Czirn (Adelsgeschlecht)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Cirna)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wappen der schlesischen Familie Zirn in Siebmachers Wappenbuch
Wappenschild wie es Kekelon von Czirn führte
Epitaph für Georg von Elbel († 1605) mit den Wappen der Czirn

Czirn und Zirn, auch Cirna, Cirney, Cyrnem, Czirney, Zirna oder Tschirn[1], ist der Name eines schlesischen Uradelsgeschlechts, das schon im 12. Jahrhundert nachweisbar ist.[2][3]

Weil der Eigenname Zirn in dem alten Barden-Lied vorkommt,[4] ging Abschatz davon aus, dass die Zirn dem Verband der alten Ritter der Quaden und Lugier hinzu zu rechnen seien, die im Jahre 9. n. Chr. an der Varusschlacht im Teutoburger Wald teilgenommen hatten.[5] Die Familie hatte Stammsitze in Prieborn und Türpitz im Herzogtum Brieg sowie in Reinsberg im Herzogtum Jauer.[3] Die Zirn in Prieborn besaßen eine Burg auf dem nahegelegenen Rummelsberg. Der schlesische Historiker Johann Sinapius listete 1710 zahlreiche Familienmitglieder auf, die zwischen 1200 und 1700 lebten, und benannte weitere Landgüter dieser Familie.[6]

Im 12. Jahrhundert ist Wittich von Zirn in Schlesien nachgewiesen, denn um 1200 kam Dietrich von Zedlitz aus dem sächsischen Vogtland nach Schlesien, heiratete Jutta, eine Tochter des Wittich von Zirn auf Neukirch an der Katzbach bei Schönau an der Katzbach und nahm mit ihr seinen Sitz in Maiwaldau. Das Paar hatte neun Söhne, und Dietrich gilt deshalb als Ahnherr des schlesischen Familienzweigs der Zedlitz.[7][8][6][2] Die neun Söhne waren:[9]

  1. Hans, mit dem Beinamen Wetzenstein, zu Konradswaldau (Kreis Goldberg) gesessen
  2. Tietz, zu Alt Schönau gesessen
  3. Opitz, blieb in Maiwaldau und erbaute dort 1251 eine Kirche
  4. Cretzig (Pancratz), besaß in der Kleinstadt Schönau an der Katzbach das landesfürstliche Schloss oder Burglehen
  5. Seyfried, zu Kauffung gesessen
  6. Bernhard, zu Röversdorf gesessen
  7. Cunrad, zu Lähn aufm Hause, späterem Burglehen Lehnhaus, gesessen
  8. Nicol, Pfarrer zu Schönau an der Katzbach
  9. Peter, Pfarrer zu Neukirch an der Katzbach

Die beiden Letzteren, die Zwillinge waren, hatten sich für den geistlichen Stand entschieden. Letzte Ruhestätte einiger dieser Söhne war die Familiengruft der Zedlitz in der Kapelle von Grüssau.[9]

Um 1349 wirkte Heinrich von Czrin als Landeshauptmann des Weichbildes Frankenstein. Ein Czirn half im Jahr 1410 bei der Verteidigung der Marienburg während der Belagerung durch den polnischen König Władysław II. Jagiełło.[10] Hans Czrin auf Katschkau († 1580) war Regierungsrat und Kanzler des Herzogs Georg II. von Liegnitz und Brieg. Heinrich von Czirn auf Prieborn fungierte als Regierungsrat des Herzogs von Liegnitz und Brieg sowie Hans von Zirn auf Schlause († 1612) als Landrechtsbeisitzer des Herzogtums Münsterberg. 1614 bekleidete Georg Heinrich von Czirn auf Prieborn und Türbitz das Amt Regierungsrates des Herzogs von Liegnitz und Brieg. Ernst Sigismund von Zirn auf Nassadel († 1710) starb ohne Nachkommen, mit dem die Familie 1747 im Adels-Lexikon fälschlicherweise als erloschen angegeben wurde.[11] Dessen Witwe Anna Charlotta geb. von Salisch heiratete in zweiter Ehe Silvius Sigismund von Dobschütz (* 1683).[12]

