Chorgestühl der Stuttgarter Leonhardskirche
Das Chorgestühl der Stuttgarter Leonhardskirche wurde für die Hospitalkirche in Stuttgart geschaffen, zu der bis zur Säkularisation 1536 ein Dominikanerkloster gehörte.
Das Chorgestühl besteht aus sechs Sitzreihen aus Eichenholz mit 57 von ursprünglich 87 Sitzen. Die Sitze sind mit reichem Schnitzwerk an den Wangen, den Knäufen der Armlehnen und den Miserikordien ausgestattet und tragen an den Rücklehnen und Dorsalen Inschriften mit den Namen verbrüderter Klöster. Eine der beiden ursprünglich hinteren Sitzreihen wird von einem Baldachin überkrönt.
Das Gestühl wurde 1490 und 1493 von Hans Ernst von Böblingen bzw. Conrad Zolner und Hans Haß hergestellt und im Chor der Hospitalkirche aufgestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die erhalten gebliebenen Segmente des Gestühls in die Leonhardskirche überführt.
Bezeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Zahlen in den folgenden drei Abbildungen bezeichnen die in der Legende erläuterten Teile des Chorgestühls.
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Legende 1 Dorsale (Hochlehne) 2 Schulterring 3 obere Armlehne (im Stehen benutzt) 4 Rücklehne 5 hochklappbares Sitzbrett 6 Knauf 7 untere Armlehne (im Sitzen benutzt) 8 niedere Abschlusswange 9–10 nicht besetzt 11 Baldachin 12 Zinnenbekrönung 13 Rankenfries 14 Arkadenfries 15 Zwischenwangenfigur 16 hohe Zwischenwange 17 Ortsnameninschrift 18 Aufsatzfigur einer Abschlusswange |
Aufbau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hinweis: Die Sitze des Chorgestühls werden durch Buchstaben-Zahl-Kombinationen bezeichnet. Der Buchstabe kennzeichnet das Segment, die Zahl die Nummer des Sitzes, fortlaufend von links nach rechts gezählt. – Sitz A3 bezeichnet z. B. den dritten Sitz von links in Segment A.
Das Chorgestühl der Leonhardskirche besteht aus sieben Segmenten, die sich aus Teilen der ursprünglichen Sitzreihen in der Hospitalkirche zusammensetzen.[2] Sie werden in dem nebenstehenden Grundriss als rote Balken und durch die Buchstaben A–G gekennzeichnet. Die Segmente verfügen insgesamt über 57 Sitze.
Eine Sitzreihe setzt sich aus mehreren miteinander verbundenen Klappsitzen zusammen. Vordere Sitzreihen (Segmente B, C, E, G) bestehen nur aus einem Untergeschoss, hintere Sitzreihen (Segmente A, D) bestehen aus Unter- und Obergeschoss.
Unter- und Obergeschoss
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]-
Sitz mit Miserikordie bei hochgeklapptem Sitzbrett.
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Miserikordie.
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Hochgeklapptes Lesepult an der Rückwand eines Sitzes in Segment C.
-
Trennwangen
in Segment A.
Das Untergeschoss ist mit dem eigentlichen Sitz identisch. Die hochklappbaren Sitzbretter tragen an der Unterseite Miserikordien, auf die sich die Mönche im Stehen mit dem Gesäß abstützen konnten. Die meisten Miserikordien sind verlorengegangen, die übriggebliebenen haben die Form einer gedrechselten Kegelhälfte (figürliche Miserikordien sind keine vorhanden). An den Rückwänden des Segments C haben sich vier hochklappbare Lesepulte erhalten.
Die Seitenwände eines Sitzes enden in der unteren Armlehne, die von einem figürlichen Knauf gekrönt wird. Die Rücklehne geht in den Schulterring mit den beiden oberen Armlehnen über und bildet den Abschluss des Untergeschosses.
Das Obergeschoss beginnt über dem Schultering. Die Rücklehne wird als Hochlehne (Dorsal) nach oben fortgesetzt. Das Obergeschoss wird in Segment A durch einen Baldachin bekrönt.
