DNa (Inschrift)

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Die elamische (links) und altpersische Sprachversion der Inschrift DNa
Die Inschrift DNa im Rücken des stehenden Königs. Von rechts nach links: altpersisch, elamisch und babylonisch. Die babylonische Sprachversion ist auf einer Frontalansicht schlecht erkennbar. Sie liegt auf der Seitenwand und ist auf der Zeichnung links separat aufgeführt. Flandin/Coste 1851–1854
Der Weg vom Keilschriftzeichen zur deutschen Übersetzung: Die Transliteration der fünf altpersischen Keilschriftzeichen lautet h-i-du-u-š, die Transkription Hinduš mit der deutschen Übersetzung Indien.[1]

DNa ist die Abkürzung einer Inschrift von Dareios I. (D). Sie wurde in Naqsch-e Rostam (N) entdeckt und von der Wissenschaft mit einem Index (a) versehen. Die Inschrift liegt in altpersischer, elamischer und babylonischer Sprache vor.

§1. Der große Gott (ist) Ahuramazdā, der diese Erde erschaffen hat, der jenen Himmel erschaffen hat, der den Menschen erschaffen hat, der das Glück erschaffen hat für den Menschen, der Dareios (zum) König gemacht hat, den einen (zum) König über viele, den einen (zum) Gebieter über viele.

§2. Ich (bin) Dareios, der große König, König der Könige, König der Länder mit allen Stämmen, König auf dieser großen Erde auch weithin, des Hystaspes Sohn, ein Achaimenide, ein Perser (und) Sohn eines Persers, ein Arier (Iranier), von arischer Abstammung.

§3. Es kündet Dareios, der König: Nach dem Willen Ahuramazdās, - dies (sind) die Länder, die ich in Besitz genommen habe außerhalb von Persien; ich habe über sie geherrscht; mir brachten sie Tribut; was ihnen von mir gesagt worden ist, das taten sie; das Gesetz, das mein (von mir) (ist), - das hielt sie (fest): Medien, Elam, Parthien, Areia, Baktrien, Sogdien, Chorasmien, Drangiana, Arachosien, Sattagydien, Gandāra, Indien, die amyrgischen Saken, die spitzmützigen Saken, Babylonien, Assyrien, Arabien, Ägypten, Armenien, Kappadokien, Lydien, lonien, die Saken jenseits des Meeres, Thrakien, die schildtragenden Griechen, die Libyer, Nubier, Mekrāner, Karer.

§4. Es kündet Dareios, der König: Ahuramazdā, als er diese Erde in Aufruhr geraten sah, da(raufhin) hat er sie mir verliehen; mich hat er (zum) König gemacht; ich bin König. Nach dem Willen Ahuramazdās habe ich sie (wieder) an den (rechten) Platz gesetzt; was ich ihnen sagte, das taten sie, wie es mein Wunsch war. Wenn du nun überlegen solltest: ‚Wie viele (sind) jene Länder, die Dareios, der König, in Besitz hatte?‘, (so) betrachte die Abbilder (Stützfiguren), die das Throngestell tragen; da wirst du erkennen, da wird dir bewußt werden: ‚Des persischen Mannes Lanze ist weit in die Ferne hinausgegangen‘; da wird dir bewußt werden: ‚Der persische Mann hat fernab von Persien den Feind zurückgeschlagen.‘

§5. Es kündet Dareios, der König: Das, was getan worden (ist), - das alles habe ich nach dem Willen Ahuramazdās getan; Ahuramazdā hat mir Beistand gebracht, bis ich das Werk vollbracht hatte. Mich soll Ahuramazdā schützen vor Unheil und mein Haus und dieses Land; dies bitte ich Ahuramazdā; dies soll Ahuramazdā mir gewähren!

§6. Mann! Das Gebot Ahuramazdās, - das erscheine dir nicht übel! Den rechten Weg verlasse nicht! Widersetze dich nicht!“

Dareios I.: Schmitt 2009

Die Inschrift DNa befindet sich im sogenannten Oberen Register an der Felswand von Naqsch-e Rostam am Grab von Dareios I. Die altpersische Sprachversion umfasst 60 Zeilen mit durchschnittlich über 20 Zeichen, die elamische 48 und die babylonische 36 Zeilen. Sie ist die längste Inschrift von Persepolis und Umgebung. In allen drei Versionen sind die letzten Zeilen deutlich abgesetzt. Die Inschrift ist zum großen Teil erhalten und befindet sich in situ (am Ursprungsort).

