Daniel Frese
Daniel Frese (auch Freese oder Fresen; * 1540 in Meldorf; begraben am 14. April 1611 in Lüneburg) war ein deutscher Kartograph und Maler in der Spätrenaissance.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Daniel Frese, der mit Magdalene Egmondts[1] verheiratet war, begann seine Tätigkeiten in Dithmarschen in der Umgebung seines Geburtsortes Meldorf. Von 1568 bis 1572 arbeitete er in Hamburg. Sein Hauptwerk entstand seit 1573 in Lüneburg. In der Zeit seines Wirkens in Lüneburg wurde Frese in den städtischen Kämmereirechnungen zwischen den Jahren 1572 bis 1610 fast jährlich genannt. Forschungen der Hamburger Kunsthistorikerin Barbara Uppenkamp haben ergeben, dass der Künstler seine Werke in der Schreibweise Frese signierte.[2]
Um einige kartographische Aufträge von Heinrich Rantzau, möglichst wahrheitsgemäß ausführen zu können, scheint Frese des Öfteren die von ihm dargestellten Orte und Landschaften bereist zu haben. Verschiedene Aufträge dienten auch als Prozessunterlagen bei Gericht und dürften damit den fraglichen Sachverhalt relativ richtig darstellen. (Zumindest nach der Ansicht seines Auftraggebers).
Von großen dokumentarischem Wert außerhalb ihrer künstlerischen Qualität sind die Abbildungen der Orte im Civitates Orbis Terrarum. Die weltweit erste umfassende Sammlung von Städteansichten haben der Theologe Georg Braun und der Kupferstecher Frans Hogenberg herausgegeben. In engem Kontakt stand Braun mit Heinrich Rantzau, der eine Auftragsvermittlung an Daniel Frese übernehmen konnte. Im Band 5 von 1598 erschien eine Meldorfer Ansicht, die Frese auf das Jahr 1560 bezogen hat.
Ebenso von Bedeutung – etwa für die Baugeschichte und Siedlungsgeschichte – sind Werke wie die Landtafel der Grafschaft Pinneberg von 1588 oder die Stammtafel der Rantzaus mit den Abbildung der Herrenhäuser auf ihrer Randleiste (um 1585–87). Für viele Orte und Bauten oder gar ganze Landschaften lieferte Frese die ersten einigermaßen verlässlichen Darstellungen.
Auslobung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 7. Mai 2011 hat KIM Projekte mit der Kreativitätswirtschaft im Kunstraum der Leuphana Universität Lüneburg erstmals einen Daniel Frese Preis für zeitgenössische Kunst in der Region Lüneburg ausgelobt. KIM gehört als ein Teilprojekt innerhalb der Leuphana Universität Lüneburg zum Innovations-Inkubator Lüneburg, das als ein EU-Großprojekt vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert wird.
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1565
- Erneuerung der heute nicht mehr vorhandenen Seester Altartafel
- 1566–68
- Farbigen Fassung für die neue Turmfassade der St. Katharinenkirche in Hamburg
- Gemälde Urteil Salomonis als Pfeilerbekleidung in der St. Katharinenkirche in Hamburg
- 1572
- Vollendung der Ölgemälde Abendmahl und Auferstehung für die Johanniskirche in Lüneburg
- 1573
- Beginn der Arbeiten am Rathaus in Lüneburg zusammen mit Gerd Suttmeier und Albert von Soest
- 1573–78
- Allegorische Ölgemälde für die Große Ratstube in Lüneburg (oberhalb der Vertäfelung und an den Fensterpfeilern)
- 1574
- Zwei Aufrisse der Stadt Lüneburg, von denen eines dem Heinrich Rantzau geschenkt wurde
- 1575
- Karte von Lüneburg und der Umgebung von Bienenbüttel im Süden, Winsen an der Luhe im Norden, Bleckede im Osten bis Heiligenthal (heutiges Südergellersen) im Westen. (Stadt Lüneburg, K8 A2(k))
- 1576
- Acht Geschichtsbilder auf Kupfertafeln für die Beamtenwohnung des Lüneburger Syndikus
- Aufriss der Lüneburger Landwehr mit den beanspruchten Grenzen der Lüneburger Gerichtshoheit (Hauptstaatsarchiv Hannover, Kartenabteilung 31 k/37pk; Papier, Bleistift und Federzeichnung, aquarelliert, 41 × 30,5 cm, Maßstab etwa 1:65000)
- 1577
- Abbildung von Harburger Schloss und Stadt Harburg (Detail einer größeren Karte?)