Wangen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Sitzreihe wird an den Seiten durch Abschlusswangen (Seitenwände) begrenzt, und zwar durch hohe Wangen mit Unter- und Obergeschoss bei den hinteren Sitzreihen und bei den vorderen Sitzreihen durch niedere Wangen, die nur aus einem Untergeschoss bestehen. Zur Trennung von Sitzgruppen werden in Segment A zwei hohe Zwischenwangen verwendet (A4, A9). Die einzelnen Sitze werden bei Segment A durch mittelhohe Trennwangen voneinander getrennt, die in das Obergeschoss hineinragen.
Die Wangen sind großenteils mit geschnitzten Reliefs, durchbrochenem Maßwerk und Aufsatzfiguren verziert, die hohen Zwischenwangen mit furchterregenden Fabeltieren.
Verteilung der Sitzreihen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die hinteren Sitzreihen A und D (14 bzw. 8 Sitze) stehen an der Südwand. Das fast vollständig erhaltene Segment A ist mit hohen Wangen, Dorsalen und einem Baldachin ausgestattet, Segment D hat niedere Wangen und keinen Baldachin. Die niederwangigen vorderen Reihen B, C und E (10, 7 bzw. 5 Sitze) entsprechen in der Sitzzahl nicht den hinteren Sitzreihen, wodurch eine Asymmetrie zwischen den vorderen und hinteren Sitzreihen entsteht.
An der Westwand rechts vom heutigen Haupteingang der Kirche hängt eine Abschlusswange (Segment F) wie ein Bildwerk an der Wand. Diese Wange ist die einzige niedere Wange, die im Laufe der Zeit unversehrt blieb. Die übrigen wurden an einer Seite beschnitten, um den Zugang zum Gestühl zu verbreitern. Eine niederwangige, ursprünglich vordere Sitzreihe G (13 Sitze) befindet sich an der Nordwand des Chores.
Wangen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die 13 Abschluss- und Zwischenwangen verteilen sich auf 2 hohe und 9 niedere Abschlusswangen und 2 Zwischenwangen. Die Wangen (außer vier niedere Wangen) sind mit geschnitzten Reliefs und mit durchbrochenem Maß- und Rankenwerk verziert, teilweise auch mit Figuren (Aufsatzfiguren auf den niederen Wangen, Fabeltiere an den Zwischenwangen).
Übersicht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sitz | Art der Wange | Obergeschoss | Untergeschoss |
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A1 | Hohe Wange, links | Durchbrochenes Maßwerk (Spitzbogenfeld) | Maßwerk (Relief) |
A4 | Hohe Zwischenwange | Schuppentier (Figur), durchbrochenes Maßwerk (Spitzbogenfeld) | – |
A9 | Hohe Zwischenwange | Drachen (Figur), durchbrochenes Maßwerk (Spitzbogenfeld) | – |
A14 | Hohe Wange, rechts | Durchbrochenes Rankenwerk (Rundbogenfeld) | Heiliger Ulrich (Relief) |
B1 | Niedere Wange, links | Antoninus von Florenz (Aufsatzfigur) | Papst Benedikt XI. (Relief) |
B10 | Niedere Wange, rechts | Albertus Magnus (Aufsatzfigur) | Papst Innozenz V. (Relief) |
C1 | Niedere Wange, links | – | schmucklos |
C7 | Niedere Wange, rechts | Christus als Weltrichter (Aufsatzfigur) | Fischblasenmaßwerk (Relief) |
D1 | Niedere Wange, links | Hieronymus (Aufsatzfigur) | Ranken- und Knorpelwerk (Relief) |
D8 | Niedere Wange, rechts | – | schmucklos |
E1 | Niedere Wange, links | – | schmucklos |
E5 | Niedere Wange, rechts | – | schmucklos |
F | Niedere Wange, rechts | Petrus Martyr (Aufsatzfigur) | Maria mit dem Kind (Relief) |
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sitz | Bild | Beschreibung | ||
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A1 |
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A4 |
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A9 |
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A14 |
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B1 |
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B10 |
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C7 |
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D1 |
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F |
Ehemals rechte niedere Abschlusswange, heute als Bildwerk an der Wand hängend.[13] Petrus Martyr (Aufsatzfigur) Maria mit dem Kind (Relief) |
Knäufe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Übersicht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Knauffiguren werden die folgenden Motive verwendet:
- Tiere: Eule (A1), Hahn (B7), Katze mit Beutefisch (D3)
- Tiere in Halbfigur (Protomen): A14, E5
- Groteske Tierfiguren: betender Affe (D4), denkender Affe (E3)
- Mischwesen (Chimären): A11, B6 rechts
- Lindwürmer: z. B. B4
- Mönche: z. B. Mönch mit Weinbütte (A10), Leierspieler (D6)
- Fratzen: B1 links
- Gesichter: B6 links
- Ranken- und Knorpelwerk: z. B. C5, G2
Beispiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]-
Eule (A1).
