Darstellung im Tempel (Ambrogio Lorenzetti)

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Darstellung im Tempel (Ambrogio Lorenzetti)
Darstellung im Tempel
Ambrogio Lorenzetti, 1342
Tempera auf Holz,
257 cm × 168 cm
Uffizi Gallery; Florenz

Die Darstellung im Tempel ist ein Altargemälde aus dem Jahr 1342 von Ambrogio Lorenzetti, einem italienischen Maler des Spätmittelalters aus Siena. Es befindet sich in den Uffizien in Florenz unter der Inventarnummer Inv. 1890 Nr. 8346 und ist eines von fünf Gemälden, die mit Namen und Datum signiert sind.

Ursprünglich befand sich das Gemälde auf dem Altar des Hl. Crescentius in der Kathedrale von Siena. Es wurde als Teil eines Bildprogramms bestehend aus vier Altartafeln in Auftrag gegeben, die den Stadtpatronen gewidmet waren (Hl. Ansanus, Hl. Sabinus von Spoleto, Hl. Crescentius und Hl. Viktor) und in den Jahren 1330–1350 entstanden. Das Bildprogramm beinhaltete die Verkündigung mit der Hl. Margaret und des Hl. Ansanus von Simone Martini und Lippo Memmi, die Geburt der Jungfrau von Pietro Lorenzetti (1342, Altar des Hl. Sabinus), und eine Geburtsszene, heute in Einzelstücke zerlegt, die Bartolomeo Bulgarini zugeschrieben wird (1351, Altar des Hl. Viktor). Alle Gemälde sollten Geschichten aus dem Leben der heiligen Jungfrau zeigen und durch Duccio di Buoninsegnas Maestà abgeschlossen werden. Die Nutzung von Lapislazuli und teuren Farben verdeutlicht das hohe Prestige des Auftrags. Das neue Bildprogramm sollte die veralteten mittelalterlichen Altarretabel ersetzen.[1]

Zwei Beschreibungen des 15. Jahrhunderts – darunter ein Kircheninventar aus dem Jahr 1458[2] – erwähnen das Werk als Triptychon, das als Seitentafeln den Erzengel Michael und den Hl. Crescentius als Märtyrer mit seinem eigenen Kopf in einer Hand zeigte. Darunter soll sich eine Predella befunden haben. Bis auf die mittlere Haupttafel ist nichts mehr von der ursprünglichen Komposition erhalten.

Ein Jahrhundert später kopierten unter anderem die Maler Giovanni di Paolo und Bartolo di Fredi Lorenzettis Original. Erzherzog Ferdinand III. ließ seine Kopie im Jahr 1822 nach Florenz bringen. Es wurde 1913 Teil der Sammlung der Uffizien.

Innerhalb zweier schmaler Säulen befinden sich Maria (das Tuch haltend, in dem das Jesuskind lag), das Kind (mit sich bewegenden Füßen und Finger am Mund), sowie Simeon, der spricht und das Kind in seinen Armen hält. Ganz links steht Josef, begleitet von zwei Frauen: letztere haben keinen Nimbus und sind damit keine Heiligen. Auf der rechten Seite befindet sich die Prophetin Hanna mit einem lateinischen Schriftband in ihrer Hand, auf dem ein Zitat des Lukasevangeliums steht (Lk 2, 38 – Die trat auch hinzu zu derselben Stunde und pries Gott und redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.) Hinter dem Altar in der vertikalen Bildmitte steht der Hohepriester mit den Tauben für die Opferung. In der linken Hand hält er das Messer. Vor ihm brennt eine Flamme. Links vom Hohepriester stehen zwei weitere Priester oder Schriftgelehrte, die durch die Säulen und Simeon kaum sichtbar sind.

Das Gemälde zeigt mehrere Ereignisse aus dem Lukasevangelium: die Darstellung im Tempel (praesentatio), die Reinigung der Mutter nach der Geburt (purificatio), die Begegnung mit Simeon, seine Prophezeiung und die Begegnung mit der Prophetin Hanna nach Lk 2, 22–40. Die Darbringung des Kindes sollte an die Errettung der Erstgeburten in Ägypten nach 2. Moses 13, 2–15 erinnern. Nach 30 Tagen brachten die Eltern dem Priester ihr Erstgeborenes, um ihn auszulösen und symbolisch durch eine opfergabe aus dem Dienst des Tempels zu befreien. Gleichzeitig erfolgte auch die Reinigung der Mutter nach der Geburt, die eigentlich erst nah 40 Tagen geschehen sollte. Der Bildtradition entsprechend fasste Lorenzetti unterschiedliche Ereignisse zusammen, sodass sie parallel stattfinden. Er wählte genau den Augenblick, nachdem Simeon die prophetischen Worte (Lk 2, 34–35 – Siehe, dieser ist gesetzt zum Fall und zum Aufstehen für viele in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird. Und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen, damit vieler Herzen Gedanken offenbar werden) gesprochen hat, Jesus noch auf seinem Arm liegt und sich noch nicht zu seiner Mutter streckt.

