Danduten
Die Danduten (altgriechisch: Δανδοῦτοι Dandutoi) waren ein germanisches Volk, das einzig durch Claudius Ptolemaios überliefert ist. Laut Ptolemaois lebten die Danduten südlich der Chasuarii und Nertereani.
Die Leithandschriften der Geographike (2, 11, 22) zeigen neben der obigen besten Form (rezente Forschung) mit anlautendem Δ (D) die Lesart Δαδοῦτοι. Die Handschrift X[1] bietet als einzige eine Version mit anlautendem Λ (L) Λανδοῦτοι. Die Emendation Λανδούδιοι Landoudioi[2] stammt von Otto Cuntz.[3] Theodor Steche hielt Λανδούδιοι für eine entstellte, jedoch für die beste Form aus rekonstruiert *Λανδουιοι. Diese stellte er zum Volksnamen Λανδοí[4] belegten Λανδοí (Landi) und verglich diese mit Lanciones, Langiones. Diese Verbindungen hatte aufgrund der Suffixe -iones bereits Müllenhoff abgelehnt, der beide Namen nach der Handschriftenlage, sowohl bei Ptolemäus und Strabon, als verderbt betrachtete und zudem Λανδούδιοι als „obskur“ bezeichnete.
Rudolf Much brachte eine mögliche Verbesserung Δανδοῦγοι mit gleichem Suffix wie gotisch handugs = „weise“ in die Diskussion ein.[5] Günter Neumann hält dementgegen, dass die überlieferte Endung -ut- im germanischen Wortschatz gut belegt ist wie durch altsächsisch hornut „Hornisse“, hirot „Hirsch“, binut „Binse“ mit germanischem -t-Suffix, das an einen -u-Stamm angetreten ist und an diesen Bildungstyp Dandutoi anzuschließen, so Neumann, möglich ist.
Zur Deutung des Namens wurden nach Neumann verschiedene Versuche unternommen. Unter anderem als Bildung aus (männlichen) Personennamen, die aber nicht der üblichen Bildungsweise germanischer Ethnonymen entspricht, beziehungsweise keine belegbare Basis haben. Much hatte den Wortstamm zu Tand und englisch Dandy stellen wollen als eine Verballhornung und Fremdbenennung, die er später selbst verworfen hat. Eine klare Deutung des Namens ist bisher nicht erfolgt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Quellen
- Otto Cuntz: Die Geographie des Ptolemaeus, Galliae, Germania, Raetia, Noricum, Pannoniae, Illyricum, Italia; Handschriften, Text und Untersuchung. Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1923.
- Alfred Stückelberger, Gerd Grasshoff (Hrsg.): Klaudios Ptolemaios. Handbuch der Geographie Griechisch – Deutsch. 1. Teilband: Einleitung und Buch 1-4. Schwabe Verlag, Basel 2006, ISBN 978-3-7965-2148-5
- Fachliteratur
- Max Ihm: Danduti. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band IV,2, Stuttgart 1901, Sp. 2100.
- Günter Neumann: Dandutoi. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 5, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1984, ISBN 3-11-009635-8, S. 225.
- Karl Müllenhoff: Verderbte Namen bei Tacitus. In: Zeitschrift für deutsches Alterthum 9 (1853), S. 223–261; hier 235. Wieder in: Deutsche Altertumskunde Band 4, verbesserte Auflagen S. 552.
- Alexander Sitzmann, Friedrich E. Grünzweig: Altgermanische Ethnonyme. Ein Handbuch zu ihrer Etymologie. Unter Benutzung einer Bibliographie von Robert Nedoma hrsg. von Hermann Reichert (= Philologica Germanica. Band 29). Fassbaender, Wien 2008, ISBN 978-3-902575-07-4, S. 189
- Theodor Steche: Altgermanien im Erdkundebuch des Claudius Ptolemäus. Carl Kabitzsch Verlag, Leipzig 1937, S. 73f.
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Cod. Vaticanus Graecus 191.
- ↑ Stückelberger, Grasshoff (Hrsg.): Klaudios Ptolemaios. Handbuch der Geographie. S. 228f.
- ↑ Otto Cuntze: Die Geographie des Ptolemaeus, Galliae, Germania, Raetia, Noricum, Pannoniae, Illyricum, Italia. S. 65.
- ↑ Strabon 7, 1 4,41.
- ↑ Rudolf Much: Die Südmark der Germanen. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 17 (1893), S. 1–136, hier 80 ff.