Forschungsgeschichte

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1843 wurde die Inschrift DNa mit allen drei Sprachversionen erstmals von Niels Ludvig Westergaard mit Hilfe eines „Telescops“ abgeschrieben.[2] Die Unzugänglichkeit der Inschriften und die zu bemängelnde Qualität der Kopien führten immer wieder zu Diskussionen. Roland Grubb Kent nahm 1953 als Basis seiner Transliteration die Fotografien von Franz Stolze[3] und Antoin Sevruguin.[4] Günter Schweiger verwendete 1998 für seine Ausgabe eigene Fotografien, Fotografien von Erich Friedrich Schmidt und diejenigen von Antoin Sevruguin.[5]

Christian Lassen hat als erster die altpersische Sprachversion veröffentlicht. In seiner Publikation zeigt sich, wie er mit Querverbindungen auf Kommentare und Übersetzungen des Avesta und das Sanskrit die Entzifferung vorantreibt. Für die insgesamt 30 Namen der Länder auf der Inschrift[6] stützt sich Christian Lassen auf Hinweise der antiken Schriftsteller, vor allem auf Herodot und Strabon. Er hat 25 Eigennamen entziffert und lokalisiert, die Ferdinand Hitzig 1847 zum Teil korrigiert und ergänzt hat. Vergleicht man die Völkernamen von Ferdinand Hitzig mit denjenigen von Franz Heinrich Weißbach von 1911, so unterscheiden sie sich in zehn Identitäten. Vergleicht man die Liste von 1911 mit derjenigen von Rüdiger Schmitt aus dem Jahr 2009, so handelt es sich noch um Differenzen von fünf Identitäten.[7] So lautet die Transkription für Parthien bei Ferdinand Hitzig Parthawa,[8] bei Franz Heinrich Weißbach partaua[9]. Rüdiger Schmitt unterscheidet wiederum zwischen der Transliteration p-r-ft-v und der Transkription Parθava.[10] Die von Ferdinand Hitzig bezeichneten Saken, die den Mond zum Gott haben werden bei Franz Heinrich Weißbach und Rüdiger Schmitt zu amyrgischen Saken, ein Begriff, der auf Herodot zurückgeht.[11] Englische Übersetzungen übersetzen sie mit Saken, die hauma trinken, ein berauschendes Getränk, das bei Ritualen eingenommen wurde.[12]

Lange Zeit trug die Inschrift die Bezeichnungen „Dar. NRa“ oder „NRa“, bis sie Roland Grubb Kent 1953 in das Regelwerk integrierte und ihr die Bezeichnung DNa gab.