Czirn-Terpitz von Boczkowski

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der in Posen lebende königlich-preußische Regierungsrat Friedrich Czirn von Terpitz wurde von dem königlich-polnischen Kammerherrn und Rittmeister von Boczkowski adoptiert und erhielt am 18. Oktober 1823 die Erlaubnis, Namen und Wappen der Boczkowski mit seinen eigenen zu verbinden. Die Linie nannte sich darauf Czirn-Terpitz von Boczkowski. Der möglicherweise mit dem Vorgenannten identische Regierungsrat Friedrich Czirn von Terpitz erscheint 1830 als Eigentümer des Schlossvorwerkes Hellwingsdorf bei Jauer.[13]

Besitzungen (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Wappen derer von Czrin

Das Schild ist rot und zeigt zwei links und rechts entlang der senkrechten Mittellinie des Schildes bündig ausgerichtete Balken, von denen der linke von oben nach unten und der rechte von unten nach oben über die Schildmitte hinausragt, so dass eine Art Stufe gebildet wird, die an die Rune erinnert. Über dem Schild befindet sich eine goldfarbene Krone, die von zwei Straußen flankiert wird. Aus der Krone ragt nach oben heraus der Oberkörper eines rot gekleideten Mohren, der nach links blickt und ein weißes Stirnband trägt, dessen Enden im Wind flattern.[16]