- Karte des Lauenburger Bereichs (Detail mit Duvensee in Stormarner Hefte Bd. 19 S. 53 ;LAS Abt.402 B IV Nr. 97; Foto LAS)
- 1580
- Aufriss der Lüneburger Landwehr mit den neuen Grenzen der Lüneburger Gerichtshoheit. (Hauptstaatsarchiv Hannover, Kartenabteilung 31 k/1pm)
- 1582
- Kleinarbeiten und Vergoldungen für die Johanneskirche in Lüneburg
- 1583
- Drei weitere Fürstenbilder im Fürstensaal des Lüneburger Rathauses (ca. 1578–1610 Erneuerung der alten Fürstenbilder)
- 1584
- Wiederherstellung des Stammbaums der Landesfürsten und einiger anderer gotischer Bilder
- Staffage von neun Schilder zwischen den Rathaustürmen am Markt
- 1586
- Ölgemälde für das Schreiberei-Sitzungszimmer im Lüneburger Rathaus
- Prospekt von Heide (Holstein)[3]
- 1587
- Prospekt von Hamburg, gestochen von Greve (Civitates Orbis Terrarum Bd. 4, Taf.36)
- Aufnahme des Schaalsees und Zeichnung der Schaalfahrt
- Aufriss der Fahrt bis zum Ratzeburger See
- 1588
- Landtafel der Grafschaft Holstein-Pinneberg, u. a. auch Abbildung von Harburg (Schloss Bückeburg)
- Mitwirkung beim Städteatlas Civitates Orbis Terrarum von Braun und Hogenberg; 1598 erschienen:
- Erstellung der Rantzau-Tafel
- 1591
- Aufriss der Fahrt aus der Ilmenau in die Leseke
- 1594
- Ölgemälde Jerusalem für Lüneburger Lambertikirche (Abbruch 1861)
- 1595
- Sechs Tafeln mit Artikeln des christlichen Glaubens für Lüneburger Michaeliskirche
- 1598/99
- Im 1. Obergeschoss der Lüneburger "Alten Raths-Apotheke" Ausmalung der Holzdecke mit Namen und Daten von Ärzten, Wissenschaftlern und Philosophen des 16. Jahrhunderts in lateinischer Sprache, eingefasst in Rollwerkkartuschen
- Eventuell auch Entwurf, Gestaltung und verschiedene Ausmalungen im gesamten Gebäude (Akte registrum provisorum apoteke AB 214, Stadtarchiv Lüneburg)
- 1600
- Aufriss der Luhe für Schiffer
- Datierung des Ölgemäldes Sieg der Gerechtigkeit und Tugend in Gefährdungen durch böse Mächte im Lüneburger Rathaus
- 1602
- Aufriss der Grafschaft Schauenburg
- 1605
- Karte von Schwerin
- 1606–1607
- Auffrischung alter und Herstellung neuer Fürstenbilder für den Fürstensaal im Lüneburger Rathaus und bis 1608 Ausmalung der Decke des Fürstensaals
- Vermutliche Fertigstellung des Gemäldes Tugend und Laster (auch bekannt unter dem Namen: Die Verleumdung des Apelles)[4] auf der zum Fürstensaal führenden Treppe.
- Bis 1610
- Auf Leinwand gemalte Allegorien zu Pflichten des Richters, Friede, Stadtregiment, Neues Jerusalem, deutsche Reichsversammlung in der Neuen Ratstube im Lüneburger Rathaus
- Undatiert
- Großes Gemälde Monarchienmann (Nebukadnezars Traum) in der Großen Ratsstube
- Karte Teil der Elbe von Borsfleth bis Oldegam (identisch mit der Karte von 1577?)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Karl Ernst Hermann Krause: Frese, Daniel. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 7, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 352.
- Editha Holm: Fre(e)se, Daniel. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 404 f. (Digitalisat).
- Hamburger Künstlerlexikon. 1854, und handschriftliche Zusätze im Exemplar des Hamburger Staatsarchivs.
- Wilhelm Mithoff: Mittelalterliche Künstler und Werkmeister Niedersachsens und Westfalens. 1885, S. 102, 103, google books.
- Rump: Lexikon der bildenden Künstler Hamburgs. 1912.
