Cornelius August von Reissig
Cornelius August von Reissig (russisch Корнелий Христианович фон Рейссиг; * 18. Juli 1781 in Thüringen[1]; † 24. Septemberjul. / 6. Oktober 1860greg. in Sankt Petersburg) war ein deutsch-russischer Konstrukteur wissenschaftlicher Instrumente, Astronom und Hochschullehrer.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Reissig wurde als Sohn des Messer- und Instrumentenmachers Christian Reissig geboren. Zunächst war er als Mechaniker ("Hofmechanicus") in Kassel tätig, wo er sich insbesondere auf die Konstruktion und den Bau astronomischer Geräte spezialisierte. Um 1810 kam er nach Russland. Er wurde dort mit Georg Cancrin bekannt, der ihm ein Projekt zur Einrichtung einer mechanischen Werkstatt beim Generalhauptquartier der russischen Armee vorschlug. In dieser Werkstatt sollten Präzisionsinstrumente zur Nutzung im militärischen und zivilen Bereich konstruiert, gebaut und repariert werden. Nach Eröffnung der Werkstatt wurde er zu deren Leiter und zugleich zum Professor für Astronomie ernannt. Die Stellung als Direktor hatte er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1857. In der Werkstatt wurden unter anderem geodätische Instrumente, meteorologische Messgeräte, Zeichengeräte, Uhren und Fernrohre entwickelt und hergestellt. Sie wurden für den militärischen und zivilen Sektor, hier speziell für wissenschaftliche und pädagogische Zwecke genutzt. 1814 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften gewählt.[2]
1829 veröffentlichte Reissig den ersten russischen Atlas des Sternenhimmels. Dieser Sternatlas enthielt 102 Sternbilder. Für seine Verdienste wurde er 1831 zum Wirklichen Staatsrat ernannt. Außerdem erhielt in Russland und im Ausland verschiedene Auszeichnungen. Seit Ende der 1820er Jahre setzte er sich verstärkt für die Förderung des technischen und künstlerischen Zeichnens ein und gründete eine Zeichenklasse am Technologischen Institut in Sankt Petersburg. Sein Projekt zur Gründung einer unabhängigen Zeichenschule wurde 1839 genehmigt und 1840 verwirklicht.[3] Die Schule spielte trotz verschiedener Umbenennungen und Anbindungen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Kunst in Russland.
Er war Mitglied der Freien Ökonomischen Gesellschaft zu Sankt Petersburg sowie der Moskauer Gesellschaft der Naturforscher und weiterer wissenschaftlicher Gesellschaften.
Reissig starb am 6. Oktober 1860 und wurde auf dem lutheranischen Teil des Wolkowo-Friedhofs beigesetzt. Das von dem zeitweilig in Sankt Petersburg wirkenden Bildhauer August Julius Streichenberg gestaltete Grabmal der Familie Reissig wurde in den 1930er Jahren auf einen Friedhof des Alexander-Newski-Klosters in Sankt Petersburg versetzt.[4]
Der Dichter und Offizier Christian Ludwig von Reissig war sein jüngerer Bruder.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jelena Anatoljewna Borowskaja: Санкт-Петербургская рисовальная школа для вольноприходящих учеников: история создания, годы становления. Asterion, 2011, ISBN 978-5-94856-919-2.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Корнилий Рейссиг Biografie bei astromyth.ru (russisch)
- Корнелий Христианович фон Рейссиг Biografie bei agrohimija.ru (russisch)
- Cornelius August v. Reissig Eintrag in der Erik-Amburger-Datenbank beim Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung
Einzelnachweise und Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Als Geburtsort wird in einigen Quellen Steinbach genannt. Aufgrund der Mehrdeutigkeit des Ortsnamens ist eine Zuordnung nicht möglich.
- ↑ Korrespondierende Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724: Рейссиг, Корнелий Христианович (Корнелиус Август) фон. Russische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 24. Februar 2023 (russisch).
- ↑ Jelena Anatoljewna Borowskaja: Санкт-Петербургская рисовальная школа для вольноприходящих учеников и ее роль в развитии русского искусства. Опыт историко-художественной реконструкции: 1839–1917 (Die St. Petersburger Zeichenschule für freiberufliche Studenten und ihre Rolle bei der Entwicklung der russischen Kunst. Der Versuch des historischen und künstlerischen Wiederaufbaus: 1839–1917). In: Dissertation, Moskau 2012. Elektronische Bibliothek der Dissertationen, abgerufen am 23. Februar 2023 (russisch).
- ↑ Nekropole des Alexander-Newski-Klosters. Рейссиг Корнелия Август, фон. Abgerufen am 23. Februar 2023 (russisch, mit Angaben zu den Mitgliedern der Familie Reissig).
Personendaten | |
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NAME | Reissig, Cornelius August von |
ALTERNATIVNAMEN | Рейссиг, Корнелий Христианович фон (russisch) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsch-russischer Astronom, Konstrukteur wissenschaftlicher Instrumente und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 18. Juli 1781 |
GEBURTSORT | Thüringen |
STERBEDATUM | 6. Oktober 1860 |
STERBEORT | Sankt Petersburg |
- Konstrukteur wissenschaftlicher Instrumente
- Astronom (19. Jahrhundert)
- Hochschullehrer (Sankt Petersburg)
- Korrespondierendes Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften
- Wirklicher Staatsrat (Russisches Kaiserreich)
- Träger des Sankt-Stanislausordens (Russland)
- Träger des Ordens des Heiligen Wladimir
- Träger des Ordens der Heiligen Anna
- Träger des Roten Adlerordens 3. Klasse
- Adliger
- Deutscher
- Russlanddeutscher
- Geboren 1781
- Gestorben 1860
- Mann