Sabrina Setlur

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Sabrina Setlur (2017)

Sabrina Setlur (* 10. Januar 1974 in Frankfurt am Main) ist eine deutsche Rapperin und Schauspielerin. Sie hat mehr als zwei Millionen Tonträger verkauft[1] und ist die erste Rapperin mit einem Nummer-eins-Hit in den deutschen Singlecharts.[2]

Sabrina Setlur wurde als Tochter indischer Einwanderer in Frankfurt am Main geboren und verbrachte einen Großteil ihrer Kindheit in bürgerlichen Verhältnissen in den Taunusvororten Bad Soden am Taunus und Schwalbach am Taunus. In der Oberstufe an der Frankfurter Liebigschule lernte sie den späteren Mitbegründer des Labels Pelham Power Productions (3P), Thomas Hofmann, kennen. Dieser ermutigte Setlur 1993, nach einer spontanen Performance zu Dr. Dres Nuthin’ but a ‘G’ Thang, auf der späteren Rödelheim-Hartreim-Projekt-Produktion Wenn es nicht hart ist zu rappen. Sie brach ihr Studium der Betriebswirtschaftslehre ab und unterzeichnete einen Plattenvertrag bei 3P.

1995 veröffentlichte Setlur unter ihrem Pseudonym Schwester S. die von Moses Pelham produzierte Doppel-A-Single Hier kommt die Schwester/Pass auf. Der endgültige Durchbruch gelang mit der Nachfolgesingle Ja klar; im Februar 1995 folgte ihr Debütalbum S ist soweit. Es erreichte Platz elf der deutschen Albumcharts. Im Jahr darauf erhielt Setlur den Echo Pop in der Kategorie Künstlerin National. Des Weiteren bekam sie beim Radiosender hr3 eine eigene Hip-Hop-Sendung.

Im Jahr 1997 erschien ihr zweites Album Die neue S-Klasse, erstmals unter richtigem Namen. Das Album erreichte Platz zehn der deutschen Albumcharts und verkaufte sich innerhalb weniger Monate mehr als 300.000 Mal. Die erste Single Du liebst mich nicht erreichte Platz eins der deutschen Singlecharts. Dies macht Setlur zur ersten Rapperin mit einem Nummer-eins-Hit. Im gleichen Jahr ging sie auf Tour unter dem Titel S-Klasse-Tour, war Support-Act von Michael Jackson und den Fugees und trat bei Rock am Ring auf. Während sie einen weiteren ECHO wie auch einen Cometen als Künstlerin National erhielt, brachte das Album mit Glaubst Du mir?, Nur mir und Folge dem Stern drei weitere Hitsingles hervor. 1998 wurde sie von den Lesern der BILD-Zeitung zur erotischsten Frau des Jahres gewählt.[3] 1999 war Setlur unter anderem auf der Faithless-Single Bring My Family Back zu hören. Ihre Single Freisein veröffentlichte sie im selben Jahr mit Xavier Naidoo. Um das Lied Nur mir gibt es Rechtsstreitigkeiten mit der Gruppe Kraftwerk wegen einer möglichen Urheberrechtsverletzung.[4][5]

Sabrina Setlur bei einem Konzert in Wiesbaden (2007)

1999 erschien schließlich Setlurs drittes Studioalbum Aus der Sicht und mit den Worten von …. Die Platte erreichte Platz drei der Albumcharts und brachte Setlur ihren dritten ECHO ein. Anschließend veröffentlichte Setlur mit Alles, dem mit Xavier Naidoo eingespielten Titelsong zum Kinoerfolg Anatomie, einen Top-20-Hit. Im Januar 2000 ging sie auf Tour unter dem Titel Aus der Sicht und mit den Worten von...-Tour.

