Dörte Helm

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Dörte Helm: Selbstbildnis

Dorothea Margarethe Amalie Helm,[1] genannt Dörte Helm, auch Dörte Helm-Heise (geboren 3. Dezember 1898 in Berlin-Wilmersdorf; gestorben 24. Februar 1941 in Hamburg) war eine deutsche Bauhaus-Künstlerin, Malerin und Grafikerin.

Dörte Helm war die mittlere der drei Töchter[2] des klassischen Philologen Rudolf Helm (1872–1966) und dessen Ehefrau Alice Caroline, geb. Bauer (1873–1947). Beide Eltern waren evangelisch, die Mutter jedoch jüdischer Herkunft. Dörtes Geburtshaus stand in der Bernhardstraße 9 in Wilmersdorf.[1] Nach dem Abschluss ihrer Ausbildung an der Städtischen Mädchenschule in Berlin-Steglitz folgte die Familie 1910 dem Vater nach Rostock, der dort seit 1907 eine Professur an der Universität innehatte. Dörte Helm besuchte hier bis 1913 das Lyzeum und anschließend für zwei Jahre die Kunstgewerbeschule. Es folgten von 1915 bis 1918 drei Jahre an der Kunstakademie Kassel, u. a. in der Modellierklasse von Carl Hans Bernewitz und als Schülerin Ernst Odefeys, daneben erteilte sie Zeichenunterricht in einem Töchterheim.

Helm studierte 1918/1919 an der Hochschule der Bildenden Künste Weimar in der Grafikklasse bei Walther Klemm. 1919 folgte der Wechsel an das Staatliche Bauhaus Weimar als Lehrling in der Wandmalerei- und Textilwerkstatt. Ihre Lehrmeister waren Johannes Itten, Lyonel Feininger, Oskar Schlemmer, Georg Muche und der Bauhaus-Gründer Walter Gropius. 1922 legte sie vor der Weimarer Handwerkskammer die Gesellenprüfung als Dekorationsmalerin ab. Bereits 1921 war sie an dem Projekt Haus Sommerfeld von Gropius beteiligt, sie fertigte einen Applikationsvorhang und war beratend bei der Innenausstattung tätig. 1922/1923 arbeitete sie in der Weberei-Werkstatt und wirkte 1923 mit in der Ausstellungskommission für die Bauhaus-Ausstellung und war auf dieser mit einem Wandbehang und einem Wandschirm vertreten.

Bis 1924 blieb sie als Gesellin am Bauhaus und kehrte dann nach Rostock zurück. Hier wurde sie Mitglied der Vereinigung Rostocker Künstler und des Wirtschaftlichen Verbandes Bildender Künstler. Es folgten längere Aufenthalte in Ahrenshoop, wo sie die Bekanntschaft mit dem Verleger Peter E. Erichson machte.[3] Reisen führten sie nach Österreich und in die Schweiz (1928). Von 1925 bis 1931 nahm sie regelmäßig teil an den Ausstellungen der Vereinigung Rostocker Künstler; ihre erste Ausstellung hatte sie in Rostock bereits im Jahr 1920. 1927 organisierte der Barlach-Freund Friedrich Schult eine Ausstellung im Güstrower Museum. 1927/1928 wurde sie vom Architekten Walter Butzek mit der Innengestaltung des Warnemünder Kurhauses beauftragt. Die von ihr dort gefertigten Wandbilder wurden nach 1933 zerstört.

Gedenkstein für Dörte Helm auf dem Friedhof Ohlsdorf

1930 heiratete sie den Journalisten Heinrich Heise (1899–1944) und übersiedelte 1932 nach Hamburg-Fuhlsbüttel, da ihr Mann ab 1933 als Schriftleiter bei der Hamburger Programmzeitschrift Funkwacht tätig war. Ab 1933 wurde sie durch das Reichskulturkammergesetz als „Halbjüdin“ mit Berufsverbot belegt, sie konnte nun nur noch schriftstellerisch (teils unter Pseudonym) tätig sein. Im Februar 1941 erlag sie einer Infektionskrankheit. Die Grabrede hielt der Journalist Hugo Sieker und veröffentlichte den Text als Nachruf im Hamburger Anzeiger vom 1./2. März 1941.[4]

An Dörte Helm wird auf einem Gedenkstein in Form eines Sitzwürfels in der „Erinnerungsspirale“ im Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg erinnert.

Hundert Jahre nach Gründung des Bauhauses entstand 2019 unter der Regie von Lars Kraume die sechsteilige Fernsehserie Die Neue Zeit, in der eine mit vielen fiktionalen Elementen durchsetzte Dörte Helm von Anna Maria Mühe gespielt wird.[5] Diese Serie erzählt auch von einer intimen Beziehung, die Walter Gropius und Dörte Helm in Weimar gehabt hätten. Ihre Tochter Cornelia Heise sagte in einem Interview, dass diese Beziehung nicht bewiesen wurde.[6]

Werke (Auswahl)

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Dörte Helms Œuvre umfasst Zeichnungen, Holzschnitte, Gemälde, Wandteppiche und Holzarbeiten.

