Deliveroo

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Deliveroo Holdings plc

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Rechtsform Public limited company[1]
ISIN GB00BNC5T391
Gründung 2013
Sitz London, Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Leitung Will Shu (CEO), Greg Orlowski, Dan Winn (CTO), Rohan Pradhan (COO)
Mitarbeiterzahl 2300 (2020), über 100.000 selbständige Kuriere
Umsatz 476 Mio. GBP (2018)
Branche Onlinedienste
Website https://deliveroo.co.uk

Deliveroo ist ein britischer Online-Lieferdienst, der seine Kunden mit Gerichten aus verschiedenen Partner-Restaurants beliefert. Gegründet wurde er 2013 von Will Shu und Greg Orlowski in London. Das Unternehmen operiert mittlerweile auch in den Niederlanden, Frankreich, Belgien, Irland, Spanien, Italien, Australien, Singapur, Dubai und Hongkong.[2] Das Unternehmen ist im Bereich der Gig Economy tätig, in dem es kleine Aufträge an Fahrer vergibt, die formal als Freiberufler oder geringfügig Beschäftigte tätig sind. Die Geschäftstätigkeit in Deutschland wurde Anfang August 2019 eingestellt.

Deliveroo-Kurier in Hongkong

Die Fahrer bei Deliveroo sind nicht angestellt, sondern werden, ebenso wie bei den Konkurrenten, als selbständige Kleingewerbetreibende eingesetzt.

Einige werfen dem Unternehmen daher die Beschäftigung von Scheinselbständigen vor. Der Tagesspiegel schrieb über die Mitarbeiter, Streik sei für Selbständige nicht vorgesehen, und es gebe kaum Möglichkeiten zur effektiven Beschwerde.[3]

Im Sommer 2016 führte Deliveroo im Vereinigten Königreich ein neues Vergütungssystem für seine Fahrer ein, was zu einem sechstägigen Protest der Fahrer führte. In den neuen Verträgen sollen nur Essens-Kuriere eine Konzession erhalten, die bereit sind, in neue Liefergebiete zu fahren.

Im Vereinigten Königreich erhielten die selbständig arbeitenden Fahrer einen Grundlohn von 7 Pfund pro Stunde, zusätzlich 1 Pfund für jede Lieferung. Nach dem neuen System sollen nur noch die Lieferungen mit 3,75 Pfund vergütet werden. Das Department for Business, Energy and Industrial Strategy schaltete sich in den Konflikt ein und forderte, dass Fahrer den „national living wage“ von 7,20 Pfund pro Stunde verdienen müssten.[4][5]

In Deutschland wurde versucht, die Bildung eines Betriebsrats zu verhindern.[6]

Am 23. Juli 2019 entschied ein Madrider Gericht, dass das Unternehmen 523 gekündigte Beschäftigte wieder einstellen muss. Es stellte in der Urteilsbegründung fest, dass die Betroffenen rechtlich als Arbeitnehmer und damit nicht als Selbständige zu betrachten sind. Damit ging die Forderung an den Konzern einher, Sozialversicherungsbeiträge in Höhe von 1,2 Millionen Euro nachzuzahlen.[7]

Aufgabe des Deutschlandgeschäfts

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Am 12. August 2019 teilte Deliveroo in einer Mail an registrierte Kunden mit, zum 16. August 2019 den Betrieb in Deutschland einzustellen. Begründet wird dies mit der Erschließung lukrativerer Märkte in anderen Ländern.[8] Bereits im August 2018 hatte das Unternehmen die Belieferung kleinerer Orte in Deutschland zugunsten der Metropolen Berlin, München, Köln, Hamburg und Frankfurt eingestellt[9] und arbeitete dort mit über 1000 Fahrern und 2500 Restaurants zusammen.[10] Ein Jahr später erfolgte dann der Rückzug aus Deutschland, um nach eigenen Angaben „das Wachstum und die Expansion in den anderen europäischen Märkten sowie der Asien-Pazifik-Region zu beschleunigen“.[11]

2019 hat sich Amazon in einer Finanzierungsrunde an Deliveroo beteiligt und die eigenen Lieferdienste Amazon Restaurant und Daily Dish eingestellt.[11]

Im März 2021 erklärten sechs große britische Investmentfirmen, keine Deliveroo-Aktien in ihre Depots aufzunehmen. Sie würden angesichts der Arbeitsbedingungen der Fahrer und mangelndem Unternehmenseinfluss keine Investitionen in die Firma tätigen. Als Hauptgrund nannten diese Investoren neben den beschränkten Stimmrechten für Neuaktionäre ihre Befürchtung, dass sich die aus Unternehmenssicht günstigen Arbeitsbedingungen der Fahrer nicht mehr lange aufrechterhalten lassen und somit einen Risikofaktor für die künftige Profitabilität darstellen.[12]

Am 31. März 2021, dem ersten Tag der Kapitalisierung an der Londoner Börse, fiel die Aktie um ein Viertel und stellte nach Aussagen von Bankern den „schlechtesten Börsengang der Londoner Geschichte“ dar.[13] Beim Börsengang reduzierte Amazon seine Beteiligung von 15,8 auf 11,5 %. Der CEO Will Shu hielt nach der erfolgten Listung 57,5 % der Stimmrechte.[14]

Am 9. August 2021 gab der Konkurrent Delivery Hero bekannt, 5,09 % an Deliveroo erworben zu haben.[15]

Commons: deliveroo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Impressum - Deliveroo. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2017; abgerufen am 3. März 2017.
  2. Adam Satariano: Deliveroo Raises $275 Million to Escalate Food-Delivery Wars. In: Bloomberg.com. Abgerufen am 15. August 2016.
  3. Berliner Wirtschaft: Wird Deliveroo vom Hoffnungsträger zum Ausbeuter? In: www.berlinonline.de. 24. Mai 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. August 2016; abgerufen am 15. August 2016.
  4. Hilary Osborne, Sean Farrell: Deliveroo workers strike again over new pay structure. In: The Guardian. 15. August 2016, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 16. August 2016]).
  5. The Government says employers like Deliveroo can’t 'simply opt out of the National Living Wage'. 13. August 2016, abgerufen am 16. August 2016 (britisches Englisch).
  6. Deutschlandfunk, Campus und Karriere: Digitale Tagelöhner. Ausbeutung durch Crowdworking, Plattformökonomie und Startups, Sendung vom 27. April 2019
  7. Carmela Negrete: Von wegen selbstständig. In ver.di Publik 5/2019, S. 8
  8. Matthaes Verlag GmbH, Stuttgart Germany: Deliveroo verlässt den deutschen Markt. Abgerufen am 12. August 2019.
  9. Lieferdienste unter Druck: Deliveroo verlässt zehn deutsche Städte. In: Spiegel Online. 16. August 2018 (spiegel.de [abgerufen am 12. August 2019]).
  10. Deliveroo: Lieferdienst verlässt Deutschland. Abgerufen am 12. August 2019.
  11. a b Delivery: Amazon zieht sich aus Restaurantgeschäft zurück. In: food-service.de. 17. Juni 2019, abgerufen am 23. Juni 2019.
  12. Dominic O’Connel: More big investors shun Deliveroo over workers' rights. BBC News, 25. März 2021 (abgerufen am 26. März 2021)
  13. Financial Times: "Disaster strikes as Deliveroo becomes ‘worst IPO in London’s history’"
  14. https://www.bloomberg.com/news/articles/2021-03-23/amazon-to-sell-deliveroo-stake-worth-up-to-148-million-in-ipo
  15. @1@2Vorlage:Toter Link/www.t-online.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Februar 2024. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.