Das im November 2003 veröffentlichte Album Sabs erreichte Platz elf in den deutschen Charts und brachte mit Ich bin so, Liebe, Baby und Mein Herz vier erfolgreiche Singles hervor. Parallel dazu machte Setlur durch ihre Teilnahme an der deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest als auch durch ihr Engagement in der vierten Staffel des Castingformates Popstars auf sich aufmerksam und veröffentlichte kurz darauf ihre Best-Of-Collection 10 Jahre. Von 2006 an arbeitete Setlur an ihrem sechsten Album Rot, welches am 24. August 2007 veröffentlicht wurde. Erste Singleauskopplung war der Song Lauta, der am 3. August 2007 in drei unterschiedlichen Versionen als Maxi erschien. Als Grundlage dieses Songs diente 25 Years von The Catch aus dem Jahr 1983. Am 21. Juni 2007 hatte der dazugehörige Clip bei MTV seine Premiere.[6] Die zweite Single, I Think I Like It, auf der in englischer, deutscher und französischer Sprache gesungen wird, erschien am 9. November 2007. Diese Single wie auch das Album Rot waren trotz positiver Kritiken kommerziell weniger erfolgreich als die vorherigen Veröffentlichungen von Setlur. Infolgedessen wurden keine weiteren Singles aus Rot ausgekoppelt, jegliche Promotion wurde gestoppt.

2018 steuerte sie gemeinsam mit Eko Fresh einen Song für den Soundtrack des Kinofilms Verpiss dich, Schneewittchen bei.

Schauspielkarriere und Fernsehauftritte

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Ihr Debüt als Schauspielerin feierte Setlur 2000 im Kinofilm Anatomie. In einer Nebenrolle spielte sie eine Studentin. Im Jahr 2001 übernahm sie die Rolle der Lea im Kinofilm Frau2 sucht HappyEnd. Im Jahr 2003 war Setlur Jurymitglied bei der Castingshow Popstars, aus der die beiden Bands Preluders und Overground entstanden. Im Film Die Welt der Wunderlichs aus dem Jahr 2016 spielte sie sich selbst. In der Komödie Verpiss dich, Schneewittchen, die am 29. März 2018 in die Kinos kam, spielte Setlur eine Plattenchefin.[7] Im gleichen Jahr war sie Kandidatin in der zweiten Staffel von Global Gladiators.[8] Im Jahr 2020 nahm sie an der 13. Staffel von Let’s Dance teil und schied in der 2. Sendung aus. Im September 2023 wirkte sie bei Die Verräter – Vertraue Niemandem! mit und schaffte es ins Finale.[9] Im November 2024 war Setlur in einer Nebenrolle im Tatort Siebte Etage zu sehen.

Rechtsstreit um Sampling

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Exemplarisch ist der Fall Kraftwerk gegen Sabrina Setlurs Musikproduzenten Moses Pelham wegen des auf der LP Die neue S-Klasse (März 1997) enthaltenen Liedes Nur mir (September 1997), das bislang bereits zweimal den BGH beschäftigte. Dieses Lied ist mit einer Dauerschleife eines zweisekündigen Samplings des Kraftwerk-Songs Metall auf Metall (LP Trans Europa Express; März 1977) unterlegt. Darin sahen zwei Musiker von Kraftwerk eine Urheberrechtsverletzung und klagten bei den Hamburger Gerichten erfolgreich auf Unterlassung. Nachdem der BGH das erste Urteil des Oberlandesgerichts (OLG) Hamburg im Jahr 2008 noch wegen einer fehlerhaften und unklaren Begründung aufgehoben und die Sache zurückverwiesen hatte (Urteil vom 20. November 2008 – I ZR 112/06, Entscheidungsstichwort „Metall auf Metall“), bestätigte das OLG seine Entscheidung. Bei der mündlichen Urteilsverkündung im Dezember 2012 stellte der BGH klar, dass grundsätzlich auch kleinste Teile eines Musikstücks urheberrechtlich geschützt sind und deshalb nur mit Zustimmung des Urhebers entnommen werden dürfen. Zwar sehe dem BGH zufolge das Urheberrecht eine Ausnahme von dieser Regel vor, um das kulturelle Schaffen zu fördern.[10] Danach dürfe ein Musiker solche Tonsequenzen aus anderen Stücken entnehmen, wenn sie wegen ihrer besonderen Eigenart nicht einfach nachgespielt werden könnten (Urteil vom 13. Dezember 2012 – I ZR 182/11, Entscheidungsstichwort „Metall auf Metall II“).

