Christoph Reuland

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Christoph Reuland, 1945 als Don Carlos

Christoph Reuland (* 13. Juni 1903 in Düsseldorf; † 13. Januar 1983 in Bad Herrenalb) war ein deutscher Opernsänger (Tenor).

Vom elterlichen Wunsch, Ingenieur zu werden, nahm Reuland früh Abstand. Er studierte stattdessen Geige bei Konzertmeister H. Wolf. Ein Gesangsstudium in Italienischer Belcanto-Schule erfolgte bei Frau Gallenkamp in Düsseldorf, Max Pauli in Köln, Julius von Raatz-Brockmann in Berlin und Arne van Erpekum Sem in Oslo. Ein Rezitationsstudium erfolgte bei Hans-Heinz Steinhoff, Schauspielhaus Düsseldorf. Das Studium finanzierte er, indem er als Geiger eine Unterhaltungskapelle leitete.[1]

1926 begann Reuland in Oberhausen seine 31-jährige Sängerlaufbahn mit dem Postillon von Lonjumeau. Halberstadt, Sondershausen, Mönchengladbach und Stettin waren weitere Stationen, ehe er 1934 unter Generalmusikdirektor Herbert von Karajan nach Aachen wechselte. David, Mime und Tamino waren drei Partien Reulands unter Karajan. Auch als Opernregisseur trat Christoph Reuland in Aachen mit Waffenschmied, Postillon, Martha in Erscheinung. Fünf Jahre Aachen folgten Nürnberg und das Theater des Volkes in Berlin.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wirkte Christoph Reuland sechs Jahre in Düsseldorf unter Gustaf Gründgens, in dessen Inszenierung der Offenbachschen Banditen er den Räuberhauptmann Falsacappa übernahm.[2] 1951 begann Reuland sein mit einem Gastvertrag für das Opernhaus Zürich verbundenes Engagement an der Badischen Staatsoper. Unter den Generalmusikdirektoren Matzerath und Krannhals erwarb er sich hier einen großen Freundeskreis, der die Übereinstimmung von stimmlicher und darstellerischer Gestaltung bewunderte.[3]

Neben Standardpartien sang der Künstler hier u. a. die Titelpartie und den Godvino in Verdis Aroldo, den Grigorij-Dimitrij und den Fürsten Schuiskij in Boris Godunow, aber auch – mit Erika Köth als Tatjana – den Johann Strauß in der Operette Walzerzauber. Reuland hatte fast den ganzen Puccini gesungen und beherrschte auch alle Partien von Verdi, außer dem Othello.[4] Wie es damals üblich war, sang er die Opern in deutscher Sprache. Eine der auswärtigen Partien des Sängers war der Hoffmann in Offenbachs Oper. Auslandsgastspiele führten ihn außerdem in die Niederlande, Belgien, Norwegen, Polen und die Schweiz.

Als er 1957 in Karlsruhe mit dem Don José seine Laufbahn beendete, hatte er 3800 Bühnenauftritte, etwa 65 Opern- und Operetten-Partien, sowie wesentliche Oratorien-Aufgaben. Seine Dirigenten neben Karajan waren Franz Konwitschny, Clemens Krauß, Leo Blech, Eugen Jochum, Otto Ackermann, Heinrich Hollreiser, Richard Strauss, Paul Graener und Otto Matzerath. Er spielte unter den Regisseuren Gustaf Gründgens, Wolf Völker und Rudolf Hartmann als Lyrischer Tenor, Spieltenor und Italienischer Heldentenor.[5] Bühnenpartner waren Martha Mödl, Helmut Fehn, Margarete Teschemacher, Hannelore Wolf-Ramponi, Eugen Ramponi, Erika Köth, Marcel Cordes und Hans Hofmann.

Regietätigkeit übernahm er am Stadttheater Aachen und war dort auch Vortragender Mitarbeiter des Volksbildungswerks. Pädagogische Tätigkeit erfolgte ab 1930. Schüler waren Elmy von Karajan (Aachen, Berlin), Regina Waltmann (Düsseldorf, Gast München), Hetty Plümacher (Oslo, Stuttgart), Charlotte Raab (Darmstadt), Gertrude Höch (Düsseldorf), Gustl Römer-Hahn (Aachen, Hamburg, Gelsenkirchen) und Hans Madin (Aachen, Darmstadt).

