Der Affe und die Katze
Der Affe und die Katze (französisch: Le Singe et le Chat) ist die 17. Fabel in der Fabelsammlung des französischen Dichters Jean de La Fontaine. Auf diese Fabel gehen die deutschen Redewendungen für einen anderen die Kastanien aus dem Feuer holen und sich die Pfoten verbrennen[1] sowie die englische Redewendung "Cat's paw" zurück.[2]
Eine Katze und ein Affe, ein Gaunerpaar, sehen, dass in den Kohlen Kastanien geröstet werden. Die Katze holt die heißen Kastanien aus dem Feuer und verbrennt sich dabei die Pfoten, während der Affe diese Kastanien alleine frisst, ohne sich selbst zu verbrennen bzw. ohne mit der Katze zu teilen, wie zuvor vereinbart. Die Geschichte zeigt, wie eine Situation auf Kosten der Mitmenschen ausgenutzt wird.[3]
Varianten der Vorgängerversion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Quelle verwendete La Fontaine eine bereits existierende Fabel von Äsop, wo jedoch der Affe die Katze überlistet, ihre Pfote zu benutzen, um die Kastanien aus der Glut zu holen.[4]
Baltasar Gracián behauptete in seinem Handorakel und Kunst der Weltklugheit, dass das Sprichwort von den verbrannten Pfoten auf eine wahre Begebenheit am Hof des Papstes Julius II. zurückgehe: Dessen Kammerdiener rösteten Kastanien und wurden plötzlich abberufen. Ein als Haustier gehaltener Affe wollte an die gerösteten Kastanien heran. Anscheinend muss er davor beobachtet haben, wie die Menschen einen Schürhaken benutzten, so fing er sich eine Hauskatze ein und benutzte deren Pfote, um die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Das Geschrei der gepeinigten Katze rief die Diener wieder herbei.[5]
In La Fontaines Version setzt der Affe seine Überredungskunst ein, um die Katze dazu zu bringen, sich freiwillig in Gefahr zu begeben, um ihre Geschicklichkeit zu beweisen. Der Moralist zeigt, dass durch das Appellieren an ihre Eitelkeit die Menschen sowohl zum Handeln bewegt als auch unter Druck gesetzt werden können. Der Täuschungsversuch des Affen ist umso erfolgreicher, als die plötzlich erscheinende Magd das Vorhaben unterbricht, und die Katze gar nicht merkt, dass sie betrogen wurde: Der Täuscher und die Getäuschte kommunizieren in derselben Unzufriedenheit. Diese abrupte Wendung der Geschichte ist die Erfindung von La Fontaine.[6][7]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Rolf Wilhelm Brednich, Heidrun Alzheimer, Hermann Bausinger, Wolfgang Brückner, Daniel Drascek: Prüfung - Schimäremärchen. Walter de Gruyter, 2011, ISBN 978-3-11-089606-0, S. 449 (google.de [abgerufen am 10. Dezember 2020]).
- ↑ Jean de La Fontaine: Œuvres: sources et postérité d'Esope à l'Oulipo. Editions Complexe, 1995, ISBN 978-2-87027-562-7, S. 902 (google.de [abgerufen am 10. Dezember 2020]).
- ↑ Lafontaine's Fabel. S. 189, abgerufen am 10. Dezember 2020.
- ↑ Robert Allen Palmatier: Speaking of Animals: A Dictionary of Animal Metaphors. Greenwood Publishing Group, 1995, ISBN 978-0-313-29490-7, S. 70 (google.de [abgerufen am 17. Dezember 2020]).
- ↑ Baltasar Gracián: Handorakel und Kunst der Weltklugheit. Reclam Verlag, 2020, ISBN 978-3-15-961768-8, S. 193 (google.de [abgerufen am 17. Dezember 2020]).
- ↑ Jean de La Fontaine: Œuvres: sources et postérité d'Esope à l'Oulipo. Editions Complexe, 1995, ISBN 978-2-87027-562-7, S. 902 (google.de [abgerufen am 10. Dezember 2020]).
- ↑ Fable Jean de La Fontaine : le singe et le chat. Abgerufen am 10. Dezember 2020.