-
Hahn (B7).
-
Katze mit Beutefisch (D3).
-
Wolf mit Beutetier (A14).
-
Tieroberkörper (E5).
-
Betender Affe in Mönchskutte (D4).
-
Denkender Affe (E3).
-
Mischwesen (A11).
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Mischwesen (B6 rechts).
-
Lindwurm (B4).
-
Mönch mit Weinbütte (A10).
-
Leierspieler (D6).
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Fratze (B1 links).
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Gesicht (B6 links).
-
Ranken- und Knorpelwerk (C5).
-
Ranken- und Knorpelwerk (G2).
Inschriften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gotische Minuskel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Inschriften des Chorgestühls sind in Gotischer Minuskel gehalten, einer mittelalterlichen gebrochenen Schriftart, bei der die Schäfte der Buchstaben an der Grundlinie und der Mittellinie gebrochen werden.
Die Schriftart besteht prinzipiell aus Kleinbuchstaben, die den Mittellängenbereich ausfüllen, Unter- und Oberlängen haben die halbe Höhe der Mittellänge (siehe auch Liniensystem (Typografie)).
Inschriftenarten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf dem Chorgestühl finden sich drei Arten von Inschriften: Signaturen, Erklärungstexte und Sprüche sowie Ortsnamen verbrüderter Klöster:
- Signatur oberhalb von Sitz G7-G8:
- „1490 hat hanß ernst von beblingen diß werck gmacht“
- (1490 hat Hans Ernst von Böblingen dies Werk gemacht).
- Signatur oberhalb der Dorsale von Sitz A12-A14. Sie besteht in einem Spruchband, das die Dominikanerbrüder Conrad Zolner und Hans Haß als Urheber ausweist:
- „1493 habend dieß werck gmacht bruder Conrad Zolner vnd Hanß Haß“
- (1493 habend dies Werk gemacht Bruder Conrad Zolner und Hans Haß).
- Auf den Reliefs der Abschlusswangen finden sich Erklärungstexte und fromme Sprüche, siehe Wangen.
- Die lateinischen Ortsnamen an den Dorsalen und Rücklehnen der Sitze bezeichnen Dominikanerklöster, die mit den Dominikanern der Hospitalkirche in Gebetsverbrüderung standen, siehe untenstehende Liste.
Ortsnameninschriften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hinweise
- Spalte R leer: Inschrift auf dem Dorsale.
- Spalte R = „R“: Inschrift auf der Rücklehne.
- Die Abkürzung „ē“ wird als „en“ ausgeschrieben.