Umgekehrt bedeutet dies jedoch dem BGH zufolge, dass derjenige, der die Klänge für eigene Zwecke verwenden möchte, und „befähigt und befugt ist, diese selbst einzuspielen“, sie nicht im Wege des Samplings übernehmen darf. Tonfolgen, die erkennbar einem anderen Tonträger entstammen und eine Melodie bilden, dürfen ebenfalls nicht einfach übernommen werden. Es ging darum, dass Setlur 1997 eine zwei Sekunden dauernde zweitaktige Rhythmussequenz aus Kraftwerks Metall auf Metall entnommen und in fortlaufender Wiederholung ihrem Titel Nur mir unterlegt hatte. Der BGH war zu der Auffassung gelangt, dass es möglich gewesen wäre, die übernommene Rhythmussequenz selbst einzuspielen, so dass die Rechte von Kraftwerk verletzt worden seien. Das Recht zur freien Benutzung nach § 24 Abs. 1 UrhG stehe nur jemandem zu, der eine Tonfolge selbst einspielt und ihm damit eine Reproduktion aus tatsächlichen Gründen möglich sei.

Gegen diese Entscheidung legte Pelham Verfassungsbeschwerde ein. Der BGH habe die Freiheit der Kunst unangemessen berücksichtigt. Das Bundesverfassungsgericht nahm die Verfassungsbeschwerde zur Entscheidung an und beschäftigte sich damit – laut dem Vorsitzenden des Ersten Senats, Ferdinand Kirchhof – zum ersten Mal in seiner Geschichte mit verfassungsrechtlichen Fragen des Urheberrechts.[5] In seiner am 31. Mai 2016 verkündeten Entscheidung hob das BVerfG die Entscheidung des BGH auf. Dieser habe die Reichweite der Kunstfreiheit verkannt. Der Einsatz von Samples sei eines der stilprägenden Elemente des Hip-Hop. Zudem sei das Kriterium der „Nachspielbarkeit“ untauglich.[11]

Mit Beschluss vom 1. Juni 2017 setzte der BGH das dortige dritte Verfahren zunächst aus, um europarechtliche Aspekte des Rechtsstreits im Rahmen eines Vorabentscheidungsverfahrens durch den EuGH klären zu lassen.[12] Der EuGH stellte mit Urteil vom 29. Juli 2019 fest, dass Sampling ohne Zustimmung grundsätzlich einen unzulässigen Eingriff in die Rechte des Tonträgerherstellers darstelle, jedoch kein Eingriff anzunehmen sei, wenn sich das Sampling auf eine sehr kurze Sequenz beschränke, die als Teil des ursprünglichen Werks nicht wiedererkennbar sei.[13]

Am 30. April 2020 verwies der Bundesgerichtshof den Rechtsstreit zur erneuten Entscheidung zurück an das Oberlandesgericht,[14] das das Sampling für einen Zeitraum für unzulässig erachtete, in dem die Rechtslage von der aktuellen abwich.[15] Nach erneuter Revision zum BGH setzte dieser den Rechtsstreit ein zweites Mal aus und legte erneut dem EuGH europarechtliche Vorfragen zur Vorabentscheidung vor.[16] Eine Entscheidung des EuGH zu dieser zweiten Vorlage steht – Stand November 2024 – aus.

Studioalben

Jahr Titel
Musiklabel
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungenTemplate:Charttabelle/Wartung/ohne Quellen
(Jahr, Titel, Musiklabel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE  AT  CH
1995 S ist soweit
3P (Sony)
DE11
(21 Wo.)DE
Erstveröffentlichung: 31. Januar 1995
1997 Die neue S-Klasse
3P (Sony)
DE10
Gold
Gold

(44 Wo.)DE
AT19
(16 Wo.)AT
CH19
(14 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 24. März 1997
Verkäufe: + 250.000
1999 Aus der Sicht und mit den Worten von …
3P (Sony)
DE3
Gold
Gold

