Codex Palatinus germanicus 8
Der Codex Palatinus germanicus 8 ist eine frühneuzeitliche Handschrift der ehemaligen Bibliotheca Palatina in Heidelberg. Der Codex gehört zu den Codices Palatini germanici, den deutschsprachigen Handschriften der Palatina, die seit 1816 in der Universitätsbibliothek Heidelberg aufbewahrt werden; Signatur der UB-Heidelberg und gängige fachwissenschaftliche Bezeichnung ist Cod. Pal. germ. 8 (Kurzform: Cpg 8).
Die Sammelhandschrift enthält Briefe und andere Schriftstücke aus dem 16. und 17. Jahrhundert, in erster Linie solche an die pfälzischen Kurfürsten und von jenen.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Material der meisten Dokumente des Codex ist Papier, die Blätter 2 und 258 sind Pergament-Handschriften.[1]
Die insgesamt 338 Blätter dieser Handschrift haben unterschiedliche Formate (Urkunden, Briefe, Zettel). Sie waren früher in 11 oder 12 Faszikeln zusammengebunden.[2] Auf den Seiten der Handschrift finden sich Bleistift-Einträge eines früheren Bearbeiters zur Faszikelzählung (Fasz. 1: Blatt 1ar; Fasz. 2: Blatt 13r; Fasz. 3: Blatt 42ar; Fasz. 4: Blatt 68r; Fasz. 5: Blatt 95r; Fasz. 6: Blatt 129r; Fasz. 7: kein Eintrag gegeben(!); Fasz. 8: Blatt 185r; Fasz. 9: Blatt 211r; Fasz. 10: Blatt 235r; Fasz. 11: Blatt 259r; Fasz. 12: Blatt 279r).[3]
Eine moderne Bleistift-Foliierung zählt die Textseiten von 1 bis 329 durch (Blattrand unten rechts, mitunter oben rechts), ursprünglich waren die Blätter aber anders gereiht, wie sich aus den erhaltenen Resten der älteren römischen Foliierung aus dem 17. Jahrhundert schließen lässt (Blattrand oben rechts). Auf den Seiten der Handschrift ist außerdem mit Bleistift eine Kapiteleinteilung vermerkt, vermutlich aus dem 19. Jahrhundert.[4]
Die Handschrift leidet unter beginnendem, teilweise starkem Tintenfraß; einige Blätter zeigen alten Schimmelbefall.
1908 wurde der Codex beim Heidelberger Hof- und Universitätsbuchbinder Carl Hohmeister restauriert, dabei wurde die Handschrift neu eingebunden, alle Blätter wurden einzeln an Falze gefügt und der Codex bekam einen neuen Halbledereinband mit Rückenschild aus rotem Leder.
Herkunft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die ursprünglich mit der Signatur Cod. Pal. germ. 8 versehene Handschrift war im Inventar der Vaticana „als vermisst beziehungsweise als möglicherweise lateinischsprachig verzeichnet“.[5]
Der mit der Katalogisierung und Rückführung der deutschsprachigen Teile der Bibliotheca Palatina aus der Vaticana nach Heidelberg beauftragte Bibliothekar Friedrich Wilken erhielt stattdessen in Rom einen ungebundenen Faszikel mit Text-Dokumenten verschiedener Art (er nennt: Verzeichnis einer Münzsammlung; Beglaubigung über einen Gütertransport; diverse Rezepte).[6] Diese von Wilken 1817 genannten Inhalte der Handschrift stimmen aber nicht mit den später (Wille 1903; Zimmermann 2003) katalogisierten Inhalten überein, warum das so ist, ist ungeklärt. Die seit 1903 katalogisierten Inhalte der Sammelhandschrift sind Briefe und Urkunden aus dem kurpfälzischen Staatsarchiv bzw. aus der Kanzlei der Kurfürsten.[7]
Wie die anderen Handschriften der kurfürstlich-pfälzischen Bibliotheken kam der Codex nach der Eroberung der Kurpfalz im Dreißigjährigen Krieg 1622 nach Rom in den Besitz der Vatikanischen Bibliothek und wurde mit den anderen deutschsprachigen Beständen der Palatina im Rahmen der Regelungen während des Wiener Kongresses erst 1816 nach Heidelberg zurückgeführt.[8]
Inhalte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Sammelhandschrift enthält mehr als 300 Dokumente zur kurpfälzischen Geschichte, meist Briefe, aber auch Urkunden, Bestallungen, Quittungen und Rechnungen.[9]
Darunter finden sich Korrespondenzen der pfälzischen Kurfürsten Friedrich II. (reg.: 1544–1556; Blätter 1r–33v), Friedrich III. (reg.: 1559–1576; Blätter 34r–42v), Friedrich IV. (reg.: 1583–1610; Blätter 52r–84v) und Friedrich V. (reg.: 1610–1623; Blätter 87r–135v), des Administrators der Kurpfalz, Johann Casimir (Regentschaft 1583–1592; Blätter 42br–51v), sowie des niederländischen Kartographen und Ingenieurs Johan van den Corput (1542–1611; Blätter 301r–329r), außerdem Briefe von Amélia d’Orange (1581–1657; Blätter 96r–114r) an Friedrich V., Briefe Herzog Johanns von Zweibrücken (1584–1635) an sein Mündel Friedrich V. und Herzog Johann Casimirs von Zweibrücken (1589–1652) an Friedrich V. (Blätter 116r–123r), sowie Briefe der Pfalzgräfin Christine (1573–1619, Tochter Kurfürst Ludwigs VI. von der Pfalz) an Friedrich V. (Blätter 126r–131v).