Sitz | R | Lateinisch | Deutsch |
---|---|---|---|
A1 | Confluentinus | Koblenz | |
A2 | Constanciensis | Konstanz | |
A3 | Spirensis | Speyer | |
A4 | Louaniensis | Löwen | |
A5 | Rotwilensis | Rottweil am Neckar | |
A6 | Antwerpiensis | Antwerpen | |
A7 | Franckfordiensis | Frankfurt am Main | |
A8 | Cremensis | Krems an der Donau | |
A9 | Wympinensis | Bad Wimpfen | |
A10 | Noueciuitatis | Wiener Neustadt | |
A11 | Columbariensis | Colmar | |
A12 | Curiensis | Chur | |
A13 | Eychstetensis | Eichstätt | |
A14 | Ulmensis | Ulm | |
B6 | Wissenburgensis | Weißenburg | |
B7 | Lutzelburgensis | Lützelburg oder Luxemburg | |
B8 | Sletzstatensis | Schlettstadt | |
B9 | Retzensis | Retz | |
C3 | Babenbergensis | Bamberg | |
C4 | Aquensis | Aachen | |
C5 | Gamundiensis | Schwäbisch Gmünd | |
C6 | Mergethemensis | Mergentheim | |
C7 | Hagenowensis | Hagenau | |
D1 | Wormaciensis | Worms | |
D2 | Thuricensis | Zürich | |
D3 | Bethouiensis | Pettau | |
D4 | Eszclingensis | Esslingen am Neckar | |
D5 | Basiliensis | Basel | |
D6 | Friburgensis | Freiburg im Breisgau | |
D7 | Phortzhemensis | Pforzheim | |
D8 | Tulnensis | Tulln an der Donau | |
D1 | R | Vallissenarum | Stift Neukloster |
D2 | R | Gretzensis | Graz |
D3 | R | Stutgardiensis | Stuttgart |
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bis zum Zweiten Weltkrieg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Chorgestühl wurde von drei Schnitzern hergestellt und im Chor der Hospitalkirche aufgestellt:[16]
- Hans Ernst von Böblingen schuf 1490 die ursprünglich im nördlichen Chor angeordneten Sitzreihen. Das Segment G trägt die Inschrift mit der Signatur des Schnitzers, der außerdem als Baumeister in Stuttgart wirkte und um 1531/1532 starb.[17]
- Die beiden Dominikanerbrüder Conrad Zolner und Hans Haß schufen 1493 die ursprünglich im südlichen Chor aufgestellten Sitzreihen. Das Segment A trägt die Inschrift mit der Signatur der beiden Schnitzer, von deren Leben und Wirken sonst nichts bekannt ist.
Ursprünglich waren je zwei Sitzreihen an der nördlichen bzw. südlichen Chorwand angeordnet. Zwei weitere Sitzreihen waren übereck mit diesen verbunden,[18] so dass sich eine U-Form ergab, die sich nach Osten zum Altar hin öffnete.[19]
Im Lauf der Jahrhunderte wurde die Anordnung der Sitzreihen geändert. Carl Alexander Heideloff schrieb 1855: „Eine Zierde der Kirche können ferner die geschnitzten Kirchenstühle genannt werden ... Es stehen jedoch nur noch ihre hintersten Theile an ihrer ehemaligen Stelle, die übrigen ..., so viel ihrer noch vorhanden, zu besonderen Stühlen verwendet, im Langhaus der Kirche.“[20] Diese Anordnung scheint sich nach dem Grundriss der Hospitalkirche von 1905[19] mindestens bis dahin erhalten zu haben.
