Conrad Kindermann

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Conrad Kindermann (1902)

Conrad Heinrich Kindermann (* 27. März 1842 in Lübeck; † 22. Mai 1926[1] in Hamburg) war ein deutscher Fotograf.

Conrad war ein Sohn von Johann Christian Kindermann und seiner Frau Catharina Dorothea, geb. Beuck; er war der sehr viel jüngere Bruder des Malers und Photographen Adolph Diedrich Kindermann. Im Alter von 13 Jahren begann er eine Tuchhandelslehre in Riga, wo er sechs Jahre blieb.[2] Conrad Kindermann war Photograph und betrieb zunächst ein Atelier in Lübeck. Anschließend ging er nach Hamburg. Er war ein frühes Mitglied im „Deutschen Photographen-Verein“ und seit 1882 Vorstandsmitglied[2] sowie Mitglied der „Photographischen Gesellschaft“ in Wien.[3]

Fotografische Ateliers

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C. Kindermann
1861 eröffnete Conrad Kindermann im Alter von 19 Jahren in Lübeck in der Breiten Straße 788 ein fotografisches Atelier unter dem Namen C. Kindermann, das ihm von seinem älteren Bruder Carl finanziert worden war, der daher die Kassen- und Buchführung übernahm.[4] Im November 1868 präsentierte Conrad Kindermann auf der „Dritten deutschen Ausstellung für photographische Arbeiten“ in Hamburg erfolgreich Aufnahmen seines Ateliers.[5] Für seine Photographien, die mit Kollodium-Platten hergestellt worden waren, erhielt eine Bronzemedaille.[6] Im Juli 1869 beteiligte er sich an einer Ausstellung im niederländischen Groningen. Die Darstellung seiner Porträts wurden mit einer Silbermedaille ausgezeichnet.

Benque & Kindermann
Am 1. Mai 1870 eröffnete Conrad Kindermann mit Franz Benque in Hamburg im Garten des Rothschen Hauses in der Straße Große Bleichen 30 das Atelier Benque & Kindermann.[7] Ein dreiviertel Jahr zuvor, im September 1869, hatte Franz Benque seinen Vater Christian Benque, den Direktor der Lübecker Taubstummenanstalt, einen Vertrag mit Kindermann über ein gemeinsam zu eröffnendes, photographisches Atelier aushandeln lassen.[8] Der aus Mecklenburg stammenden Fotografen Franz Benque war Partner von Benque & Sebastianutti in Triest. Er hatte wie Kindermann auf den Ausstellungen in Hamburg und Groningen Photographien präsentiert.[9][10] Auf einer dieser Ausstellungen kann es zu einer Begegnung zwischen beiden Photographen gekommen sein. Dabei können sie sich über eine zukünftige Zusammenarbeit verständigt haben.

Aus unbekannten Gründen löste Franz Benque schon nach kurzer Zeit die Partnerschaft und wanderte mit seiner Familie nach Brasilien aus.[11] Kindermann behielt den Namen des Ateliers bei, das sich bald großer Nachfrage erfreute. 1873 waren im Atelier 9 Mitarbeiter angestellt.[12] Das Atelier führte das Prädikat Hofphotographen, das von Friedrich Ferdinand (Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg) verliehen worden war.

1881 übernahm Benque & Kindermann die Vertretung für die Gelatine-Fotoplatten der belgischen Firma von Désiré van Monckhoven.[13][14] Der Verkauf dieser Platten trug zum geschäftlichen Erfolg bei.[15] Kindermann bereiste dafür große Teile Deutschlands.

Im November 1887 wurde ein neues Atelier im Haus Esplanade 2 bezogen, das Kindermann erworben hatte[16] und umbauen ließ. Den Eingang schmückten Bilder seines Bruders und Malers Adolph Kindermann, in der ersten Etage waren das Empfangszimmer, das Büro und ein „Damenzimmer“. Lieferant des Mobiliars und Teilen der Innenausstattung war das angesehene Geschäft von Ludovicus Piglhein. In der zweiten Etage waren die Dunkelkammer und weitere Arbeitsräume untergebracht. Darüber war das helle und geräumige Atelier. Deren Wände waren von Adolph Kindermann dekorativ gestaltet worden.