Bekannte Namensträger

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Prieborn, Forstgutsbezirk, mit dem Rummelsberg, Kreis Strehlen, Regierungsbezirk Breslau, Provinz Schlesien. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Prieborn (meyersgaz.org).
  • Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Voigt, Leipzig 1861, S. 392–393.
  • Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preusz. Provinz Schlesien. 2. Auflage, Breslau 1845, S. 565–566 (Google Books).
  • Johannes Sinapius: Schlesischer Curiositäten Erste Vorstellung Darinnen die ansehnlichen Geschlechter des Schlesischen Adels, Mit Erzehlung Des Ursprungs, der Wappen, Genealogien, der qualificirtesten Cavaliere, der Stamm-Häuser und Güter beschrieben, Und dabey viele, bißhero ermangelte Nachrichten von Edlen Rittern und löblichen Vor-Eltern, aus alten brieflichen Urkunden und bewährten MSCtis zum Vorschein gebracht werden. Leipzig 1710, S. 1083–1085 (Google Books).
  • Johannes Sinapius: Des Schlesischen Adels anderer Theil, Oder Fortsetzung Schlesischer Curiositäten, Darinnen Die Gräflichen, Freyherrlichen und Adelichen Geschlechter, So wohl Schlesischer Extraction, Als auch Die aus andern Königreichen und Ländern in Schlesien kommen, Und entweder darinnen noch floriren, oder bereits ausgangen, In völligem Abrisse dargestellet werden. Leipzig und Breßlau 1728, S. 1140 (Google Books).
  • Czirn, Cirna, Cirney, Cyrnem, Szirney, Zirn oder Zirna, Lexikoneintrag in: Grosses vollständiges Universal-Lexicon. Verlegt von Johann Heinrich Zedler, Halle/Leipzig 1733, Band 6, Sp. 1983–1984 (Google Books).
Commons: Czirne (coat of arms) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. „Tschirn“ nach Hugo Weczerka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Schlesien (= Kröners Taschenausgabe. Band 316). Kröner, Stuttgart 1977, ISBN 3-520-31601-3, S. 249, 455, 521 u. weitere.
  2. a b Grosses vollständiges Universal-Lexicon. Verlegt von Johann Heinrich Zedler, Halle/Leipzig 1733, Band 6, Sp. 1983–1984 (Google Books).
  3. a b c d Otto Titan von Hefner: Stammbaum des blühenden und abgestorbenen Adels in Deutschland. Band 1: A – F, Manz, Regensburg 1860, S. 260 (Google Books).
  4. Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues Preussisches Adels-Lexicon. Band I, Leipzig 1836, S. 59–60 (Google Books).
  5. Johannes Sinapius: Des Schlesischen Adels anderer Theil, Oder Fortsetzung Schlesischer Curiositäten, Darinnen Die Gräflichen, Freyherrlichen und Adelichen Geschlechter, So wohl Schlesischer Extraction, Als auch Die aus andern Königreichen und Ländern in Schlesien kommen, Und entweder darinnen noch floriren, oder bereits ausgangen, In völligem Abrisse dargestellet werden. Leipzig und Breßlau 1728, S. 1140 (Google Books).
  6. a b Johannes Sinapius: Schlesischer Curiositäten Erste Vorstellung Darinnen die ansehnlichen Geschlechter des Schlesischen Adels, Mit Erzehlung Des Ursprungs, der Wappen, Genealogien, der qualificirtesten Cavaliere, der Stamm-Häuser und Güter beschrieben, Und dabey viele, bißhero ermangelte Nachrichten von Edlen Rittern und löblichen Vor-Eltern, aus alten brieflichen Urkunden und bewährten MSCtis zum Vorschein gebracht werden. Leipzig 1710, S. 1083–1085 (Google Books).
  7. Theodor Donath: Erdmannsdorf . Oertel, Hirschberg i. Schles. 1887, S. 20–21 (Google Books).
  8. C. K...e in Leipzig: Die evangelische Kirche in Schlesien, insbesondere die Verdienste der freiherrl. Familie v. Zedlitz-Neukirch um dieselbe. Aus geschichtlchen Quellen und Urkunden. In: Schlesische Provinzialblätter. Neue Folge. Vierter Band. Breslau 1865, S. 672–681, insbesondere S. 673 (Google Books).
  9. a b Grosses Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Verlegt von Johann Heinrich Zedler, Band 61: Zas – Zet, Leipzig/Halle 1749, Sp. 313–314 (Google Books)
  10. Karl Friedrich Schönwälder: Die Piasten zum Briege oder Geschichte der Stadt und des Fürstenthums Brieg. Erstes Buch: Von den ältesten Nachrichten bis zum Jahre 1521. Mit der Genealogie des Fürstenhauses. Bänder, Brieg 1855, S. 223–224 (Google Books).
  11. Johann Friedrich Gauhe: Des Heil. Röm. Reichs Genealogisch-Historischen Adels-Lexicon. verlegts Johann Friedrich Gleditsch, 1747, S. 1335.
  12. Des Schlesischen Adels ... Theil Oder Fortsetzung Schlesischer Curiositäten, Darinnen Die Gräflichen, Freyherrlichen und Adelichen Geschlechter ... In völligem Abrisse vorgestellet werden: 2. 1728, S. 582 (google.com).
  13. J. G. Knie: Alphabetisch-Statistisch-Topographische Übersicht aller Dörfer, Flecken, Städte u. andern Orte der Königl. Preuss. Provinz Schlesien. Grass, Barth u. Comp., 1830, S. 254.
  14. Franz Xaver Görlich: Geschichte der Stadt Strehlen in Preussisch-Schlesien. Jos. Max u. Komp., 1853, S. 386 (google.com).
  15. Leopold von Ledebur: Adelslexicon der Preußischen Monarchie. A-K. 2. L-S. 3. T-Z. Nachtrag A-Z. Ludwig Rauh, 1855, S. 155 (google.com).
  16. a b c Friedrich Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten. Knochen, Frankfurt am Main 1689, S. 1793 (Google Books).
  17. P. Kerber: Geschichte des Schlosses und der Freien Standesherrschaft Fürstenstein in Schlesien. Nach zum größten Theile bisher unbenutzten Fürstensteiner Archivalien und anderen sicheren Geschichtsquellen bearbeitet. Josef Max & Comp., Breslau 1885, S. 3 (Googe Books).
  18. Gustav Bauch: Valentin Trozendorf und die Goldberger Schule. (= Monumenta Germaniae Paedagogica; 57). Weidmann, Berlin 1921, S. 242 (Google Books).
  19. Karl Friedrich Schönwälder: Die Piasten zum Briege oder Geschichte der Stadt und des Fürstenthums Brieg. Band III: Von Verleihung des Majestätsbriefes bis zum Erlöschen des Fürstenhauses 1609 – 1675. Mit einem Anhange über die kaiserliche Regierung 1675 – 1741 und die alte Verfassung des Landes. Brieg 1856, S. 19 (Google Books).