Ab dem Zweiten Weltkrieg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Chorgestühl, das 1943 noch 63 Sitze umfasste,[19] in der Thomaskirche in Stuttgart-Kaltental geborgen.[21] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die weitgehend zerstörte Leonhardskirche bis 1950 wieder aufgebaut, während das Schicksal der bis auf Turm, Chor und Südfassade zerstörten Hospitalkirche ungewiss blieb. Die erhalten gebliebenen Segmente des Chorgestühls mit 57 von ursprünglich 87 Sitzen wurden daher in der Leonhardskirche aufgestellt, wo sie auch nach dem Teilwiederaufbau der Hospitalkirche im Jahr 1960 weiterhin verblieben.[22]
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der kunstgeschichtlichen Literatur fand das Chorgestühl keine oder wenig Beachtung. Die einzige ausführlichere Beurteilung lieferte 1855 der Kunsthistoriker Carl Alexander Heideloff:
- „Eine Zierde der Kirche ... Conrad Zolner und Hans Haß waren also die Verfertiger dieser Stühle, deren figürliche Darstellungen von handwerklich tüchtiger Arbeit, mit etwaiger Ausnahme des heil. Ulrich, einer edlen, hübsch drappirten Gestalt, keine grosse künstlerische Bedeutung haben, die dagegen in den Verzierungen einen gewissen Geschmak für derartige Gegenstände verrathen und eine kräftige Behandlung zeigen. – Das Gestühlwerk der rechten Seite des Chors entbehrt des figürlichen Schmucks, ist aber in den decorativen Theilen um so trefflicher gearbeitet.“[23]
Rudolf Busch widmete in seiner 1928 erschienenen Monographie Deutsches Chorgestühl in sechs Jahrhunderten dem Stuttgarter Chorgestühl nur eine aus wenigen Zeilen bestehende Kurzbeschreibung.[24] Walter Loose gab in seiner 1931 erschienenen Monographie Die Chorgestühle des Mittelalters eine ausführlichere Beschreibung des Gestühls und urteilte:
- „Schnitzerei der niederen Wangen vorzüglich, Relief der hohen Wangen derb handwerklich.“[25]
In Martin Urbans monographischem Artikel Chorgestühl von 1953 im Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte wird das Chorgestühl der Leonhardskirche nicht erwähnt. Das Gleiche gilt für die Dissertation Die Süddeutschen Chorgestühle von der Renaissance bis zum Klassizismus von Sybe Wartena.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Maria Binz: Das Chorgestühl von 1490/1493 in der Ev. Leonhardskirche in Stuttgart. Kunsthistorische und technologische Untersuchungen, Überlegungen zur ursprünglichen Aufstellung und Erstellung eines Konservierungskonzepts. Diplomarbeit Potsdam 2013, Poster: [1].
- Rudolf Busch: Deutsches Chorgestühl in sechs Jahrhunderten. 500 Chorgestühle. Hildesheim 1928, S. 54.
- Karl Halbauer, Maria Binz: Das Stuttgarter Dominikaner-Chorgestühl. Sas Gestühl der ehemaligen Stuttgarter Dominikanerkirche (Hospitalkirche), heute in der Leonhardskirche. Stuttgart 2014.
- Julius Hartmann: Chronik der Stuttgarter Hospitalkirche. Stuttgart 1888, S. 11–13.
- Carl Alexander Heideloff (Hrsg.): Die Kunst des Mittelalters in Schwaben. Denkmäler der Baukunst, Bildnerei und Malerei. Stuttgart 1855–1864, S. 29–30.
- Ev. Pfarramt der Hospitalkirche Stuttgart (Hrsg.): Festschrift zur Einweihung der wiedererbauten Hospitalkirche Stuttgart am 21. Februar 1960. Stuttgart [1960], S. 8, 10.
- Evangelische Leonhardsgemeinde Stuttgart (Hrsg.): 500 Jahre Leonhardskirche 1464–1964. Stuttgart 1964, S. 26, 29, 32.
- Walter Loose: Die Chorgestühle des Mittelalters. Heidelberg 1931, S. 49, 128.
- Johannes Merz: Die Abbildungen. In: Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule und Haus Band 36, 1894, S. 8–9, 10–11.
- Harald Möhring: Ev. St. Leonhardskirche Stuttgart. München 1984, S. 11, Abb. 5, 7, 15.
- Helmut A. Müller (Hrsg.): 500 Jahre Hospitalkirche Stuttgart. Vom Dominikanerkloster zur Kirche in der City. Stuttgart 1993, S. 18.
- Bernhard Neidiger: Württembergisches Klosterbuch. Klöster, Stifte und Ordensgemeinschaften von den Anfängen bis in die Gegenwart. Ostfildern 2003, Abbildung auf S. 467.
