Cremo

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Cremo S.A.
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1927
Sitz Villars-sur-Glâne, Schweiz
Leitung Ralph Perroud
(CEO)[1]
Georges Godel
(VR-Präsident)[2]
Mitarbeiterzahl 794 (2022)
Umsatz 512,9 Mio. CHF (2022)
Branche Molkereiprodukte
Website www.cremo.ch

Die Cremo S.A. mit Sitz in Villars-sur-Glâne ist ein Schweizer Milchverarbeitungsunternehmen und die zweitgrösste Molkerei der Schweiz, nach Emmi sowie vor Hochdorf, Elsa und Züger Frischkäse.[3]

Es produziert und vermarktet unterschiedliche Milchprodukte, wie Butter, Molkereiprodukte (Milch, UHT-Rahm, Kaffeerahm in Portionen, Joghurts), harte und halbharte Käsesorten wie Le Gruyère AOC oder Vacherin Fribourgeois, aber auch Milchpulver und Proteinkonzentrate, welche in der Nahrungsmittel- und Pharmaindustrie eingesetzt werden.

Cremo gehört zu den 500 grössten Unternehmen in der Schweiz.

Die Wurzeln der Cremo liegen in den 1917 auf Verordnung des Schweizer Bundesrates gegründeten landesweiten Butterzentralen. Die Butterzentrale in Freiburg wurde 1917 in Betrieb genommen und fand sich im Besitz des Milchverbands Waadt-Freiburg und des Milchverbands der Berggebiete. 1927 wurde diese von den beiden verantwortlichen Milchverbänden in eine Aktiengesellschaft mit dem Namen Cremo umgewandelt. Ihr Ziel war die Herstellung und Vermarktung sämtlicher Milchprodukte und Milch-Nebenprodukte, die im Einzugsgebiet der Verbände hergestellt wurden.

Bis Ende der 1960er-Jahre stützte sich das Wachstum der Cremo vor allem auf die Erweiterung ihrer Produktepalette. Ab den 1970er-Jahren erfolgten verschiedene Übernahmen, u. a. der Freiburger Zentralmolkerei (1972), der Aktivitäten der Butterzentralen von Vevey, Neuenburg und Lausanne (1973) sowie der Schokoladefabrik Chocolats et Cafés Villars SA (1985), die auf die Herstellung von Schokolade und auf das Rösten von Kaffee spezialisiert war, zehn Jahre später aber an Soparind Bongrain (heutige Groupe Savencia Saveurs & Spécialités) verkauft wurde. 1987 beteiligte sich die Cremo an der Lacto Prospérité SA.

Am 13. April 1990 wurde die Produktionsanlage in Villars-sur-Glâne durch Brandstiftung zerstört. In der Folge musste die Produktion für mehrere Tage bis Wochen eingestellt werden.[4][5]

1991 ging Cremo mit den Laiteries Réunies de Genève (LRG) und mit der Intermilch in Bern Zusammenarbeitsverträge ein. 1998 unterzeichnete Cremo einen Zusammenarbeitsvertrag mit der Toni AG, welche 1997 die Intermilch integriert hatte. Im gleichen Jahr übernahm Cremo vom Werk Gossau SG der Toni-Gruppe die Herstellung von Kaffeerahm in Portionen, nachdem einige Jahre zuvor bereits die von Dietikon übernommen wurde.

Cremo ist Gesellschafterin der BO Butter GmbH.[6][7]

Ende 2002 unterzeichnete Cremo mit Unterstützung verschiedener Milchverbände und den entsprechenden Kantonen einen Übernahmevertrag für einen Teil der Aktivitäten der sich in Nachlassstundung befindenden Swiss Dairy Food. Dabei wurden die Produktionsstandorte Le Mont-sur-Lausanne (UHT-Abfüllung), Lucens (Käserei und Milchpulver) und Thun (Käserei und Milchpulver) in die Cremo integriert.

Die Association des Producteurs de Lait Cremo Valais (APLCV) ist an der 2014 gegründeten Exportgesellschaft Lactofama beteiligt.[8]

2014 wurden die Pläne für den Neubau einer Bio-Molkerei in Lyss bekannt.[9] Dazu wurde 2015 die Bio-Molkerei Seeland AG (BMS AG) gegründet. Die Lysser Molkerei Wasserfallen und die Molkerei Zaugg AG mit Sitz in Biel wurden in der BMS AG zusammengelegt.[10] 2020 ist die Bio-Molkerei Seeland AG durch eine Fusion in der Cremo S.A. aufgegangen.[11] Ende Juni 2023 wurde das Werk geschlossen, da zu wenig Produkte am Markt abgesetzt werden konnten. Der Standort Lyss wurde aufgegeben.[12]

Cremo ist Gründungsmitglied der 2015 gegründeten Interessensgemeinschaft Bio Schweiz (IG Bio).[13][14]

