Cora E.
Cora E. (bürgerlich Sylvia Macco; * 1968 in Kiel[1][2]) ist eine deutsche Rapperin und gilt neben Gruppen wie Advanced Chemistry als Pionierin des deutschsprachigen Rap. Sie trat auch unter dem Namen Zulu-Queen in Erscheinung.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Cora E. wuchs in Kiel auf.[2] Über Graffiti und Breakdance kam sie zur Hip-Hop-Kultur.[2][3] Etwa Mitte der 1980er begann sie, auf Deutsch und Englisch zu rappen, erstmals auf der Bühne stand sie 1988.[2] Seit 1992 lebt sie in Heidelberg, wo sie als Krankenschwester in der psychiatrischen Abteilung der Universitätsklinik arbeitete.[4]
Cora E.s Musik und Texte wurden beeinflusst von der Bekanntschaft mit T La Rock und einem zweijährigen Aufenthalt in den USA, wo sie in Baltimore und Philadelphia lebte.[3][5] Nach der Wende arbeitete sie mit der Leipziger Hip-Hop-Gruppe Beside The Norm, ab 1992 dann mit dem Hamburger DJ und Produzenten Marius No.1.[6] Sie trat an der Seite von Breakdance-Formationen wie Battle Squad oder den Taino Tactix und Rap-Gruppen wie Advanced Chemistry, LSD, Stieber Twins[6] und No Remorze auf.
Bekannt wurde sie durch die Stücke Könnt ihr mich hör’n? (Debüt-Maxi 1993, wiederveröffentlicht auf Chiefrocker 2003)[2] und Nur ein Teil der Kultur (1994).[7][8] Beide Platten wurden von dem Hamburger DJ Marius No.1 produziert und erschienen beim Hamburger Independent-Label Buback.[2][7]
Nach ihren beiden ersten Platten wechselte sie 1995 von Buback zu Spin/EMI.[1] Dort erschien 1997 die Single Schlüsselkind,[1][5] in der sie singt: „… war erst zwölf, als ich das erste Bier probierte, und auch die beste Mutter merkt nicht, dass ihr Kind nach Alkohol stinkt – wenn sie selber trinkt“.[9] Schlüsselkind ist autobiographisch[10] und Cora E. nennt Roxanne Shanté als ihr musikalisches Vorbild.
Ein Jahr später folgte ihre LP CORAgE, bei der sie unter anderem von den Stieber Twins und Freundeskreis unterstützt wurde.[11] Ebenfalls 1998 erschien das Album Geheimrezept der Jazzkantine, auf dem Cora E. zu hören ist.[12]
Cora E. ist Mitglied der Zulu Nation.[13] 2002 porträtierte die Dokumentarfilmerin Petra Mäussnest Cora E. und ihre Rapkolleginnen Brixx und Pyranja in dem Film Will einmal bis zur Sonne geh’n.[14]
2001 zog sie sich als Künstlerin zurück und leitet seitdem Rap-Workshops für Kinder und Jugendliche. 2004 war sie auf dem Album Geteiltes Leid II von Moses Pelham zu hören[15] und 2005 mit dem Lied Fragen auf dem Album Threeshot von J-Luv.[16]
Bei den Hiphop.de Awards 2021 wurde sie für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.[17]
Diskografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Studioalben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | Titel | Anmerkungen |
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1998 | CORAgE | Erstveröffentlichung: 12. März 1998 bereits 1997 als LP "…und der MC ist weiblich" veröffentlicht |
Singles
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | Titel Album |
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartsChartplatzierungen (Jahr, Titel, Album, Platzierungen, Wochen, Auszeichnungen, Anmerkungen) |
Anmerkungen |
---|---|---|---|
DE | |||
1999 | Hija Aus der Sicht und mit den Worten von… |
DE35 (8 Wo.)DE |
Weitere Singles
- 1993: Könnt ihr mich hör’n / Ich geh ins Ziel (mit Marius No. 1)
- 1994: Nur ein Teil der Kultur (mit Marius No. 1)
- 1996: Keep Shit Raw / Fenster zum Hof (mit Taino Tactix und Stieber Twins)
- 1997: Schlüsselkind
- 1998: Zeig es mir (feat. Curse)
- 1998: …und der MC ist weiblich (feat. Curse)
- 2000: Bonnie & Clyde 2000 (Moses Pelham feat. Cora E.)
- 2021: Bleib bitte (Moses Pelham feat. Cora E.)