(12 Wo.)DE
AT29
(3 Wo.)AT
CH26
(5 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 1. Oktober 1999
Verkäufe: + 150.000
2003 Sabs
3P (Sony)
DE11
(5 Wo.)DE
AT65
(1 Wo.)AT
CH74
(1 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 3. November 2003
2007 Rot
3P (Intergroove)
DE32
(2 Wo.)DE
CH100
(1 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 24. August 2007
  • 1997: S-Klasse-Tour
  • 2000: Aus der Sicht und mit den Worten von...-Tour

Kino- und Fernsehfilme

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Fernsehsendungen

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1998: „Silber“ in der Kategorie „Bester Hip-Hop Act“
2003: „Bronze“ in der Kategorie „Hip-Hop National“
1995: in der Kategorie „Hip-Hop Act“
1997: in der Kategorie „Act National“
1998: in der Kategorie „Video National“ (Glaubst du mir)
  • Deutscher Multimedia Award
2008: in der Kategorie „Website“ (rot.fm)[18]
1995: in der Kategorie „Künstlerin National“
1998: in der Kategorie „Künstlerin National“
2000: in der Kategorie „Künstlerin National“
2000: in der Kategorie „Beste deutsche Pop-Musik“
  • Regenbogen Award
2000
Commons: Sabrina Setlur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. „Sabrina Setlur: Eine Frau sieht rot“. In: Berliner Morgenpost. Archiviert vom Original am 3. Juli 2007; abgerufen am 24. August 2007.
  2. Malcolm Ohanwe: Ende der Männerdomäne: Diese 5 Deutsch-Rapperinnen solltet ihr kennen. In: PULS. Bayerischer Rundfunk, 26. Juli 2016, abgerufen am 3. Dezember 2016.
  3. Süddeutsche Zeitung: "BH-Größe, sowas?" 17. Mai 2010, abgerufen am 31. Oktober 2023.
  4. Kraftwerk siegt gegen Sängerin Setlur (Memento vom 10. September 2011 im Internet Archive), FTD, 30. August 2011
  5. a b Dietmar Hipp: Musik-Sampling vor dem Bundesverfassungsgericht: Wenn der Rechtsanwalt mit dem Rapper im Studio sitzt. In: Spiegel Online. 25. November 2015, abgerufen am 30. Dezember 2016.
  6. netzeitung.de Die Rückkehr von Schwester S (Memento vom 10. März 2007 im Internet Archive)
  7. "Zickige Kuh": Rapperin lästert über ihre eigene Kino-Rolle. In: FOCUS Online (Memento vom 30. Juni 2018 im Internet Archive)
  8. "Global Gladiators", Staffel 2: ProSieben schickt Sabrina Setlur, Lucas Cordalis, Jana Pallaske, Sabia Boulahrouz, Manuel Cortez, Joey Heindle, Miriam Höller und Ben nach Thailand. In: presseportal.de. (presseportal.de [abgerufen am 27. Juli 2018]).
  9. SWP: Die Verräter : Das sind die 16 Teilnehmer der neuen Show. 13. September 2023, abgerufen am 17. September 2023.
  10. BGH, Urteil vom 13. Dezember 2012, Az.: I ZR 122/11, Volltext
  11. Bundesverfassungsgericht, Pressemitteilung zum Urteil vom 31. Mai 2016, Az. 1 BvR 1585/13. In: www.bundesverfassungsgericht.de. Abgerufen am 31. Mai 2016.
  12. Beschluss des I. Zivilsenats vom 1.6.2017 - I ZR 115/16 -. Abgerufen am 2. Juli 2018.
  13. Urteil vom 29.07.2019, Az: C-476/17. Abgerufen am 29. November 2024.
  14. Urteil des Bundesgerichtshofs: Sampling nur eingeschränkt erlaubt (Memento vom 30. April 2020 im Internet Archive)
  15. Urteil des OLG Hamburg vom 28.04.2022, Az: 5 U 48/05. Abgerufen am 29. November 2024.
  16. Beschluss vom 14.09.2023, Az: I ZR 74/22. Abgerufen am 29. November 2024.
  17. Abgeschminkt & Unverblümt. In Hit Radio FFH. Abgerufen am 11. Januar 2024.
  18. deutscher-multimedia-award.de Deutscher Multimedia Award 2006 (Memento vom 22. Februar 2006 im Internet Archive)