Codex Trivulzianus
Der Codex Trivulzianus (italienisch Codice Trivulziano) ist eine gebundene Sammlung von Blättern mit Notizen, Skizzen und Zeichnungen von Leonardo da Vinci (1452–1519).
Name
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Den Namen Codex Trivulzianus erhielt die Handschrift durch den Marchese Carlo Trivulzio (1710–1784[1] oder 1715–1789[2]), der sie im Jahr 1750 erwarb.
Inhalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Kodex enthält 55 Blätter im Format von etwa 14 cm × 20,5 cm. Ursprünglich umfasste das Werk 62 Seiten. Es wird etwa auf den Zeitraum 1487 bis 1490 datiert.[3] Leonardo verfasste den Text in der für ihn charakteristischen Spiegelschrift und versah ihn mit zahlreichen Zeichnungen und Skizzen.
Das Manuskript besteht überwiegend aus langen Listen lateinischer Vokabeln, die Leonardo zum Teil aus dem Buch De Re Militari von Roberto Valturio entnommen haben könnte.[4] Stellenweise sind die lateinischen Wörter mit italienischen Übersetzungen versehen.[5] Es ist möglich, dass Leonardo durch diese Listen versuchte, seinen Wortschatz zu verbessern und technische Fachbegriffe zusammenzustellen.
Die Handschrift enthält auch Studien von militärischen Anlagen und sakraler Architektur. Eine Reihe von Zeichnungen ist dem Mailänder Dom gewidmet. Leonardo entwarf Konstruktionen zur Abstützung einer Kuppel.[3] Allerdings konnte er seine Pläne nicht durchsetzen.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die meisten Manuskripte und Zeichnungen Leonardo da Vincis wurden nach dessen Tod von seinem Schüler und Erben Francesco Melzi (um 1491/92 – um 1570) in seiner Villa bei Vaprio d’Adda verwahrt. Sein Sohn Orazio Melzi erbte die Unterlagen im Jahr 1570. Der Codex Trivulzianus, wie auch andere Handschriften von Leonardo da Vinci, wurde von Orazio Melzi dem Bildhauer Pompeo Leoni (1533–1608) gegeben, der sie dem Grafen Galeazzo Arconati verkaufte. Im Jahr 1637 gelangte das Werk durch Schenkung in den Bestand der Biblioteca Ambrosiana in Mailand.[6] In den Unterlagen der Bibliothek Ambrosiana erscheint der Kodex zum letzten Mal im Jahr 1674, in einer Liste der Arconati-Schenkung.[7]
Es verschwand aus der Biblioteca Ambrosiana zwischen 1674 und 1750. Im Jahr 1750 kaufte Carlo Trivulzio das Manuskript von einem gewissen Gaetano Cacchia, worauf eine Notiz auf der Rückseite des Einbanddeckels hinweist: „Diese kleine Handschrift gehörte dem Herrn Gaetano Cacchia, Ritter aus Novara, aber mit Wohnsitz in Mailand. Er starb im Jahr 1782, dem Tag des 9. Januar in der Pfarrei St. Damien. Ich, Carlo Trivulzio, kaufte es mir von Cacchia um das Jahr 1750, [...] gegeben im Tausch gegen eine silberne Uhr, die ich zwei Jahre zuvor für sechzehn Gulden gekauft [...]“
Der Codex Trivulzianus wurde von der Stadt Mailand im Jahre 1935 erworben und befindet sich heute im Bestand der Bibliothek des Schlosses Castello Sforzesco.[6] Er ist der Öffentlichkeit normalerweise nicht zugänglich.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Emma Dickens (Hrsg.): Das da Vinci Universum – Die Notizbücher des Leonardo. Ullstein Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-548-36874-3, ab 2007: ISBN 978-3-548-36874-0.
- Theodor Lücke (Hrsg.): Leonardo da Vinci: Tagebücher und Aufzeichnungen. 3. Aufl., Paul List Verlag, Leipzig 1953.
- Martin Kemp: Leonardo. C. H. Beck, München 2005, ISBN 978-3-406-53462-1.
- Charles Nicholl: Leonardo da Vinci – Die Biographie. S. Fischer, Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-10-052405-8.
- Jean Paul Richter (Hrsg.): The Notebooks of Leonardo da Vinci. 2 Bände, Dover Publications Inc., Dover 1970, Band 1: ISBN 0-486-22572-0, Band 2: ISBN 0-486-22573-9. Online-Version der Erstausgabe 1883 bei www.gutenberg.org, englisch.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Institute and Museum of the History of Science – Florence, Italy
- The Mind of Leonardo
- The Real Da Vinci Code
- The Official Castello Sforzesco Website
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Charles Sotheran: The Trivulzio Collection. G. A. Leavitt & Co., New York 1888, S. VI
- ↑ Mirella Ferrari, Marco Navoni (Hrsg.): Nuove ricerche su codici in scrittura latina dell'Ambrosiana. Vita e Pensiero. Mailand 2007, S. 111
- ↑ a b Simona Cremante: Leonardo da Vinci, Artist – Scientist – Inventor. Giunti Editore, Florenz/Mailand 2005, S. 486
- ↑ Matthew Landrus: Leonardo da Vinci's Giant Crossbow. Springer, Berlin/Heidelberg 2010, S. 74
- ↑ Nicholl, S. 276–279
- ↑ a b Carlo Pedretti, Catherine Frost: Leonardo, art and science. Giunti Editore, Florenz/Mailand 2000, S. 106
- ↑ Carlo Pedretti: Leonardo da Vinci on Painting. University of California Press, Berkeley and Los Angeles 1964, S. 110.