Der Christbaum ist der schönste Baum
Der Christbaum ist der schönste Baum ist ein deutschsprachiges Weihnachtslied, das im Jahr 1842 mit dem Text von Johannes Carl und einer Melodie von Georg Eisenbach in Hanau entstand.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Den Text schuf der aus Nauheim stammende evangelische Theologe, Konsistorialrat und Dichter Johannes Carl (1806–1887), der zu dieser Zeit Pfarrer an der Johanneskirche in Hanau war.[1][2][3] Den Text veröffentlichte Carl später auch in seinem 1875 erschienenen umfangreichen Band seiner gesammelten Gedichte. Die Melodie komponierte Georg Eisenbach,[4][5][6] Kantor an der Hanauer Marienkirche und Lehrer an der dortigen Mädchenschule.[7][8] Das Lied umfasste ursprünglich 12 Strophen, von denen heute üblicherweise nur vier in den Gesangbüchern abgedruckt werden. Es wurde 1842 als Einzelblatt in Hanau gedruckt und zum Preis von 4 Kreuzern verkauft.[9][10]
Inhalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Weihnachtsbaum hielt ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verstärkt Einzug in die Wohnstuben des deutschen Bürgertums und wurde ab dieser Zeit auch in weiteren Weihnachtsliedern wie O Tannenbaum (Ernst Anschütz, 1824) oder Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen (Hermann Kletke, 1841) besungen.
Der Kirchenmusiker Martin Rößler zählt das Lied zu einer Menge von Liedern, die keinen Versuch mehr unternehmen, christliche Inhalte in die Form geistlicher Volkslieder zu transformieren. „Sie beschäftigen sich sogleich mit den weihnachtlichen Stimmungsträgern, mit den Surrogaten christlicher Verkündigung, und lassen der Rührung und Stimmung vollen Lauf; […]“[11] Demgegenüber weist die Volkskundlerin Ingeborg Weber-Kellermann darauf hin, dass der Text des Liedes den mystischen Gedankengang enthalte, der neugeborene Christus wähle das Herz des Kindes zum Garten für seinen Wunderbaum.[12] Das Lied ist in vielen Weihnachtspotpourris zu finden.[12]
Melodie und Text
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Heute verbreitete Fassung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Christbaum ist der schönste Baum,
den wir auf Erden kennen.
Im Garten klein, im engsten Raum,
wie lieblich blüht der Wunderbaum,
wenn seine Lichter brennen,
wenn seine Lichter brennen, ja brennen.
Denn sieh, in dieser Wundernacht
ist einst der Herr geboren,
der Heiland, der uns selig macht.
Hätt’ er den Himmel nicht gebracht,
wär’ alle Welt verloren, verloren.
Doch nun ist Freud’ und Seligkeit,
ist jede Nacht voll Kerzen.
Auch dir, mein Kind, ist das bereit’t,
dein Jesus schenkt dir alles heut’,
gern wohnt er dir im Herzen, im Herzen.
O lass ihn ein, es ist kein Traum,
er wählt dein Herz zum Garten,
will pflanzen in den engen Raum
den allerschönsten Wunderbaum
und seiner treulich warten, ja warten.
Originalfassung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Metropolitan Ferdinand Riebeling wies schon 1897 darauf hin, dass die oft in Schulliederheften nachgedruckte Melodie „regelmäßig recht willkürlich verändert und gegen das Original entschieden verschlechtert“ wurde.[9] Insbesondere der ungewöhnliche Sextsprung nach dem Auftakt scheint immer wieder zu Veränderungen des Melodieanfangs anzuregen. Auch hatte es sich schon im 19. Jahrhundert eingebürgert, dass viele Liederbücher nur die 1., 6., 7. und 8. Strophe abdruckten, was möglicherweise der Verwendung in Kindergottesdiensten geschuldet war, in deren Zusammenhang die weiteren Strophen nicht gut passten.[9][13] Zum Vergleich folgt daher hier die unveränderte Originalfassung des Liedes:
Der Christbaum ist der schönste Baum, |
Doch nun ist Freud’ und Seligkeit, |
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Christa Holtei, Tilman Michalski: Das große Familienbuch der Weihnachtslieder. Sauerländer, Düsseldorf 2008, ISBN 978-3-7941-7629-8, S. 42 f.