Die Szene spielt in einer Kirche des gotischen Stils (ähnlich der Kathedrale in Siena) mit einem Mittelschiff und zwei Seitenschiffen, genauer gesagt einer dreischiffigen Basilika mit Chorumgang. Der Boden besteht aus bunt gemusterten Marmorfliesen mit geometrischen Sternenformen in rot und schwarz. Die Marmorsäulen in grün, rosa und beige tragen goldene Kapitelle mit Blattornamenten. Alle drei Kirchenschiffe sind durch ein dunkelblaues Kreuzrippengewölbe mit goldenen Sternen und hellrosa Rippen überdacht. Im Kirchenraum über den Priestern befindet sich eine Lünette mit zwei Engeln; sie halten einen Clipeus als Mandorla mit dem Motiv des Segnenden Christus. Die Lünetten der Seitenschiffe zeigen Propheten mit Schriftrollen. Die Fenster des Chorumgangs beinhalten Glasmalerei. Ursprünglich war der Chorumgang jedoch nicht geplant. Die Lünetten sollten tiefer angesetzt werden und die Öffnungen zum großen Teil mit Wänden verschlossen werden. Erst im Malprozess hat Lorenzetti die grünen Marmorsäulen und den Chorumgang hinzugefügt, um das Mittelschiff zu verlängern.[3] Die drei großen Rundbögen im Vordergrund, die eine Arkade bilden, sind abgeschnitten.

Während man tief in den Chor hineinsehen kann, blickt man gleichzeitig auf den Außenbau der Kirche, was die für das Trecento typische „Puppenhaus“-Architektur erzeugt. Der Außenbau der Kirche ist im oberen Teil mit einem Drachenfries und antikisierenden Ornamenten reich geschmückt, wie z. B. Eierstab, pflanzlichen Girlanden und Putten. Auf den Säulen im Vordergrund stehen Skulpturen von Moses, der die Tafeln der Zehn Gebote als Zeichen der Befreiung der Juden hält, und der Prophet Josua mit der Sonne als Zeichen der rituellen Reinigung in seiner Hand. Oben im linken Zwickel ist erneut Moses dargestellt, diesmal mit einer Schriftrolle, die die Reinigung der Mutter durch eine Opfergabe von zwei Tauben thematisiert (3. Moses 12, 8 – Vermag sie aber nicht ein Schaf aufzubringen, so nehme sie zwei Turteltauben oder zwei andere Tauben, eine zum Brandopfer, die andere zum Sündopfer; so soll sie der Priester entsühnen, dass sie rein werde). Im rechten Zwickel ist der Prophet Maleachi, ebenfalls mit einem Vers auf einer Schriftrolle über die Ankunft Jesu im Tempels als Gottes Bote, zu sehen (Maleachi 3, 1 – Siehe, ich will meinen Boten senden, der vor mir her den Weg bereiten soll. Und bald wird kommen zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht; und der Engel des Bundes, den ihr begehrt, siehe, er kommt). Lorenzetti nutzt gezielt Schriftrollen mit ausgewählten Bibelversen, um einerseits Gesetze und Erlösung gegenüberzustellen und miteinander zu verbinden, andererseits um die Handlung im Vordergrund zu erklären und einen Kontext zu schaffen.

Die polygonale Kuppel mit Tambour und Laterne nimmt das Grün und Rosa des Innenraums auf und schließt die Tafel nach oben hin ab.

Ambrogio Lorenzettis Darbringung im Tempel erfuhr eine schnell einsetzende, intensive, aber kurzwährende Rezeption. Vor allem Künstler aus und um Siena herum kopierten und reproduzierten Lorenzettis Original in Komposition, figürlicher Anordnung, Farbigkeit oder Räumlichkeit, wie z. B. Bartolo di Fredi, Sano di Pietro, Giovanni di Paolo und Paolo di Giovanni Fei.

Commons: Darstellung im Tempel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Henk van Os: Sienese Altarpieces 1215–1460. Form, Content, Function. Band 1 (1215–1344). Groningen 1984, S. 77.
  2. Hayden B. J. Maginnis: Ambrogio Lorenzetti. In: The Dictionary of Art. Band 19. London 1996, S. 668–672.
  3. George Rowley: Ambrogio Lorenzetti. 1 (Text). Princeton 1958, S. 21.