Am 30. Juni 1888 feierte Conrad Kindermann sein 25-jähriges Atelierjubiläum laut einer Meldung der „Hamburger Nachrichten“.

Conrad Kindermann saß im Oktober 1893 gemeinesam mit Hermann Wilhelm Vogel, dem Direktor der Kunsthalle Alfred Lichtwark, dem Maler Ascan Lutteroth und dem preußischen Gesandten Freiherr von Thielmann im Preisgericht der „Internationale Ausstellung von Amateur-Photographien in der Kunsthalle zu Hamburg“.[17]

Vermutlich in den Jahren von 1898 bis 1900[18] war der aus dem Großherzogtum Baden stammende Fotograf Hermann Widensohler (1868–1926)[19] Geschäftsführer von Benque & Kindermann gewesen. 1898 hatte er Aufnahmen von 24 Hamburger Senatoren angefertigt.[20][21][22]

Laut einer Meldung im „General Anzeiger“ vom 27. April 1915 feierte die Empfangsdame Frau Blom am 1. Mai ihr 25-jähriges Firmenjubiläum. Im April 1914 hatte bereits der Retouscheur Wilhelm Weinreich sein 25-jähriges Jubiläum gefeiert. 1913 hatte Conrad Kindermann sein 50-jähriges Jubiläum gefeiert.[23]

Ab Mitte der 1900er Jahre führte sein Sohn Conrad Kindermann jun. das Atelier, das auch Photographische Artikel verkaufte, weiter.[24]

Filiale in Düsseldorf

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1893 war eine Filiale in Düsseldorf in der Elberfelder Str. 4 eröffnet worden.[25] Von Beginn an war Johann(es) Goßmann dort tätig.[26] Ab 1899 war er Inhaber von „Benque & Kindermann Nachf.“.[27]

