Das alte Mütterchen

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Illustration von Otto Ubbelohde, 1909

Das alte Mütterchen ist die achte von zehn Kinderlegenden im Anhang der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm (KHM 208; ATU 934C).

Eine einsame alte Frau klagt Gott an, weil ihre Söhne und alle Freunde tot sind. Sie hört läuten und findet die Kirche voll toter Verwandter, auch ihr Platz ist besetzt. Eine Muhme zeigt ihr ihre Söhne, die, wenn sie nicht jung gestorben wären, an den Galgen und ans Rad gekommen wären. Sie geht heim, dankt Gott und stirbt.

Die stilistisch als Legende hergerichtete Sage steht ab der 2. Auflage (1819) als Kinderlegende Nr. 8. Grimms Anmerkung verortet sie in Hessen und vergleicht Geisterkirche in Deutsche Sagen, Nr. 175. Die Vorstellung eines Gottesdienstes der Toten wurde ab dem 4. Jahrhundert in Heiligenviten, später Wunderberichten und Exempelsammlungen überliefert. Vor allem ältere Versionen schildern den Seher als besonders Begnadeten, der dann selig wird. Die Frühe Neuzeit verbindet sie mit der Erlösung armer Seelen. Aber auch seit Antike geläufige Vorstellungen über schlimme Folgen von Geistersichtigkeit sind hier erkennbar.[1]

  • Brüder Grimm: Kinder- und Hausmärchen. Mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Band 3: Originalanmerkungen, Herkunftsnachweise, Nachwort (= Universal-Bibliothek 3193). Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichten Märchen und Herkunftsnachweisen herausgegeben von Heinz Rölleke. Nachdruck, durchgesehene und bibliografisch ergänzte Ausgabe. Reclam, Stuttgart 1994, ISBN 3-15-003193-1, S. 275–276, 518.
  • Hans-Jörg Uther: Handbuch zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. de Gruyter, Berlin 2008, ISBN 978-3-11-019441-8, S. 417–419.

Einzelnachweise

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  1. Hans-Jörg Uther: Handbuch zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. de Gruyter, Berlin 2008, ISBN 978-3-11-019441-8, S. 417–419.
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