Christian Gottlob Barth

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Porträt von Christian Gottlob Barth

Christian Gottlob Barth (* 31. Juli 1799 in Stuttgart; † 12. November 1862 in Calw) war ein deutscher evangelischer Pfarrer, Pietist, Schriftsteller und Verleger.

Barth ist dem württembergischen Pietismus zuzuordnen und gilt als einer der „Väter“ der dortigen Erweckung im 19. Jahrhundert. Er war von 1834 bis 1838 Pfarrer in Möttlingen und wirkte anschließend im Calwer Verlagsverein (gegründet 1833), wo er sich für die Verbreitung christlicher Volksliteratur einsetzte. Das Pfarramt in Möttlingen wurde anschließend von Johann Christoph Blumhardt übernommen (1838–1852); durch dessen seelsorgerliche Bemühungen um eine kranke Frau, Gottliebin Dittus, erfuhr der Ort später eine weitreichende Bekanntheit infolge der damit verbundenen Besessenheits- bzw. Spukphänomene.

Bei Reisen nach England und Schottland lernt er die Evangelische Allianz kennen.

Barth ist Dichter vieler Lieder, die teilweise auch Aufnahme in Kirchengesangbücher gefunden haben. Im aktuellen Evangelischen Gesangbuch finden sich das Lied „Der du in Todesnächten“ (EG 257) und einige Strophen zu „Sonne der Gerechtigkeit“ (EG 262).

Die von ihm 1832 verfassten „Zweymal zwey und fünfzig biblische Geschichten für Schulen und Familien“ avancierten mit 483 Auflagen und Übersetzungen in 87 Sprachen in über 4 Millionen verkauften Exemplaren zu einem „weltweiten Bestseller“ und zum „am weitesten verbreiteten Buch evangelischer Provenienz“.[1] Das Buch ist eine Kinderbibel im Geiste der Erweckung, die im Titel der bekannten Kinderbibel Johann Hübners aus dem Jahre 1714 gleicht.

Zahlreiche Auflagen erlebte seine 1843 erstmals erschienene Geschichte von Württemberg. Dort findet sich folgende Eloge: „Der geneigte Leser muß vor allen Dingen wissen, daß es zwei gelobte Länder in der Welt gibt, das eine ist das Land Canaan oder Palästina, das andere ist Württemberg!“

Das Gesamtwerk Barths umfasst neben seinen Liedern über 600 Titel. Zudem hat er mehrere Periodika (mit-)begründet oder herausgegeben.[2]

Christian Gottlob Barth war bekannt für seine umfangreiche völkerkundliche Sammlung, die durch die für ihn weltweit arbeitenden Missionare stetig erweitert wurde. Wichtige Stücke gab er dabei an das damalige Naturaliencabinett in Stuttgart und an die Universität in Tübingen ab. 1845 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gewählt.[3] 1848 wurde er Ehrenmitglied des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg.[4]

Ihm wird ein bekannter Ausspruch zugeschrieben: „Wer nicht an die Allversöhnung glaubt, ist ein Ochs; wer sie aber lehrt, ist ein Esel.“[5]

12. November im Evangelischen Namenkalender.[6]

  • Werner Raupp: Bibliographia Barthiana, in: Christian Gottlob Barth (w.u., Lit., Monogr., Aufs.), S. 177–292 (Ungedruckte Quellen: Autographen aus etwa 80 Archiven, gedruckte Quellenwerke: über 600 Titel, Lieder in Auswahl, 9 Periodika, Sekundärlit.).