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Karin Zimmermann: Cod. Pal. germ. 8. Sammlung von Briefen und Urkunden. In: Karin Zimmermann (Bearb.), unter Mitwirkung von Sonja Glauch, Matthias Miller, Armin Schlechter: Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 1–181). Kataloge der Universitätsbibliothek Heidelberg, Band 6. Reichert Verlag, Wiesbaden 2003, ISBN 978-3-89500-152-9, S. 15–32 (Digitalisat).
Älterer Katalog:
- Jakob Wille: Pal. Germ. 8. Vermischte Aktenstücke zur Geschichte des XVI. Jahrh. In: Jakob Wille: Die deutschen Pfälzer Handschriften des XVI. und XVII. Jahrhunderts der Universitäts-Bibliothek in Heidelberg. Mit einem Anhange: Die Handschriften der Batt’schen Bibliothek. Katalog der Handschriften der Universitätsbibliothek in Heidelberg, Band 2. Verlag von Gustav Koester, Heidelberg 1903, S. 3–6 (Digitalisat).[10]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Cod. Pal. germ. 8, Digitalisat der Handschrift, Webpräsenz der Universitätsbibliothek Heidelberg.
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Die Angaben in diesem Abschnitt folgen, wenn nicht anders vermerkt, der Beschreibung von Karin Zimmermann: Cod. Pal. germ. 8. In: Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 1–181). Wiesbaden 2003, S. 15 (Digitalisat; abgerufen am 17. Februar 2020).
- ↑ Zimmermann, Cod. Pal. germ. 8, Wiesbaden 2003, S. 15, zählt 11 Faszikel. Wille, Pal. Germ. 8, Heidelberg 1903, S. 3, zählt 12 Faszikel, ist aber insgesamt unzuverlässiger in der Beschreibung (s. Anmerkung bei der Literaturangabe).
- ↑ s. Übersicht über die Digitalisate, UB-Heidelberg; abgerufen am 6. März 2020.
- ↑ Beispiel: Blatt 1ar: Briefe an Churfürst Friedrich II. und uon demselben geschrieben; s. dazu Karin Zimmermann: Cod. Pal. germ. 8. In: Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 1–181). Wiesbaden 2003, S. 15 (Digitalisat; abgerufen am 17. Februar 2020).
- ↑ Die Angaben in diesem Abschnitt folgen, wenn nicht anders vermerkt, der Beschreibung von Karin Zimmermann: Cod. Pal. germ. 8. In: Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 1–181). Wiesbaden 2003, S. 15 (Digitalisat; abgerufen am 29. Januar 2020).
- ↑ Friedrich Wilken: Geschichte der Bildung, Beraubung und Vernichtung der alten Heidelberger Büchersammlungen [...] nebst einem [...] Verzeichniß der im Jahr 1816 [...] der Universität Heidelberg zurückgegebenen Handschriften. August Oswald’s Universitäts-Buchhandlung, Heidelberg 1817, S. 308 (Digitalisat).
- ↑ Wille, Pal. Germ. 8, Heidelberg 1903, S. 3; dem folgt Zimmermann, Cod. Pal. germ. 8, Wiesbaden 2003, S. 15.
- ↑ UB Heidelberg: Die Bibliotheca Palatina – Schicksale einer weltberühmten Bibliothek; abgerufen am 18. Januar 2020.
- ↑ Die Angaben in diesem Abschnitt folgen, wenn nicht anders vermerkt, der Beschreibung von Karin Zimmermann: Cod. Pal. germ. 8. In: Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 1–181). Wiesbaden 2003, S. 15–32 (Digitalisat; abgerufen am 17. Februar 2020).
- ↑ „häufig fehlerhafte Angaben“, Zimmermann, Cod. Pal. germ. 8, Wiesbaden 2003, S. 15.