Lyrics
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hip Hop ist kein Musikstil, sondern Sprechgesang nur ein Teil der Kultur B-Boys nur ein Teil der Kultur Graffiti nur ein Teil der Kultur (Refrain aus „Nur ein Teil der Kultur“ mit Marius No. 1)
- Sind keine vier, sondern zwei / Nicht fantastisch, doch echt / Wir gehen mit handgemachten Waffen ins Gefecht / Jedes Wort und jede Silbe, jeder Satz hat’s / Sind meine Reime schon zu voll / Schaff ich Ersatz-Platz. („Könnt ihr mich hören“ mit Marius No. 1)
- Ich ertrank fast, sank, doch hatte Glück / Die Welle aus Amerika spülte mich wieder ans Land zurück / Ich begann zu leben, wurd aktiv / und hab zum ersten Mal geträumt ohne dass ich schlief (Schlüsselkind)
- Ohne den Tanz ohne die Kunst wär was Du tust nur Rap, drum zeige B-Boys und Writern Respekt („Nur ein Teil der Kultur“ mit Marius No. 1, 3. Strophe)
- Und so widme ich auch meinen letzten Reim – der Kultur und sie wird niemals nur Musik sein („Nur ein Teil der Kultur“ mit Marius No. 1, 3. Strophe)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Monika Regelin: Cora E. Rapperin aus Heidelberg. In: Lauter Frauen. Aufgespürt in Baden-Württemberg. 47 Porträts. Theiss, Stuttgart 2000, ISBN 3-8062-1525-1, S. 30–33.
- Andreas Margara: „Sag mir, welcher Pfad zur Geschichte führt“ – Historisierung und Archivierung von Hip-Hop in Deutschland am Beispiel des Heidelberger Hip-Hop Archivs. In: Wilke, Thomas u. Rappe, Michael [Hrsg.], HipHop im 21. Jahrhundert. Medialität, Tradierung, Gesellschaftskritik und Bildungsaspekte einer (Jugend-)Kultur, S. 129–147, Springer Nature, Wiesbaden 2022, ISBN 978-3-658-36515-8
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Cora E. bei laut.de
- ↑ a b c d e f Ina Wudtke: Neid 1:HIPHOP (D) - Jamkultur und Sprechgesang. In: thething.de. Abgerufen am 3. Februar 2022.
- ↑ a b Die besten deutschen Rapperinnen aller Zeiten. In: Popkultur.de. 22. Februar 2019, abgerufen am 3. Februar 2022.
- ↑ Interview auf intro.de ( des vom 20. Dezember 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ a b Anna Gaul: Frauen im Deutschrap: Die Wegbereiterinnen (Teil 1). In: rap.de. 14. August 2019, abgerufen am 3. Februar 2022.
- ↑ a b Interview: Curse - »Ihr wisst nicht, wer ich bin …« – Die definitive Geschichte von »Feuerwasser«. In: allgood.de. 19. November 2015, abgerufen am 3. Februar 2022.
- ↑ a b Marius No.1 & Cora E – Nur Ein Teil Der Kultur bei Discogs, abgerufen am 3. Februar 2022.
- ↑ Jugendkulturen in Deutschland: HipHop. Bundeszentrale für politische Bildung, abgerufen am 3. Februar 2022.
- ↑ Cora E. – Schlüsselkind. In: genius.com. Abgerufen am 3. Februar 2022.
- ↑ Straßen-Rap übernimmt | We Wear the Crown - 40 Jahre Rap aus Deutschland (5/7). In: arte auf YouTube. 20. November 2021, abgerufen am 3. Februar 2022.
- ↑ Die 40 besten Platten des Deutschrap – Teil 1. In: Musikexpress. 18. Oktober 2016, abgerufen am 3. Februar 2022.
- ↑ Jazzkantine – Geheimrezept bei Discogs, abgerufen am 3. Februar 2022.
- ↑ Alec Weber: Afrika Bambaataa – ein zerschlagenes Denkmal? – Reportage. In: MZEE.com. 25. April 2021, abgerufen am 3. Februar 2022.
- ↑ Will einmal bis zur Sonne geh’n. In: TV Spielfilm. Abgerufen am 3. Februar 2022.
- ↑ Moses Pelham - Geteiltes Leid 2 bei Discogs, abgerufen am 3. Februar 2022.
- ↑ Fragen (feat. Cora E.) bei laut.de; abgerufen am 3. Februar 2022
- ↑ Clark Senger: Alle Gewinner*innen der Hiphop.de Awards 2021 powered by DefShop. In: Hiphop.de. 31. Januar 2022, abgerufen am 31. Januar 2022.
Personendaten | |
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NAME | Cora E. |
ALTERNATIVNAMEN | Macco, Sylvia; Zulu-Queen |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Rapperin |
GEBURTSDATUM | 1968 |
GEBURTSORT | Kiel |