  • Christian Lassen: Die Altpersischen Inschriften nach Hrn. N. L. Westergaard’s Mittheilungen. In: Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes. Band 6, 1845, S. 81–119. (digitale-sammlungen.de)
  • Niels Ludvig Westergaard: On the deciphering of the second Achaemenian or Median species of arrowheaded writing (=Mémoires de la Société Royale des Antiquaires du Nord. Band 3). Kopenhagen 1844, S. 364–405, Tafeln 12 und 18. (books.google.ch)
  • Niels Ludvig Westergaard: Zur Entzifferung der Achämenidischen Keilschrift zweiter Gattung. In: Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes. Band 6, 1845, S. 423–440. (digitale-sammlungen.de)
  • Ferdinand Hitzig: Die Grabschrift des Darius zu Nakschi Rustam. Zürich 1847, S. 28–61 und 81–84. (archive.org)
  • Henry Creswicke Rawlinson: The Persian Cuneiform Inscription at Behistun. (= Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain and Irland. Band 10). Cambridge 1847, S. 289–311. (babel.hathitrust.org)
  • Eugène Flandin, Pascal Coste: Voyage en Perse. Band 4, Paris 1851–1854, Tafel 174. (bibliotheque-numerique.inha.fr).
  • Edwin Norris: Memoir on the Scythic [today called Elamite] Version of the Behistun Inscription (=The Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland. Band 15). London 1855, S. 150–153. (JSTOR).
  • Friedrich Spiegel: Die altpersischen Keilinschriften im Grundtext, mit Übersetzung, Grammatik und Glossar. Leipzig 1862, S. 48–52 und 102–106. (archive.org). 2. Auflage 1881.
  • Johan Hendrik Caspar Kern: Zur Erklärung der persischen Keilinschriften (=Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Band 23, No. 1/2). Leipzig 1869, S. 212–222. (jstor.org)
  • Jules Oppert: Mélanges perses. Inscription funéraire de Darius I, à Naksh-i-Roustam (=Revue de linguistique et de philologie comparée. Band 4). 1870, S. 213–223. (books.google.ch)
  • Carl Bezold: Die Achämenideninschriften. Transscription des babylonischen Textes nebst Übersetzung, textkritischen Anmerkungen und einem Wörter- und Eigennamenverzeichnisse von Carl Bezold. Mit dem Keilschrifttexte der kleineren Achämenideninschriften autographirt von Paul Haupt. J. C. Hinrichs. Leipzig 1882, S. 34–37. (archive.org)
  • Franz Stolze: Persepolis: die achaemenidischen und sasanidischen Denkmäler und Inschriften von Persepolis, Istakhr, Pasargadae, Shâhpûr. 2. Band. Berlin 1882, S. 109–111. (gallica.bnf.fr)
  • Franz Heinrich Weißbach: Die Keilinschriften der Achämeniden. Hinrichs, Leipzig 1911, S. xvii–xviii und 86–91. (Digitalisat).
  • Franz Heinrich Weißbach: Die Keilinschriften am Grabe des Darius Hystaspis. Leipzig 1911, S. 16–18, 21–27 und Tafeln III−V. (digital.slub-dresden.de)
  • Johannes Friedrich: Metrische Form der altpersischen Keilschrifttexte (=Orientalistische Literaturzeitung. Band 31, Heft 4). Bad Feilnbach 1928, S. 238–245, hier 242–243. (degruyter.com)
  • Roland Grubb Kent: The Nakš-I Rustam Inscriptions of Darius (=Language. Band 15, Nr. 3). Linguistic Society of America 1939, S. 160–177, hier 160–166. (jstor.org)
  • Roland Grubb Kent: Old Persian. Grammar, Texts, Lexicon. 2. Revidierte Edition (=American Oriental Series. Band 33). New Haven 1953, S. 109 und 137. (Digitalisat).
  • Erich Friedrich Schmidt: Persepolis III: The Royal Tombs and other Monuments (=Oriental Institute Publications. Band 70). University of Chicago Press, Chicago 1970, Tafeln 22B und 33. (oi.chigaco.edu)
  • François Vallat: Corpus des inscriptions royales en élamite achéménide. Dissertation Université la Sorbonne, Paris 1977, S. 149–154. (archive.org, Digitalisat)
  • Françoise Grillot-Susini: Elements de grammaire elamite. Paris 1987, S. 65–67.
  • Pierre Lecoq: Les inscriptions de la Perse achéménide traduit du vieux-perse, de l’élamite, du babylonien et de l’araméen. Paris 1997, S. 219–221. (elamit.net)
  • Günter Schweiger: Kritische Neuedition der achaemenidischen Keilinschriften. 2 Bände. Schweiger VWT-Verlag, Taimering 1998, S. I,–60-65; II,177–190.
  • Rüdiger Schmitt: The Old Persian Inscriptions of Naqsh-i Rustam and Persepolis. Corpus Inscriptionum Iranicarum, Band 1, Teil 1, Texte II. London 2000. ISBN 978-0-7286-0314-1, S. 25–32.
  • Amélie Kuhrt: The Persian Empire. A Corpus of Sources from the Achaemenid Empire. London/New York 2007. ISBN 978-0-415-43628-1, S. 500 und 502–503.
  • Rüdiger Schmitt: Die altpersischen Inschriften der Achaimeniden. Editio minor mit deutscher Übersetzung. Reichert, Wiesbaden 2009, S. 11 und 100–104. (Digitalisat)

Einzelnachweise

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  1. Schmitt 2009, S. 102.
  2. Spiegel 1881, S. 103.
  3. Stolze 1882.
  4. Die Fotografien von Antoin Sevruguin sind in der Ausgabe von Franz Heinrich Weißbach: Die Keilinschriften am Grabe des Darius Hystaspis. Leipzig 1911, abgebildet.
  5. Schweiger 1998, S. II,179.
  6. Pierre Briant: Histoire de l’empire perse. De Cyrus à Alexandre. Paris 1996, S. 186.
  7. Hitzig 1847, S. 73; Weißbach 1911, S. 89; Schmitt 2009, S. 102.
  8. Hitzig 1847, S. 81.
  9. Weissbach 1911, S. 88.
  10. Schmitt 2009, S. 102.
  11. Herodot, Historien 7.64. (Digitalisat).
  12. Kuhrt 2007, S. 484 und 502.