Verluste in Millionenhöhe erwirtschaftete das Unternehmen in den Jahren 2017 (CHF −2,7 Mio.) und 2018 (CHF −7,5 Mio.).[15][16] Das Geschäftsjahr 2019 konnte wieder mit einem Gewinn (CHF 0,4 Mio.) abgeschlossen werden.[17] 2020 ergab wieder einen Verlust von 3,1 Mio. CHF.[4] 2021 wurde ein Gewinn von 20,3 Millionen Franken erwirtschaftet,[18] bevor 2022 ein Verlust von über 20 Millionen Franken vermeldet wurde.[19]

2019 bestätigte das Bundesgericht, dass Cremo dem Bund 2,8 Millionen Franken zu unrecht bezogene Verkäsungszulage aus den Jahren 2006 bis 2015 zurückerstatten muss.[20]

Um die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, wurde der Produktionsstandort Thun in Steffisburg Ende August 2021 geschlossen.[21] Im Zuge der Schliessung wurden um die 40 Stellen abgebaut.[22] Im Jahr 2022 hat Cremo das Werksareal an die STI Bus AG aus Thun verkauft.[23] Die Lieferplattform Petit Crémier, welche an verschiedenen Standorten ansässig ist, schliesst den Standort Thun per Ende September 2023.[24] Bis Ende 2023 soll die Produktion in Lucens an den Standort Villars-sur-Glâne verlagert werden.[25] Per 1. Januar 2022 wurde die auf Walliser Raclettekäse spezialisierte Augstbordkäserei aus Turtmann übernommen.[26] Im Jahr 2022 wurde die Übernahme der Innoprax AG, mit der dazugehörigen Marke Lattesso, bekannt gegeben. Das Milchmischgetränk wird bereits seit seiner Lancierung im Jahr 2013 exklusiv im Cremo-Werk in Siders hergestellt.[27]

Cremo wird von drei regionalen Direktlieferanten-Organisationen beliefert: APLC (Freiburg), APLCV (Wallis) und VBMC (Bern).[28] Der VBMC, bzw. der Verein der Berner-Milchproduzenten der CREMO AG, hat seinen Sitz in Wattenwil.[29] Mit Ausnahme der Milchsammlung werden per 1. Mai 2024 sämtliche Transporte an die Galliker Transport AG und die Fenaco-Tochter Traveco Transporte AG ausgelagert.[30] Im Juni desselben Jahres wurde die Produktion von Kaffeerahmportionen an die Emmi AG ausgelagert, welche diese nun am Standort Emmen LU für Cremo produziert.[31] Als weitere Sparmassnahme soll die Produktion, Reifung und Vermarktung von Emmentaler AOP bis Ende April 2025 eingestellt werden. Die Produktion erfolgte bis anhin in einer seit 2003 gemieteten Käserei in Kriechenwil, die Reifung in Düdingen.[32]

Von 1995 bis 2020 war Paul-Albert Nobs Geschäftsführer der Cremo,[33] 2020 bis 2021 übernahm Hervé Perret.[34][35] Inzwischen wurde das Unternehmen von Frédéric Métrailler geleitet,[36][37] bevor Ralph Perroud im August 2023 den Posten übernahm.[1]

Im Jahr 2023 wurde Georges Godel[38] zum Verwaltungsratspräsidenten gewählt.[2] Zuvor hatten u. a. Alexandre Cotting (2020–2023),[39] Benoît Perroud (2012–2020),[40] Alexis Gobet (1993–2012),[41] Pierre Reynaud (1943–1984),[42] diesen Posten inne.

