Cité Soleil

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Cité Soleil (2006)
Kind auf einer Müllhalde in Cité Soleil. Haiti im Juli 2002

Cité Soleil (Haitianisch-Kreolisch Site Soley, deutsch: Sonnenstadt) ist ein sehr dicht bevölkertes Elendsviertel im Arrondissement Port-au-Prince, Haiti. Sie liegt zwischen dem Hafen und weiteren Elendsvierteln. Dieser Slum gehört zu den größten in der westlichen Hemisphäre. Die Siedlung war ursprünglich als Arbeitersiedlung konzipiert.[1]

Situation der Bewohner

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Die geschätzten 200.000 bis 400.000 Menschen leben hier in extremer Armut auf einer Fläche von 5 Quadratkilometern.[2] Es gibt wenig Polizei, keine Kanalisation, keine Läden und so gut wie keine Elektrizität. Es gibt keine stabilen sozialen Systeme. Gewalt und Bandenwesen[3] bestimmen die soziale Atmosphäre. 90 Prozent der Bewohner sind arbeitslos. Das Jahreseinkommen liegt bei den meisten Bewohnern unter 360 US-Dollar. Menschen und Tiere versuchen die riesigen Müllhalden in Cité Soleil als ihre Lebensressource zu nutzen. 1993 war Cité Soleil Schauplatz eines Übergriffs der FRAPH, bei der ca. 50 Personen umkamen.

Gesundheitsversorgung

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Für die Einwohner bestanden 2004/05 zwei Gesundheitszentren, die täglich bis zu 20 Patienten behandeln können. Die Kosten für eine Behandlung außerhalb von Cité Soleil sind für die Bewohner nicht bezahlbar. Seit September 2005 engagieren sich die Ärzte ohne Grenzen und konnten die weiterhin minimale medizinische Versorgung verbessern.[4]

Eingriffe der UNO-Mission

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Nach Angaben der UNO waren UN-Soldaten auf Anforderung der Regierung René Préval auch in der Cité Soleil im Einsatz. Das Mandat der UN-Stabilisierungsmission in Haiti (MINUSTAH) wurde vom UN-Sicherheitsrat mehrfach einstimmig verlängert. Menschenrechtsorganisationen, die haitianische Nachrichtenagentur HIP und andere Journalisten berichten über zahlreiche Übergriffe der UN-Soldaten auf die Zivilbevölkerung.[5][6][7][8][9] Videos dokumentierten Erschießungen von Zivilisten. UN-Panzer zerstörten bei einem Einsatz im Jahre 2007 „baufällige Gebäude“. Bei diesem Tageseinsatz wurden 22.000 Schüsse abgefeuert und zahlreiche Zivilisten getötet.[10] Die Leiterin der basisdemokratischen Gewerkschaftsorganisation Batay Ouvriye, Yannick Etienne, hält den Einsatz der UN-Truppe für einen „totalen Misserfolg“. Auch in den Staat hätten die Menschen „kein Vertrauen“.[11]

Eskalierende Bandengewalt 2022

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Im Jahre 2022 eskalierte die Bandengewalt zunehmend. So wurden im Juli allein in fünf Tagen 230 Menschen in Cité Soleil getötet oder verletzt, von denen die Mehrheit keine direkte Verbindungen zu den Banden hatte. In der ersten Jahreshälfte gab es insgesamt fast 1000 Tote durch Bandenkriminalität. Als Ursache gilt nicht nur die schwache Zentralgewalt der Regierung, sondern auch die stark steigenden Kosten für Lebensmittel und Treibstoff, welche von der Bevölkerung nicht mehr beglichen werden können.[12]

Im Rahmen der Krise in Haiti seit 2018 verhängte die Regierung am 19. Juli 2024 für einen Monat den Ausnahmezuständ (état d’urgence) über die Gemeinde.[13]

In seiner Dokumentation Ghosts of Cité Soleil beschreibt Asger Leth die Lage in Cité Soleil während der letzten Wochen der Regierung Aristide im Jahr 2004.

Persönlichkeiten

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  • Mario Delatour. Filmemacher: The Kingdom (1994), The Serpent and the Rainbow (1987)
  • Mike Davis: Planet der Slums. Verlag Assoziation A. Berlin, Hamburg 2007
  • Nick Stone: Voodoo. Originalausgabe 2006 Mr. Clarinet. Dt. Ausgabe 2007, Goldmann, (Rezension Michael Drewniok online)

Einzelnachweise

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  1. Internationales Rotes Kreuz: Hoping for change in Haiti's Cité Soleil (Memento vom 30. September 2007 im Internet Archive) (englisch)
  2. weltreporter.net: Ein Stück Afrika in Lateinamerika (Memento vom 30. Oktober 2007 im Internet Archive; PDF; 103 KB)
  3. vgl. auch Haiti Report (9. September 2002): „Violence Between Gangs in Cite Soleil“
  4. Ärzte ohne Grenzen: Medizinische Hilfe in haitianischem Elendsviertel (Memento vom 22. Dezember 2007 im Internet Archive)
  5. Poor Residents of Capital Describe a State of Siege (Memento vom 14. August 2007 im Internet Archive)
  6. HaitiAction.net (25. April 2005): Cité Soleil under siege: Haiti's elite, U.N., and fat cat NGOs paralyzed
  7. zmag.org: Murdering Haiti (Memento vom 6. November 2005 im Webarchiv archive.today) (englisch)
  8. counterpunch.org: The UN Fails Haiti, Again (Memento vom 10. Januar 2007 im Internet Archive) (englisch)
  9. DemocracyNow.org (29. Dezember, 2006): Another Massacre in Cite Soleil? (Memento vom 29. Dezember 2006 im Internet Archive)
  10. WikiLeaked U.S. Cables Paint Portrait of Brutal, Ineffectual and Polluting UN Force 27. September 2011
  11. Hans-Ulrich Dillmann: Düstere Sonnenstadt – Drückende Armut, bewaffnete Banden, Straffreiheit und Korruption: In Haiti vergeht kein Tag ohne Morde und Entführungen. uni-kassel.de, archiviert vom Original am 10. Mai 2008; abgerufen am 28. April 2013.
  12. Bandenkriminalität: Hunderte Gewaltopfer in Haiti - tagesschau.de
  13. Publication du décret sur l’état d’urgence sécuritaire, les détails pratiques attendus. In: Le Nouvelliste. 21. Juli 2024, abgerufen am 22. Juli 2024 (französisch).

Koordinaten: 18° 35′ N, 72° 20′ W