Christian Ludwig Hermann

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Neustädter Rathaus, Hanau
Ehemalige Evangelisch-lutherische Pfarrkirche „Zur Himmelspforte“, seit 1823 Gotteshaus der unierten Gemeinde
Archivbau des Schlosses Birstein

Christian Ludwig Hermann (* 1687/88 in Berlin?; † 9. Mai 1751 in Hanau) war Baumeister und Architekt und wirkte hauptsächlich in der Grafschaft Hanau und benachbarten Territorien.

In Hanauer Diensten

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Wohl 1720 trat Christian Ludwig Hermann in Hanauer Dienste.[1] Bei seinen Anfängen in Hanau war er Artillerie-Offizier, 1731 im Rang eines Hauptmanns. Vermutlich kam er vom Festungsbau zu seiner Tätigkeit als Baumeister.

Mindestens eine Reise von ihm ins Elsass ist belegt. Ob er in den dort gelegenen Landesteilen der Grafschaft Hanau, der Grafschaft Hanau-Lichtenberg, die unter Graf Johann Reinhard III. von Hanau in Personalunion mit der Grafschaft Hanau-Münzenberg verbunden war, für seinen Herrn ebenfalls Bauaufträge erledigte, ist nicht bekannt.

In Hessischen Diensten

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Mit dem Tod des Grafen Johann Reinhard III. von Hanau 1736 fiel die Grafschaft Hanau-Münzenberg an die Landgrafschaft Hessen-Kassel. Christian Ludwig Hermann wurde in deren Dienste übernommen, nachdem er als einer der führenden Beamten der Grafschaft schon seit 1731 Zahlungen der Landgrafschaft erhalten hatte, wohl um den Übergang der Grafschaft Hanau-Münzenberg an Hessen-Kassel mit zu sichern.

Ab 1745 begleitete er den Rang eines – nun hessischen – Majors. 1751 starb er nach längerer Krankheit.

Christian Ludwig Hermann war lutherischer Konfession. Verheiratet war er mit Maria Theodora, vermutlich schon, bevor er nach Hanau kam. Mit ihr hatte er mindestens vier Kinder:

  • Mädchen, * 12. September 1721
  • Mädchen, * 14. Januar 1723
  • Christoph Ludwig, * 29. Juni 1725
  • Georg Ludwig, * 11. Oktober 1726

Der Stil Christian Ludwig Hermanns ist eher am klassizistisch orientierten, französischen Barock ausgerichtet, als an üppigeren süddeutschen Formen.

