Cohors III Nerviorum

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die Inschrift (RIB 1691), gewidmet von Titus Caninius

Die Cohors III Nerviorum (deutsch 3. Kohorte der Nervier) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome, eine Inschrift, ein Bleisiegel und die Notitia dignitatum belegt. In der Notitia dignitatum wird sie als Cohors tertia Nerviorum bezeichnet.

Namensbestandteile

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • III: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die dritte (lateinisch tertia). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Cohors tertia .. ausgesprochen.
  • Nerviorum: der Nervier. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit aus dem Volksstamm der Nervier auf dem Gebiet der römischen Provinz Gallia Belgica rekrutiert.
  • civium Romanorum: der römischen Bürger. Den Soldaten der Einheit war das römische Bürgerrecht zu einem bestimmten Zeitpunkt verliehen worden. Für Soldaten, die nach diesem Zeitpunkt in die Einheit aufgenommen wurden, galt dies aber nicht. Sie erhielten das römische Bürgerrecht erst mit ihrem ehrenvollen Abschied (Honesta missio) nach 25 Dienstjahren. Der Zusatz kommt in dem Militärdiplom von 140/154 vor.[1][A 1]

Da es keine Hinweise auf die Namenszusätze milliaria (1000 Mann) und equitata (teilberitten) gibt, ist davon auszugehen, dass es sich um eine Cohors quingenaria peditata, eine reine Infanterie-Kohorte, handelt. Die Sollstärke der Einheit lag bei 480 Mann, bestehend aus 6 Centurien mit jeweils 80 Mann.

Die Kohorte war in der Provinz Britannia stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 122 bis 135 n. Chr. aufgeführt.[2][3][4]

Die Einheit wurde möglicherweise um 71 unter Quintus Petillius Cerialis in die Provinz Britannia verlegt.[5] Der erste Nachweis in Britannien beruht auf einem Diplom, das auf 122 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Britannia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 124 bis 135 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.

Letztmals erwähnt wird die Einheit in der Notitia dignitatum[6] mit der Bezeichnung Cohors tertia Nerviorum für den Standort Alione. Sie war unter der Leitung eines Tribuns Teil der Truppen, die dem Oberkommando des Dux Britanniarum unterstanden.[7]

Standorte der Kohorte in Britannia waren möglicherweise:

Angehörige der Kohorte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein (mutmaßlicher) Kommandeur der Einheit, [T(itus)] Caninius ist durch eine Inschrift[9] bekannt.[2][A 2]

Commons: Cohors III Nerviorum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4
  1. John Spaul ordnet das Militärdiplom von 140/154 der Cohors IIII Nerviorum zu. Die Lesung der EDCS ist [et I]III(?) Nervi(orum) c(ivium) R(omanorum). Laut Margaret M. Roxan (1994) handelt es sich bei der Einheit in dem (unvollständig erhaltenen) Diplom entweder um die Cohors III Nerviorum oder die Cohors IIII Nerviorum. Es ist daher unsicher, ob der Cohors III Nerviorum die Auszeichnung civium Romanorum verliehen wurde.
  2. Laut John Spaul könnte es sich bei der Einheit in der Inschrift auch um die Cohors II Nerviorum oder um die Cohors IIII Gallorum handeln. Die Lesung der EDCS und der RIB ist [coh(ors) III Nervioru]m.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Margaret M. Roxan: Roman Military Diplomas 1985–1993 (= University of London, Institute of Archaeology. Occasional Publications, Band 14). Institute of Archaeology, London 1994, S. 290, Nr. 168, Anm. 6.
  2. a b John Spaul, Cohors², S. 207–208, 221.
  3. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 157 Tabelle 1 (PDF).
  4. Militärdiplome der Jahre 122 (CIL 16, 69), 124 (CIL 16, 70), 127 (RMD 4, 240), 135 (CIL 16, 82) und 140/154 (RMD 3, 168). Undatiertes Militärdiplom (ZPE-162-232).
  5. Dave Went und Stewart Ainsworth: Whitley Castle Tynedale, Northumberland. An archaeological investigation of the Roman fort and its setting English Heritage NGR: NY 6949-4868 ISSN 1749-8775 89-2009, S. 17–18 (PDF).
  6. Notitia dignitatum in partibus Occidentis XL (Online).
  7. Margaret M. Roxan: Pre-Severan auxilia named in the Notitia Dignitatum In: British Archaeological Reports, Band 15 (1976), S. 59–80, hier S. 73.
  8. Bleisiegel aus Trimontium (RIB 2411,142)
  9. a b Inschrift aus Vindolanda (RIB 1691).