- Eduard Paulus: [Neckarkreis] (= Die Kunst- und Altertums-Denkmale im Königreich Württemberg. Inventar. Band 1). Stuttgart 1889, S. 20.
- Christoph Riggenbach: Die Chorgestühle des Mittelalters vom XIII. bis XVI. Jahrhundert. In: Mitteilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale Band 8, 1863, S. 213–225, 244–263, hier S. 253–254.
- Paul Sauer: 500 Jahre Hospitalkirche. Stuttgart 1993, S. 22, 24.
- Gustav Wais: Die St.-Leonhardskirche und die Hospitalkirche zu Stuttgart. Eine Darstellung der beiden gotischen Kirchen mit baugeschichtlichen und kunstgeschichtlichen Erläuterungen. Stuttgart 1956, S. 43, Abb. 15–22.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fußnoten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Da kein anderer Grundriss der Leonhardskirche verfügbar ist, wurde ein Grundriss von 1884 herangezogen, der in einigen Details nicht den aktuellen Zustand widerspiegelt.
- ↑ Beschreibung des Chorgestühls bei Heideloff 1855, Riggenbach 1863, Hartmann 1888, Loose 1931, Möhring 1984, Wais 1956.
- ↑ Hartmann 1888, S. 11; Wais 1956, S. 24, Abb. 16–17.
- ↑ Ulrich von Augsburg#Ikonografie.
- ↑ Sauer 1993, S. 11, 14, 42.
- ↑ Hartmann 1888, S. 13; Wais 1956, S. 24, Abb. 16–17.
- ↑ Der verschlossene Beutel spielt auf eine Maxime des Antoninus an, wonach das oberste Ziel der Armenpflege in der Bekämpfung des Bettelns bestehen sollte. Vgl. Norbert Huse, Wolfgang Wolters: Venedig, die Kunst der Renaissance. Architektur, Skulptur, Malerei 1460 – 1590. München 1996, S. 274.
- ↑ Textverlust durch Verstümmelung. – Laut Hartmann 1888, S. 13 gab es „hinten ein Büchlein mit der Aufschrift »Cronica Anthonini«“ (Chronik des Antoninus), das nicht mehr vorhanden ist.
- ↑ Wais 1956, S. 24, Abb. 18.
- ↑ Innozenz V. verfasste einen Kommentar zu den Sentenzen von Petrus Lombardus (In 4 libros sententiarum commentaria) und zu den Paulusbriefen (Postilla super omnes epistolas Pauli). Den Sentenzenkommentar schrieb Innozenz V. zusammen mit Thomas von Aquin und Albertus Magnus (siehe Aufsatzfigur bei Sitz B10).
- ↑ Hartmann 1888, S. 13; Wais 1956, S. 24, Abb. 19.
- ↑ Wais 1956, S. 24, Abb. 20.
- ↑ Hartmann 1888, S. 11–12; Wais 1956, S. 24, Abb. 21.
- ↑ Leonhardsgemeinde 1964, S. 26; Wais 1956, S. 24.
- ↑ Aus dem Ave Maria.
- ↑ Heideloff 1855, S. 30.
- ↑ Böblinger, Hans Ernst. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 12, Saur, München u. a. 1995, ISBN 3-598-22752-3, S. 101 ff.
- ↑ Die diagonal gestellte niedere Wange bei Sitz D8 stellt offenbar einen Anschlusspunkt für eine Übereckverbindung dar.
- ↑ a b c Binz 2013.
- ↑ Heideloff 1855, S. 29.
- ↑ Wais 1956, S. 23.
- ↑ Hospitalkirche 1960; Möhring 1984, S. 4.
- ↑ Heideloff 1855, S. 29, 30.
- ↑ Busch 1928.
- ↑ Loose 1931, S. 128.
Koordinaten: 48° 46′ 24,1″ N, 9° 10′ 49,9″ O