Ort Territorium Gebäude Planungs- und Bauzeit Anmerkung
Straßburg Straßburg Elsass Hanauer Hof 1731–1736 Neubau[2]
Brumath Grafschaft Hanau Schloss Brumath 1722–1726 Neubau[3]
Buchsweiler Grafschaft Hanau Niederkirche nach 1728 Umbau; die Beteiligung Hermanns ist eine Zuschreibung aufgrund der Ähnlichkeit zur Reinhardskirche in Bad Nauheim.[4]
Gelnhaar Grafschaft Hanau Michaeliskirche 1728–1729 Neubau, Hermann als Baumeister vermutet[5]
Hanau Grafschaft Hanau Frankfurter Tor 1722 Neubau
Hanau Grafschaft Hanau Stadtschloss 1722 Umbau, Mitwirkung Hermanns vermutet
Hanau Grafschaft Hanau Remise für das Stadtschloss 1723–1728 Mitwirkung Hermanns vermutet
Hanau Grafschaft Hanau Johanneskirche 1727–1729 Umbau, Mitwirkung Hermanns vermutet
Hanau Grafschaft Hanau Neustädter Rathaus 1725–1733 Neubau
Hanau Grafschaft Hanau Herrschaftliche Mühle 1730/31 Mitwirkung Hermanns vermutet
Hanau Grafschaft Hanau Hinterbau des Rathauses ? Mitwirkung, Neubau, zerstört
Hanau Grafschaft Hanau Armenhaus ? Mitwirkung, Neubau, zerstört
Hanau Grafschaft Hanau Eichhaus ? Mitwirkung, Neubau, zerstört
Hanau Grafschaft Hanau Registratur ? Mitwirkung, Neubau, zerstört
Hanau Grafschaft Hanau Freitreppe am Altstädter Rathaus 1742 Anbau
Windecken Grafschaft Hanau Kirche 1719–1722 Neubau, zerstört
Altenhaßlau Grafschaft Hanau Reinhardskirche 1724–1726 Umbau aus einem gräflichen Jagdzeughaus
Steinau an der Straße Grafschaft Hanau Reinhardskirche 1724–1731 Neubau
Nauheim Grafschaft Hanau Reinhardskirche 1731–1733 Neubau
Nauheim Grafschaft Hanau Wilhelmskirche 1740–1742 Neubau
Marköbel Grafschaft Hanau Evangelische Pfarrkirche 1741–1742 Neubau
Rodheim Grafschaft Hanau Evangelische Kirche Rodheim 1732–1738 Neubau
Babenhausen Grafschaft Hanau Pfarrhaus ? Gutachten
Ober-Eschbach Grafschaft Hanau Lutherische Kirche 1728–1731 Mitwirkung beim Neubau
Nieder-Eschbach Grafschaft Hanau Pfarrkirche 1747 Umbau
Roßdorf Grafschaft Hanau Pfarrkirche 1742? Neubau
Langenselbold Grafschaft Isenburg Schloss 1722–1750 Neubau
Langenselbold Grafschaft Isenburg Evangelische Pfarrkirche Langenselbold[6] 1727–1735 Neubau
Birstein Isenburg-Birstein Archivbau, Schloss Birstein[7] 1733–1735 Neubau
Michelstadt Grafschaft Erbach Kirche 1725 Wiederherstellung
Erbach Grafschaft Erbach Vermessungs- und Gutachterarbeiten 1733
Ravolzhausen Grafschaft Isenburg Kirche 1739 Mitwirkung Hermanns vermutet[8]
Schlangenbad Landgrafschaft Hessen unbekanntes Bauvorhaben 1749[9]
  • Gerhard Bott: Baudenkmäler in Stadt und Landkreis Hanau. In: Hanau Stadt und Land. Ein Heimatbuch für Schule und Haus. Hrsg.: Hanauer Geschichtsverein. Hanau 1954.
  • Inge Wolf: Christian Ludwig Hermann. Baudirektor am Hanauer Hof. In: Hanauer Geschichtsblätter. Band 30, 1988, S. 445–555.

Einzelnachweise

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  1. So Gerhard Bott, der sich dabei auf das Hanauer Dienerbuch, ein Manuskript aus dem 18. Jahrhundert, beruft, das angibt, dass er 1720 aus Berlin nach Hanau kam. Ein Brief des Hofmarschalls von Forstner, zitiert bei Inge Wolf, S. 447, lässt dagegen darauf schließen, dass er schon 1713 nach Hanau kam. Da der Bau der Kirche in Windecken schon 1719 begann und die frühesten archivalischen Nachweise für einen Aufenthalt in Hanau erst aus dem Jahr 1721 stammen, ist 1719 wahrscheinlich.
  2. Gerhard Bott: Schlösser und öffentliche Bauten in der Grafschaft Hanau-Lichtenberg im 17. und 18. Jahrhundert. Neues Magazin für Hanauische Geschichte 2015, S. 35ff. (hier bes. S. 75–80).
  3. Werner Kurz: Elsass hofft auf Solidarität aus Hanau. In: Hanauer Anzeiger v. 7. Oktober 2010.
  4. Kathrin Ellwardt: Lutheraner zwischen Frankreich und dem Reich: Kirchenbauten in den elsässischen Ämtern der Grafschaft Hanau-Lichtenberg unter Johann Reinhard III. und Ludwig IX. In: Neues Magazin für Hanauische Geschichte 2016, S. 18–59 (29).
  5. Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Hessen II. Regierungsbezirk Darmstadt. (Bearb.: Folkhard Cremer u. a.), 3. Aufl., München 2008, S. 349.
  6. Prinzessin Margarete von Isenburg: Die evangelische Kirche in Langenselbold. In: Festschrift 225 Jahre evangelische Kirche in Langenselbold. 1960.
  7. Prinzessin Margarete von Isenburg: Der Archivbau von Birstein. In: Hanauer Geschichtsblätter 18 (1962).
  8. Georg Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Hessen II. Regierungsbezirk Darmstadt. (Bearb.: Folkhard Cremer u. Tobias Michael Wolf), 3. Aufl., München 2008, S. 675; Inge Wolf, S. 452: skeptisch dazu.
  9. Alle Angaben – soweit nicht anders vermerkt – nach Inge Wolf.