Bis 1964 hatte Christoph Reuland in Karlsruhe gelebt, zog dann mit seiner Gattin Hilla nach Völkersbach und schließlich 1980 nach Bad Herrenalb-Rotensol.[6]

1926/27 1. Lyr. Tenor, Stadttheater Oberhausen
1927/28 1. Lyr. und Spieltenor, Stadttheater Halberstadt
1928/29 1. Lyr. und Spieltenor, Landestheater Sondershausen
1929/30 1. Spieltenor, Stadttheater München-Gladbach
1930–33 1. Spieltenor, Stettin
1933/34 1. Spieltenor, Landestheater Beuthen OS
1934–39 1. Lyr. und Spieltenor, Stadttheater Aachen, (Herbert von Karajan)
1939–41 1. Lyr. und Spieltenor, Stadttheater Gießen
1941/42 1. Spieltenor, Stadttheater Nürnberg
1942–45 1. Lyr. Tenor, Deutsche Oper Oslo und Theater des Volkes, Berlin
1945–51 1. Ital. Heldentenor, Opernhaus Düsseldorf (Gustaf Gründgens)
1951–56 1. Ital. Heldentenor, Bad. Staatstheater Karlsruhe und 2 Jahre Stadttheater Zürich

[7]

  • Staatstheater: Hamburg, München, Stuttgart, Danzig, Oldenburg, Wiesbaden (Internationale Festspiele)
  • Opernhäuser: Köln, Wuppertal, Essen, Dortmund, Duisburg, Frankfurt, Darmstadt, Hannover, Mainz, Lübeck
  • Ausland: Holland, Belgien, Norwegen, Polen, Schweiz

Heldentenorpartien

Auber Fra Diavolo Titelrolle
Beethoven Fidelio Florestan
Bittner Höllisch Gold Teufel
Bizet Carmen Don José
Gluck Iphigenie in Aulis Achilles
Hindemith Mathis der Maler Kardinal
Janáček Jenůfa Laca
Mascagni Cavalleria Rusticana Turiddu
Mehul Joseph u. seine Brüder Joseph
Mussorgski Boris Godunow Dimitrij, Schuiskij
Offenbach Hoffmanns Erzählungen Hoffmann
Puccini La Bohème Rudolf
Puccini Madame Butterfly Linkerton (Pinkerton)
Puccini Manon Lescaut De Grieux
Puccini Tosca Cavaradossi
Smetana Der Kuss Lukas
Strauss, R. Arabella Matteo
Strauss, R. Ariadne auf Naxos Bacchus
Verdi Aida Radames
Verdi Aroldo Aroldo, Godvino
Verdi Don Carlos Titelrolle
Verdi Ein Maskenball Richard
Verdi Ernani Titelrolle
Verdi Macht des Schicksals Don Alvaro
Verdi Rigoletto Herzog (stud.)
Verdi Simone Boccanegra Gabriele Adorno
Verdi Troubadour Manrico
Wagner Meistersinger David
Wagner Rheingold Mime
Wagner Tannhäuser Titelrolle (stud.)
Weber Freischütz Max
Weinberger Schwanda, der Dudelsackpfeifer Babinski
Wolf-Ferrari Sly Titelrolle
Zillich Troilus u. Cressida Achilles

Lyrische Partien

Adam Postillon v. Lonjumeau Titelrolle
Auber Fra Diavolo Lorenzo
Lortzing Wildschütz Baron Kronthal
Lortzing Die beiden Schützen Gustav Busch
Mozart Bastien u. Bastienne Bastien
Mozart Così fan tutte Ferrando
Mozart Zauberflöte Tamino
Nicolai Lustige Weiber Fenton
Rossini Barbier von Sevilla Almaviva
Smetana Die verkaufte Braut Hans
Strauss, R. Ariadne auf Naxos Brighella
Strauss, R. Rosenkavalier Sänger
Thomas Mignon Wilhelm Meister
Wagner Tannhäuser Walter v. d. Vogelweide

Operetten

Dostal Clivia Juan Damigo
Dostal Extrablätter Attaché
Dostal Ungarische Hochzeit Graf Bardossi
Lehár Graf von Luxemburg Titelrolle
Lehár Land des Lächelns Son Chon
Lehár Paganini Titelrolle
Millöcker Bettelstudent Jan Janicki
Millöcker Gasparone Conte Erminio
Offenbach Banditen Falsacappa
Strauß, J. Ballnacht in Florenz Nicco
Strauß, J. Fledermaus Eisenstein
Strauß, J. Nacht in Venedig Caramello
Strauß, J. Zigeunerbaron Barinkay
Strecker Ännchen von Tharau Simon Dach, Joh. Portatius
Suppé Boccaccio Titelrolle
Zeller Vogelhändler Titelrolle

Oratorien

Beethoven Neunte Symphonie
Britten Serenade für Tenor, Horn u. Orchester
Mendelssohn Elias

Lieder

Beethoven, Dvořák, Mozart, Schubert, Strauss

[8]

Einzelnachweise

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  1. Karlsruher Theatergeschichte von Wilhelm Kappler u. a. 1982, Seite 136
  2. Düsseldorfer Nachrichten vom 28. Juni 1988, Autor Alfons Houben
  3. Badische Neueste Nachrichten, 14. Juni 1978. Autor: Franz Josef Wehinger
  4. Mittelbadische Presse, 8. Februar 1983. Autor: Franz Josef Wehinger
  5. Badische Neueste Nachrichten, 15. Juni 1968. Autor: Franz Josef Wehinger
  6. Badische Neueste Nachrichten, 4. Februar 1983. Autor: Franz Josef Wehinger
  7. Aufzeichnung Christoph Reuland Privatarchiv Ragnar Reuland
  8. Aufzeichnung Christoph Reuland Privatarchiv Ragnar Reuland