David Woodard

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Woodard im Jahr 2020

David James Woodard ([ˈwʊdɑːrdAudiodatei abspielen; * 6. April 1964 in Santa Barbara, Kalifornien) ist ein US-amerikanischer Dirigent und Schriftsteller. Seine Ausfertigungen der Dreamachine wurden weltweit in zahlreichen Ausstellungen präsentiert. In Deutschland verfasste er Beiträge für die Zeitschrift Der Freund (2004–2006). In seinen Essays und Reiseberichten setzt er sich u. a. intensiv mit dem paraguayischen Nueva Germania und der zeitweise dort ansässigen Elisabeth Förster-Nietzsche auseinander.

Woodard wechselte häufig seinen Studienort und studierte an der University of California, Santa Barbara, der New School for Social Research, der Columbia University, der San Francisco State University und der San Francisco Conservatory of Music.

2003 wurde er zum Stadtrat des kalifornischen Juniper Hills (Los Angeles County) gewählt. In dieser Eigenschaft schlug er eine Städtepartnerschaft mit dem paraguayischen Nueva Germania vor, das im 19. Jahrhundert von deutschen Auswanderern als „Zufluchtsort der arischen Rasse“ gegründet worden war. Um diesen Plan voranzutreiben, besuchte Woodard den dortigen Gemeinderat. Nach seinem Besuch verfolgte er den Plan nicht weiter, hatte aber in der Stadt ein Studienobjekt gefunden, das er in der Folge mehrfach in Artikeln und Interviews beschrieb. Besonders interessiert ihn dabei der Aufenthalt von Nietzsches Schwester Elisabeth, die dort zwischen 1886 und 1889 lebte. Woodard organisierte in der Folge Gruppenreisen nach Nueva Germania[1] und gewann auch die Unterstützung des damaligen US-Vizepräsident Dick Cheney für die Kolonie.[2]

Im Frühlingstrimester 2006 war Woodard Dozent an der vom Berliner Autor und Konzeptkünstler Rafael Horzon gegründeten Wissenschaftsakademie Berlin. Titel der zusammen mit Christian Kracht und dem Komponisten Christian von Borries geleiteten Veranstaltung war „Nueva Germania—Gescheiterte Eugenik im Dschungel Paraguays“.[3][4]:240–256

Woodard und Burroughs vor einer Dreamachine im Jahr 1997[5]:142–146

„Dreamachine“

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1989 baut David Woodard Exemplare der „Dreamachine“ nach, die in den 1960er Jahren von Brion Gysin und Ian Sommerville (1940–1976) entwickelt wurde. Es handelt sich dabei um einen Zylinder, der um eine Lichtquelle rotiert. In den Zylinder sind verschieden geformte Löcher gestanzt, dadurch entsteht beim schnellen Drehen der „Dreamachine“ ein stroboskopartiger Effekt. Dieser trifft auf die geschlossenen Augenlider und erzeugt intensive Farb- und Lichtvisionen, wodurch Bilder im Gehirn stimuliert werden sollen, die denen eines Drogenrausches oder eines Traumes ähneln sollen.[6]

Woodards „Dreamachine“ wurde mehrfach ausgestellt, zuerst 1996 im Los Angeles County Museum of Art als Teil der Ausstellung „Ports of Entry – William S. Burroughs and the Arts“.[7][8]

1997 schenkte er dem Schriftsteller William S. Burroughs zu dessen 83. Geburtstag ein „Bohemien-Model“, das eine Leihgabe des Estate William S. Burroughs an das Spencer Museum of Art wurde.[9] Anlässlich einer Gedenkveranstaltung für Burroughs baute Woodard eine mit Hermelinpelz behangene „Dreamachine“, die im Jahre 2000 bei Sotheby’s zu einem hohen Preis versteigert wurde.[10][11]

Weitere Projekte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit den 1990er Jahren steht Woodard auch für die Kunstform des „Prequiem“ (ein Neologismus aus Requiem und der Vorsilbe „pre“), in der er auf Eigen- oder Fremdinitiative hin individualisierte Musikstücke komponiert und während des Ablebens einer Person oder eines Tieres zur Aufführung bringt.[12]:152–153 Diese an buddhistische Traditionen erinnernde Praxis bot Woodard mehreren Personen des öffentlichen wie nichtöffentlichen Lebens an[13] bzw. brachte das jeweilige Prequiem auch zur Aufführung.[14] Woodard bezeichnet sich selbst als „an artist who is fed up with much of the pretentious nonsense that has come to define Western culture“.[15] Er verwendet bunte Tinten, um Musikpartituren vorzubereiten.[16]:173

Veröffentlichungen (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Commons: David Woodard – Album mit Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Kober, H.: „In, um und um Germanistan herum“. In: taz, 18. Mai 2006.
  2. Wiederstein, M.: „Der Rivellatrinker“. In: Schweizer Monat, Oktober 2012.
  3. Maus, S.: „Oh, wie schön ist Paraguay“. In: Süddeutsche Zeitung, 21. März 2006.—Vgl. außerdem die offizielle Webseite zu Veranstaltung.
  4. Horzon, R.: Das weisse Buch. Berlin: Suhrkamp, 2011 (S. 240–256).
  5. Chandarlapaty, R.: „Woodard and Renewed Intellectual Possibilities“. In: Seeing the Beat Generation. Jefferson, NC: McFarland & Company, 2019 (S. 142–146).
  6. Woodard, D.: „The Dreamachine“, für PROGRAM | initiative for art + architecture collaborations, Berlin, November 2006.
  7. Knight, C.: „The Art of Randomness“. In: Los Angeles Times, 1. August 1996.
  8. Bolles, D.: „Dream Weaver“. In: LA Weekly, 26. Juli—1. August 1996.
  9. Spencer Museum of Art: Dreamachine, University of Kansas.
  10. Allen, M.: „Décor by Timothy Leary“. In: The New York Times, 20. Januar 2005.
  11. Stirt, J. A.: „Brion Gysin's Dreamachine—still legal, but not for long“. In: bookofjoe, 28. Januar 2005.
  12. Allen, B.: Pelican. London: Reaktion Books, 2019 (S. 152–153).
  13. Anon.: „Composer creates fanfare“. BBC, 11. Mai 2001.
  14. Reich, K.: „Family to Sue City, Firms Over Angels Flight Death“. In: Los Angeles Times, 16. März 2001.
  15. Kim, T. K.: „Terror Tunes“. In: Intelligence Report (SPLC), Sommer 2005.
  16. Kracht, C., & Nickel, E.: Gebrauchsanweisung für Kathmandu und Nepal: Überarbeitete Neuausgabe. München: Piper Verlag, 2012 (S. 173).