Construção
Construção | ||||
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Studioalbum von Chico Buarque | ||||
Veröffent- |
1971 | |||
Label(s) | Philips | |||
Format(e) |
LP, CD | |||
Titel (Anzahl) |
10 | |||
31:10 | ||||
Besetzung | MPB-4, Tom Jobim, Paulinho Jobim | |||
Studio(s) |
Phonogram | |||
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Construção ist das 1971 erschienene fünfte Album des brasilianischen Musikers Chico Buarque. Es markiert einen deutlichen Bruch in seinem Werk und gilt heute als eines der bedeutendsten Alben brasilianischer Musik.
Entstehung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1968 hatte Chico Buarque das von einer Militärdiktatur unter Artur da Costa e Silva regierte Brasilien verlassen müssen, nachdem er aufgrund seines ersten Theaterstücks, Roda Viva, in Konflikt mit dem Gesetz geriet. Buarque ging nach Italien ins Exil, kehrte jedoch bereits 1970 zurück. Zwar wurde er nicht verhaftet, geriet aber unter starken Druck der Zensur. In dieser Zeit spielte Buarque Construção ein.[1]
Das Album erschien 1971, eine CD-Version erstmals 1990.
Stil
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Construção stellte künstlerisch einen klaren Bruch in Buarques Schaffen dar. Seine Musik vor dem Exil war leichte Bossa Nova ohne größeren Tiefgang, oder wie Chris McGowan und Ricardo Pessanha später schrieben: „Ob alt oder jung, reich oder arm, Kommunist oder Kapitalist, jeder liebte Chico, den netten grünäugigen jungen Sänger … bis ungefähr 1968.“[2] Co-Autor mehrerer Stücke war Vinícius de Moraes, bei einzelnen Stücken Tom Jobim und Toquinho. Minha História (Gesùbambino) war eine Adaption von Lucio Dallas Stück 4 Marzo 1943, gemeinhin Gesu Bambino genannt.[3][4]
In Details wird deutlich, dass das Album keine reine Songsammlung ist, sondern ein miteinander eng verbundenes Werk darstellt. So schlägt zum Abschluss der ersten Seite das crescendierende Titelstück überraschend um und nimmt in einer Reprise Text und Musik des Openers Deus lhe pague wieder auf, wodurch sich für die erste Seite ein Suitencharakter ergibt.
Texte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Construção ist düster und dramatisch, die Texte handeln von Tod, den Routinen des Alltags, Trennung und Exil, unterschwellig üben sie auch Kritik an der Militärdiktatur. Die vor 1968 in seinen Texten geläufigen „nostalgischen Themen wichen einer fast halluzinatorischen Behandlung der Enttäuschungen und Tragödien des Alltagslebens. Eindringlich beschwört Buarque die Entmenschlichung, ausgelöst durch Arbeit, Ehe, Routine, das System“.[5]
Musik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Album basierte auf Samba und Bossa Nova und alle Instrumente waren akustisch, dadurch war es deutlich distanziert von der gleichzeitigen Strömung des Tropicalismo. Begleitet wurde er dabei auf einigen Stücken von MPB-4, einer der wichtigsten Vokalgruppen der Música Popular Brasileira sowie Tom Jobim am Klavier. Die Arrangements waren komplex und raffiniert und scheuten auch Dissonanzen nicht.[6] Deutlich hörbar im Orchester ist der Einfluss von Rogerio Duprat.
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zur Zeit seiner Veröffentlichung waren fast alle Stücke Hits, das Album gilt heute als Klassiker.[4] Die brasilianische Ausgabe des Rolling Stone führt Construção auf Platz 3 seiner „Liste der 100 wichtigsten Schallplatten brasilianischer Musik“ und resümiert: „Eine Sprache so direkt wie unter den Umständen möglich, großartige Melodien. Bedeutung und Verantwortungsgefühl in einer der bedeutendsten brasilianischen Platten.“[7]
In einer Liste der „100 besten Platten des Jahrhunderts“, zusammengestellt von der Viva-Zwei-Sendung Wah² und der Zeitschrift spex im Jahre 2001 wurde das Album auf Platz 54 gelistet. In einer Kritik attestierte Zeit Online dem Album 2006, es sei ein „Meilenstein der Popmusik, der Pet Sounds von den Beach Boys in seinem harmonischen Einfallsreichtum und der Raffinesse der Arrangements mindestens ebenbürtig ist. Lyrisch hingegen ist die Platte überlegen“.[6]
Titelliste
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Deus lhe pague – 3:19
- Cotidiano – 2:49
- Desalento – 2:48
- Construção – 6:24
- Cordão – 2:31
- Olha Maria – 3:56
- Samba de Orly – 2:40
- Valsinha – 2:00
- Minha História (Gesùbambino) – 3:01
- Acalanto – 1:38
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Chris McGowan, Ricardo Pessanha: The Brazilian Sound: Samba, Bossa Nova, and the Popular Music of Brazil. Temple Univ. Press, Philadelphia 1998, ISBN 1-56639-545-3, S. 80 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ „Old or young, rich or poor, communist or capitalist, everybody loved Chico, the nice green-eyed young singer … until around 1968.“ Chris McGowan, Ricardo Pessanha: The Brazilian Sound: Samba, Bossa Nova, and the Popular Music of Brazil. Temple Univ. Press, Philadelphia 1998, ISBN 1-56639-545-3, S. 80.
- ↑ Os 100 maiores discos da Música Brasileira. In: Rolling Stone, Oktober 2007, Ausgabe 13, S. 111; rollingstone.uol.com.br
- ↑ a b Alvaro Neder: Construção - Review bei AllMusic (englisch). Abgerufen am 7. April 2009.
- ↑ “Nostalgic subjects give way to an almost hallucinatory treatment of the disappointments and tragedies of everyday life. Buarque vividly evokes the dehumanization caused by work, marriage, routine, the system.” Chris McGowan, Ricardo Pessanha: The Brazilian Sound: Samba, Bossa Nova, and the Popular Music of Brazil. Temple Univ. Press, Philadelphia 1998, ISBN 1-56639-545-3, S. 80.
- ↑ a b Dieter Wiene: Der traurigste Samba der Musikgeschichte. Zeit Online, 11. August 2006; abgerufen am 7. April 2009.
- ↑ «Discurso direto - na medida do possível -, melodias magníficas. Peso e responsabilidade num dos discos mais importantes da música popular do Brasil.» aus: Os 100 maiores discos da Música Brasileira - Rolling Stone, Oktober 2007, Ausgabe 13, S. 111, Online