Das neue Ghetto
Daten | |
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Titel: | Das neue Ghetto. Schauspiel in 4 Acten |
Gattung: | Schauspiel |
Originalsprache: | Deutsch |
Autor: | Theodor Herzl |
Erscheinungsjahr: | 1897 |
Uraufführung: | 5. Januar 1898 |
Ort der Uraufführung: | Carltheater |
Ort und Zeit der Handlung: | Wien. – Zeit: 1893. |
Personen | |
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Das neue Ghetto ist ein Schauspiel in vier Akten von Theodor Herzl.
Inhalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Mittelpunkt des Dramas steht der junge jüdische Rechtsanwalt Dr. Jacob Samuel.
Im 1. Akt findet seine Heirat mit der ebenfalls jüdischen Hermine statt.
Im 2. Akt werden Jacobs Geldprobleme offenbart. Als erster Helfer aus der Not erscheint sein Freund Franz Wurzlechner, dessen finanzielle Hilfe er aber ablehnt, nachdem sich Wurzlechner von ihm lossagt, da er als (christlicher) Politiker Karriere machen möchte und die durch die Heirat nun vergrößerte jüdische Familie von Jacob keinen geeigneten Umgang mehr für ihn darstelle. Darauf erhält er Besuch von seinem Schwager Rheinberg und dessen Agenten, dem Börsianer Wasserstein. Rheinberg hilft ihm mit Geld und möchte Jacob im Gegenzug als Advokat gewinnen, um den Kauf einer Kohlemine abzuwickeln. Deren Eigentümer, Rittmeister von Schramm, ist Jacob aus einer feindselig verlaufenen Begegnung bekannt. Doch nach einem Gespräch mit Vednik, einem der Minenarbeiter, nimmt sich Jacob stattdessen der Sache der Arbeiter an, die in der Mine täglicher Lebensgefahr ausgesetzt sind. Das Geld von Rheinberg gibt er zurück.
Im 3. Akt ist ein Minenunglück passiert. Schramm ist ruiniert, während Wassermann durch geschicktes Agieren mit Kohlenaktien profitiert. Schramm wirft Jacob vor, die Arbeiter zum Streik aufgefordert zu haben. Dieser antwortet, er habe sich in seiner Sorge um die Arbeiter ihrer Sache angenommen: „Der Jude tat die Christenpflicht.“ Nach einem Streit und einer Ohrfeige, die Jacob dem Rittmeister verpasst, kündigt sich ein Duell an.
Im 4. Akt findet dieses Duell statt. Jacob wird sterbend auf die Bühne getragen. Neben seiner Familie ist auch sein Freund Franz wieder bei ihm. Er stirbt mit den Worten: „Ich will – hinaus!... (Sehr stark.) Hinaus – aus – dem – Ghetto!“
Entstehung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Stück war 1894 fertig gestellt. Arthur Schnitzler half Herzl, der damals noch in Paris lebte, das Stück bei Wiener Theatern unterzubringen.[1] Die Uraufführung fand am 5. Jänner 1898 im Carltheater in Wien statt. Hermann Bahr urteilte: „Auch sein neues Stück, das jetzt im Carltheater mit dem größten Erfolge aufgeführt worden ist, soll für sie wirken: für den Zionismus agitieren. Es ist kein Drama. Das Drama beschwichtigt uns, hier werden wir aufgereizt. Das Stück will zeigen, dass wir den Juden niemals aus dem Ghetto lassen. Dies thut es mit Temperament, Witz und einer dramatischen Kraft, die im letzten Acte theatralischer wird, als man einem so feinen Geschmacke zugetraut hätte.“[2]
Ausgaben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Das neue Ghetto (Volltext im German Drama Corpus)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wolfgang Sabler: Antisemitismus und Dramaturgie. In: Horst Turk, Jean-Marie Valentin (Hrsg.): Aspekte des politischen Theaters und Dramas von Calderón bis Georg Seidel. Bern: Lang 1996, S. 229–254.
- Jörg Thunecke: The Jewish Question in Herzl's Play Das neue Ghetto. In: Ritchie Robertson, Edward Timms (Hrsg.): Theodor Herzl and the Origins of Zionism. Edinburgh: Edinburgh University Press 1997, S. 62–73.
- Leif Ludwig Albertsen: Theodor Herzl als reifer Dramatiker Gedanken um sein Schauspiel Das neue Ghetto. In: Orbis Litterarum. 56. Jahrgang, Nr. 1 (Februar 2001), S. 37–55. (doi:10.1034/j.1600-0730.2001.d01-32.x)
- Péter Varga: „Aber die Mauern sind doch gefallen.“ Grenzerfahrungen assimilierter Juden in Theodor Herzls Schauspiel Das neue Ghetto. In: András F. Balogh, Erhard Schütz (Hrsg.): Regionalität und Fremde. Literarische Konstellationen, Visionen und Konzepte im deutschsprachigen Mitteleuropa. Berlin: Weidler 2007, S. 139–150.
- Andrea Livnat: „Hinaus – aus – dem – Ghetto!“ Beschreibungen des Antisemitismus in Theodor Herzls literarischem Werk. In: Hans-Joachim Hahn, Olaf Kistenmacher: Beschreibungsversuche der Judenfeindschaft II: Antisemitismus in Text und Bild – zwischen Kritik, Reflexion und Ambivalenz. Berlin, Boston: De Gruyter Oldenbourg 2019, S. 123–140. (doi:10.1515/9783110541977-006)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Arthur Schnitzler: Tagebucheintrag zum Mittwoch, 5. Jänner 1898. Abgerufen am 13. Juni 2024.
- ↑ Hermann Bahr: Das neue Ghetto. (Schauspiel in vier Acten von Theodor Herzl. Zum ersten Mal aufgeführt im Carltheater am 5. Jänner 1898). In: Die Zeit, Jg. 14, 8. Januar 1898, S. 28.