  • Bronzemedaille für „Portraits auf Collodionpapier“ (Erste Gruppe) auf der Hamburger Ausstellung [für Photographie] im November 1868.[29]
  • Silbermedaille für „Portraits“ auf der Ausstellung für Photographie, Naturselbst- und Farbdruck in Groningen/NL 1869.[30][31]
  • Zweite Preis, Diplom mit Prädikat „für verdienstvolle Arbeiten“, Hamburg 1871[32]
  • Verdienst-Medaille für „Vergrösserungen“ anläßlich der Weltausstellung 1873 in Wien (Abt. Photographie)[33]
  • Zweite Preise, Silberne Medaille, Gruppe IV auf der Hamburgischen Industrie-Ausstellung 1876[34]
  • Goldene Medaille auf der Ausstellung des Photographen-Vereins in Berlin. Anzeige in den Altonaer Nachrichten vom 6. September 1884, unpar. [S. 6], Digitalisat
  • Goldene Medaille (Benque & Kindermann) in Kategorie Photographie der Weltausstellung in Antwerpen im Jahr 1894[35]
  • Fotografie in Lübeck 1840-1945. Alexander Bastek, Jan Zimmermann( Hrsg.). Imhof, Petersberg 2016. ISBN 978-3-7319-0366-6
  • Armgard Schiffer-Ekhart (Hrsg.), Barbara Schaukal: Sebastianutti & Benque. Fünf Fotografen. Vier Generationen. Drei Kontinente. Ausstellungskatalog, Graz, Steiermärkisches Landesmuseum Joanneum, 16. Oktober – 13. November 1997, S. 43
  • Conrad Kindermann. In: Walter Woodbury (Hrsg.): The Photographic Times 29. Jg., The Photographic Times Publishing Association, 1897, S. 543, (online)[36].
  • Ein hochelegantes Atelier ..., (unsignierter redaktioneller Beitrag). In: Hamburger Nachrichten, 5. November 1887, Seite 4
  • Jubiläum. (Unsignierter redaktioneller Beitrag). In: Hamburger Nachrichten, 30. Juni 1888, Seite 4
  1. Nachrichtenblatt für das Photographenhandwerk, Band 33, 1926, S. 245. In diesem Zusammenhang ist zu lesen, er sei im Alter von 64 Jahren verstorben. Hierbei kann/muss es sich um einen Druckfehler handeln. Im Staatsarchiv Hamburg (Staatsarchiv Hamburg, 731-8_A 760 Kindermann, Conrad Conrad Kindermann) wird ein Zeitungsausschnitt geführt, der als Todesdatum den 23. Mai 1926 anstelle des 22. Mai angibt.
  2. a b The Photographic Times.
  3. Mitgliederliste Photographischen Gesellschaft in Wien im Jahr 1882, in: Photographische Correspondenz, 19. Jg., 1882, (ohne Seitenangabe, am Schluss). Kindermann war 1868 in den Verein eingetreten (Quelle: Protokoll der Plenarsitung. In: Photographische Correspondenz, Bd. V., 1868, S. 233)
  4. Carl Kindermann. In: Vaterstädtische Blätter, (ZDB-ID 590521-7), Nr. 26, 23. Juni 1907.
  5. Er war persönlich anwesend. Angekommene Fremde Hotel Zur Sonne. „Kindermann u. Nöhring, v. Lübeck, Photographen;…“ In: Hamburger Nachrichten. 26. November 1868, S. 10
  6. Er verwendete Kollodium-Platten aus der Fabrikation von Obernetter, (Quelle: In: Photographische Correspondenz, Bd. V., 1868, S. 238)
  7. Laut Notiz („Tagesbericht“) in den Hamburger Nachrichten vom 30. April 1870, Seite 3. Anzeige. In Hamburgischer Correspondent. 30. April 1870, S. 4
  8. G. Schmidt: Die Taubstummenanstalt zu Lübeck. Geschichte ihrer Gründung und ihres hundertjährigen Bestehens, Lübeck, 1927
  9. Der Bericht lobte die Fotografien des österreichischen Ateliers in den höchsten Tönen („...schönsten Gaben der Ausstellung...“), (Photographischen Mitteilungen, 5. Jg. 1869, S. 231)
  10. Der Name des Ateliers ist in der Reihenfolge richtig. Als F. Benque 1878 die Verbindung erneuerte, lautete der Name Sebastianutti & Benque.
  11. Es gibt für „Benque F.“ lediglich einen Eintrag im Personenverzeichnis des Hamburger Adressbuches: den von 1871. Dort wird Franz Benque nur mit Firmenanschrift erwähnt.
  12. N.N.: Wiener Weltausstellung. Amtlicher Katalog der Ausstellung des Deutschen Reiches, Berlin, 1873, S. 441.
