Cohors I Augusta Nerviana Pacensis Brittonum

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Die Cohors I Augusta Nerviana (oder Nervia) Pacensis Brittonum [milliaria] (deutsch 1. Kohorte Augusta Nerviana Pacensis der Briten [1000 Mann]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome belegt. In den Diplomen von 111 und 116 wird sie als Cohors I milliaria Brittonum bezeichnet, in dem Militärdiplom von 120/130 als Cohors I milliaria Brittonum Augusta Nerviana Pacensis und in einem Diplom von 146 als Cohors I Augusta Pacensis Nerviana Brittonum milliaria.

Namensbestandteile

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  • Augusta Nerviana Pacensis: die Herkunft der Bezeichnung ist unsicher.[A 1]
  • Brittonum: der Briten. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit aus den verschiedenen Stämmen der Briten auf dem Gebiet der römischen Provinz Britannia rekrutiert.
  • milliaria: 1000 Mann. Je nachdem, ob es sich um eine Infanterie-Kohorte (Cohors milliaria peditata) oder einen gemischten Verband aus Infanterie und Kavallerie (Cohors milliaria equitata) handelte, lag die Sollstärke der Einheit entweder bei 800 oder 1040 Mann. In einigen Militärdiplomen und bei den Ziegelstempeln wird statt milliaria das Zeichen (bzw. der Buchstabe M) verwendet.

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz equitata (teilberitten) gibt, ist davon auszugehen, dass es sich um eine Cohors milliaria peditata, eine reine Infanterie-Kohorte, handelt. Die Sollstärke der Einheit lag bei 800 Mann, bestehend aus 10 Centurien mit jeweils 80 Mann.

Die Kohorte war in den Provinzen Moesia inferior und Dacia inferior (in dieser Reihenfolge) stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 105 bis 146 n. Chr. aufgeführt.[1][2][3][4]

Der erste Nachweis der Einheit in Moesia Inferior beruht auf einem Diplom, das auf 105 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Moesia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Eine Cohors I Brittonum milliaria ist in Diplomen für die Jahre 111 und 116 in Moesia Inferior nachgewiesen; vermutlich handelt es sich dabei um die Cohors I Augusta Nerviana Pacensis Brittonum milliaria.[5][A 2]

Die Kohorte nahm am zweiten Dakerkrieg Trajans teil.[6] Der erste Nachweis der Einheit in Dacia Inferior beruht auf einem Diplom, das auf 120/130 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Dacia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 129/130 bis 146 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.[A 3]

Standorte der Kohorte in Dacia waren möglicherweise:

  • Appiaria (Dolno Rjahovo): ein Ziegel[7] mit dem Stempel COH I B wurde hier gefunden.[3][A 4]
  • Buridava (Stolniceni): ein Ziegel[8] mit dem Stempel CORSMB wurde hier gefunden.
  • Transmarisca (Tutrakan): Ziegel mit dem Stempel COH I B wurden hier gefunden.[3][A 4]

Angehörige der Kohorte

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Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt:[2]

  • [] Flo[]:[9] er wird auf dem Diplom von 120/130 als Kommandeur genannt.
  • C(aius) Catel[lius] []:[A 3] er wird auf dem Diplom von 133 als Kommandeur genannt.
  • [?],[9] ein Fußsoldat: das Diplom von 120/130 wurde für ihn ausgestellt.

Weitere Kohorten mit der Bezeichnung Cohors I Brittonum

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Es gab noch weitere Kohorten mit dieser Bezeichnung, siehe Cohors I Brittonum.

  • Tatiana Alexandrovna Ivleva: Britons abroad: the mobility of Britons and the circulation of British-made objects in the Roman Empire Dissertation, Leiden University 2012 (Online).
  • Florian Matei-Popescu: Cohortes Augustae Nervianae Pacenses Brittonum In: Editura POROLISSVM Cluj-Napoca, 2010, ISBN 978-973-88250-4-8, S. 395–398 (Online).
  1. Laut Tatiana Alexandrovna Ivleva und Florian Matei-Popescu wurde von Historikern vorgeschlagen, dass die Rekruten ursprünglich aus der Gegend der Colonia Nervia Glevensium stammten; der Ort hatte zur Zeit der Rekrutierung möglicherweise den Namen Colonia Augusta Nerviana Pacensis. Florian Matei-Popescu weist darauf hin, dass es noch weitere Auxiliareinheiten mit der Bezeichnung Augusta Nerviana gab, die diese Bezeichnung vermutlich von Nerva (96–98) erhielten; möglicherweise trifft dies auch hier zu, allerdings wäre in diesem Fall die Herkunft von Pacensis ungeklärt.
  2. Laut Werner Eck handelt es sich bei der Cohors I milliaria Brittonum um die Cohors I Augusta Nerviana Pacensis Brittonum milliaria. Für Florian Matei-Popescu käme aber auch die Cohors I Flavia Brittonum in Betracht, für Tatiana Alexandrovna Ivleva die Cohors I Aelia Brittonum.
  3. a b Die Zuordnung des (unvollständig erhaltenen) Diploms von 133 zur Cohors I Augusta Nerviana Pacensis Brittonum ist unsicher; es kommt auch die Cohors I Augusta Ituraeorum in Betracht.
  4. a b Die Zuordnung der Ziegel mit dem Stempel COH I B ist umstritten; sie wurden auch mit der Cohors I Batavorum in Verbindung gebracht. Die Lesung der EDCS ist Coh(ors) I B(atavorum).

Einzelnachweise

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  1. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 166, Tabelle 9 (PDF).
  2. a b Tatiana Alexandrovna Ivleva: Britons abroad, S. 95–97, 501–503.
  3. a b c Florian Matei-Popescu: Cohortes Augustae Nervianae, S. 395–397.
  4. Militärdiplome der Jahre 105 (RMM 10), 111 (RMD 4, 222), 116 (AE 2006, 1863), 120/130 (RMD 5, 374), 129/130 (RMD 5, 376), 133 (ZPE-171-242), 140 (RMD 1, 39), 146 (RMD 4, 269, ZPE-176-225).
  5. Werner Eck, Andreas Pangerl: Neue Diplome für die Auxiliartruppen in den mösischen Provinzen von Vespasian bis Hadrian. In: Dacia. Revue d’archéologie et d’histoire ancienne. 50 (2006), S. 93–104, hier S. 101 (Online).
  6. Ovidiu Țentea, Florian Matei-Popescu: Alae et Cohortes Daciae et Moesiae. A review and update of J. Spaul`s Ala and Cohors. In: Acta Musei Napocensis 39-40/I. Cluj-Napoca, 2002–2003 (2004), S. 259–296, hier S. 276–277 (Online).
  7. Ziegel aus Appiaria (AE 2004, 1267).
  8. Ziegel aus Buridava (CIL 3, 14216,25).
  9. a b Werner Eck, Andreas Pangerl: Neue Diplome für Auxiliartruppen in den dakischen Provinzen. In: Acta Musei Napocensis, 38/I (2001), S. 27–48, hier S. 41 (Online).