Düne am Treßsee
Koordinaten: 54° 42′ 26″ N, 9° 28′ 22″ O
Die Düne am Treßsee ist ein kleines Binnendünenfeld südlich von Flensburg im Bundesland Schleswig-Holstein und im Kreis Schleswig-Flensburg nahe dem Treßsee. Das Gebiet ist Teil des Naturschutzgebietes Obere Treenelandschaft.[1] Dieses ist wiederum Teil des Landschaftsschutzgebietes "Oberes Treenetal und Umgebung".[2] Das Binnendünenfeld ist ebenfalls Teil des FFH-Gebietes Treene Winderatter See bis Friedrichstadt und Bollingstedter Au.[3] In Bezug auf seine geomorphologische Entwicklung handelt es sich um eines der am besten untersuchtesten und datierten Dünenfelder Norddeutschlands mit sieben nachgewiesenen Entwicklungsphasen.[4]
Geomorphologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Dünenfeld ist Teil der Jungmoränenlandschaft im östlichen Hügelland Angelns und befindet sich unmittelbar vor einem Stauchendmoränenkomplex aus der Weichsel-Kaltzeit. Auf dem Gebiet kommen mehrere kleinere Dünenkörper vor, die von der Vegetation fixiert sind. Sie lassen sich keinem speziellen Dünentyp zuordnen, sind jedoch teilweise parabelförmig. Darüber hinaus existieren randliche Flugsanddecken. Es ist von einer Dünensandmächtigkeit von mindestens 12 m auszugehen.[5][4] Da an mehreren Abbruchkanten entlang der Dünen der holozäne Podsol (ein Boden, der durch die vertikale Verlagerung von Humus und Sesquioxiden (Eisen, Mangan) entstanden ist) aufgeschlossen ist, kann gefolgert werden, dass der überwiegende Teil der Sandkörper aus der ausgehenden Weichsel-Kaltzeit stammt. Datierungen zufolge bildeten sich die Dünen während der Jüngeren Dryaszeit. Deutlich sichtbar sind weiterhin auch junge Überwehungen des holozänen Bodenprofils mit verlagertem Flugsand, was auf eine teilweise Remobilisierung von Flugsand (und nicht der kompletten Düne) hindeutet. Mithilfe von OSL-Datierungen und der Radiokarbonmethode konnten insgesamt sieben Bildungs- und Umlagerungsphasen innerhalb des Dünenfeldes nachgewiesen. Die letzte Umlagerungsphase fand während der Frühen Neuzeit statt.[4] Dies deckt sich mit Untersuchungen an den Auensedimenten der nahgelegenen Treene, die ebenfalls auf eine verstärkte landwirtschaftliche Nutzung der Umgebung für diesen Zeitraum schließen lassen.[6] Zur Herkunft der Sande während des Spätglazials existieren bislang keine detaillierten Untersuchungen. Am wahrscheinlichsten ist die Herkunft durch die vorherrschenden Westwinde von den westlich angrenzenden Sanderflächen der Niederen Geest.[5] Südlich der Düne befindet sich der stark verlandete Treßsee, durch den die Treene fließt. Auch er kommt als Quelle für die Flugsande infrage.
Schutzstatus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das rund zehn Hektar große Gebiet der Düne am Treßsee steht seit dem Jahr 1937 unter Naturschutz. Zudem befindet es sich im Bereich des Naturschutz-Großprojektes Obere Treenelandschaft. Um die Düne tritt Silbergras und Sandheide auf; die Flugsandbereiche der Düne sind überwiegend von Trockenheide bewachsen. Im Naturschutzgebiet leben zudem viele spezialisierte und seltene Insekten wie zum Beispiel Spinnen, Grabwespen, Heuschrecken und Sandlaufkäfer.[7] Senken sind durch stehende Gewässer wie den angrenzenden Julesee, Moore sowie Feucht- und Nassgrünland charakterisiert.[3] Einzelne frei stehende Bäume oder Baumgruppen aus Kiefern, Erlen und Birken kommen auf den sonst unbewaldeten Flächen vor. Ursprünglich war das Dünengebiet mit standort- und gebietsfremden Fichten aufgeforstet, die jedoch im Rahmen von Naturschutzmaßnahmen wieder entfernt wurden. Von der Stiftung Naturschutz wird das Gebiet derzeit aus der verbliebenen landwirtschaftlichen Nutzung in die ursprüngliche Hüteschafhaltung überführt. Dabei werden Schafe und Robustrinder extensiv zur Beweidung eingesetzt, um so die Fläche offen zu halten und den Bewuchs von Heide und Trockenrasen zu fördern.
Touristische Nutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Acht ausgewiesene Wanderwege rund um den Treßsee führen zu verschiedenen Zielen im Landschaftsschutzgebiet Oberes Treenetal und Umgebung. Auf einer der Dünenkuppen befindet sich ein Aussichtspunkt.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Neues Naturschutzgebiet Obere Treenelandschaft. In: Landesportal der Landesregierung von Schleswig-Holstein. Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein, abgerufen am 10. März 2020.
- ↑ Kreisverordnung über das Landschaftsschutzgebiet „Oberes Treenetal und Umgebung“. (PDF) Kreisblatt für den Kreis Schleswig-Flensburg Nr. 9 vom 24. April 2008. In: Internetportal Kreis Schleswig-Flensburg. Kreis Schleswig-Flensburg, 15. April 2008, S. 121–141, abgerufen am 22. März 2020.
- ↑ a b FFH-Gebiet 1322-391 Treene Winderatter See bis Friedrichstadt und Bollingstedter Au. In: Steckbriefe der Natura 2000 Gebiete. Bundesamt für Naturschutz, 2018, abgerufen am 22. März 2020.
- ↑ a b c Christian Stolz, Magdalena Suchora, Irene A. Pidek, Alexander Fülling: Lake and inland dunes as interconnected Systems: The story of Lake Tresssee and an adjacent dune field (Schleswig-Holstein, North Germany). In: The Holocene. 26. Dezember 2020, doi:10.1177/0959683620981684.
- ↑ a b Manfred J. Müller: Genese und Entwicklung schleswig-holsteinischer Binnendünen. In: Berichte zur deutschen Landeskunde. Band 73, Nr. 2–3, 1999, S. 129–150.
- ↑ Christian Stolz, Daniel Nass, Alexander Fülling: Process-response systems on the floodplains of lowland rivers: Results from the Treene River in the northernmost part of Germany concerning human impact and carbon budgeting. In: Zeitschrift für Geomorphologie, Supplementary Issues. Band 60, Nr. 1, April 2016, S. 49–77, doi:10.1127/zfg_suppl/2015/S-00188.
- ↑ Marinus van der Ende: Zur naturschutzfachlichen Situation der Binnendünen in Schleswig-Holstein. In: Jahresbericht des Landesamtes für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2007/08. S. 177–190 (landsh.de [PDF]).
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Naturschutzgebiet Sorgwohld, ein Binnendünengebiet nördlich von Rendsburg
- Anlage 1 zur Kreisverordnung über das Landschaftsschutzgebiet „Oberes Treenetal und Umgebung“ (PDF; 860 kB)