Christoffelturm (Worms)
Der Christoffelturm (auch: Christophelturm[1]) war ein Turm im Südabschnitt des inneren Mauerrings der Stadtbefestigung Worms. Er gehört heute zum Museum von Worms.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Historische Quellen zu dem Turm liegen erst ab dem 17. Jahrhundert vor[2], was aber nichts mit dem Alter des Turms, sondern mit der lückenhaften Quellenlage aus der Zeit vor der Stadtzerstörung 1689 zu tun hat. Bei Bauuntersuchungen, die 2013 durchgeführt wurden, konnten auch Reste hochmittelalterlichen Mauerwerks festgestellt werden.[3] Der Turm gehört zu einem Mauerabschnitt, der im frühen 10. Jahrhundert errichtet wurde.[4] Ob er ebenfalls dieses Alter aufweist, ist aber nicht belegt. Der Turm wurde von den französischen Besatzern im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekriegs 1689 gesprengt, wobei der obere Teil des Turms zerstört wurde. Die Zeichnung von Peter Hamman, die den Turm als überwiegend zerstört darstellt[5], wird danach als übertrieben gewertet.[6] Inwieweit der Turm im 18. Jahrhundert wieder aufgebaut und / oder repariert wurde, ist nicht bekannt.[7]
Die oberen Geschosse wurden zum heutigen Zustand erst in den 1920er Jahren in Zusammenhang mit der musealen Nutzung ergänzt.[8] Der Turm gehört heute zum Museum der Stadt Worms[1], ebenso wie das benachbarte Andreasstift.
Gebäude
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Turm besteht heute nur in seinem unteren Bereich aus mittelalterlichem Mauerwerk.[9] Er war 23 m hoch.[10] Der für einen Turm der Stadtmauer sehr große Grundriss hat zu der Vermutung Anlass gegeben, dass er ursprünglich ein Wohnturm gewesen sein könnte.[11]
Zahlreich sind die eingefügten Spolien – nahezu alle in Mauerteilen, die beim Wiederaufbau in den 1920er Jahren eingefügt wurden.[7] Auch alle Fenster wurden neu eingebaut[12], die gotischen Fenster aus dem Südflügel des Kreuzgangs des Andreasstiftes hierher transloziert und die Wetterfahne stammt von einem historischen Hafenkran am Rhein.[1] Als Spolie ist weiter ein skulptierter Eckstein eingefügt, der auf beiden Seiten zwei Drachen, die ein Wormser Schlüsselwappen halten, und die Jahreszahl 1667 zeigt. Er stammt von einer unbekannten Stelle aus den Festungsanlagen.[13] Auch der Erker an der Südseite ist eine freie Einfügung aus den 1920er Jahren.[12]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]nach Autoren / Herausgebern alphabetisch geordnet
- Karl Heinz Armknecht: Die Wormser Stadtmauern. In: Der Wormsgau 9 (1970/1971), S. 54–65.
- Gerold Bönnen: Die Blütezeit des hohen Mittelalters: Von Bischof Buchard zum Rheinischen Bund (1000–1254). In: ders. (Hg.): Geschichte der Stadt Worms. Theiss, Stuttgart 2005. ISBN 3-8062-1679-7, S. 133–179.
- Wolfgang Grün: Die Stadtmauer von Worms. Stadtarchiv Worms, Worms 1998. ISBN 3-00-002765-3.
- Walter Hotz: Wehrhaftes Worms. Kunstgeschichte der Stadtbefestigung. 2) Türme und Tore der Spätgotik und der Renaissance. In: Wormser Monatsspiegel vom Juni 1982, S. 5–11. [zitiert: Hotz, Juni 1982]
- Fritz Reuter: Wehrhaftes Worms. 2. Staufermauer und spätmittelalterlicher Ausbau. In: Wormser Monatsspiegel vom März 1982, S. 5–8.
- Irene Spille: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 10 (Stadt Worms). Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 1992, ISBN 978-3-88462-084-7
- Olaf Wagener und Aquilante de Filippo: Die Wormser Stadtmauer – Neue Erkenntnisse zu Datierung und Entwicklung sowie Bericht über die Bauforschung an der Stadtmauer im Bereich des Andreasstifts. In: Der Wormsgau 30 (2013), S. 19–57.
- Olaf Wagener: Zur Baugeschichte des Christoffelturms der Wormser Stadtmauer. Bericht über die Bauuntersuchungen am vormaligen Stift St. Andreas 2013. In: Der Wormsgau 31 (2014/2015), S. 91–104.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Armknecht: Die Wormser Stadtmauern, S. 59.
- ↑ Wagener: Zur Baugeschichte, S. 91.
- ↑ Wagener: Zur Baugeschichte, S. 94f.
- ↑ Bönnen: Die Blütezeit, S. 161.
- ↑ Hamman: [Ansicht der Stadt Worms nach der Zerstörung 1689 von Süden] (Stadtarchiv Worms, Abt. 1B, Nr. 48).
- ↑ Wagener / de Filippo: Die Wormser Stadtmauer, S. 22.
- ↑ a b Wagener: Zur Baugeschichte, S. 92.
- ↑ Nach Spille: Denkmaltopographie, S. 42, war das 1920; nach Reuter: Wehrhaftes Worms. 2. Staufermauer, S. 7, war das 1927; nach Grün: Die Stadtmauer, S. 16, war das 1928/1929; nach Wagener: Zur Baugeschichte, S. 92, war das „1928 bis 1930“.
- ↑ Wagener: Zur Baugeschichte, S. 94f.
- ↑ Reuter: Wehrhaftes Worms. 3. Türme, Mauern und Wehrgang, S. 8.
- ↑ Wagener: Zur Baugeschichte, S. 103.
- ↑ a b Wagener: Zur Baugeschichte, S. 93.
- ↑ Hotz, Juni 1982, S. 10.
Koordinaten: 49° 37′ 40,5″ N, 8° 21′ 27″ O