Codex Wangianus
Der Codex Wangianus ist ein mittelalterliches Urkundenregister des Hochstiftes Trient, das zwischen 1215 und 1390 entstand.
Codex Minor
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1215 wurde der Codex unter Fürstbischof Friedrich von Wangen als Kopialbuch mit der Bezeichnung Liber Sancti Vigilii mit 225 Urkunden begonnen (Codex Wangianus minor). Die Handschrift wird heute vom Archivio di Stato in Trient aufbewahrt. Darin findet sich eine detaillierte Auflistung der Rechte des Hochstifts Trient sowie dessen Besitztümer und seiner Amtsträger in den einzelnen Orten, Städten und Burgen[1]. Eine montanistische Besonderheit ist die im Codex von 1208 enthaltene Abschrift des Trienter Bergrechts, eine der ältesten Zusammenstellungen bergrechtlicher Regeln der späteren Grafschaft Tirol[2], sowie weiterer Urkunden, die sich auf die Bergordnungen des mittelalterlichen Bergbaus beziehen[3].
Codex Maior
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1344 erfolgte im Auftrag des Trienter Bischofs Nikolaus von Brünn eine Abschrift und Erweiterung des ursprünglichen Codex durch den Notar Konrad Greusser aus Kuttenberg, der das Ausgangsmaterial zeitlich bis 1389/90 und auf 316 Urkunden erweiterte (Codex Wangianus maior). Dieser befindet sich heute im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck[1]. Er enthält als älteste Abschrift die Trienter Grafschaftsverleihung durch Kaiser Konrad II. von 1027.[4]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rudolf Kink: Codex Wangianus. Urkundenbuch des Hochstiftes Trient. In: Historische Commission der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien (Hrsg.): Fontes rerum Austriacarum. Oesterreichische Geschichtsquellen. Zweite Abteilung 5. Buch, k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1852 (archive.org).
- Franz Huter (Bearb.): Tiroler Urkundenbuch. I. Abt.: Die Urkunden zur Geschichte des deutschen Etschlandes und des Vintschgaus. Band 1: Bis zum Jahre 1200. Wagner, Innsbruck 1937.
- Emanuele Curzel, Gian Maria Varanini, Donatella Frioli (Hrsg.): Codex Wangianus. I cartulari della Chiesa trentina (secoli XIII–XIV) (Fondazione Bruno Kessler. Annali dell’Istituto storico italo-germanico in Trento, Fonti 5). Il Mulino, Bologna 2007.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Sammellust: Codex Wangianus maior, 1344/45 (Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum)
- ↑ Gerd Hofmann, Wolfgang Tschan: „Bergordnungen“ – eine exemplarische Quellenbeschreibung anhand der historischen Bergbauregion Tirol. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung: Ergänzungsband 44, 2004, S. 257–267, doi:10.7767/boehlau.9783205160199.257.
- ↑ Rudolf Tasser: Die Bedeutung des Silberbergbaus in Tirol im Mittelalter. In: Der Aufschluss 54(3), 2003, S. 175–186.
- ↑ Martin Bitschnau, Hannes Obermair: Tiroler Urkundenbuch, II. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals. Band 1: Bis zum Jahr 1140. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2009, ISBN 978-3-7030-0469-8, S. 169, Nr. 197.