Werke (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Über die Pietisten mit besonderer Rücksicht auf die Württembergischen und ihre neuesten Verhältnisse. Nebst einem Anhang über den Plan der neuen religiösen Gemeinden, über Bruder Ulrich, und über Tractatgesellschaften. Fues, Tübingen 1819.
  • Süddeutsche Originalien. In Fragmenten gezeichnet von ihnen selbst. Bengel, Oetinger, Flattich. Löflund, Stuttgart 1828. (Digitalisat Band 1), (Band 2), (Band 3: Flattich, Hahn, Hosch), (Band 4: Hahn, Hosch und Andere)
  • Setma, das türkische Mädchen. Eine Erzählung für Christenkinder vom Verfasser des „armen Heinrich“. Steinkopf, Stuttgart 1833. (Digitalisat)
  • Zwiespalt und Einung der Gläubigen. Steinkopf, Stuttgart 1835. (Digitalisat)
  • Johann Schmidgall's Jugendjahre. Eine Erzählung für Christenkinder. Steinkopf, Stuttgart 1836.
  • Christliche Gedichte. Steinkopf, Stuttgart 1836. (Digitalisat)
  • Biblische Naturgeschichte für Schulen und Familien. Steinkopf, Stuttgart 1836. (Digitalisat)
  • Der arme Heinrich, oder die Pilgerhütte am Weissenstein. Eine Erzählung für Christenkinder. Stuttgart 1838.
  • Der Pietismus und die spekulative Theologie. Sendschreiben an Herrn Diakonus Dr. Märklin in Calw. Steinkopf, Stuttgart 1839. (Digitalisat)
  • Lieder und Gedichte für Christen-Kinder vom Verfasser des „armen Heinrich“. Steinkopf, Stuttgart 1842. (Digitalisat)
  • Der Engel des Bundes. Ein Beitrag zur Christologie. Sendschreiben an Herrn Geheimrath Schelling in Berlin. Leipzig 1845. (Digitalisat)
  • Der Weihnachtmorgen oder das Tintenfässchen. Eine Erzählung für Christenkinder. Vom Verfasser des „Armen Heinrich.“ Steinkopf, Stuttgart 1851. (Digitalisat der 4. Aufl.)
  • Handbüchlein biblischer Alterthümer zum Verständniss der heiligen Schrift. Steinkopf, Stuttgart 1852. (Digitalisat)
  • Biblische Poesieen für Kinder. Vom Verfasser des „armen Heinrich“. Steinkopf, Stuttgart 1853. (Digitalisat)
  • Der Negerkönig Zamba. Eine Sklavengeschichte. Ein Seitenstück zu „Onkel Toms Hütte“. Steinkopf, Stuttgart 1853. (Digitalisat)
  • Missionslieder. Vereinsbuchhandlung, Calw 1864. (Digitalisat)
  • Der Negerknabe Cuff. Eine Erzählung für Christen-Kinder. Vom Verfasser des „armen Heinrich“. Steinkopf, Stuttgart 1869. (Digitalisat der 3. Aufl.)
  • Tausend biblische Fragen und Antworten aus den Jugendblättern. Vereinsbuchhandlung, Calw 1878. (Digitalisat der 4. Auflage 1878)
  • Geschichte von Württemberg. Hrsg. Vom Calwer Verlagsverein. 5. Aufl. Vereinsbuchhandlung, Calw/Stuttgart 1884. (Digitalisat)

Monographien, Aufsätze

  • Wilhelm Kopp: Christian Gottlob Barth. Leben und Wirken. Verlag der Vereinsbuchhandlung, Calw 1886 (Calwer Familienbibliothek; 1).
  • Karl Müller: Die religiöse Erweckung im Anfang des 19. Jahrhunderts. Mohr, Tübingen 1925.
  • Werner Raupp: Christian Gottlob Barth. Studien zu Leben und Werk. Calwer Verlag, Stuttgart 1998 (Quellen und Forschungen zur Württembergischen Kirchengeschichte; 16) (zugleich Diss. Tübingen 1996), ISBN 3-7668-3579-3.
  • Werner Raupp: Christian Gottlob Barth und die Anfänge des Calwer Verlags. In: Große Kreisstadt Calw (Hrsg.): Der Calwer Verlagsverein. Literatur aus Calw für alle Welt. Calw 1999 (Kleine Reihe / Große Kreisstadt Calw; 8) (Veröffentlichung anlässlich der Ausstellung: Weltweit ein Begriff: Der Calwer Verlagsverein. Zum 200. Geburtstag des Gründers Christian Gottlob Barth), S. 21–39.
  • Julius Roessle: Von Bengel bis Blumhardt. Gestalten und Bilder aus der Geschichte des schwäbischen Pietismus 4. Aufl., Franz, Metzingen 1966.
  • Jan Carsten Schnurr: Weltreiche und Wahrheitszeugen. Geschichtsbilder der protestantischen Erweckungsbewegung in Deutschland 1815–1848, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011 (Arbeiten zur Geschichte des Pietismus, Band 57), ISBN 978-3-525-55014-4.
  • Karl Friedrich Werner: Christian Gottlob Barth, Doktor der Theologie, nach seinem Leben und Wirken, 3 Bde. Calw/Stuttgart 1865–1869.

Artikel

Commons: Christian Gottlob Barth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Werner Raupp, 1998 (w.o., Lit.), S. 148. – Auflistung aller Auflagen u. Übersetzungen, in: Werner Raupp, 1998 (w.o., Bibliographie) S. 208–215. - Vgl. auch Eckart Schultz-Berg: Zwischen Aufklärung und Erweckung. In: Gott und Welt in Württemberg. Eine Kirchengeschichte. Calwer Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-7668-3694-3, S. 129–146, hier: S. 140
  2. Werner Raupp, 1998 (w.o., Bibliographie) S. 198–251 (1. Gedruckte Quellen, 2. Lieder, 3. Periodika).
  3. Mitgliedseintrag von Christian Gottlob Barth (mit Bild) bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 12. März 2016.
  4. Ehrenmitglieder des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg
  5. ThLZ - 2011 Nr. 11 / Werner Thiede / Fegfeuer – Endgericht – Allversöhnung Der Gerichtsgedanke im Licht protestantischen Rechtfertigungsglaubens. Abgerufen am 26. August 2024.
  6. Frieder Schulz: Das Gedächtnis der Zeugen – Vorgeschichte, Gestaltung und Bedeutung des Evangelischen Namenkalenders. In: Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie, Band 19. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1975, S. 69–104, Namenliste S. 93–104 (Digitalisat)