davidson 1915.
  6. Kommentar zu Ex 14,27 (weitere Erwähnung zu 16,13; 34,29; berichtet wird jeweils eine „rationalistische“ Erklärung (vermeintlicher) göttlicher Wundertaten durch Balkhi).