- Faulwasser: St. Katharinenkirche in Hamburg. S. 14, 30, 99.
- Kunstdenkmäler der Provinz Hannover. Band III Stadt Lüneburg.
- Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Band V, S. 325.
- Bau und Kunstdenkmäler Schleswig-Holsteins. Band I, S. 76 (Abb.); Band II, S. 112 und Band III, S. 19.
- Zeitschrift des Vereins für Hamburger Geschichte. Band II, S. 334; Band V, S. 263; Mitt. VII 578.
- Jahresbericht des Museums für Kunst und Gewerbe. Hamburg 1902, S. 10, 15.
- Kunst und Kunsthandwerk. Band 14, 1911, S. 477 f. und Abb. S. 471.
- Versteigerungskatalog der Sammlung Frisch. J. Hecht, Hamburg 1901, No 19.
- Jahrbuch der Bilder- und Kunstblätterpreise. Band 2, S. 106.
- Frese, Daniel. In: Ulrich Thieme (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 12: Fiori–Fyt. E. A. Seemann, Leipzig 1916, S. 408–409 (Textarchiv – Internet Archive). (mit Notizen von Theodor Raspe und Harry Schmidt).
- J. Skovgaard: In: Nordelbingen. Band 15, 1939, S. 110 ff., 123.
- L. Middelhauve: Die Landwehren der Stadt Lüneburg. in: Lüneburger Blätter. Band 1, 1950, Seiten 15–29.
- Klaus Groth (Architekt): Das Pinneberger Schloß und die Landtafel Daniel Freses von 1588. In: Heimatverband für den Kreis Pinneberg (Hrsg.): Jahrbuch für den Kreis Pinneberg 1968, S. 17–25.
- Reimer Witt: Die Anfänge von Kartographie und Topographie Schleswig-Holsteins 1475-1652, Heide in Holstein 1982. S. 27–39 und 54
- Katalog der Ausstellung Stadt im Wandel 1985, S. 145–146 Abb. 88 und S. 151 Abb. 94
- Dieter Beig: Schloß Pinneberg in der Großen Landtafel der Grafschaft Holstein-Schauenburg des Daniel Frese von 1588. In: Heimatverband für den Kreis Pinneberg (Hrsg.): Jahrbuch für den Kreis Pinneberg 1989, S. 17–20.
- Friedrich Gross: Lutherische Gerechtigkeit für einen Apelles von Lüneburg? Zum stiefmütterlich behandelten Hauptwerk von Daniel Frese im Rathaus der Salzstadt. In: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte, Jg. 39, 2000, S. 29–77
- Markus Tillwick: „Daniel Fresen dem Maler vor allerhande arbeitt…“ Die bemalte Holzdecke von 1598 im ehemaligen ersten Obergeschoss der „Alten Raths-Apotheke“ in Lüneburg. In: Edgar Ring im Auftrag der Lüneburger Stadtarchäologie e. V. (Hrsg.): Denkmalpflege in Lüneburg 2001. Lüneburg 2001.
- Friedrich Gross: Frese, Daniel. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 44, Saur, München u. a. 2005, ISBN 3-598-22784-1, S. 455–457.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Daniel Frese. Dithmarschen Wiki, abgerufen am 2. Mai 2011.
- Daniel Frese Preis für zeitgenössische Kunst. Kunstraum Leuphana Universität Lüneburg, abgerufen am 28. Juni 2021.
- Stadtansichten von Kiel im 16. u. 17. Jhd. Franz Obermeier (Universität Heidelberg), abgerufen am 7. Mai 2011.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Editha Holm: Fre(e)s, Daniel. In: Allgemeine deutsche Biographie & Neue deutsche Biographie. S. 404.
- ↑ Mitteilung des Kunstraums Lüneburg vom 1. Mai 2011.
- ↑ Museen Schleswig-Holstein und Hamburg
- ↑ Carolin George: Lauter Fragen um dieses Bild, Überraschung: Hamburgerin schenkt ihrer Tochter lang ersehnte Fotografie. In: Hamburger Abendblatt, 19. Februar 2009, Lüneburger Rundschau, 42/2009, S. 2
Personendaten | |
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NAME | Frese, Daniel |
ALTERNATIVNAMEN | Freese, Daniel |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Kartograph und Maler |
GEBURTSDATUM | 1540 |
GEBURTSORT | Meldorf |
STERBEDATUM | begraben 14. April 1611 |
STERBEORT | Lüneburg |