Burschenschaft Germania Tübingen

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Verbindungshaus
Verbindungshaus der Burschenschaft Germania
Basisdaten
Hochschulort: Eberhard Karls Universität Tübingen, Deutschland
Gründung: 12. Dezember 1816 in Tübingen
Kartell: Süddeutsches Kartell
Waffenring: Tübinger Waffenring (TWR)
Farben: schwarz-gold-rot von unten
Wahlspruch: Ehre – Freiheit – Vaterland
Webseite: www.bixier.de

Die Burschenschaft Germania Tübingen (B! Germania) ist eine schlagende und farbentragende Studentenverbindung an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Sie ist die älteste Burschenschaft in Tübingen und eine der ältesten Burschenschaften überhaupt. Ihre Mitglieder werden oft als Bixiers[1] oder Eckgermanen bezeichnet.

In Tübingen gab es mehrere Verbindungen, deren Mitglieder sich später an der Gründung der Germania beteiligen sollten. Balder nennt die Verbindungen Romantica (17. Januar 1813, blau-weiß-schwarz), Teutonia (19. November 1814, grün-blau-weiß) und Concordia (8. Dezember 1816, schwarz-blau).[2] Insbesondere die Teutonia verfolgte bereits vor-burschenschaftliche Zielsetzungen, weswegen der spätere radikale Burschenschafter Karl Ludwig Sand mit Studienbeginn 1814 dort eintrat.[3]

Am 12. Dezember 1816[4] gründeten 57 Tübinger Studenten die Burschenschaft Arminia mit den Farben Schwarz-Blau. Gründungsvorsitzender war Jacob Friedrich Habermaas. Nach dem Wartburgfest 1817 schloss sie sich der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft an. Die Arminia wurde im November 1817 aufgelöst, im April 1818 jedoch wieder eröffnet. In diese Zeit datiert auch der Wechsel zum Namen Germania und zu den Farben Schwarz-Rot mit goldener Percussion. Im Herbst 1819 wurde die Germania von den Behörden aufgelöst. 1824 wechselte man zur Bezeichnung Brauchverbindung oder Commentburschenschaft. Aus dieser Verbindung entstand 1831 das Corps Suevia Tübingen. Bereits 1828 spalteten sich aus der Commentburschenschaft die Tübinger Feuerreiter (Farben Schwarz-Blau) ab. Es folgte eine Concordia (1829 bis 1831, blau-rot-gold). Daraus entstand wieder eine Germania mit den Farben Schwarz-Gold-Rot, die von 1831 bis 1833 existierte. 1832 spaltete sich hieraus eine Gesellschaft der Patrioten – ein Vorläufer der späteren Verbindung Normannia Tübingen – ab.

Danach eine Giovannia (1835 bis 1836). Ihnen folgte 1837 die Eiferteigesellschaft, die sich später Germania und dann 1839 Gesellschaft der Schwertbrüder nannte. 1840 eröffnete die Germania erneut, die bis 1853 lebte, als sie verboten wurde. Sie existierte weiter als Normannia (schwarz-weiß-blau) und Tubingia (blau-weiß-gold). 1862 wurden wieder die Farben schwarz-gold-rot eingeführt und 1865 folgte die endgültige Umbenennung in Germania.

Ab 1896 nahm die Germania keine Juden mehr auf.[5] 1904 gab es eine Entschließung Tübinger Verbindungen, Mitgliedern jüdischer Korporationen keine Satisfaktion mehr zu geben.[6] 1919 trat die Tübinger Germania mit dem Antrag hervor, „Juden und Abkömmlingen von Juden“ künftig die Aufnahme in die Deutsche Burschenschaft zu verwehren.[7]

Die Germania als Mitglied der Deutschen Burschenschaft (1915)

Im Wintersemester 1930/31 hatte die Germania 430 Alte Herren, 60 Inaktive und 24 Aktive.

Nach der Machtübernahme der NSDAP trat die Germania 1935 in die Alte Burschenschaft ein. Später wurde zusammen mit der Tübinger Königsgesellschaft Roigel die Kameradschaft Ludwig Uhland gegründet. Im Zweiten Weltkrieg fielen 79 Germanen.

