Dammscharte
Eine Dammscharte dient der Hochwasserentlastung kleiner, ungesteuerter Stauanlagen, Vorsperren und Regenrückhaltebecken.[1] Sie ist geprägt durch einen abgesenkten Teilbereich in der Krone des Staudamms, der bei steigendem Wasserstand im Speicher an dieser Stelle überströmt werden kann. Zum Schutz vor Beschädigung muss dieser Dammbereich entsprechend gestaltet und befestigt sein. Gegenüber massiven Betonbauwerken als Hochwasserentlastung können Dammscharten kostengünstiger hergestellt und verträglicher in der Landschaft eingebunden werden.[2] Für große Staudämme mit hohen Entlastungsmengen ist ein solches Bauwerk wegen Erosionsgefahr ungeeignet.
Gestaltung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Lage und Gestaltung einer Dammscharte richtet sich nach der Geländeform und der Geometrie des Damms. In der Regel wird der überströmbare Bereich flacher als der restlichen Dammbereich ausgebildet und besitzt an der Luftseite eine geringere Böschungsneigung als der übrige Damm. Dadurch werden die Fließgeschwindigkeiten beim Überströmen begrenzt und damit die Gefahr von Erosion reduziert. Die Anordnung einer Dammscharte in Dammmitte ist nur bei geringen Dammhöhen sinnvoll und wird aus bautechnischer Sicht vorteilhafter an der Dammschulter platziert. Es ist darauf zu achten, dass keine Störung bei der Anströmung der Dammscharte auftreten kann, um den Überströmbereich gleichmäßig zu beaufschlagen.
Zur Sohlensicherung der Dammscharte stehen verschiedene Deckwerke und Materialien zur Verfügung. Traditionell sind dies Deckwerke in Lockerbauweise, die relativ einfach herzustellen sind und sich begrünen lassen. Bruchsteine, die in einer Lage kraftschlüssig untereinander versetzt sind, bieten den Vorteil der Anpassung an die Setzungen des Untergrundes. Alternativ bieten auch Steinschüttungen mit entsprechender Kornverteilung und Schüttstärke einen Schutz. Aufgebaut auf einer Filterschicht wird die Schüttung durchströmt und dabei zu einem tragenden Korngerüst umgelagert. Jedoch können sich bei zu hohem Durchfluss Erosionsrinnen ausbilden.[2] Neuere Bauweisen nutzen zusammenhängende Deckwerke wie Geogittermatratzen, Mastix-Schotter-Deckwerke oder verbundene Rasengittersteine. Für steilere Böschungen kommen formstabile geotextile Schalungsmatten in Frage, die mit fließfähigem Beton gefüllt werden. Damit entsteht eine Betonschicht mit konstanter Stärke und fester Oberfläche, die mit eingewebten Filterflächen die Möglichkeit der Begrünung bieten.[3]
Bei einem Dammaufbau aus bindigem Baustoff bietet das Einmischen von Baukalk und Zement wie im Straßenbau die Möglichkeit der Bodenverfestigung, die keine direkte Oberflächensicherung darstellt. Jedoch ist der Untergrund ohne weitere Schutzmaßnahmen in der Lage im Überströmungsfall die auftretende hydrodynamische Belastung schadlos aufzunehmen.
Weiteres
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]An Deichen können abgesenkte Bereiche zum gezielten Überlauf bei Hochwasser genutzt werden, um über eine solche Zulaufscharte einen Polder zu fluten. Ggf. Kann mit einer Ablaufscharte die Entleerung des Polders erfolgen.[4] Jedoch wird nicht von einer Deichscharte gesprochen, da Deichschart eine Öffnung im Deich für Verkehrswege ist.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Erosionssichere Auskleidung von Hochwasserentlastungsanlagen PDF auf ddgt.de Deutsche Gesellschaft für Geotechnik e.V.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Stefan Dornack: Dammscharten in Lockerbauweise. (PDF) In: baw.de. TU Dresden, 2004, abgerufen am 22. Dezember 2024.
- ↑ a b Überströmbare Dämme und Dammscharten. (PDF) In: lubw.de. Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg, 2004, abgerufen am 22. Dezember 2024.
- ↑ Simon Ebbert: Erosionssichere Auskleidung von Hochwasserentlastungsanlagen. (PDF) In: dggt.de. Deutsche Gesellschaft für Geotechnik e.V., 2. Dezember 2021, abgerufen am 22. Dezember 2024.
- ↑ Thomas Bettmann: Nahedeich Sponsheim Deichrückverlegung. (PDF) In: uvp-verbund.de. Umweltverträglichkeitsprüfungen der Länder, 1. Dezember 2016, abgerufen am 22. Dezember 2024.