Connewitzer Kreuz

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Das Connewitzer Kreuz (2019)

Das Connewitzer Kreuz ist ein ehemaliges Weichbildzeichen Leipzigs im Stadtteil Connewitz in Form eines Sandstein-Aufsatzes auf einer Säule aus Rochlitzer Porphyrtuff. Es steht unter Denkmalschutz.[1] Der gleiche Name hat sich für die Gegend um das Denkmal eingebürgert. Die nahe Straßenbahn- und Bushaltestelle ist ebenfalls nach dem Connewitzer Kreuz benannt.[2]

Lage und Beschreibung

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Nordseite der Bildtafel

Das Connewitzer Kreuz befindet sich auf einem halbrunden Rasenstück am südlichen Ende der heutigen Karl-Liebknecht-Straße an deren Gabelung in die Bornaische und die Wolfgang-Heinze-Straße.

Auf einer achteckigen Porphyrsäule, die von Prellsteinen aus dem gleichen Material umstanden ist, ruht eine 139 × 76 cm große Sandstein-Bildtafel, die oben von einem flachen Dreieck begrenzt wird. Auf der der Stadt zugewandten Nordseite sind darauf unter der Jahreszahl MDXXXVI eine Kreuzigungsszene in Reliefdarstellung, links unten das Leipziger Stadtwappen und rechts unten ein Totenschädel dargestellt. Die Südseite zeigt ein liegendes Kreuz (Andreaskreuz) und darüber die Jahreszahl 1536. Die Gesamthöhe beträgt etwa fünf Meter.

Das Weichbild bezeichnete im Mittelalter und der frühen Neuzeit sowohl das Stadtrecht als auch dessen Gültigkeitsbereich und wurde im Leipziger Stadtbrief von 1165 als „wicbilede“ erstmals genannt.[3] Es wurde zunächst an den vier Hauptausfallstraßen durch hölzerne Kreuze weit vor den Toren der Stadt markiert. Sie wurden später durch Steine ersetzt, ihre Anzahl nahm zu und auch ihr Abstand zur Stadt.

Das Kreuz 1890 vor einer Gärtnerei

1536 ließ der Rat der Stadt durch den Ratssteinmetz Hans Pfretzschner das Connewitzer Kreuz und weitere errichten. Ein identisches Exemplar stand an der Hallischen Straße, wie eine Abbildung von 1704 zeigt.[4] Das Connewitzer Kreuz ist das einzig erhaltene.

Nach über viereinhalb Jahrhunderten war es stark verwittert und wurde 1994 durch eine vom Leipziger Bildhauer Markus Gläser geschaffene Kopie ersetzt, die von der Sparkasse Leipzig finanziert wurde.[5] Das Original befindet sich im Stadtgeschichtlichen Museum.[6] Wegen der fortgeschrittenen Verwitterung musste die Nordseite auf der Grundlage des stark verwitterten Originalbefundes frei ergänzt werden.[3]

Da der Bereich um das Kreuz einer der wenigen großen Plätze der Südvorstadt und Connewitz ist, wird dieser zu Demos oder spontanen Versammlungen wie in der Silvesternacht zum Feuerwerk genutzt.[7]

Geschäftshaus (rechts) 1916 anstelle der Gärtnerei

Obwohl kein eigentlicher Platz, erhält die Umgebung des Connewitzer Kreuzes durch das Zusammentreffen von sieben Straßen (Karl-Liebknecht-, Wolfgang-Heinze-, Arno-Nitzsche-, Selnecker-, Koch-, Biedermann- und Bornaische Straße) einen platzartigen Charakter. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die gesamte Umgebung bebaut, insbesondere der Platz südlich des Kreuzes mit einem vierstöckigen Wohn- und Geschäftshaus als optischem Abschluss der Südstraße (Karl-Liebknecht-Straße).

Im Zweiten Weltkrieg wurden wesentliche Teile der Bebauung zerstört. Von der alten Substanz erhalten sind unter anderem die heute als Café genutzte Südbrause, das auf einem Betriebsgelände entstandene soziokulturelle Zentrum Werk 2 und einige Wohnhäuser. Trotz einer Rewe-Kaufhalle von 2013, die eine solche der HO von 1969 ersetzte und einiger nach 1990 entstandener Neubauten bleiben Lücken, insbesondere der Straßenabschluss hinter dem Kreuz. 2016 entstand die Idee eines Hochhauses an dieser Stelle.[8] Die Stadt weist ein Hochhaus zurück, ist aber langfristig prinzipiell für eine Bebauung offen.[9] 2022 erwarb die Stadt die Fläche und errichtete eine auf Dauer angelegte Grünfläche mit Sport- und Bewegungsangeboten.[10]

Der Name des Leipziger Stadtmagazins kreuzer leitet sich vom Connewitzer Kreuz ab.

  • Wolfgang Hocquél: Leipzig – Architektur von der Romanik bis zur Gegenwart. Passage-Verlag, Leipzig 2001, ISBN 3-932900-54-5, S. 188.
  • Horst Riedel, Thomas Nabert (Red.): Stadtlexikon Leipzig von A bis Z. 1. Auflage. Pro Leipzig, Leipzig 2005, ISBN 3-936508-03-8, S. 95.
  • Peter Schwarz: Das tausendjährige Leipzig. Von den Anfängen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. 1. Auflage. Band 1. Pro Leipzig, Leipzig 2014, ISBN 978-3-945027-04-2, S. 191.
  • Wolfgang Grundmann: Vom Connewitzer Kreuz zum Großzschocherschen Holze. In: Leipziger Blätter Heft 16 (1990), S. 51–53
Commons: Connewitzer Kreuz – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Eintrag in der Denkmaldatenbank des Landes Sachsen zur Denkmal-ID 09296321 (PDF, inklusive Kartenausschnitt). Abgerufen am 26. August 2022.
  2. LVB-Fahrplan. Abgerufen am 26. Juli 2022.
  3. a b Enno Bünz in Objektdatenbank des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig
  4. Christian Heckel: Leipzig vor dem Hallischen Thore. In: Kupferstichkabinett Dresden. Abgerufen am 10. September 2019.
  5. Wolfgang U. Schütte: Vom Kreuz in Connewitz, mit dem es keineswegs ein Kreuz ist. In: Leipziger Blätter, Heft 25 (1994), S. 106/107
  6. Connewitzer Kreuz – Foto des Originals. In: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig. Abgerufen am 10. September 2019.
  7. Mathias Orbeck: Leipzig-Connewitz: Bunt, schrill und linksalternativ. In: LVZ, 15. Juli 2017. Abgerufen am 9. September 2019.
  8. 82 Meter hohes Hochhaus soll am Connewitzer Kreuz entstehen. In: LVZ, 8. Januar 2016. Abgerufen am 10. September 2019.
  9. Stadt sagt nein zu Hochhaus am Connewitzer Kreuz. In: Sachsen Fernsehen, 11. Januar 2016. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 10. September 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/www.sachsen-fernsehen.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  10. Lars Schumann: Neue Grünfläche an der Connewitzer Spitze ist fertiggestellt. Attraktive Sport- und Bewegungsangebote sind entstanden. In: leipziginfo.de. 10. Dezember 2022, abgerufen am 4. August 2024.

Koordinaten: 51° 18′ 36″ N, 12° 22′ 24″ O