  • Entwürfe eines Dienststempels (Signets) des Staatlichen Bauhauses (bei einer Ausschreibung mit einem 3. Preis bedacht)[7]
  • Postkarte 14 zur Bauhaus Ausstellung 1923. (15 × 10 cm) Museum of Modern Art, New York City und Harvard Art Museums, Cambridge (Massachusetts)[8]
  • Glasfenster im Sommerhaus Peter E. Erichsons in Ahrenshoop, Schifferberg 10 (1897 von Friedrich Wachenhusen erbaut) 1926/1927
  • Bildnis G. D. vor nördlicher Landschaft. 1927, Kunstmuseum Ahrenshoop[9]
  • Bauernhäuser am Wasser. 1925, Kunstmuseum Ahrenshoop[10]
  • Bildnis L. R. (Line Ristow). 1927, Pastell (Line Ristow war die Lebensgefährtin Peter E. Erichsons)
  • Selbstbildnis. 1931
  • Gelbe Narzissen.
  • Fischernetze.
  • De Poppenspäler ut Kiel.
  • Das fliegende Zimmer.
  • Das abrutschende Zimmer.
  • Im Märchenreich. (1921, Kinderbuch mit Versen ihres Vaters)
  • König Drosselbart. Märchenspiel. (1931 am Rostocker Stadttheater aufgeführt, mit eigenen Bühnenbildentwürfen)[11]
  • Joachim Hermann Dittmer: Die Malerin Dörte Helm. In: Mecklenburgische Monatshefte, Band 6. (1930), Nr. 12, S. 599–601 (LBMV.de).
  • Helm, Dörte. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 2: E–J. E. A. Seemann, Leipzig 1955, S. 414 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
  • Helm-Heise, Dörte. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 6, Nachträge H–Z. E. A. Seemann, Leipzig 1962, S. 41 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
  • Friedrich Schulz: Ahrenshoop. Künstlerlexikon. Verlag Atelier im Bauernhaus, Fischerhude 2001. ISBN 3-88132-292-2, S. 76.
  • Peter Palme: Dörte Helm: eine Unvollendete zwischen Stilkunst, Bauhaus und Neuer Sachlichkeit. MCM-Art, Berlin 2007, ISBN 978-3-9809969-8-3.
  • Stephan Sehlke: Pädagogen – Pastoren – Patrioten. Biographisches Handbuch zum Druckgut für Kinder und Jugendliche von Autoren und Illustratoren aus Mecklenburg-Vorpommern von den Anfängen bis einschließlich 1945. Books on Demand, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-9497-8, S. 157.
  • Ruth Negendanck: Das Bauhaus auf Fischland und Darß: Peter Keler, Dörte (Dorothea) Helm. In: Künstlerkolonie Ahrenshoop. Eine Landschaft für Künstler. Verlag Atelier im Bauernhaus, Fischerhude 2011, ISBN 978-3-88132-294-2, S. 176–183.
  • Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg und Vorpommern. Das Personenlexikon. Hinstorff Verlag, Rostock 2011, ISBN 978-3-356-01301-6, S. 4063.
  • Petra Klara Gamke-Breitschopf: Helm-Heise, Dörte. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 71, De Gruyter, Berlin 2011, ISBN 978-3-11-023176-2, S. 378 f.
  • Ulrike Müller: Dörte Helm. In: Anke Blümm, Patrick Rössler (Hrsg.): Vergessene Bauhaus-Frauen. Lebensschicksale in den 1930er und 1940er Jahren. (Katalog zur Ausstellung im Bauhaus Museum Weimar). Klassik Stiftung Weimar 2021, ISBN 978-3-7443-0405-4, S. 38 f.
Commons: Dörte Helm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b StA Deutsch-Wilmersdorf, Geburtsurkunde Nr. 674/1898.
  2. Ilse Regina Elwira Helm (geb. 11. Januar 1898; gest. 2. Januar 1988); StA Deutsch-Wilmersdorf, Geburtsregister Nr. 30/1898 und
    Ursula Klara Cornelia Helm (geb. 7. August 1905); StA Berlin-Steglitz, Geburtsregister Nr. 480/1905.
  3. Ein Foto (um 1926) mit Dörte Helm, Peter E. Erichson und dessen Lebensgefährtin Line Ristow findet sich auf der Webseite des Kunstmuseums Ahrenshoop
  4. Peter Palme: Dörte Helm: eine Unvollendete zwischen Stilkunst, Bauhaus und Neuer Sachlichkeit. MCM-Art, Berlin 2007, S. 63.
  5. Hannah Pilarczyk: Bauhaus-Serie „Die Neue Zeit“ – Wenn Omas Leben zum TV-Event wird. Spiegel Online, 5. September 2019, abgerufen am 16. September 2019.
  6. Lenore Lötsch: Dörte Helm, die übergangene Künstlerin. Norddeutscher Rundfunk, 8. April 2019, abgerufen am 7. November 2019.
  7. Abbildung Landesarchiv ThüringenHauptstaatsarchiv Weimar, Staatliches Bauhaus Weimar, Nr. 78: Ausschreibung, Entwürfe, Auswahl und Verwendung des Dienststempels (Signets) des Staatlichen Bauhauses. S. 21.
  8. Abbildung MoMA, New York sowie Abbildung Harvard Art Museums, Cambridge
  9. Abbildung Kunstmuseum Ahrenshoop
  10. Abbildung Kunstmuseum Ahrenshoop
  11. Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg und Vorpommern. Das Personenlexikon. Hinstorff Verlag, Rostock 2011, ISBN 978-3-356-01301-6, S. 4063. (Auflistung ab 1931)