Nach dem Krieg wurde die Kameradschaft unter der Bezeichnung Tubingia bis 1949 weitergeführt, als sich Germania und Roigel wieder trennten. Bei der Wiedergründung der Deutschen Burschenschaft war die Germania dabei, 1973 trat sie wieder aus.[2]

Burschen und Füxe tragen ein Band in den Farben schwarz-gold-rot (von unten) mit goldener Perkussion. Die Reihenfolge der Farbnennung „von unten“ ist für Hochschulstädte außer Jena, Halle und Leipzig ungewöhnlich. Als Kopfcouleur wird eine rote Schlappmütze getragen. Die Chargierten tragen schwarze Pekeschen.

Verbindungshaus

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Germanen 1909 auf der Neckarbrücke in Tübingen; Foto von Julius Wilhelm Hornung

Das erste Korporationshaus der Germania, 1896 zum 80. Stiftungsfest eingeweiht, wurde als Bierkirchle bezeichnet. Es wurde 1930 bis 1931 von Paul Schmitthenner durch ein größeres Haus ersetzt.[2]

Das Haus der Germania liegt am Fuß des Österbergs an der Neckarbrücke. Die Bezeichnung als Eckgermanen rührt von der Lage des Hauses am Eck Gartenstraße/Mühlstraße und dient zur Unterscheidung von den Straßengermanen, der Alten Straßburger Burschenschaft Germania in Tübingen.

Die Tübinger Germania gehört zum Süddeutschen Kartell, dem ältesten burschenschaftlichen Kartell. Ein Freundschaftsverhältnis besteht außerdem zur Prager Burschenschaft Arminia zu Bochum.

Bekannte Mitglieder

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Zu den Mitgliedern der Germania gehören und gehörten zahlreiche Personen aus Politik, Wirtschaft und Kultur. So gehörten mindestens 21 Mitglieder des Paulskirchenparlaments zur Tübinger Germania und ihren Vorgängerverbindungen.

Mitgliederverzeichnis:

  • Willy Nolte (Hrsg.): Burschenschafter-Stammrolle. Verzeichnis der Mitglieder der Deutschen Burschenschaft nach dem Stande vom Sommer-Semester 1934. Berlin 1934. S. 1095–1096.
  • Hans-Georg Balder: Die Deutsche(n) Burschenschaft(en) – Ihre Darstellung in Einzelchroniken. Hilden 2005, S. 381–382.
  • J. Wilhelm Camerer: Geschichte der Burschenschaft Germania zu Tübingen 1816–1906. Urach 1909.
  • Wilhelm Lang: Die Tübinger Feuerreiter 1828–1833. In: Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaft und der deutschen Einheitsbewegung. Band 3, 1912, S. 84–187.
  • Georg Schmidgall: Die alte Tübinger Burschenschaft 1816–1828. In: Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaft und der deutschen Einheitsbewegung, 1940, Band 17, S. 1–187.
  • Das Verbindungswesen in Tübingen. Eine Dokumentation im Jahre des Universitätsjubiläums 1977. Tübingen 1977, S. 42–43.
  • Karl Philipp: Burschenschaft Germania Tübingen. Gesamtverzeichnis der Mitglieder seit der Gründung 12. Dezember 1816. Tübingen 2008.

Einzelnachweise

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  1. Der Spitzname stammt von einem Kneiplokal, der Tübinger Büchsenkneipe. Nach Theodor Heuß: Aufbruch im Kaiserreich: Briefe 1892–1917, S. 104 (Fußnote).
  2. a b c Hans-Georg Balder: Die Deutsche(n) Burschenschaft(en) – Ihre Darstellung in Einzelchroniken.
  3. Carl Ernst Jarcke: Carl Ludwig Sand und sein an dem kaiserlich-russischen Staatsrath v. Kotzebue verübter Mord. Berlin 1831, S. 18.
  4. E. H. Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 110.
  5. Sonja Levsen: Elite, Männlichkeit und Krieg: Tübinger und Cambridger Studenten 1900–1929. Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft Bd. 170; Diss. Univ. Tübingen 2004/05; Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 978-3-525-35151-2, S. 166 Anm. 200
  6. Sonja Levsen: Elite, Männlichkeit und Krieg: Tübinger und Cambridger Studenten 1900–1929. Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft Bd. 170; Diss. Univ. Tübingen 2004/05; Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 978-3-525-35151-2, S. 167
  7. Sonja Levsen: Elite, Männlichkeit und Krieg: Tübinger und Cambridger Studenten 1900–1929. Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft Bd. 170; Diss. Univ. Tübingen 2004/05; Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 978-3-525-35151-2, S. 343
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