  13. Vorlage der Gelatine-Emulsionsplatten von Monckhoven durch Kindermann zur Prüfung anläßlich der Jahresversammlung am 17. Januar 1882 bei der Photographischen Gesellschaft, (Quelle:Dr. E. Hornig (Hrsg.): Photographische Correspondenz, Wien u. Leipzig, 19. Jg., S. 19) und Bericht der Commission zu Prüfung der eingelangten [vorgelegten] Bromsilber-Emulsionsplatten, (19. Jg., S. 166)
  14. Bericht der Commission zur Prüfung der eingelangetn Bromsilber-Emulsionsplatten. In: Photographische Correspondenz, 19. Jg. 1882, S. 166
  15. Armgard Schiffer-Ekhart: Sebastianutti & Benque. S. 43
  16. Anzeige in den Altonaer Nachrichten vom 10. November 1887, Seite 4: „Am 5. November ist unser Photographisches Atelier ... nach unserem eigenen Hause Hamburg Esplanade 2 verlegt.“
  17. Einleitung. In: Internationalen Ausstellung von Amateur-Photographien in der Kunsthalle zu Hamburg: 1. Oktober bis 20. November 1893. Mosse, Hamburg 1893, S. VIII, (Digitalisat, offizieller Katalog)
  18. Recherche in Hamburger Adressbüchern.
  19. Künstler-Datensatz 90066097 Deutsche Fotothek.
  20. Ernst Juhl: Sechste Internationale Ausstellung von Kunstphotgraphien in der Kunsthalle zu Hamburg. In: Photographische Rundschau, XII. Jg., Wilhelm Knapp, Halle/S., 1898, S. 324.
  21. Alfred Lichtwark: Das Bildnis in Hamburg. Hrsg.: Der Kunstverein zu Hamburg. Band 2. Hamburg 1898, S. 228 (uni-hamburg.de – Diese Photographien werden im „Nachtrag“ zum Kapitel „Daguerreotypie und Photographie“ erwähnt).
  22. Hermann Widensohler hatte nach Beendigung der Tätigkeit in Hamburg in Stuttgart ein fotografisches Atelier eröffnet und war später für eine längere Zeit Geschäftsführer des Württembergischen Kunstvereins in Stuttgart gewesen.
  23. Jubiläen. In: General Anzeiger. (Hamburger Anzeiger) vom 27. April 1915, S. 6.
  24. Wegweiser durch Hamburg und Umgebung. 1903, S. 131.
  25. Adressbuch der Stadt Düsseldorf, 2. Theil, Nachweis Gewerbetreibende, ... 1893.
  26. Adressbuch der Stadt Düsseldorf, 1. Theil, Einwohnerverzeichnis, ... 1893.
  27. Liste der in Baden-Baden 1899 verliehenen Preise. In: PC: 36. Jg., 1899, S. 736.
  28. Bei den Initialen des Vornamens wird es sich um einen Schreibfehler handeln. Der Artikel stammt – wie am Ende vermerkt – aus dem American Annual of Photography 1887.
  29. Liste der Auszeichnungen auf der Hamburger Ausstellung, in: Hermann Vogel (Hrsg.): Photographische Mitteilungen, 5. Jg., 1869, S. 239, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3Dbub_gb_ZAdQAAAAYAAJ~MDZ%3D%0A~SZ%3Dn257~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D. (Hier wird Kindermann mit Ortsbezeichnung „Lübeck“ angegeben.)
  30. Kleine Mittheilungen. Grönninger Ausstellung, in: Hermann Vogel (Hrsg.): Photographische Mitteilungen, 6. Jg., 1870, S. 131. Hier wird Kindermann mit Ortsbezeichnung „Lübeck“ angegeben.
  31. Tijdschrift Nederlandsche Maatschaapij ter bevordering van Nijverheid, Band 92, de Erven Loosjes, Harlem, 1870, S. 183, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DjZZUAAAAcAAJ~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3DPA183~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  32. Vaterstädtisches und Unterhaltendes. In: Altonaer Nachrichten 3. Oktober 1871, S. 1
  33. Photographie auf der Weltausstellung 1873. Auszeichnungen, in: Dr. E. Hornig (Hrsg.): Photographische Correspondenz, 10. Jg., 1873, S. 87, (online)
  34. Hamburg. In: Hamburgischer Correspondent. 25. Oktober 1876, S. 5, (Digitalisat)
  35. Auszeichnungen, in: Hermann Vogel (Hrsg.): Photographische Mitteilungen, 31. Jg., 1895, S. 260, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3Dbub_gb_l7gaAAAAYAAJ~MDZ%3D%0A~SZ%3Dn352~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  36. In diesem Artikel werden Begebenheiten geschildert, wie z. B. die Führung des eigenen Ateliers in Lübeck (ohne seinen Bruder Carl) oder ein (angeblicher) Besuch von Benque in Lübeck, die aus den deutschsprachigen Quellen nicht abgeleitet werden können.
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