Einzelnachweise

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  1. a b Cremo: Neuer Chef fängt früher an. Schweizer Bauer, 28. August 2023, abgerufen am 28. August 2023.
  2. a b Cremo: Neuer Präsident soll Wende bringen. Schweizer Bauer, 3. Februar 2023, abgerufen am 4. Februar 2023.
  3. Milchverarbeiter. In: swissmilk.ch. Abgerufen am 15. Mai 2024.
  4. a b Geschäftsbericht 2020. (PDF) In: cremo.ch. Abgerufen am 12. September 2021.
  5. Ein Aufstieg aus Ruinen. In: freiburger-nachrichten.ch. 30. Juni 2020, abgerufen am 12. September 2021.
  6. BO Butter GmbH. Handelsregisteramt des Kantons Bern, abgerufen am 22. April 2021.
  7. Gesellschafter. In: bobutter.ch. BO Butter GmbH, abgerufen am 22. April 2021.
  8. Drei weitere Aktionäre bei Lactofama. Schweizer Bauer, 10. Januar 2015, abgerufen am 22. April 2021.
  9. Lyss: Milch und Joghurt aus der Industriezone In: bernerzeitung.ch, 18. Dezember 2014, abgerufen am 8. Februar 2018.
  10. Baubeginn für die neue Bio-Molkerei in Lyss. (PDF) In: molkerei-zaugg.ch. 18. Februar 2018, abgerufen am 25. Januar 2021.
  11. Mutation Cremo S.A., Villars-sur-Glâne. Schweizerisches Handelsamtsblatt, 19. Juni 2020, abgerufen am 25. Januar 2021.
  12. Simone Lippuner: Cremo-Aus in Lyss: Milchverarbeiter schätzte Markt komplett falsch ein. In: bernerzeitung.ch. 23. Juni 2023, abgerufen am 3. Juli 2023.
  13. Verein IG Bio gegründet. Schweizer Bauer, 22. Mai 2015, abgerufen am 8. April 2021.
  14. Bioverarbeiter und Biohändler gründen die IG Bio. In: bioaktuell.ch. 28. Mai 2015, abgerufen am 8. April 2021.
  15. Sorgenkind der Milchwirtschaft. Schweizer Bauer, 4. September 2018, abgerufen am 22. April 2021.
  16. Cremo mit Millionenverlust. Schweizer Bauer, 29. Mai 2019, abgerufen am 22. April 2021.
  17. Cremo erhöhte Milchpreis. Schweizer Bauer, 8. Juni 2020, abgerufen am 22. April 2021.
  18. Geschäftsbericht 2021. (PDF) In: cremo.ch. 2022, abgerufen am 15. Mai 2023.
  19. Milchverarbeiterin Cremo muss Millionenverlust verkraften. In: srf.ch. 15. Mai 2023, abgerufen am 15. Mai 2023.
  20. Cremo muss Millionen zurückzahlen. Schweizer Bauer, 8. Mai 2019, abgerufen am 22. April 2021.
  21. Cremo schliesst Werk Steffisburg. Schweizer Bauer, 22. April 2021, abgerufen am 22. April 2021.
  22. Werksschliessung: Cremo einigt sich auf Sozialplan. Schweizer Bauer, 30. September 2021, abgerufen am 30. September 2021.
  23. Cremo hat Werksareal verkauft. In: schweizerbauer.ch. 24. Mai 2022, abgerufen am 25. Mai 2022.
  24. Petit Crémier: Cremo schliesst Steffisburg. In: schweizerbauer.ch. 13. Juli 2023, abgerufen am 19. August 2023.
  25. Belinda Balmer: Cremo restrukturiert den Standort Lucens. In: bauernzeitung.ch. 5. Oktober 2022, abgerufen am 22. Oktober 2022.
  26. Cremo übernimmt Betrieb von Raclettekäserei. Schweizer Bauer, 17. Dezember 2021, abgerufen am 19. Dezember 2021.
  27. Jil Schuller, Adrian Krebs: Cremo investiert in kalten Kaffee. BauernZeitung, 14. Januar 2022, abgerufen am 29. Mai 2022.
  28. Jürg Vollmer: Vereinigung Berner Milchproduzenten Cremo VBMC ist neu 12. SMP-Mitglied. In: diegruene.ch. 12. April 2023, abgerufen am 15. April 2023.
  29. Verein der Berner-Milchproduzenten der CREMO AG. Handelsregisteramt des Kantons Bern, abgerufen am 15. April 2023.
  30. Peter Walthard: Galliker und Fenaco übernehmen Transporte für Cremo. In: bauernzeitung.ch. 29. Januar 2024, abgerufen am 23. Februar 2024.
  31. Emmi füllt für Cremo Kaffeerahm ab. In: schweizerbauer.ch. 18. Juni 2024, abgerufen am 19. Juni 2024.
  32. Cremo will Emmentaler AOP nicht mehr. In: schweizerbauer.ch. 4. Dezember 2024, abgerufen am 5. Dezember 2024.
  33. Archiv für Agrargeschichte: Nobs, Paul-Albert--DB4706. In: histoirerurale.ch. Abgerufen am 4. Februar 2023.
  34. Archiv für Agrargeschichte: Perret, Hervé--DB7316. In: histoirerurale.ch. Abgerufen am 4. Februar 2023.
  35. Knall: Cremo-Chef schon wieder weg. Schweizer Bauer, 9. März 2021, abgerufen am 9. März 2021.
  36. Cremo hat neuen Direktor gefunden. Schweizer Bauer, 11. März 2021, abgerufen am 22. April 2021.
  37. Archiv für Agrargeschichte: Métrailler, Frédéric--DB8081. In: histoirerurale.ch. Abgerufen am 4. Februar 2023.
  38. Archiv für Agrargeschichte: Godel, Georges (1952-)--DB1297. In: histoirerurale.ch. Abgerufen am 4. Februar 2023.
  39. Archiv für Agrargeschichte: Cotting, Alexandre--DB8274. In: histoirerurale.ch. Abgerufen am 4. Februar 2023.
  40. Archiv für Agrargeschichte: Perroud, Benoît--DB5628. In: histoirerurale.ch. Abgerufen am 4. Februar 2023.
  41. Archiv für Agrargeschichte: Gobet, Alexis (1943-)--DB1296. In: histoirerurale.ch. Abgerufen am 4. Februar 2023.
  42. Archiv für Agrargeschichte: Reynaud, Pierre (-1996)--DB8149. In: histoirerurale.ch. Abgerufen am 4. Februar 2023.