- Ferdinand Riebeling: Das Weihnachtskinderlied: „Der Christbaum ist der schönste Baum“. In: Hessenland, 1897, Nr. 23, S. 310–313, 326–327 (Digitalisat).
- Ingeborg Weber-Kellermann: Das Buch der Weihnachtslieder. 10. Auflage. Atlantis, Zürich 2003, ISBN 3-254-08213-3, S. 214–215.
- Hans Christoph Worbs: Das große Buch vom deutschen Volkslied. Fackelträger, Hannover 1969, S. 113.
- Mitteilungen des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, 1909/10, S. 76 f. (online).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Der Christbaum ist der schönste Baum, Volksliederarchiv
- Der Christbaum ist der schönste Baum, Liederarchiv
- Der Christbaum ist der schönste Baum auf YouTube – Chor der Königlichen Hofoper, ca. 1910
- Der Christbaum ist der schönste Baum auf YouTube – Thomanerchor Leipzig, Leitung Hans-Joachim Rotzsch
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hans Hermann Fries: CARL, Johannes. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 34, Bautz, Nordhausen 2013, ISBN 978-3-88309-766-4, Sp. 141–143.
- ↑ Pfarrchronik (Teil 8) der Ev. Kreuzgemeinde Frankfurt-Preungesheim, abgerufen am 12. März 2019
- ↑ Werke von "JOHANNES KARL" (1806–1887) bei deutscheslied.com
- ↑ Lebensdaten nicht bekannt. Friedrich Haarhaus identifiziert Eisenbach mit Georg Riedesel zu Eisenbach (1812–1881); diese Zuordnung erscheint jedoch unwahrscheinlich.
Friedrich Haarhaus: Alle Jahre wieder. Das große Buch der Advents- und Weihnachtslieder. St. Benno, Leipzig 2013, ISBN 978-3-7462-3798-5, S. 152–153 u. 223. - ↑ http://viaf.org/viaf/80211185
- ↑ GND 135479517
- ↑ Kurfürstlich Hessisches Hof- und Staatshandbuch auf das Jahr 1843. Verlag des reformirten Waisenhauses, Kassel 1843, S. 338 (Digitalisat in der Google-Buchsuche)
- ↑ Königlich Preussischer Staatsdienst-Kalender für den Regierungsbezirk Cassel auf das Jahr 1872. Verlag des reformirten Waisenhauses, Kassel 1872, S. 118 (Digitalisat).
- ↑ a b c d Ferdinand Riebeling: Das Weihnachtskinderlied: „Der Christbaum ist der schönste Baum“. In: Hessenland, 1897, Nr. 23, S. 310–313, 326–327 (Digitalisat).
- ↑ Wilhelm Schoof: Die deutsche Dichtung in Hessen: Studien zu einer hessischen Litteraturgeschichte. N.G. Elwert, 1901, S. 171 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Martin Rößler: Da Christus geboren war … Texte, Typen und Themen des deutschen Weihnachtsliedes (= Calwer Theologische Monographien. Band 7). Calwer, Stuttgart 1981, ISBN 3-7668-0680-7, S. 252 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ a b Ingeborg Weber-Kellermann: Das Buch der Weihnachtslieder. 10. Auflage. Atlantis, Zürich 2003, ISBN 3-254-08213-3, S. 214–215.
- ↑ Walter Schulz: Reichssänger. Schlüssel zum deutschen Reichsliederbuch. Ott, Gotha 1930, S. 26 f.